Wusstest du eigentlich, dass …? – Mit Jugendlichen über religions- und kirchenkritische Schubladen nachdenken

Von Lena Sonnenburg und Kirsten Rabe

 

In Gesprächen mit Schüler*innen offenbaren sich manchmal Bilder von Religion und Kirche, die bei Religionslehrer*innen nahezu reflexartig den Wunsch auslösen, diese Vorstellungen geradezurücken und Menschen, Religion und Kirche aus den so offensichtlichen Schubladen zu holen. Ein Problem an der Sache: Es gibt immer wieder gelebte Traditionen, medial wirksame Ereignisse oder auch Amtsträger*innen, die diese Schubladen bestätigen. Ein zweites Problem: Diejenigen Stimmen, die diesen Erscheinungsformen von Religion und Kirche etwas entgegenzusetzen hätten, sind offenbar zu leise und zu wenig präsent, um Schüler*innen positive Gegenbilder anzubieten. Die Folge ist so manches jugendliche Urteil über Religion und Kirche als einengend, moralisierend, angestaubt und weltfremd. Dabei sind weder konfessionelle Perspektiven noch innerkirchliche und innertheologische Differenzen für die Urteilsfindung der Jugendlichen relevant, zumeist nicht einmal bekannt.

Es soll im Folgenden keinesfalls darum gehen, Schüler*innen Unwissenheit vorzuwerfen. Ebenso wenig sei hier generell und pauschal behauptet, Jugendliche hätten ausschließlich einseitig negative Bilder von Religion und Kirche in ihren Köpfen. Und schließlich soll selbstverständlich die religionspädagogische Arbeit in Schule und Gemeinde gewürdigt werden, die den differenzierten und positiven Blick der Jugendlichen immer wieder möglich macht.

Da aber, wo undifferenzierte religions- und kirchenkritische Vorstellungen den Religionsunterricht und den Dialog erschweren, lohnt es sich, gemeinsam mit den Schüler*innen vorhandenen Bildern nachzugehen, mögliche Schubladen zu identifizieren und Urteile neu zu prüfen.

Die Thesen der folgenden sieben Schubladen sind provokant und bewusst pauschal formuliert. Hinter dem undifferenzierten „Die“, das eben auch in Gesprächen mit Schüler*innen zuweilen auftaucht, können sich je nachdem „die“ Christ*innen, häufig „die“ Kirche, manchmal auch „die“ Religion verbergen. Vielleicht bietet gerade diese verknappte und pauschalisierte Form der Schubladen niedrigschwellige Redeanlässe an. Es gilt hier, sensibel zu agieren, denn es wird auch Schüler*innen geben, die sich in genau dieser Formulierung wiederentdecken können, weil sie Religion und Kirche in ihrem Leben so erfahren haben.

Wir haben in jede Schublade als eine Antwortmöglichkeit auf die jeweilige These konkrete Beispiele gelegt, die das formulierte Bild von Christen, Kirche oder Religion in Frage stellen und dazu motivieren, die vorhandene Schublade aufzuräumen – oder auch auszukippen.


Schublade 1: Die wollen doch nur Geld!

Wusstest du eigentlich, dass …

die Evangelische Kirche in Deutschland jeden Sonntag 17.000 Gottesdienste anbietet, 181 Musikveranstaltungen pro Tag dazukommen, 46.000 Gruppen für Kinder und Jugendliche hat und etwa zehn Millionen Menschen – egal, ob sie evangelisch sind oder nicht – von der Kirche profitieren, wenn sie eine der ca. 30.000 Einrichtungsangebote wie Pflegeheime und Krankenhäuser, Kindertagesstätten, Beratungsstellen, Sozialstationen oder die Telefonseelsorge nutzen?

Diese zum Teil kostenlosen Angebote werden auch aus Kirchensteuern finanziert, das stimmt. Im Jahr 2018 lag diese Steuer im Durchschnitt bei 268 Euro pro Jahr je Kirchenmitglied. Aber nicht alle Menschen zahlen so viel: Wer wenig verdient, braucht nur einen geringeren Beitrag zu leisten. So kommt es, dass nicht alle Kirchenmitglieder tatsächlich mit Kirchensteuern belastet sind.

