„Ein neues Land“ - Eine Graphic Novel über das Fremdsein ganz ohne Worte
Eine Unterrichtsidee nicht nur für Schulklassen mit Geflüchteten
Der Australier Shaun Tan sagte zu meinem Erstaunen in einem Interview für die TAZ 2009 anlässlich der Verleihung des Deutschen Jugendbuchpreises für seine Graphic Novel „Ein neues Land“: „Wenn ich ein Buch mache, ist das eher eine egoistische Angelegenheit. Ich denke nicht an die Leser.“
Das mag so sein, dennoch ist sein Buch „Ein neues Land“ eine wunderbare und wundersame Geschichte über Migration und Fremdsein, die ganz ohne Worte auskommt und deshalb gerade junge Menschen ansprechen wird, die fremd in unseren Schulen und der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Deshalb und weil die Illustrationen auch für alle Betrachter:innen vertraut und fremd zugleich sind, erzählt es nicht nur vom Fremdsein in einem neuen Land, sondern lässt die Betrachter:innen sich selbst beim Schauen und dem Versuch, die Bilder zu verstehen, fremd fühlen. Ein großes Kunststück! Auf der Rückseite des Einbandes heißt es zurecht: „Diese Graphic Novel ist die Geschichte eines jeden Migranten, jeden Flüchtlings, jeden heimatlosen Menschen und eine Hommage auf alle, die ebendiese Reise angetreten sind.“
Für die Arbeit mit diesem Buch im Religionsunterricht gibt es zum einen sehr gute Impulse für den Unterricht von „education21“, dem Portal für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Schweiz, wobei ich die dortige Zuordnung in die Schulstufe „Kindergarten bis Sek I“ nicht nachvollziehen kann. Ich würde die Graphic Novel aufgrund ihrer komplexen Bildsprache vor allem für die Sek I als geeignet einstufen.
Zum anderen gibt es eine sehr gute Buchbesprechung von Lennart Kühl, der zu einzelnen Illustrationen aus der Graphic Novel junge Migrant:innen aus Syrien und Eritrea zu Wort kommen lässt, die ihre eigenen Erfahrungen in den Bildern wiederfinden und mit ihren Erzählungen die surreale Welt von Shaun Tan reale Gegenwart werden lassen. Eine Idee, die im Unterricht sehr gut aufgenommen werden kann.