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Gott in Filmen

von Anja Klinkott

Gottes Existenz zu beweisen oder zu verneinen, dafür haben Theolog*innen und Philosoph*innen über Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Ansätze gefunden. Auch die Namen der überirdischen Herrschenden variieren von Religion zu Religion. Alle aber eint die Hoffnung auf eine höhere Macht, die unserem Leben und der Zeit darüber hinaus einen Sinn verleihen kann. Die folgenden Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme erzählen Geschichten von Göttinnen und Gottheiten, von roten Fäden und vom Göttlichen im Menschen. Sie alle stehen in der Bücherei- und Medienarbeit im Download oder als DVD zur Verfügung.


GOTT – von Ferdinand von Schirach
Lars Kraume
Deutschland 2020
Spielfilm 91 Min.
empfohlen ab 14 Jahren

Die Hilfe zur Selbsttötung, auch als assistierter Suizid bezeichnet, ist in Deutschland nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts möglich. Ein gesunder Mann von 78 Jahren hat beschlossen, seinem Leben mit ärztlicher Hilfe ein Ende zu bereiten. Ein Expert*innenteam aus unterschiedlichen Disziplinen soll beurteilen, inwieweit dieser Entschluss nach religiösen, ethischen und gesellschaftspolitischen Dimensionen angemessen ist.

Gott gibt und nimmt das Leben. Mit dieser biblischen Botschaft wachsen Christ*innen auf und fügen sich in die Entscheidung einer höheren Macht. Der Wunsch nach einem Freitod wird im besten Falle unheilbar Erkrankten zugebilligt. Ärzt*innen sind gehalten, Krankheiten zu heilen und Leben zu ermöglichen, alles Weitere „liegt in Gottes Hand“. Ob Menschen wirklich „Gott spielen“, wenn sie dem Wunsch eines Mitmenschen nach einem schmerzfreien Lebensende nachkommen? Das zu diskutieren regt der Spielfilm an.


Die Hütte – ein Wochenende mit Gott
Stuart Hazeldine
USA 2017
Spielfilm 128 Min.
empfohlen ab 14 Jahren

Weil die jüngste Tochter im Urlaub spurlos verschwunden ist, drohen Eltern und Geschwister an der Belastung zu zerbrechen. Nach Jahren der Sprachlosigkeit und Trauer erhält Familienvater Mack eine Einladung an den Ort des Verschwindens: Der Absender ist Gott. Mack ist unsicher, ob es sich um einen schlechten Scherz oder gar die Nachricht des Mörders seiner Tochter handeln könnte. Trotzdem macht er sich auf den Weg. In einer Waldhütte trifft er auf ein eigenwilliges Trio: Gott, Jesus und den heiligen Geist. In vielen Gesprächen und Begegnungen lernt Mack, seine Glaubensvorstellungen zu hinterfragen und sie in einem neuen Kontext zu betrachten.

„Für eine Vaterfigur bist du noch nicht bereit“, so begrüßt Gott als korpulente, farbige Frau beim Teigkneten den trauernden Vater in ihrem Haus und stellt damit schon eine der Kernfragen: Ist Gott männlich oder weiblich, weder noch oder je nach Situation das, was angebracht erscheint? Wie nehmen wir die Dreifaltigkeit Gottes wahr? Warum lässt Gott Böses zu, wenn er oder sie doch allmächtig ist? Jugendliche können sich mit dem bisweilen sehr amerikanischen Spielfilm mit eigenen Vorstellungen einer dreieinigen Macht sowie mit Theodizeefragen auseinandersetzen.