Der Dienst der Kirche ist Dienst am Menschen, der einen großen Einsatz an haupt- und ehrenamtlicher Arbeitskraft erfordert. Das beinhaltet zum Beispiel Gottesdienste, Personalkosten für Pfarrer*innen, Aufwände für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die Finanzierung der Kirchenmusik, aber auch Öffentlichkeitsarbeit, wie zum Beispiel die Gestaltung der Gemeindehomepage.

Zwei Drittel der Kirchensteuer verteilen sich auf diese kirchlichen Arbeitsfelder vor Ort, es folgen Kosten für Leitung und Verwaltung sowie die Pflege und Unterhaltung der zahlreichen Kirchengebäude.1
Kennst du zum Beispiel die Arbeit der Tafel, die Lebensmittel an Bedürftige verteilt? Sie ist oft in kirchlichen Gebäuden zu finden.
 
Vielleicht weißt du auch von Menschen, die ihren Lohn oder ihr Gehalt von der Kirche bekommen, weil sie in einem der zahlreichen kirchlichen Krankenhäusern und Kindergärten arbeiten?
Oder hast du schon einmal von der Seelsorgearbeit der Kirche gehört? Denn auch die Ausbildung von Schulseelsorger*innen oder Notfallseelsorger*innen, die in Krisen z.B. nach bei großen Unfällen oder Amokläufen für andere Menschen da sind und ihnen zur Seite stehen, werden durch die Kirchensteuer finanziert.

Die Kirchensteuer ist also nicht nur für die Tasche der Kirche bestimmt, sondern leistet auch einen allgemeingesellschaftlichen Dienst.


Schublade 2: Die wollen doch nur missionieren!

Wusstest du eigentlich, dass …

das lateinische Wort missio „Sendung“ bedeutet? Christ*innen glauben an einen Gott, der zu den Menschen kommt. Einen Gott, der seinen Sohn Jesus Christus in die Welt zu den Menschen gesandt hat, um ihnen zu zeigen, dass er bei ihnen ist und bleibt. Menschen nehmen an der Mission Gottes teil, wenn sie von ihrem Glauben an Gott erzählen und von der Hoffnung, die dieser Glaube ihnen schenkt. Bedingung für diese Mission ist Freiheit. Das ist in der heutigen Gesellschaft besonders wichtig, in der Menschen verschiedener Religionen zusammenleben. Freiheit bedeutet zum einen die Freiheit, vom eigenen Glauben erzählen zu dürfen, und zum anderen, das Glaubenszeugnis anderer zu hören, um dann selbst zu entscheiden, welcher Religion man angehören möchte.

In der Evangelischen Kirche in Deutschland sind Christ*innen davon überzeugt, dass der Glaube ein Geschenk Gottes ist und man ihn nicht erzwingen kann. Ebenso wenig entspricht es dem Glauben, mit einem strafenden Gott zu drohen und so Menschen unter Druck zu setzen. Man muss also nicht befürchten, zu etwas gezwungen, genötigt oder verführt zu werden. Christ*innen der Evangelischen Kirche in Deutschland laden ein: zu ihren Gottesdiensten, Festen, Gruppen, Veranstaltungen und Angeboten. Sie laden ein, weil sie ihren Glauben lieben und an ihm Freude haben. Jeder kann kommen, egal, ob er oft in die Kirche geht oder noch nie in der Kirche war und nur mal gucken möchte.

Es stimmt: Das Mittelalter und die Kolonialzeit sind historische Phasen, in denen christliche Mission auch mit Gewalt und Herrschaft verbunden war. Menschen wurden gezwungen, den Glauben des christlichen Herrschers anzunehmen. Nichtchristliche Religionen wurden unterdrückt und verdrängt. Oft wurden Anhänger dieser Religionen gewaltsam verfolgt und ermordet.

Heute bedeutet „Mission“ etwas anderes. Die heute tätigen Missionsgesellschaften engagieren sich vor allem in humanitären Projekten. Zum Beispiel unterstützt das Evangelisch-Lutherisches Missionswerk in Niedersachsen (ELM) besonders christliche Gemeinden in Südamerika und Afrika. Es entstehen Austauschprogramme zwischen deutschen, südamerikanischen und afrikanischen Gemeinden. Das ELM entsendet neben Pfarrer*innen auch Ärzt*innen und landwirtschaftliche Berater*innen, um Agrar- und Klimaschutzprojekte in den jeweiligen Ländern zu unterstützen. Und weil es zum Christentum gehört, Kranke zu heilen und Unterdrückte zu befreien, richtet sich Mission auch gegen Verstöße gegen die Menschenrechte – wie Sklaverei, Genitalverstümmelung, Witwenverbrennungen und soziale Ausgrenzung.2  Den Christ*innen, die in Missionsgesellschaften arbeiten, ist sehr bewusst, dass der Begriff der Mission eine schlimme Geschichte hat und sie eine besondere Verantwortung dafür tragen, dass er nie wieder negativ besetzt wird.


