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Das weiße Gold der Energiewende – Ein Planspiel mit dem neuen kategorischen Imperativ von Hans Jonas für die Jahrgänge 9 und 10

von Christina Harder

Der Mensch ist als einziges Lebewesen dazu in der Lage, alles Leben auf der Erde zu zerstören. Mit den technischen Möglichkeiten der Moderne in Medizin, Biologie und anderen Bereichen hält der homo sapiens Mittel mit großer, tiefgreifender Macht in seinen Händen. Die Folgen ihrer Anwendung wirken nämlich bis weit in die Zukunft hinein – über ein Menschenleben, ja, Generationen hinaus. Sie reichen zudem in einen weiten räumlichen Horizont hinein, so dass die Folgen nicht mehr im Blickfeld des handelnden Menschen liegen.

Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung

Wie kann eine ethische Reflexion auf die Entwicklung moderner Hochtechnologie in vielen Bereichen reagieren? Wie kann eine Ethik aussehen, die Wirkungen auf zukünftiges Leben mitbedenkt? Auf diese Frage hat der jüdische Philosoph und Theologe Hans Jonas (1903-1993) in seinem Werk „Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation“ (1979) mit einem ethischen Neuansatz eine Antwort gegeben. Er geht von der grundlegenden These aus, dass die Verheißungen der modernen Technologien in Drohungen umgeschlagen sind. Eine technologische Fortschrittseuphorie weicht bei ihm einer tiefen Fortschrittsskepsis.

In seinem Werk „Das Prinzip Verantwortung“ legt Hans Jonas zunächst die Merkmale bisheriger Ethik dar und begründet, warum diese im Zeitalter der modernen Hochtechnologie nicht mehr ausreiche. Vier wichtige Punkte hebt er hervor:

1.    Die bisherige Ethik war anthropozentrisch. Im Mittelpunkt stand der Umgang des Menschen mit dem Menschen. Gefragt wurde also ausschließlich nach den Wirkungen einer menschlichen Handlung auf andere Menschen. Die Wirkungen auf Tiere und die Natur waren kein Gegenstand des ethischen Nachdenkens.

2.    Die bisherige Ethik hat den Zustand der Menschheit als im Kern konstant angesehen. Bisher konnten Menschen diesen Zustand nämlich zeitlich und räumlich nicht so weitreichend verändern, dass eine neue Situation für die Menschheit entsteht.

3.    In der bisherigen Ethik lagen die Auswirkungen einer Handlung in zeitlicher wie räumlicher Hinsicht nahe bei der Handlung.

4.    In der bisherigen Ethik war das Wissen, das über die Kenntnisse sittlicher Maßstäbe hinausgeht, von geringer Bedeutung. (Natur-)Wissenschaftliche oder technische Kenntnisse waren nicht oder nur begrenzt erforderlich, um zu einem moralischen Urteil gelangen zu können.

Unter Bezugnahme auf den kategorischen Imperativ Immanuel Kants1 , auf den alle vier Merkmale bisheriger Ethik zutreffen, entwickelt Hans Jonas in seinem „Prinzip Verantwortung“ einen neuen ethischen Ansatz: einen neuen kategorischen Imperativ.

Während es beim kategorischen Imperativ Kants auf der Individualebene um Einstimmigkeit der autonom handelnden Person mit dem inneren moralischen Gesetz geht und die realen Folgen der Handlung dabei nicht von Bedeutung sind, hält Hans Jonas eine andere Einstimmigkeit für notwendig: nämlich die der realen Auswirkungen einer Handlung mit dem Fortbestand menschlichen Lebens in der Zukunft. Seinen neuen kategorischen Imperativ formuliert er deshalb so: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“

Auch wenn Jonas in der Formulierung seines neuen Imperativs den Fokus auf menschliches Leben zu richten scheint, weitet er die Sphäre der Verantwortung ausdrücklich über den Menschen hinaus. Während bei Kant ausschließlich der Mensch als autonome Person immer Zweck an sich selbst ist, die bei jeder Handlung anerkannt werden muss, dehnt Hans Jonas die Sphäre von Zwecken an sich selbst auch auf die Tiere und die Natur aus. Die Verantwortung des Menschen ist bei Jonas also nicht nur zeitlich und räumlich weit gefasst, sondern auch mit Blick auf die Adressaten: Der Mensch hat nicht nur eine Verantwortung für zukünftiges menschliches Leben, sondern für alles zukünftige Leben.