Gott existiert – Ihr Name ist Petrunya
Teona Strugar Mitevska
Mazedonien 2019
Spielfilm 100 Min.
FSK 12

Sie ist weder hübsch, jung oder zumindest schlank: Mit ihren 32 Jahren ist die Historikerin Petrunya für vorhandene Stellen in Nordmazedonien hoffnungslos überqualifiziert, zudem entspricht sie so gar nicht dem Ideal einer Vorzimmerdame. Auf dem Heimweg von einer weiteren, erfolglosen Bewerbung gerät sie in eine kirchliche Prozession: Jedes Jahr am Dreikönigstag tauchen junge Männer in das eiskalte Flusswasser, um ein geweihtes Holzkreuz zu erringen, das dem Finder ein Jahr lang Glück verspricht. Ihr privates Glück in Reichweite wähnend, springt auch Petrunya ins Wasser und ergreift das Kreuz. Doch jetzt beginnt ein erbitterter Kampf: Unwissentlich hat sie sich mit der ganzen patriarchalen Gesellschaft angelegt. Die jungen Männer, Vertreter der Kirche und der Staatsmacht sowie ihre eigene Mutter fordern sie zum Verzicht auf. Nur ein Polizist und eine junge Reporterin stellen sich auf ihre Seite.

Könnte Gott (auch) Frau sein? Was würde sich verändern, wenn wir nicht zu unserem Vater, sondern unserer Mutter beten? Die Protagonistin des Films vollbringt als eine eher bockige Tochter Gottes keine sichtbaren Wunder, sie kämpft nur um ein kleines Stück persönliches Glück. Aber daran manifestiert sich das ganze Ungleichgewicht, das in Kirchen weltweit aus patriarchalen Strukturen entstanden ist und unter dem insbesondere Frauen immer noch leiden.


Der rote Faden
in: Über Gott nachdenken – von Gott sprechen. Drei Bilderbuchkinos zu Gottesvorstellungen von Grundschulkindern
Manuela Monari (Text), Brunella Baldi (Illust.)
Deutschland 2018
Bilderbuchkino 5 Min.
empfohlen ab 6 Jahren

Ein Junge entdeckt, dass ein roter Faden als Verbindungsglied durch die Welt geht: Er verbindet Menschen und Dinge, Lebewesen und Pflanzen, Länder und Ozeane. Als er nach einem Begriff für dieses Phänomen sucht, werden ihm viele Bezeichnungen angeboten: Liebe, Freundschaft, Gerechtigkeit. Sein bester Freund jedoch ist sich sicher, dass die Antwort auf diese Frage sehr einfach ist.

Mit sehr jungen Menschen über ihre persönlichen Gottesvorstellungen zu sprechen, ist in einer multikonfessionellen Gesellschaft nicht einfach. Schüler*innen im Grundschulalter lernen, die im Film gezeigten Vorstellungen einer höheren Macht als verbindendes Glied zwischen Mensch und Natur wahrzunehmen und mit den in Familie und Glaubensgemeinschaften vermittelten Gottesbildern in Bezug zu setzen. Das Bilderbuchkino bietet sich an, mit Kindern überkonfessionell über Gottesvorstellungen, aber auch über das Göttliche in der Schöpfung zu sprechen. Der Film eignet sich sowohl für den Religions- als auch den Werte- und Normenunterricht, kann aber auch im Sach- und Naturkunde eingesetzt werden.


Religion persönlich
Sechs Kurzvideos zu den Weltreligionen
Claudia Stenske
Deutschland 2022
Kurzdokumentationen von je 10 Min.
empfohlen ab 12 Jahren

In sechs kurzen Videoclips berichten Menschen von ihrem Glauben, ihren Gottesvorstellungen und dem Ausüben ihrer Religion. Wer Gott ist oder eben auch nicht ist, wie sich auch aktuelle Lebensthemen mit Glaubensregeln aus den heiligen Schriften erklären lassen, darüber sprechen sechs Gläubige vor der Kamera. Die kurzen Filme eignen sich für Schüler*innen ab zwölf Jahren als Einstieg in die verschiedenen Weltreligionen. Sie können ferner ein gutes Mittel sein, um die in den Filmen dargestellten Formen von Gott oder einer höheren Macht miteinander zu vergleichen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu benennen und eigene religiöse Vorstellungen zu hinterfragen.

Die Videos wurden am Institut für Katholische Theologie der RWTH Aachen produziert  und stehen auf deren YouTube-Kanal unter  www.youtube.com/@rwtheologieaachen1067/videos zur Verfügung.


Gibt es einen Gott? Die Gottesbeweise
Anna Schreiber, Johannes Rosenstein
Deutschland 2015
Dokumentation 18 Min.
empfohlen ab 14 Jahren

„Gottesdienste ohne Gott“ – zu einer sonntäglichen Feier treffen sich nichtgläubige Menschen einmal im Monat in der Sunday Assembly in Berlin. Stellvertretend für viele kirchenferne Menschen nennen Teilnehmer*innen vor der Kamera ihre Gründe, nicht (mehr) zu Gott zu beten. Kirchenhistorikerin Gisa Bauer und Fundamentaltheologe Armin Kreiner erläutern klassische Ansätze der Gottesbeweise von Anselm von Canterbury über Thomas von Aquin, Blaise Pascal bis hin zu Hans Küng und ordnen die dort vorgestellten „Beweise“ einer Gottesexistenz in ihren jeweiligen geschichtlichen Kontext ein.

Der Film bietet einen gelungenen Überblick über die geschichtlichen und zeitgenössischen Ansätze zur Beweisführung eines existierenden Gottes. Anhand der gezeigten Beispiele können historische Zusammenhänge erfasst und eigene Glaubensvorstellungen einordnet werden. In diesem Zusammenhang bietet sich der Film auch für multikonfessionelle Gruppen an.


W wie …
Stelios Koupetoris
Griechenland 2019
Kurzfilm 6 Min.
empfohlen ab 14 Jahren

Der Lehrer blickt freundlich in den Klassenraum hinein, bevor er sich dem Unterrichtsthema widmet: Anthropologie oder die Geschichte des Menschwerdens. Angeregt debattierend führt er seine Schüler*innen durch den Unterricht. Es braucht erst einen Perspektivwechsel, eine veränderte Kameraeinstellung, bis die Zuschauenden bemerken, dass der Lehrer ganz allein im Raum steht und warum seine Stimme bricht …

Gott schuf die Menschen als sein Abbild und übertrug ihnen die Herrschaft über die Erde (Gen 1,26). Wieviel Göttliches verbleibt im Menschen, wenn ihre Handlungen Leid über ihre Mitmenschen, Lebewesen und Umwelt bringen? Und wenn es einen Gott gibt, wo ist er bei Krieg und Tod? Warum greift er nicht ein? Der Kurzfilm W wie… regt dazu an, über das Göttliche im Menschen, aber auch über die Theodizeefrage ins Gespräch zu kommen.


Mister Tao
in: Gottesglaube, Gottesbilder – ein Versuch
Bruno Bozzetto
Italien 1989
Trickfilm 3 Min.
empfohlen ab 12 Jahren

Ein Wanderer steigt gradlinig und ohne viele Pausen auf einen steilen Berg hinauf. Oben angekommen, genießt er in einer kurzen Pause die Aussicht, um dann rasch auf einer imaginären Treppe weiter in den Himmel aufzusteigen. Auf einer Wolke erwartet ihn eine Gottesgestalt mit offenen Armen. Allerdings erlebt dieser Gott eine böse Überraschung: Nach kurzer Debatte macht sich der Wanderer wieder auf den Weg – nach oben.

Ein Leben, zielgerichtet und gradlinig. Ohne Umwege geht es direkt zur Spitze und von dort aus weiter in den Himmel. Den meisten Menschen ist bewusst, dass ihr persönliches Leben anders verlaufen wird: in Windungen und Schleifen, mit Höhen und Tiefen. Auch Gott ist in diesem Kurzfilm nur eine Zwischenstation – zu einer höheren Wahrheit? Einem „besseren“ Gott? Einer Göttin? Schüler*innen ab 12 Jahren kann der Impulsfilm zum Nachdenken über Lebens- und Gottesvorstellungen anregen. Im Unterricht bietet sich der Film ferner als Diskussionsgrundlage darüber an, welche Vorstellungen einer höheren Macht die Schüler*innen bisher geprägt haben und ab wann es wichtig ist, sich von überholten Bildern zu trennen, um sich auf die Suche nach einer eigenen Wahrheit zu machen.