Schublade 3: Die glauben tatsächlich, dass jemand übers Wasser gehen kann!

Wusstest du eigentlich, dass …

im christlichen Glauben nicht erwartet wird, dass du jedes Wort, das in der Bibel steht, wortwörtlich glaubst? Es stimmt: Die Bibel ist ein ganz besonderes Buch. Sie ist die Heilige Schrift, die gute Nachricht – das nämlich bedeutet Evangelium übersetzt. Für viele Christ*innen ist sie eine Art Leitfaden, an dem sie ihr Leben orientieren. Andere suchen in den biblischen Erzählungen nach Antworten auf gesellschaftliche oder persönliche Fragen wie den Klimawandel, Rassismus oder den Umgang mit einer Leidsituation. Für viele sind biblische Texte wie beispielsweise die Psalmen oder die Wundererzählungen Jesu tröstende Texte, weil diese selbst in Krisensituationen entstanden sind, von Leid und Angst, gleichzeitig aber auch von Trost und Vertrauen erzählen. Es gibt auch Menschen, die jeden Tag einen Abschnitt aus der Bibel lesen, weil diese Erzählungen zu ihrem Tag und zu ihrem Leben einfach dazugehören.

Es gibt aber auch biblische Texte, die es den Leser*innen wirklich schwer machen. Texte, die von einem Gott erzählen, den man nicht verstehen kann – weil er Menschen auf die Probe stellt, bestraft oder sogar umkommen lässt. Und Texte, die aller Vernunft und Logik widersprechen wie beispielsweise Wundergeschichten oder die von der Auferstehung.

Wenn Christ*innen die Bibel lesen, dann versuchen sie nicht, so zu tun, als gäbe es diese schwierigen Texte nicht. Und die allermeisten behaupten auch nicht, dass ihr Glaube verlangt, alles wortwörtlich zu glauben und fraglos hinzunehmen. Bereits seit dem 18. Jahrhundert beschäftigen sich christliche Theolog*innen mit der so genannten historisch-kritischen Exegese. Das bedeutet: Für sie ist klar, dass die Bibel nicht vom Himmel gefallen, sondern ein Buch ist, das eine sehr lange Entstehungsgeschichte hat. Und noch viel wichtiger: dass dieses Buch aus vielen einzelnen Büchern besteht, die von ganz verschiedenen Menschen verfasst sind, Menschen, die von ihren Erfahrungen mit Gott erzählen. Wer also biblische Texte liest, sollte wissen, dass diese Texte keine sachlichen Tatsachenberichte sein wollen, sondern Deutungen individueller oder gemeinschaftlicher Erlebnisse sind. Das heißt keinesfalls, dass die Texte der Bibel frei erfunden wären. Das bedeutet, dass die Texte der Bibel „menschlich gefärbt“ sind – und auch jedes Lesen einer biblischen Erzählung heute „menschlich gefärbt“ ist und sein darf. Und das kann sogar heißen, dass ich mit einem Bibeltext auch mal nichts anzufangen weiß.


Schublade 4: Die glauben, auf alles eine Antwort zu haben!

Wusstest du eigentlich, dass …

den meisten Christ*innen ziemlich klar ist, dass es auf viele Fragen gar nicht „die“ richtige Antwort gibt? Oder dass es manchmal auch überhaupt keine wirkliche Antwort geben kann? Wenn beispielsweise nach Organspende oder Schwangerschaftsabbruch gefragt wird, nach Sterbehilfe oder auch Globalisierung, dann gibt es nicht die eine christliche Antwort. Im Gegenteil: Häufig müssen unterschiedliche Positionen nebeneinander stehen bleiben, weil beide für sich überzeugende Argumente und Beispiele gefunden haben. Wenn man eine christlich begründete Entscheidung treffen möchte, bleibt einem manchmal nicht anderes übrig, als auszuhalten, dass es keine einfache oder klare Antwort gibt.

Da die Einstellung „Das muss ja jeder selbst wissen“ allerdings niemandem in einer Konfliktsituation weiterhilft, bleibt es wichtig, eine eigene Meinung und Position zu finden und auch zu vertreten. Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat in einem Interview mal davon gesprochen, dass sie die „protestantische Streitkultur“ für zentral hält. Damit meint sie genau das: Menschen mit unterschiedlichen Positionen streiten miteinander – aber nicht, um sich gegenseitig zu übertrumpfen, sondern um mit diesem Streit gemeinsam einer guten Lösung des Problems möglichst nahezukommen. Das kann auch bedeuten, dass Menschen ihre Positionen im Verlauf einer Auseinandersetzung verändern und ihre Perspektive wechselt.

Christ*innen kennen auch Situationen und menschliche Fragen, auf die es überhaupt keine Antwort gibt. Die Frage nach dem Leid auf der Welt und nach der Rolle, die Gott dabei spielt, ist hier die bekannteste. Man nennt sie auch die Theodizee-Frage. Eine Antwort im Sinne einer Erklärung, warum Menschen Leid widerfährt und warum Gott es zulässt, kann ehrlicherweise niemand geben. Wohl aber gibt es Möglichkeiten, auf diese Erfahrungen zu reagieren: Wenn andere Menschen leiden, kann ich ihnen beistehen, sie trösten und auch mit ihnen schweigen. Ich kann sogar Gott für alles Leid anklagen und anschreien, wie Hiob es getan hat oder Jesus am Kreuz. Der Mensch ist kein naives und gehorsames Geschöpf, das in seinem Leben alles glaubt und alles hinnimmt. Er darf und soll kritisch denken, Fragen stellen und auch zweifeln. Das gehört dazu, wenn man Gott auf Augenhöhe begegnet und wenn man, wie es Gen 1 und 2 erzählen, als sein Ebenbild und Gegenüber geschaffen ist.


Schublade 5: Die verbieten alles, was Spaß macht!

Wusstest du eigentlich, dass …

auf dem auf dem Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund kostenlose Konzerte von Adel Tawil, Anna Loos, Culture Candela und Yvonne Catterfeld gab? Dass es ein Zentrum speziell für Jugendliche gab, das einfach Spaß machen sollte? Und, dass man mit Luisa Neubauer und Merle Bösing von Fridays for Future diskutieren konnte?

Oder wusstest du, dass es nicht nur in Hannover eine Kirche nur für Jugendliche gibt, wo Gottesdienste partygerecht am späten Nachmittag oder Abend stattfinden und die mit einer professionellen Licht-, Bild- und Tontechnik ausgestattet ist, damit hier auch Konzerte, Kino- und Theaterveranstaltungen stattfinden können?

Und nicht zuletzt: Wusstest du, dass Jesus gern Wein trank, dass er gern mit Menschen zusammensaß und aß? Und dass der Wein in der Bibel als Genussmittel und gute Gabe Gottes beschrieben wird, die „des Menschen Herz erfreue”? Allerdings wird in der heiligen Schrift der Christen auch auf die verheerenden Folgen des Alkoholmissbrauchs hingewiesen und zum mäßigen Trinken geraten. Heute schreibt die Evangelische Kirche zum Thema Alkohol keine festen Verhaltensregeln vor, sie rät aber zu einem maßvollen Konsum und bietet Menschen, die im Alkohol nach einer Lösung für ihre Probleme suchen, Suchtberatung an.

Und schließlich, apropos Spaß: Es stimmt nicht, dass christliches Denken oder biblische Texte Körperlichkeit und Sexualität für etwas Negatives halten. Viel zu lange war menschliche Sexualität sowohl gesellschaftlich als auch kirchlich ein Tabuthema. Darüber sprach man nicht. Innerhalb des Christentums gab es Stimmen, die Sexualität sehr schnell – und fälschlicherweise – mit Sünde in Verbindung brachten. Eng mit dieser Vorstellung verbunden war die Auffassung, Sexualität gehöre ausschließlich in die Ehe. Diese moralischen Vorstellungen konnten es den Menschen wirklich schwer machen, das ist richtig.
Die große Mehrheit der Christ*innen und vor allem die Evangelische Kirche denken heute anders. Sexualität gilt als Geschenk und Gabe Gottes, die „Körper, Seele und Geist miteinander verbindet und in den Horizont der Liebe stellt“ 3. Sexualität ist etwas Positives – ob innerhalb einer Ehe oder außerhalb. Absolut wichtig ist dabei nach christlichem Verständnis allerding eines: Wer Sexualität und Partnerschaft lebt, soll das in Verantwortung für sich selbst und seinen Gegenüber tun. Alles andere – wie im Beispiel von Missbrauchsfällen – hat nichts mit Spaß und Freude zu tun und ist ganz bestimmt nichts Positives.


