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BasisBibel: Das Sprach- und Übersetzungskonzept

von Michael Jahnke


Egal, ob wir Digital Natives oder Immigrants sind, die Veränderung des Leseverhaltens aufgrund des digital-medialen Wandels ist uns heute bewusst. In den frühen 2000er-Jahren war dies anders. Damals baten einige kirchliche Jugendverbände die Deutsche Bibelgesellschaft, eine Bibelübersetzung für junge Menschen zu entwickeln. Grund war die Wahrnehmung, dass die gängigen Bibelübersetzungen dem sich wandelnden Mediennutzungs- und Leseverhalten der jungen Generation nicht mehr gerecht wurden. Aber es war nicht nur der digitale Wandel, der die Konzepterstellung der BasisBibel-Übersetzung beförderte.


Angemessene Sprache für junge Menschen im digital-medialen Zeitalter

Die veränderte Medienwelt des frühen 21. Jahrhunderts machte sich vor allem dadurch bemerkbar, dass Bücher nicht mehr die Leitmedien waren. Die wachsende elektronische Lektüre stellte eine Bibelübersetzung für die junge Generation vor die Herausforderung, sowohl in einem digitalen als auch in einem analogen Format zu funktionieren. „Die Sprache der BasisBibel sollte so beschaffen sein, dass sie beim schnellen Überfliegen erfasst werden konnte, wie es für das Lesen am Bildschirm typisch ist. Am Bildschirm dominiert der kurze Satz.“1

Durch den digital-medialen Wandel hatten sich Lesegewohnheiten geändert. Eine Textlektüre vollzog sich schnell und ausschnitthaft, war auf Informationen ausgerichtet und es war üblich geworden, zwischen Texten und Medien cross-medial zu springen. Es war klar, dass einfaches, sinnerschließendes Lesen in der Bibelübersetzung priorisiert werden musste.

Zudem hatte der abnehmende Bibelbezug in einer religiösen Sozialisation, die schon seit Ende der 1960er-Jahre wahrnehmbar an Prägekraft verloren hatte, zu einem zunehmenden Mangel an Bibelwissen bei der jungen Generation geführt. Der einfache Zugang zu den weitestgehend unbekannten Inhalten der biblischen Erzählungen und Texte sollte durch eine einfache Sprache der Bibelübersetzung ermöglicht werden. Dabei soll die Urtextverbindlichkeit nicht zu kurz kommen.

Nicht zuletzt hatten die jugendtheologischen Konzepten der 1990er-Jahre die Stärkung der Eigentätigkeit von jungen Menschen auch in der Bibeldidaktik in den Fokus gerückt. In einer Bibel für junge Menschen mussten hilfreiche Erklärungen zur direkten Entschlüsselung von Wortbedeutungen und zusätzliche Erschließungshilfen angeboten werden.

Damit waren die wesentlichen Kriterien für die Bibelübersetzung klar: einfache Sprache, lesefreundliches Schriftbild, hilfreiche Erklärungen und zusätzliche Erschließungshilfen.


Sprach- und Gestaltungskonzept der BasisBibel


 Das Sprachkonzept der BasisBibel beruht neben der einfachen Sprache auf der linearen Informationsvermittlung und dem Sinnzeilenfall.

In der Regel sind Sätze in der BasisBibel auf 16 Worte begrenzt. Sind sie länger, werden sie durch weiche Satzzeichen in einfach lesbare Abschnitte unterteilt. Nach Möglichkeit besteht ein Satz lediglich aus einem Haupt- und maximal einem Nebensatz; auf Einschübe wird verzichtet.

Die Leser*innen der BasisBibel erhalten alle inhaltlichen Informationen eines Satzzusammenhangs in einer Reihenfolge angeordnet. Diese lineare Informationsanordnung erlaubt es, den Sinn der inhaltlichen Aussage leichter zu erfassen.