Pflicht zum Wissen und Heuristik der Furcht

Infolge der technischen Interventionen des Menschen ist die Verletzlichkeit der Natur gewachsen. Sie zeige sich in dem schon vielerorts angerichteten, teilweise auf lange Sicht irreparablen Schaden, so Jonas. Die Entdeckung der Verletzlichkeit der Tier- und Pflanzenwelt habe dem Menschen vor Augen geführt, wie groß seine Macht ist und wie groß deshalb auch seine Verantwortung. „Unter solchen Umständen wird Wissen zur vordringlichen Pflicht über alles hinaus, (…) und das Wissen muss dem kausalen Ausmaß unseres Handelns größengleich sein. Die Tatsache aber, dass es ihm nicht wirklich größengleich sein kann, das heißt, dass das vorhersagende Wissen hinter dem technischen Wissen, das unserem Handeln die Macht gibt, zurückbleibt, nimmt selbst ethische Bedeutung an.“2  Jonas plädiert deshalb dafür, das der Mensch seine Unwissenheit anerkenne. Diese Anerkennung sei „die Kehrseite der Pflicht des Wissens und damit ein Teil der Ethik, welche die immer größer werdende Selbstbeaufsichtigung unserer übermäßigen Macht unterrichten muss“.3
 
Daraus folgt für ihn die Notwendigkeit einer „Heuristik der Furcht”. Denn Verantwortung entstehe aus der Furcht vor den Folgen, vor den potenziell irreversiblen Schäden an der Natur und damit an den Grundlagen zukünftigen Lebens. Die Faustregel für ethisches Handeln im Sinne des Verantwortungsprinzips und der Heuristik der Furcht lautet: in dubio pro malo. Das bedeutet: Im Zweifel soll immer der schlimmeren Prognose vor der besseren der Vorzug gegeben und danach gehandelt werden. Nur auf diese Weise, so Jonas, könnten die drohenden Gefahren für die Möglichkeiten zukünftigen Lebens begrenzt werden. Angesichts der bereits erfolgten Schäden bspw. durch Klimawandel und Waldrodungen plädiert Hans Jonas für eine „neue Bescheidenheit“4 .


Kritik an einer Verantwortungsethik von Hans Jonas

Kritiker wie der Philosoph Lothar Schäfer setzen dem ethischen Ansatz von Hans Jonas ein anderes Verständnis von Verantwortung entgegen. Anders als bei Jonas besteht die Verantwortung des Menschen für den Fortbestand echten Lebens auf Erden laut Schäfer nicht in der Selbstbescheidung beim technischen Fortschritt. Sie liegt im Gegenteil in einem höheren Maß an naturwissenschaftlichem Wissen und Fantasie für die Entwicklung neuer umweltfreundlicher Techniken bei gleichzeitig geschärftem Bewusstsein für die Gefährdungen durch neue Techniken.5  Während Jonas also von einer grundlegenden Skepsis gegenüber technischen Entwicklungen geleitet ist, liegt Schäfers Hoffnung genau darin: in neuen, umweltfreundlichen technischen Ideen des menschlichen Geistes.

Der Londoner Journalist Leo Hickman setzt mit seiner Kritik beim Faktor Mensch an. Er bezweifelt nämlich, dass der Mensch seine Gewohnheiten wirklich grundlegend ändern kann und will. Er sieht in dem ethischen Ansatz von Jonas deshalb eine bloße Utopie. Denn die meisten Menschen seien nun einmal von ihren Alltagspflichten und -sorgen so bestimmt, dass sie ihr schlechtes Gewissen infolge klima- und naturschädlichen Verhaltens immer wieder erfolgreich verdrängen. Es seien dann eben doch oftmals eher Fragen der Nah-Ethik, die das unmittelbare eigene Leben, vielleicht noch das Leben nahestehender Personen, betreffen, die ethisch-moralische Entscheidungen und Handlungen beeinflussen.6


Das Prinzip Verantwortung im Religionsunterricht

Im Kerncurriculum Evangelische Religion sowohl für Oberschule als auch für IGS ist in den Schuljahrgängen 9/10 im Kompetenzbereich „Nach der Verantwortung des Menschen in der Welt fragen” die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen zu technischen Möglichkeiten in der Medizin, Biologie, Technik und Wirtschaft vorgesehen. Die Schüler*innen können darüber folgende inhaltliche Kompetenzen erwerben:

Die Schüler*innen
•    stellen eine christliche Position zu einem ethischen Konfliktfall dar und nehmen einen eigenen Standpunkt ein;
•    erklären sachgerecht, was unter einem Wertekonflikt zu verstehen ist und vertreten mögliche Konfliktlösungen argumentativ;
•    erläutern, dass sie nach christlichem Verständnis als Teil einer Gemeinschaft zu verantwortlichem Handeln für sich und andere bestimmt sind.7

In der Regel werden die Schüler*innen hierbei neben der normenethischen Auslegung des Dekalogs auch an den Kategorischen Imperativ Immanuel Kants als Beispiel für eine deontologische Ethik herangeführt. Im Kontext medizinethischer und bioethischer Fragestellungen setzen sie sich zudem mit dem neuen kategorischen Imperativ von Hans Jonas als Beispiel für eine teleologische bzw. konsequentialistische Ethik auseinander.

Im Sekundarbereich I insbesondere der IGS und der Oberschule empfiehlt es sich erfahrungsgemäß, diese ethischen Ansätze nicht allein als abstrakt-theoretische Modelle zu behandeln, sondern sie an und in der Praxis zu erproben und dabei zu fragen: Wie gut eignen sich die Modelle für die Auseinandersetzung mit aktuellen ethischen, möglicherweise auch gesellschafts-politischen Fragestellungen?

Mit Blick auf das Prinzip Verantwortung und den neuen kategorischen Imperativ von Hans Jonas bieten sich ethische Fragen zum Umgang mit den Folgen des menschengemachten Klimawandels an: Was ist im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen für den Fortbestand echten Lebens auf Erden geboten?


Ein Planspiel: Das weiße Gold der Energiewende – Lithium

Wie lässt sich der verantwortungsethische Ansatz von Hans Jonas, seine Heuristik der Furcht, sein neuer kategorischer Imperativ in einer konkreten ethischen Konfliktsituation praktisch anwenden?

Dieser Frage wird in einem Planspiel8  nachgegangen. Die Ausgangssituation ist real: Im Ost-Erzgebirge, in der Region des sächsischen Ortes Altenberg, wurden große Lithium-Vorkommen in dem Gestein der alten Bergbau-Zechen gefunden. Die Deutsche Lithium GmbH möchte das „weiße Gold”, das vor allem für die Lithium-Ionen-Batterien in Elektro-Autos benötigt wird und deshalb ein wichtiger Baustein für die Verkehrswende in Deutschland ist, abbauen und in einem Chemiewerk vor Ort für die industrielle Verwertung aufbereiten. Doch es regt sich Widerstand gegen diese Planungen: Natur- und Tierschützer*innen sehen konkrete Gefahren für das empfindliche ökologische Gleichgewicht im Erzgebirge.9 

Einen aktuellen, realen Hintergrund als Ausgangssituation für das Planspiel zu verwenden, hat gute Gründe: Quasi als Nebeneffekt erhalten die Schüler*innen Informationen über technische ebenso wie über gesellschafts-politische Details im Rahmen der aktuellen Debatte zu Klimaschutz, Verkehrs- und Energiewende. Darin wiederum liegt Potenzial für ein fächerübergreifendes, interdisziplinäres Lernen. Denkbar wäre eine Vernetzung sowohl mit gesellschafts- als auch naturwissenschaftlichen Fächern.

Für das Planspiel erdacht sind lediglich die Bürgerversammlung sowie die meisten Namen einzelner Akteure.

An dem aktuellen Beispiel lässt sich nicht nur die praktische Anwendung des verantwortungsethischen Ansatzes von Hans Jonas erproben, sondern darüber hinaus alle oben aufgeführten inhaltsbezogenen Kompetenzen fördern: Die Schüler*innen werden hier mit einem Wertekonflikt konfrontiert, der vor ein echtes Dilemma stellt. Einerseits wird das Lithium aus dem Gestein unter dem Erzgebirge dringend für die Verkehrs- und Energiewende gebraucht. Das „weiße Gold” Lithium ist also ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. Andererseits sind mit dem geplanten Abbau und der Chemiefabrik in der Nähe nicht auszuschließende Risiken verbunden. Was wiegt schwerer: der Kampf gegen den Klimawandel oder der Schutz der Natur im Erzgebirge? Darüber hinaus setzen sich die Schüler*innen über die Gruppenrolle der ev.-luth. Kirchengemeinde Altenbergs mit einer christlichen Position in dem ethischen Konfliktfall auseinander und erläutern die christliche Verantwortung für die Permanenz allen Lebens auch in Zukunft.


Didaktische Hinweise und Erläuterungen zum Planspiel

Das Planspiel kann in unterschiedlichem zeitlichen Umfang sowie entsprechend variierender inhaltlicher Tiefe durchgeführt werden. Mit dem Materialanhang zu diesem Artikel lässt sich das Planspiel in einer Doppelstunde von 90 Minuten umsetzen.

