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"Gott lässt und nicht allein" – Mit Martin Luther auf dem Weg zur Reformation mit dem Lapbook dokumentiert

von Caroline Teschmer und Andrea Nadrowitz


Martin Luther lebte in einer Zeit des Umbruchs und wurde mit seiner Theologie selbst zum Medium dieses Umbruchs.1 Auch der Religionsunterricht in Niedersachsen steht vor Veränderungen. Es ist an der Zeit, sich in einem gemeinsam christlich verantworteten Religionsunterricht mit Grundschulkindern auf Spurensuche zu begeben und den Menschen Martin Luther und seinen Weg bis zur Reformation genauer zu betrachten. Wie kaum ein anderer hat Luther die Kirchenschichte geprägt und war Zeit seines Lebens auf der Suche nach einem gnädigen Gott. Luthers Kritik u. a. am Ablasswesen und der Lehre der Kirche führte schließlich zur Reformation. Ein klassisches Bild: Luther schlägt seine 95 Thesen am 31. Oktober, am Vorabend von Allerheiligen, an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Dadurch richtet sich der Fokus auf zwei Feste im Kirchenjahr: Allerheiligen (katholisch) und der Reformationstag (evangelisch), die im Unterricht aufgenommen werden können.

Martin Luther hat mit seinem reformatorischen Wirken aber nicht nur einen Grundstein für die evangelische Kirche gelegt, sondern mit seiner Kirchenkritik auch die innerkirchliche Gegenreformation der römisch-katholischen Kirche maßgeblich beeinflusst. So gilt das Trienter Konzil mit seiner umfassenden Kirchenreform als unmittelbare Reaktion auf die 95 Thesen Luthers. Als zentrale Reformprozesse sind hier das Verbot der Pfründenhäufung und Simonie (Ämterkauf) sowie die Residenzpflicht der Bischöfe zu nennen. Die Ausbildung der Priester wurde durch die Einrichtung von Priesterseminaren neu geregelt und der Ablasshandel verboten.2

Das Thema der Reformation fordert die Grundschüler*innen im gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterricht zur Auseinandersetzung mit den Wurzeln des evangelischen sowie des katholischen Glaubens heraus.

Den theologischen Dreh- und Angelpunkt zur Erneuerung der Kirche bildet dabei Martin Luther. Im vorliegenden Unterrichtsbeispiel lernen die Schüler*innen ihn als Menschen kennen, der sein Personsein stets neu zu realisieren versucht.3 Anhand eines Lapbooks werden Überlieferungen zu Luthers außergewöhnlichem Lebensweg ausdrucksstark dokumentiert und hermeneutisch erschlossen. Luther begegnet den Kindern als stetiger Zweifler, der sein Leben lang auf dem suchenden Pfad nach Gott war.


Lapbooks im Religionsunterricht

Bei einem Lapbook handelt es sich um ein bewegliches Buch mit verschiedenen Dreh-, Klapp- und Ziehelementen. Es kann Leporellos, Faltbücher, Grafiken, Pop-Ups und schriftliche Ergebnisse beinhalten. Lapbooks sind in allen Jahrgangsstufen zu unterschiedlichen Themen einsetzbar. Sie dienen als Präsentationshilfe und Erinnerungsstütze, können als Portfolio verwendet werden und ermöglichen eine didaktische Reduktion auf qualitativer Ebene. Im Rahmen eines prozessorientierten Religionsunterrichts können durch Lapbooks religiöse Dimensionen differenzierter in den Blick genommen werden. Die Kinder werden dazu befähigt, sich mit dem gelebten Glauben Luthers aus evangelischer wie aus katholischer Perspektive auseinanderzusetzen. Bewegende Stationen aus seinem Leben werden in Beziehung zu christlichen Symbolen und eigenen Erfahrungen gesetzt. Resultat dieses komplexen Lernprozesses ist ein individuelles Buch mit großem Aufforderungscharakter. Während der Erarbeitung und des Lesens des Lapbooks treten die Schüler*innen in Interaktion mit Luthers Lebensgeschichte und Dogmen. Das vielfache Aufklappen der Buchelemente steigert nicht nur die Motivation, von Luthers Lebensweg erzählen zu wollen, sondern regt maßgebliche Verstehens- und Reflexionsprozesse an. Der Einsatz des vorgeschlagenen Lapbooks empfiehlt sich für die vierte Klasse und umfasst circa zwölf Unterrichtsstunden.


Meilensteine der Reformation

Die Zeit des späten Mittelalters wurde von sozialen und kirchlichen Missständen geprägt. Im Vorstellungshorizont der Menschen galt Gott als unbarmherziger Richter, der die eigenen Sünden nach dem Tod bestrafen würde. Darstellungen von der Endzeit und dem Jüngsten Gericht schürten bestehende Ängste. Man versuchte durch religiöse Leistungen das eigene Seelenheil zu retten. So wurden Heilige und Reliquien verehrt, man begab sich auf Wallfahrten oder erwarb Ablassbriefe.4 Mit den wissenschaftlichen Entdeckungen von Christoph Kolumbus und Nikolaus Kopernikus geriet dieses Gottesbild zunehmend ins Wanken, sodass sich am Ende des 15. Jahrhunderts eine neue Kirchenkritik entwickeln konnte. Es entstand eine Aufbruchsstimmung, die nicht zuletzt durch die Erfindung des Buchdrucks an Dynamik gewann. Doch erst infolge von Luthers sinnstiftendem Handeln erzielte die Reformation ihren entscheidenden Durchbruch.

Am 10. November 1483 wurde Luther in Eisleben geboren. Am Tag seiner Taufe erhielt er den Namen des Tagesheiligen: Martin. Bereits im Alter von fünf Jahren besuchte er die strenge Lateinschule. Körperliche Strafen wurden als gewöhnliches Erziehungsmittel eingesetzt, sodass tiefgreifende Ängste Luthers Kindheit und Jugend prägten. Nach Abschluss der Schulausbildung begann er ein Jurastudium an der Universität Erfurt.

Am 2. Juli 1505 änderte sich Luthers Leben grundlegend. Ausgelöst durch ein schweres Gewitter, gelobte er, ins Kloster einzutreten, sollte er dies überleben. Am 17. Juli 1505 löste Luther sein Versprechen ein und trat in den marienfrommen Augustinerorden ein. Er verhielt sich weiterhin strebsam und versuchte, ein gottgefälliges Leben zu führen. Dennoch plagten ihn ständige Zweifel. Luther sah sich als Sünder, der selbst durch die Beichte keinen Seelenfrieden erlangen konnte. Für ihn war Gott verborgen. In Johann von Staupitz fand Luther einen einfühlsamen Seelsorger und Wegbegleiter. Ermutigt durch seine Fürsprache, nahm er das Theologiestudium auf.5 Infolge seiner Studien kam Luther zu reformatorischen Erkenntnissen, die er in 95 Thesen darlegte und ans Portal der Schlosskirche in Wittenberg schlug. In seinen Thesen verurteilte er zutiefst den gegenwärtigen Ablasshandel der römisch-katholischen Kirche und widersprach ihrer Funktion als heilsvermittelnde Instanz. Es wurde eine gesamtgesellschaftliche Diskussion ausgelöst, welche durch Luthers Disputation 1519 und weiteren Veröffentlichungen nicht abriss. Hierbei griff er massiv den Anspruch des Papstes, die Herrschaft über die Welt und die alleinige Auslegungsmacht der Bibel inne zu haben, an. Nach Luther hat jeder sündige Mensch die Möglichkeit, einen gnädigen Gott zu finden. Allein durch den Glauben wird der Mensch leben (Röm 1,17). Die römisch-katholische Kirche reagierte umgehend auf die Agitation Luthers. Bereits nach dem Thesenanschlag wurde gegen den Reformator ein Ketzerprozess eingeleitet. Luther wurde dazu aufgefordert, nach Worms zu reisen und sich dort wegen Ketzerei zu verantworten. Auf dem Wormser Reichstag 1521 lehnte er den Widerruf ab. Aufgrund des Edikts war Luthers Leben in Gefahr. Für einige Monate versteckte er sich als Junker Jörg auf der Wartburg in Eisenach. In dieser Zeit übersetzte er das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Ihm gelang es, eine Sprache zu finden, die alle Menschen verstehen konnten (sola scriptura). Es folgten weitere Veröffentlichungen, Interpretationshilfen zum Verständnis der Bibel sowie zahlreiche Kompositionen.

Anhand Luthers Biografie wurde auch die Gestaltung des familiären Zusammenlebens revolutioniert. Durch die Heirat mit Katharina von Bora, einer ehemaligen Nonne, etablierte sich das Idealbild eines protestantischen Pfarrhauses. Am 18. Februar 1546 starb Luther in Eisleben, dessen Vermächtnis zu einer Neuausrichtung der kirchlichen Institution und des religiösen Bildungsbegriffs führte.


Mit Martin Luther auf dem Weg zur Reformation – eine Abhandlung durch das Lapbook

Das zusammengeklappte Lapbook zeigt das Wappen Martin Luthers (Lutherrose) als Symbol seiner Theologie. Das schwarze Kreuz bildet das Zentrum des Buches. Zu Beginn der Unterrichtseinheit wird es in das geöffnete Lapbook gezeichnet und als Andenken an Jesus Christus, den Gekreuzigten, gedeutet. Die Schüler*innen entwickeln Hypothesen zur Bedeutung des Kreuzes für Luther und notieren diese auf einem Zusatzblatt, welches am Ende der Einheit reflektiert wird. Das Kreuz spiegelt Luthers Hochachtung für die Christologie wider und manifestiert sich in der Theologia crucis. Es ist von einem roten Herz umschlossen, welches als Zeichen für den Glauben an den dreifaltigen Gott steht. Die weiße Rose symbolisiert das Göttliche und Überirdische. Der goldene Ring dient als Sinnbild für die ewig anhaltende Seligkeit im Himmel.6 

Die farbliche Gestaltung folgt in einem Resümee, bei dem wichtige Fragen zu erörtern sind:

•    Welche Bedeutung haben die einzelnen Symbole?
•    Inwieweit nimmt das Kreuz Einfluss auf Luthers Lebensweg?
•    Warum befindet es sich in der Mitte seines Lebens und wird von einem
     Herz umschlossen?
•    Welche Eigenschaften hat ein Ring? Wieso umschließt er Luthers
     Glaubenslehre?

  • Die Zeit, in der Luther lebte

Das erste Buchelement bringt eine Auswahl der zeitgenössischen Ereignisse (Luthers Geburt, Entdeckung Amerikas, Buchdruck, Papsttum und Ablass) zur Geltung. Zunächst werden relevante Termini wie Ablasshandel und die mittelalterliche Weltanschauung ausführlich geklärt. Hierbei kann es hilfreich sein, Kunstwerke von Michael Wolgemut7 und den Gebrüdern Limbourg8  als Impulse einzusetzen. Anschließend wählen die Lernenden verschiedene Symbole zu den erarbeiteten Informationen aus und fassen diese zu einer aufklappbaren Karte zusammen.

  • Der angsterfüllte Luther

Die zweite Station im Lapbook greift Luthers Kindheit und Jugend anhand des Portraits seiner Eltern, gemalt von Lucas Cranach, auf. Nachdem die Mimik und Gestik der Personen beschrieben wurden, folgen Interpretationen (sein Vater war Bergmann, später Kaufmann und seine Mutter Holzträgerin). Die Lehrperson erzählt von Luther als Kind, seinen Selbstzweifeln und Ängsten und dem Besuch der strengen Lateinschule. Da seine Erziehung nicht die Entwicklung zur Mündigkeit anstrebte, sondern der Maxime des Gehorsams folgte, werden die damaligen Erziehungsideale ausführlich besprochen. Begriffe wie Strenge, Gehorsam und Pflichtbewusstsein sollen die Schüler*innen als Anlass zur Reflexion heutiger Erfahrungen nehmen.

  • Der unkonventionelle Luther

Die Legende über das Gewittererlebnis bei Stotterheim stellt einen Wendepunkt in Luthers Leben dar und wird durch ein Ziehelement im Lapbook illustriert. In einem Umschlag befinden sich vier gebastelte Einzelteile, die mit einem Faden verbunden sind: eine Gewitterwolke, ein Blitz, eine Sprechblase mit dem berühmten Zitat „Hilf du, Sankt Anna, ich will ein Mönch werden“ sowie eine Gedankenblase. Letzteres wird von den Schüler*innen ausgefüllt. Sie versetzen sich in Luthers Lage und wenden sich an Gott. Dabei soll auf folgende Aspekte eingegangen werden:

•    Wie fühle ich mich?
•    Welche Ängste und Bedenken gehen mir durch den Kopf?
•    Welche Hoffnungen verbinde ich mit meinem Versprechen?
•    Welche Bitte habe ich an Gott?

Den Schüler*innen soll deutlich gemacht werden, dass sich mit diesem Erlebnis Luthers Leben grundsätzlich änderte.

  • Der fromme Luther

Das vierte Buchelement fokussiert Luthers Lebensform als Mönch. In einem Unterrichtsgespräch werden Aspekte wie Einkehr und Buße, regelmäßige Gebete, Armut, Askese, Diakonie, körperliche Arbeit und geistiges Studium besprochen und stichpunktartig an der Tafel notiert. Ein Vergleich zwischen dem eigenen Tagesablauf mit dem von Luther präzisiert das Leben im Kloster. Die Kinder basteln eine Uhr, welche die strenge Tagesordnung und das bewusste Zeitnehmen für Gott widerspiegelt. Die Uhr wird mit einer „Falttreppe“ verbunden, auf der die zuvor erarbeiteten Prinzipien vermerkt werden. Im Anschluss kann die Frage an die Kinder gestellt werden, wann sie sich Zeit für Gott nehmen.

  • Der verantwortungsvolle Luther

Das fünfte Lapbook-Element widmet sich Luthers Rechtfertigungslehre und Kirchenkritik. Mithilfe von Musterklammern wird in Tee eingefärbtes Papier aneinandergeheftet, um an den Thesenanschlag zu erinnern. Die These 43 („Man muss die Christen lehren: Wer einem Armen gibt oder einem Bedürftigen leiht, handelt besser, als er Ablässe kaufte.“) deuten die Lernenden als Aufruf zur Nächstenliebe. Luther begegnet den Kindern als mutige Person, die Verantwortung für die Gemeinschaft übernimmt, weil eine kritische Grundhaltung auf die eigene Lebensweise übertragen wird. Angeregt durch sein Postulat, diskutieren die Schüler*innen Vorschläge über mögliche Veränderungen in ihrer Kirche (Zukunftswerkstatt). Die Lernenden beziehen Stellung, indem sie den Satzanfang „Ich wünsche mir …“ ergänzen, z.B.
•    „spannende Predigten.“
•    „mehr Bewegung im Gottesdienst und weniger sitzen.“
•    „auch englische Kirchenlieder zu singen.“

  • Der willensstarke Luther

„Hier stehe ich und kann nicht anders.“ In Anlehnung an Luthers Ausruf setzen sich die Schüler*innen mit dessen Position beim Reichstag von Worms auseinander. Sie entwerfen ein fiktives Streitgespräch zwischen Luther und den Kirchenoberen. Ihre Ideen halten sie auf Sprechblasen fest, die im Lapbook umzuklappen sind. Die Ergebnispräsentation findet als Rollenspiel statt.

  • Der zielstrebige Luther

Die Kinder befassen sich mit Luthers Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit, als sein Leben in Gefahr ist. Sie malen Luther in eine aufklappbare Burg und wählen eine neutestamentliche Perikope begründet aus, z. B.
•    Christus spricht: Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt. Mt 5,13f.
•    Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Mk 9,23
•    Fürchte dich nicht, glaube nur! Lk 8,50
•    Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt,
     der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des
     Lebens haben. Joh 8,12
•    Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist
     die größte unter ihnen. 1. Kor 13,13
•    Lasst uns nicht lieben mit Worten, sondern mit der Tat und mit der
     Wahrheit. 1. Joh 3,18

  • Der erlöste Luther

Auf Grundlage von Luthers berühmtem Kirchenlied „Eine feste Burg ist unser Gott“ sowie Römer 1,17 tauschen sich die Lernenden über das hier skizzierte Gottesbild aus. Die Metapher der Burg wird zum Theologisieren mit den Kindern genutzt. Die Kommunikation ist offen gestaltet und intendiert eine gemeinsame Suche nach theologischen Wahrheiten. Anschließend vervollständigen die Schüler*innen den Satzanfang „Gott ist wie…“ in einem Faltherz. Alternativ können auch Adjektive gesammelt werden, die eine persönliche Gottesvorstellung zum Ausdruck bringen.

  • Der familiäre Luther

Im neunten Buchelement gestalten die Lernenden ein Bild von Luthers Familie zur Weihnachtszeit, welches von gebastelten Vorhängen zunächst verdeckt wird. Da das Musizieren auch in Luthers Privatleben einen hohen Stellenwert einnahm, vermerken die Kinder auf dem Bildrand den Titel eines seiner bekanntesten Liedschöpfungen „Vom Himmel hoch, da komm ich her“.

