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Kirche, wie wir sie brauchen

Von Christopher Schlicht und Maximilian Bode


Als Jugendliche dachten wir oft: „Jo, wenn das Kirche ist, dann ist das nicht für mich.“ Klar – die Jugendarbeit war unser Rettungsanker. Da haben wir uns wohlgefühlt, aber sonst waren wir in der Kirche nicht zu finden. Wir haben damals einen Ort gesucht, an dem wir ernst genommen werden. An dem es wirklich um unsere Gefühle und Probleme geht.

Zum ersten Mal haben wir das in einem Rock-Gottesdienst erlebt. Die christlichen Bands waren so geil, dass wir uns sogar ihre CDs gekauft haben. An diesem Abend haben wir verstanden: Kirche kann anders sein. Mit verständlichen Predigten, die von echten Gefühlen handeln. Ein Ort, an dem du einfach du selbst sein kannst. Zum Glück haben wir das erlebt, sonst wären wir heute keine Pastoren. Jetzt arbeiten wir daran, genau so eine Kirche zu sein, wie wir sie als Jugendliche gebraucht hätten.

Damit die Kirche hier nicht nur ein seltsamer und unverständlicher Ort bleibt, zeigen wir in den sozialen Medien unseren Alltag. Dadurch erleben die Leute, dass wir genauso lieb und schräg sind wie sie selbst. Und wir lernen so, welche Sehnsüchte sie haben. Um diese umzusetzen, braucht es Freiräume. Innovationen haben in einem starren Gerüst keinen Platz. Altgriechisch und Latein benutzen wir in unserem Gottesdienst nicht mehr. Aber es gibt noch mehr unverständlichen Kirchensprech und „blinde Flecken“. Darum fragen wir nach jedem Gottesdienst, ob jemand etwas nicht verstanden hat. All das fliegt raus oder wird fortan erklärt.

Außerdem lassen wir uns von den Leuten hier in unserem „Brennpunkt“-Viertel inspirieren. Wir schauen einfach, was schon da ist, und überlegen dann gemeinsam, wie wir das Beste daraus gestalten können. Alleine oder zu zweit lässt sich die Kirche nicht verändern. Keinen Gottesdienst bereiten wir allein vor, sondern mit einem Team. Meistens sind unsere Kirchenmusikerin und Ehrenamtliche aus dem Viertel dabei. Sie helfen uns sowohl in der Planung als auch bei der Umsetzung.

So entstehen viele neue Ideen. Aber nur, weil etwas neu ist, ist es nicht automatisch gut. Uns geht es darum, dass wir alles so authentisch und liebevoll wie möglich machen. Deswegen lauten unsere beiden Zauberwörter: „probeweise“ und „echt“. Wir sind auf der Suche nach der Kirche von morgen. Gemeinsam mit der Gemeinde sind wir dafür auf dem Weg und testen liebevoll Neues. Aber alles, was wir ausprobieren, muss volle Pulle uns beiden und unserer Gemeinde entsprechen. Wir wollen Kirche so machen, dass wir selber Bock darauf haben. So, dass unsere Gemeinde denkt: „Jo, wenn das Kirche ist, dann ist sie für mich.“ Dadurch wird unsere Kirche zu dem Ort, den die Leute hier gerade brauchen.

Und das Geniale ist: Die Botschaft der Liebe Gottes ändert sich nicht. Nur die Art und Weise, wie wir davon erzählen. Das gibt uns viele Freiheiten. Wir können ausprobieren, welche Formen zu uns passen, und damit von Gottes Liebe erzählen. Denn mit jeder weiteren Form steigt die Chance, dass sich neue Menschen in der Kirche wohlfühlen. Darum machen wir Kirche so, wie wir sie als Jugendliche gebraucht hätten. Und dabei haben wir festgestellt: Mit Gottes Hilfe kann Kirche ein Zuhause werden.