Schublade 6: Schwule und Lesben mögen die nicht!

Wusstest du eigentlich, dass …

heute in fast allen evangelischen Landeskirchen schwule und lesbische Paare vor den Traualtar treten dürfen? Und wusstest du, dass es Kirchengemeinden gibt, in denen sich Jugendliche, die LSBTI* sind, regelmäßig treffen? Oder dass auf YouTube ein lesbisches Pastorinnen-Ehepaar einen eigenen Kanal mit dem Namen AndersAmen betreibt?

Es stimmt: Es hat lange gedauert, bis die Evangelische Kirche anerkannt hat, dass jeder Mensch in seiner sexuellen Identität zu respektieren ist und es viel zu einfach wäre, mit den Schöpfungsmythen und Adam und Eva zu behaupten, es gebe nur Mann und Frau und heterosexuelle Beziehungen. Die Auslegung des Bibelverses „Und er schuf sie als Mann und Frau“ hat (nicht nur) bei Christ*innen, die sich in diesen Vorstellungen nicht wiederfinden konnten, für viel Leid gesorgt.

Inzwischen sind so genannte „queere“-Themen in Kirche selbstverständlich: zum Beispiel auf der Internetseite evangelisch.de, im ökumenischen Arbeitskreis Homosexuelle und Kirche (HuK) oder auf der Homepage des Landesbischofs der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister: landesbischof.wir-e.de/positionen. Auf vielen der deutschlandweiten Christopher Street Days (CSD) feiern die Menschen sogar gemeinsame CSD-Gottesdienste.

Für einige, vor allem sehr konservative Christ*innen, bleibt die Akzeptanz von LSBTI* ein Problem. Einzelne von ihnen verurteilen schwule und lesbische Menschen öffentlich bzw. im Gottesdienst. Und so wünscht man sich den Umgang von Kirche mit Menschen ganz bestimmt nicht.


Schublade 7: Die haben keine Ahnung von meinem Leben!

Wusstest du eigentlich, dass …

die Evangelische Kirche in Deutschland zahlreiche Beratungsstellen hat, die auch Menschen ohne Kirchenmitgliedschaft nutzen können? Dabei werden die Beratungen stets von Fachkräften und ergebnissoffen geführt. Die Berater*innen geben zum Beispiel keine schnellen, verurteilenden Antworten auf Abtreibungsfragen oder die Frage nach der eigenen sexuellen Identität. Die Evangelische Kirche in Deutschland bietet die Möglichkeit, sich persönlich, digital oder telefonisch seelsorgerisch beraten zu lassen. Diese Seelsorge umfasst alle Lebensbereiche vom Lebensanfang bis zum Lebensende. Sie ist aus der Tatsache heraus motiviert, dass nach christlicher Auffassung jeder Mensch gut so ist, wie er*sie ist. Die Arbeit der Seelsorger*innen weist dezent und vertrauensvoll daraufhin, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als nur das Sichtbare. Seelsorge geschieht mitten im Leben an vielen Orten und in unterschiedlichen Zusammenhängen, unter anderem in der Aidsseelsorge, Familienberatung, Notfallseelsorge, Schulseelsorge, Studierendenseelsorge, Urlauberseelsorge oder Krankenhausseelsorge, Schwangerschaftsberatung, Suchtberatung, Jugendberatung sowie Schuldnerberatung.

In dieser Spannweite bemüht sich die Evangelische Kirche um Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation, um ihnen nahe zu sein und sie spüren zu lassen, dass sie nicht alleine gelassen werden.4 

Anmerkung

  1.  Quellen: www.ekd.de/statistik-diakonie-44294.htm; www.ekd.de/Kirchensteuer-11475.htm.
  2. chrismon.evangelisch.de/artikel/2016/32170/mission-im-christentum-muessen-christen-missionieren; www.ekd.de/Mission-11237.htm.
  3. Dabrock, Peter u.a.: Unverschämt – schön. Sexualethik: evangelisch und lebensnah, Gütersloh 2015, 10.
  4. www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/Seelsorge_und_Bera tung_EKD_2017.pdf; www.diakonie.de/beratungs stellen.