  • Der nachhaltige Luther

Im Sinne eines konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts lernen die Schüler*innen, dass der Begriff „Reformation“ als Schlagwort für das Entstehen einer evangelischen Kirche gebraucht wird, deren Ursprung in der römisch-katholischen liegt. Aus einer Kirche werden zwei. Die Lernenden rekapitulieren ihr Wissen, indem sie ein Akrostichon zum Terminus verfassen. Der kreative Schreibanlass ist auf einer aufklappbaren roten Kirchenkarte vorgedruckt. Wird sie geöffnet, entstehen zwei Kirchen in violett und gelb mit weiteren Versformen zu evangelisch und katholisch. Das letzte Lapbook-Element leitet somit zu einer neuen Unterrichtseinheit über, welche die konfessionellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie die Bedeutung der Ökumene thematisiert (Abb. 6).


Fazit

Das Lapbook im religionspädagogischen Sinne hat das Potenzial, zur Lieblingslektüre zu werden, denn Spiel und Spannung sind beim Erzählen und Bewegen der insgesamt zehn Stationen garantiert. Darüber hinaus findet eine Abkehr von der zunehmenden „Hochgeschwindigkeitsdidaktik“ statt. Religiöse Lernprozesse werden verlangsamt, indem das Lapbook als durchgängiges Lehr- und Lernmedium eingesetzt wird. Gleichzeitig ermöglicht die vielseitige Ausgestaltung von Luthers Lebensstationen eine individuelle Aneignung religiöser Deutungsmuster. Es wird ein Prinzip des ganzheitlichen Lernens dargestellt, welches die christliche Botschaft „Gott lässt uns nicht allein“ fokussiert.

Aus theologischer Perspektive werden Grundschulkinder durch die Gestaltung des Lapbooks mit Luthers Wirken nachhaltig vertraut. Sie erfahren, wie ein Individuum es vollbringen kann, sich von tradierten Konventionen zu befreien, um die Beziehung zwischen Gott und Mensch neu zu betrachten. Mit Martin Luther auf dem Weg zur Reformation können die Schüler*innen zu einem mündigen Wesen heranreifen, das in der Lage ist, Glaubenswege durch Verstehen zu vollziehen. Demnach verdeutlicht uns die Dokumentation von Luthers Weg, dass es sich lohnt, Gott in den Mittelpunkt des eigenen Lebens zu stellen.

Anmerkungen:

  1. Vgl. Schröder, Bernd: Art.: Martin Luther (1483-1546), WiReLex 2021, www.bibelwissenschaft.de/stichwort/200894.
  2. Vgl. Jung, Martin H.: Kirchengeschichte. Tübingen 22017, 140-142.
  3. Vgl. Biehl, Peter, Die Gottebenbildlichkeit des Menschen und das Problem der Bildung – Zur Neufassung des Bildungsbegriffs in religionspädagogischer Perspektive, in: Biehl, Peter/Nipkow, Karl Ernst (Hg.), Bildung und Bildungspolitik in theologischer Perspektive, Münster 2003, 40ff.
  4. Vgl. Koerrenz, Marita: Der Mensch Martin Luther. Eine Unterrichtseinheit für die Grundschule. Göttingen 2011, 7; vgl. Weber, Nicole: Lernstationen Religion. Martin Luther. Hamburg 2014, 6; vgl. Zeile-Elsner, Christl: Luther. Kompetent. Eine Unterrichtseinheit für die Sekundarstufe I, Stuttgart 2013, 24.
  5. Vgl. Krauß, Cornelia: Das Gottesbild Martin Luthers. Eine Unterrichtssequenz für die Jahrgangsstufe 11/12, in: Husmann, Bärbel / Biewald, Roland (Hg.), Reformation. Impulse für kirchengeschichtliches Lernen im Religionsunterricht, Leipzig 2014, 66-72, hier: 66.
  6. WA, Luthers Briefwechsel, 5. Band, S. 444 (Nr. 1628).
  7. Michael Wolgemut: Das Jüngste Gericht, Holzschnitt 1493.
  8. Gebrüder Limbourg: Das Jüngste Gericht. Illustration aus den Très Riches Heuresum um 1410.