Diese für die Verständlichkeit entscheidenden Elemente werden digital und in manchen gedruckten Ausgaben durch eine Anordnung in Sinnzeilen noch verstärkt. Nach jeder einzelnen Information werden Zeilenumbrüche eingefügt.

Hilfreiche Erklärungen werden direkt verfügbar gemacht. Bei den Printausgaben finden sie sich in der Randspalte; in den digitalen Ausgaben sind sie direkt im Text verlinkt. Ein umfangreicher zusätzlicher Erklärungsapparat wird digital verfügbar gemacht und ständig weiterentwickelt.


Übersetzungsprofil der BasisBibel

„Als Gesamtkonzept mit Erklärungen und digitalen Zusatzinhalten leistet die BasisBibel für das Verstehen genauso viel wie kommunikative Übersetzungen. Durch die klare und prägnante Sprache und die neu angefertigte Übersetzung integriert sie auch Stärken einer philologischen Übersetzung.“2

Die BasisBibel-Übersetzung findet eigenständige und innovative Lösungen, um die Treue zum Ausgangstext und die Verständlichkeit für heutige Leser*innen miteinander zu verbinden. Explikationen im Text selbst werden im Vergleich zu anderen kommunikativen Übersetzungen zurückhaltender verwendet. Dafür gibt es umso mehr Erklärungen durch Anmerkungen am Rand oder als Link. In der Wortwahl kann sie variieren, aber theologische Grundbegriffe bleiben klar erkennbar.


Einsatz der BasisBibel in bibeldidaktischen Handlungsfeldern

Die BasisBibel, einfach zu lesen und gut zu verstehen, ist eine Antwort auf einen konkreten Bedarf in den bibeldidaktischen Handlungsfeldern.

Das erleichterte Verständnis des Bibeltextes kann Jugendliche motivieren, sich auf den Text überhaupt erst einzulassen und dann damit zu arbeiten. Leistungsunterschiede durch individuelle, religiöse, soziale und lokale Herkunft werden ausgeglichen und die Deutung biblischer Inhalte in Bezug auf das eigene Leben erleichtert. Die BasisBibel-Übersetzung ermöglicht die Kompetenzentwicklung von Jugendlichen im Zusammenhang mit biblischen Inhalten und die Entwicklung von Faszination für die Bibel. Damit erleichtert und befördert eine Übersetzung wie die BasisBibel die Entstehung von Relevanz biblischer Inhalte für individuelle Lebensentwürfe. Sie trägt zur Attraktivität der Bibelarbeit bei und steigert die Dynamik von Religionsunterricht, Konfi-Arbeit und christlicher Jugendarbeit.


Textbeispiele zum Übersetzungsprofil

Hebräer 11,1    

Lutherbibel 2017:
Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.    

Basisbibel 2021:
Der Glaube ist ein Festhalten an dem,
worauf man hofft –
ein Überzeugtsein von Dingen, die nicht sichtbar sind.

Apostelgeschichte 2,42-43    

Lutherbibel 2017:
Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.    

Basisbibel 2021:
Die Menschen, die zum Glauben gekommen waren,
trafen sich regelmäßig
und ließen sich von den Aposteln unterweisen.
Sie lebten in enger Gemeinschaft,
brachen das Brot miteinander und beteten.
Die Leute in Jerusalem wurden von Ehrfurcht ergriffen.
Denn durch die Apostel
geschahen viele Wunder und Zeichen.

Matthäus 7,12  
 
Lutherbibel 2017:
Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.    

Basisbibel 2021:
Behandelt andere Menschen genau so,
wie ihr selbst behandelt werden wollt.
Denn so steht es im Gesetz und bei den Propheten.

Anmerkungen

  1. Dr. Hannelore Jahr, verantwortliche Lektorin für die BasisBibel-Übersetzung; aus: BasisBibel – Die Geschichte einer innovativen Bibelübersetzung, unveröffentlichter Text.
  2. Dr. Christoph Rösel, Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft.