
Einheit in der Vielfalt - Zur Situation der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland
von Walter Homolka
Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland steht aktuell vor drei besonderen Herausforderungen: erstens die Zusammenarbeit zwischen einheimischen deutschsprachigen und zugewanderten russischsprachigen Juden zu verbessern; zweitens die jüdische Jugend viel stärker als bisher in die Gemeindearbeit einzubeziehen; und schließlich drittens einen geeigneten Zugang zur Gruppe der nicht-halachischen Juden in Deutschland zu finden.
Das ist das Ergebnis der empirischen Studie „Juden und jüdische Bildung im heutigen Deutschland“, die der L. A. Pincus Fund for Jewish Education in the Diaspora (Jerusalem) im Jahr 2010 erstellt hat. Das Team um den Soziologen Eliezer Ben-Rafael befragte dazu über 1.000 Personen inner- und außerhalb jüdischer Gemeinden. In den Interviews mit führenden Repräsentant*innen jüdischer Institutionen kristallisierte sich schon damals heraus, dass das Judentum in Deutschland aktuell vor den genannten drei besonderen Herausforderungen steht.

Entwicklungen und Meilensteine des jüdisch-christlichen Dialogs
von Jehoschua Ahrens
Der jüdisch-christliche Dialog hat sich in den letzten 20 Jahren intensiviert, insbesondere auch von jüdisch-orthodoxer Seite. Ein Beispiel dafür sind die beiden internationalen jüdisch-orthodoxen Erklärungen „Den Willen unseres Vaters im Himmel tun: Hin zu einer Partnerschaft zwischen Juden und Christen“ (2015) und „Zwischen Jerusalem und Rom: Gedanken zu 50 Jahren Nostra Aetate“ (2017). Auch die EKD hat 2015 und 2016 mit Kundgebungen auf Luther und die sog. Judenmission reagiert. Doch wieso kam es gerade in den letzten Jahren zu dieser Intensivierung im jüdisch-evangelischen Verhältnis? Wie hat es sich entwickelt?
PRAXIS
Die Vermessung des Glaubens – Ein Streifzug durch die Wissenschaft des Glaubens – Unterrichtsbausteine für den Sekundarbereich II

Von Christina Harder
„Die wahre Sprache des 21. Jahrhunderts – in der moderne Menschen denken und sich die Welt erklären – ist die klare Sprache der Logik. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien, heruntergebrochen auf simple Formeln.”3
Das behauptet die Redaktion der katholischen Wochenzeitung „Christ in der Gegenwart“ in einem ihrer jüngsten Kommentare. Weiter heißt es dort, die Herausforderung der Moderne bestehe deshalb darin, religiöse Traditionen so in die Denkstrukturen der Naturwissenschaft zu übersetzen, dass sie auch heutigen Menschen eingängig und plausibel werden könnten.
Ganz konkret ist damit gemeint: Wenn religiös gläubige Menschen auf Menschen treffen, die sich selbst als ungläubig oder religiös unmusikalisch bezeichnen, dann besteht die Herausforderung darin, in einen vernünftigen Dialog zu treten. Der kann aber nur dann gelingen, wenn beide Seiten eine gemeinsame Sprache finden. Und diese Sprache ist im 21. Jahrhundert nun einmal die Sprache der Logik und der Naturwissenschaften.
Krieg und Frieden - Filmtipps für die Bildungsarbeit in Schule und Kirchengemeinde

Von Marion Wiemann
Kriege beeinflussen das Weltgeschehen seit Menschengedenken. Der Erste Weltkrieg läutete die bis dahin umfassendste kriegerische Auseinandersetzung der Geschichte ein und wird oft als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Sein Ende jährt sich am 11. November 2018 zum hundertsten Mal. Erich Maria Remarque hat in seinem Antikriegsroman, der mehrere Male verfilmt wurde, die Gräuel dieses zermürbenden Krieges äußerst eindrücklich geschildert und damit ein Plädoyer für den Frieden verfasst. Der Erste Weltkrieg war Nährboden für den Nationalsozialismus in Deutschland und wurde so zum Vorläufer des Zweiten Weltkriegs, der den größten militärischen Konflikt in der Geschichte der Menschheit darstellt. Die beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts haben die Welt maßgeblich verändert und wirken sich bis heute aus. Auch die Gegenwart ist geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen, wie z.B. im Bürgerkrieg in Syrien oder im Konflikt zwischen den Israelis und Palästinensern. Die filmische Umsetzung des Themas „Krieg und Frieden“ ist besonders geeignet, (junge) Menschen zur Auseinandersetzung mit diesem Problem zu motivieren.
Influencer als Vorbilder? – Eine Bestandsaufnahme und Impulse für den Religionsunterricht