Den Schüler*innen sollte der kategorische Imperativ Kants ebenso wie der neue Imperativ von Hans Jonas bekannt sein. Dafür bietet sich ein Vergleich beider ethischen Ansätze und Imperative in einer vorausgehenden Doppelstunde an. Gemeinsamkeiten; vor allem aber Unterschiede werden hierbei herausgearbeitet, in Tabellenform dargestellt und Chancen und Grenzen beider ethischen Ansätze diskutiert.

Darüber hinaus wäre es für die Schüler*innen, die den Kirchenvorstand der Altenberger Kirchengemeinde vertreten, hilfreich, wenn im Vorfeld des Planspiels bereits unter dem theologischen Terminus „Bewahrung der Schöpfung“ eine Auseinandersetzung mit christlichen Perspektiven möglich war.10

Mit diesem Vorwissen sind die Schüler*innen für das Planspiel gut vorbereitet.

Nachdem den Schüler*innen die Situation des Planspiels, das Problem und die Ziele des Planspiels kurz vorgestellt wurden, ziehen sie ihre Rollenkarten: Gehören sie zum Kirchenvorstand oder zum Gemeinderat Altenbergs? Vertreten sie die Deutsche Lithium AG oder doch die Deutsche Rohstoffagentur DERA? Oder engagieren sie sich für die Interessen der Umweltorganisation „Power Shift” oder doch für den Naturschutzverein „Grüne Liga”?

Anschließend finden sie sich in ihren Interessengruppen zusammen. Nun erhalten sie die Materialien: zum Nachlesen noch einmal die Beschreibung der Situation und des Problems mit der ethischen Frage (M 1), die Ziele und den Ablauf des Spiels mit den jeweiligen Aufgaben in den vier Runden (M 2), die Informationen zu ihrer Gruppenrolle (M 3) sowie den Vordruck „Unsere Stellungnahme“ (M 4).

Es ist sicher hilfreich, wenn der Ablauf des Spiels mit den Aufgabenstellungen darüber hinaus an der Tafel oder an anderer Stelle im Unterrichtsraum für alle sichtbar nachzuverfolgen ist. Außerdem sollte für alle ein Zeitmesser im Blickfeld sein. Jede der vier Spielrunden wird mit einem akustischen Signal gestartet und mit einem akustischen Zeichen beendet; ebenso die einzelnen Statements der Gruppen in der Bürgerversammlung. Für jede der vier Runden sind durchschnittlich etwa 20 Minuten vorgesehen. Voraussichtlich wird aber für die erste und zweite Runde etwas mehr Zeit als für die dritte und vierte Runde benötigt, so dass der Zeitrahmen entsprechend variiert werden kann.

Wichtig ist zum Abschluss des Planspiels, dass die Schüler*innen ihre Rollen, die sie als Teil ihrer Gruppe angenommen haben, wieder bewusst ablegen können. Das könnte dadurch unterstützt werden, indem die Schüler*innen schon zu Beginn durch eine symbolische Geste in die Rolle hineinschlüpfen und sie am Ende wieder abgelegen können. Das geht zum Beispiel durch das pantomimische Anziehen und Ablegen eines Umhangs, eines Mantels und/oder einer Hose. Die Lehrperson macht die Geste vor und spricht bspw. dazu: „Jetzt schlüpfen wir in unsere Rolle hinein. Wir legen sie uns wie einen Umhang um.“ „Und jetzt legen wir unsere Rolle wieder ab – wie einen Umhang.“

Das Planspiel kann zeitlich erweitert und damit inhaltlich vertieft werden. Vorstellbar ist, dass die Schüler*innen in der ersten Runde eine ganze Unterrichtsstunde oder sogar Doppelstunde Zeit für vertiefende Recherchen erhalten. In diesem Fall müssten sie zu ihren jeweiligen Gruppenrollen konkrete Hinweise auf Quellen erhalten, über die sie sich vertiefende Informationen zu ihren Perspektiven und Interessen einholen können. Oder sie erhalten die weiterführenden Informationen über kopierte Text- und Bildmaterialien.

Ergebnissicherung und Reflexion

In der Unterrichts(doppel)stunde nach dem Planspiel sollten die Ergebnisse gemeinsam gesichert werden. An der Tafel werden noch einmal die wichtigsten Argumente der einzelnen Gruppen festgehalten, vor allem die praktische Anwendung des kategorischen Imperativs von Hans Jonas: Wie haben die Gruppen in ihrem Sinne mit ihm argumentiert? Jede Gruppe sollte deshalb noch einmal kurz Zeit haben, dies in ein paar Sätzen zu formulieren. Das könnte im Falle des Kirchenvorstandes bspw. so aussehen:

„Der Abbau des Lithiums in der Altenberger Region birgt Gefahren für das gegenwärtige ebenso wie für das zukünftige Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen des Erzgebirges. Wir sind deshalb der Auffassung, dass die Wirkungen des Lithiumabbaus und der Verarbeitung nicht verträglich sind mit der Permanenz echten (menschlichen) Lebens im Erzgebirge.”

Der Naturschutzverein „Grüne Liga“ könnte es ähnlich formulieren. Anders bspw. die Deutsche Lithium GmbH:

„Der Abbau des Lithiums in der Altenberger Region ist ein wichtiger Beitrag zur Verkehrs- und Energiewende und damit im Kampf gegen den Klimawandel. Wir sind deshalb der Auffassung, dass die Wirkungen des Lithiumabbaus und der Verarbeitung verträglich ist mit der Permanenz echten (menschlichen) Lebens weltweit und diese darüber hinaus sogar unterstützt.”

In einer abschließenden Reflexionsrunde sollten die Schüler*innen ausdrücklich die Möglichkeit erhalten, auf Distanz zum Spiel und vor allem zu ihrer Rolle zu gehen. Jetzt dürfen sie aus ihrer persönlichen Perspektive heraus zu den gesammelten Argumenten und Gegenargumenten Stellung nehmen. Sie resümieren außerdem über die Chancen und Grenzen des verantwortungsethischen Ansatzes von Hans Jonas. Darüber hinaus können sie auf einer Metaebene das eigene Verhalten ebenso wie das der anderen, auch die Atmosphäre reflektieren. Welche Dynamiken waren spürbar? Welche Gründe könnte das gehabt haben? Die Impulskarten (M 5) können den Reflexionsprozess in Gang bringen und unterstützen.

Last but least wäre es natürlich toll, wenn der eine oder die andere Schüler*in von Aha-Momenten zu erzählen weiß: „Da wurde mir klar, dass es keine einfachen Lösungen gibt.“ oder „Mir ist bewusst geworden, dass jede und jeder Einzelne verantwortlich ist und sich niemand einfach zurücklehnen kann.“    

Anmerkungen

  1. Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. (Erste Formel)
  2. Jonas, Das Prinzip Verantwortung, 26ff; zitiert nach: ethikos, 71.
  3. Vgl. a.a.O., 72.
  4. Ebd.
  5. Vgl. Schäfer, Das Bacon-Projekt, 267f.
  6. Vgl. Hickman, Fast nackt, 5f.
  7. Vgl. KC Evangelische Religion für IGS, 24f, sowie auch KC Evangelische Religion, Oberschulen, 23f.
  8. In Aufbau und Struktur orientiert sich das vorliegende Planspiel an: Julia Christina Peter, Planspiele im Religionsunterricht 5-10. Dort finden sich komplett ausgearbeitete Planspiele zu weiteren Themen des RU der Jahrgänge 5 bis 10, außerdem grundlegende Tipps und allgemeine Kopiervorlagen für Planspiele.
  9. Die technischen wie gesellschafts-politischen Details sind zwei Quellen entnommen: 1.) dem Magazin für Natur, Umwelt und besseres Leben „natur“, Ausgabe 10/20; 2.) der Reportage des Deutschlandfunks „Goldgräberstimmung in Sachsen“ vom 29.03.2020.
  10. Hierbei können die Grundsatzartikel in diesem Heft hilfreich sein, die sich explizit aus christlicher bzw. theologisch-ethischer Perspektive mit dem Thema Nachhaltigkeit und Ökologische Ethik auseinandersetzen.

Literatur

  • Applis, Stefan u.a.: ethikos. Arbeitsbuch für die Oberstufe, München 2013
  • Gerlach, Alexandra/ Waltz, Manuel: Goldgräberstimmung in Sachsen, Reportage vom 29.03.2020, im Deutschlandfunk veröffentlicht: https://bit.ly/3wodzjq (Zugriff am: 14.04.2022)
  • Götze, Susanne: Das weiße Gold der Energiewende, in: natur 10/20, Leinfelden-Echterdingen 2020, 15-21
  • Hickman, Leo: Fast nackt: Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben, aus dem Englischen von Theda Krohm-Linke, München/Zürich 2006
  • Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für technologische Zivilisation, Frankfurt am Main 1984
  • Peter, Julia Christina: Planspiele im Religionsunterricht 5-10. Das Komplettpaket für den sofortigen Einsatz im Unterricht, Auer Verlag, Augsburg 2018
  • Schäfer, Lothar: Das Bacon-Projekt. Von der Kenntnis, Nutzung und Schonung der Natur, Frankfurt a.M. 1994