Von Manfred L. Pirner und Nastja Häusler
Während wir diesen Essay schreiben, ist das Rezo-Video immer noch in aller Munde. Zur Erinnerung: Eine Woche vor der Europa-Wahl am 26. Mai 2019 veröffentlichte der „YouTuber“ Rezo sein selbstgedrehtes Video mit dem Titel „Die Zerstörung der CDU“, das bis zum Wahlsonntag-Abend zwölfeinhalb Millionenmal angeklickt wurde (bis Ende Juni sind es 15,3 Millionen Klicks geworden). In diesem 55-minütigen Video zeigt er nach eigenen Angaben mit Quellen und Fakten belegt, wie vor allem Politiker der CDU, aber auch solche der anderen Parteien der großen Koalition „lügen, wie ihnen grundsätzliche Kompetenzen für ihren Job fehlen, […] sie sich augenscheinlich an verschiedenen Kriegsverbrechen beteiligen, wie sie Propaganda und Unwahrheiten gegen die junge Generation einsetzen, wie bei ihrer Politik der letzten Jahrzehnte die Reichen immer mehr gewinnen und alle anderen immer mehr ablosen und dass nach der Expertenmeinung von zigtausend deutschen Wissenschaftlern die CDU aktuell unser Leben und unsere Zukunft zerstört“.
Civil Powker – Ein Lernspiel zu zivilem Engagement in internationalen Konflikten

Von Karl-Heinz Bittl
Täglich berichtet die Tagesschau von Krisen, Kriegen und Konflikten in der Welt. So landet das Leid aus der Ferne im eigenen Wohnzimmer und hinterlässt vielfach ratlose, manchmal abgestumpfte Gesichter. Eine scheinbare Ohnmacht, dass man selbst nichts dagegen machen könne, führt nicht selten in unserer Bevölkerung zum verstärkten Ruf nach der so genannten internationalen Gemeinschaft, die mittels eines Militärschlags den „Frieden sichern“ soll. So tauchen bspw. Ideen zu einem Militärschlag bei einem möglichen Giftgaseinsatzes in Idlib (Syrien) auf. Ein Militäreinsatz zur Gewalteinhegung scheint also hierzulande ein recht bekanntes Interventionsmittel zu sein. Weitaus weniger bekannt sind hingegen die zivilen Mittel, die wir in Deutschland haben, um uns vor der eigenen Haustür gegen globale Gewalteskalationen zu engagieren. Bei vielen jungen Menschen spielen lokale Probleme eine größere Rolle, weil sie näher dran sind. Um so wichtiger ist es deshalb, auch für globale Themen zu sensibilisieren. Was näher ist, sind die Konflikte, die durch diese Weltthemen in den Stadtteil oder das Klassenzimmer geraten. So bspw. die Mitschülerin, die aus einem Kriegsgebiet kommt oder der Mitschüler, dessen Eltern aus Griechenland nach Deutschland gezogen sind, da sie keine Zukunft mehr in ihrem Land sahen.
Religiöser Fundamentalismus als Unterrichtsgegenstand – Oder: Der Religionsunterricht als Fundamentalismusverhinderungsfach

Von Johannes Kubik
Das Thema Fundamentalismus gehört bisher nicht zu den „klassischen“ und eingespielten Themen des Religionsunterrichts. In diesem Aufsatz möchte ich erstens darlegen, inwiefern ich es für ein sehr dringliches und gewinnbringendes neues Thema für den Religionsunterricht halte, und zweitens eine erprobte Sequenz mit Unterrichtsideen und Materialien zum Thema vorstellen.
Dass das Thema „wichtig“ ist, lässt sich didaktisch leicht begründen, etwa im Rückgriff auf die berühmten Kriterien der „Didaktischen Analyse“ Wolfgang Klafkis. Das Thema hat nämlich sowohl „Gegenwarts“- wie „Zukunftsbedeutung“, wie hier lediglich thetisch behauptet und nicht weiter ausgeführt werden braucht, und natürlich auch „exemplarische Bedeutung“ für den Gegenstand „Religion“ überhaupt. Es lässt sich „zugänglich“ aufbereiten, sehr sogar, und man kann in ihm – mit etwas Aufwand – eine klare (didaktische) „Sachstruktur“ erkennen.
Drei spielerische Zugänge zur Bibel – Ideen für den Konfirmandenunterricht

Von Andreas Behr
In vielen Gruppen ist es ratsam, nicht gleich zu Beginn einer Einheit die Bibel ins Spiel zu bringen. Nicht nur Jugendliche schreckt es ab, wenn sie die Aufforderung hören: „Schlagt einmal die Bibel auf!“ Deshalb sammeln die Teilnehmenden zunächst – ohne dass sie wissen, dass sie sich gleich mit einem Bibeltext beschäftigen werden – Einfälle zu folgendem Impuls: „Benennt Eigenschaften, die typisch für Kinder sind.”
Folgende Liste könnte dabei entstehen:
Kinder fragen, weinen, zeigen offen Emotionen, streiten, sind tyrannisch, sind noch nicht sexuell aktiv, sind müde und wollen nicht zu Bett, lachen, wissen noch nicht so viel, sind klein, lernen durch Nachmachen, sprechen manchmal grammatisch falsch, spielen, können Sie und Du nicht unterscheiden, kennen sich mit Verwandtschaftsverhältnissen nicht gut aus, müssen gehorchen, können noch nicht für sich sorgen, brauchen Eltern, lernen, wollen lernen, sind Trost und Hoffnung usw.