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Sei Po, nicht Arsch! Viele Glieder, ein Leib – eine Konfi-Einheit

Andreas Behr


Konfis sollen mithilfe der Metapher vom Leib Christi (1Kor 12,12 ff.) einen Blick auf die Menschen in ihrer Kirchengemeinde werfen und sich dabei selbst als wichtiges Glied der Gemeinde verorten. Über Standbilder entwickeln sie ein Verständnis für diese Metaphorik, die sie dann auf sich selbst und andere Menschen anwenden.


Beginn

Die Einheit beginnt mit dem für die Gruppe üblichen Eingangsritual. Als Lied bietet sich an: „Gott gab uns Atem“ (EG 432).


Vorbereitende Übung

Die Konfis experimentieren zunächst damit, wie sie etwas als Standbild darstellen können. Dies geschieht in jedem Fall zu zweit oder zu dritt. Es sind folgende Varianten denkbar:

Eine Person wird zur Skulptur, die von der anderen Person geformt wird. Die Skulptur gibt dann Rückmeldung, ob sie den Eindruck hat, das darzustellen, was die gestaltende Person zeigen wollte. Ggf. werden Änderungen vorgenommen. Wenn die Konfis zu dritt arbeiten, gibt auch die beobachtende Person Rückmeldung.

Falls die Konfis sich nicht anfassen mögen oder auf Abstand bleiben müssen, kann die Skulptur auch durch sprachliche „Befehle“ gebildet werden.

Zur Abwechslung kann auch die Skulptur selber entscheiden, wie sie sich als Standbild präsentiert. Ein oder zwei andere Konfis geben dann Rückmeldungen, ob ihnen das Standbild stimmig erscheint oder ob noch Änderungen ausprobiert werden sollen.

Alle Konfis sollten mindestens einmal Skulptur und einmal gestaltende Person sein.

Diese Standbilder entstehen zu vorgegebenen Begriffspaaren: stark – schwach; schön – unscheinbar; schnell – langsam.


Standbilder zu Körperteilen

Die Konfis überlegen nun, welches Körperteil sie gern einmal sein würden. Dabei können sie sowohl innere als auch äußere Organe sein. Einzige Bedingung ist, dass es sich um lokal zu verortende Organe handelt, das Blutsystem oder die Haut scheiden aus. Sollten Konfis solche Organe vorschlagen, werden diese Vorschläge gewürdigt und es wird erklärt, dass diese nur deshalb nicht vorkommen sollen, weil dann folgende Aufgaben nicht mehr funktionieren.

Zu zweit tauschen sich die Konfis darüber aus, was positiv an den von ihnen gewählten Körperteilen ist. Ein Fuß z.B. sorgt für Standfestigkeit, gleicht beim Gehen und Laufen Unebenheiten aus, kann aber neben den Fäusten ggf. auch zur Selbstverteidigung genutzt werden. Das Auge dient nicht nur zum Sehen, sondern auch zur Kommunikation (jemandem schöne Augen machen), zum Ausdruck von Gefühlen (lachende und weinende Augen) usw.

Nun stellen die Konfis jeweils das von ihnen gewählte Körperteil als Standbild dar. Dabei sollen auch die Funktionen des Körperteils zum Ausdruck gebracht werden. Ein Standbild für den Fuß könnte also z.B. so aussehen, dass jemand sehr fest auf dem Boden steht (beide Füße fest aufgestellt, die Knie leicht eingeknickt, die Beine schulterbreit auseinander) und, um darzustellen, dass der Fuß einen Menschen vorwärtsbringt, sind beide Hände ausgestreckt, die Zeigefinger zeigen nach vorn. So wird ein Körperteil mit dem ganzen Körper dargestellt. Alle Körperteile müssen im Standbild zusammenarbeiten, um das eine Teil mit seinen Funktionen zu zeigen.


Einen Leib bilden

Wenn alle Konfis ihr Standbild entwickelt haben, begeben sie sich an einen Ort mit viel Platz, am besten nach draußen auf den Hof oder eine Wiese oder in einen großen Saal. Nun sollen sie sich vorstellen, dass auf dem Boden die Umrisse eines Menschen zu sehen wären. Es wird ihnen angedeutet, wo ungefähr der Kopf, der Rumpf, die Arme und die Beine liegen. (Dabei ist insbesondere in Räumen darauf zu achten, dass die Figur so zu liegen kommt, dass keine Körperteile besonders hervorgehoben werden. Findet dieser Teil z.B. im Altarraum der Kirche statt, sollte der gedachte Körper quer zum Altar ausgerichtet sein, so dass alle Körperteile gleich weit von ihm entfernt sind. Problematisch wäre eine Ausrichtung, die den Kopf näher am Altar platziert als die Füße, da dies den Kopf und seine Körperteile aufwerten könnte. Im paulinischen Sinne sind aber alle Körperteile gleich viel wert.)

Nun stellen sich die Konfis an die Stelle der gedachten Figur, an der sie als Körperteil zu finden wären. Es macht nichts, wenn diese Figur dadurch beispielsweise mehr als ein Herz oder weniger als zwei Füße hat. Alle nehmen noch einmal die Haltung ihres Standbildes ein. Dies kann so geschehen, dass erst die eine Hälfte der Konfis ihr Standbild zeigt und dann die andere, so dass jeweils eine Hälfte Gelegenheit hat, sich umzuschauen und die anderen Standbilder wahrzunehmen.

Nun setzen sich alle Konfis an der Stelle ihres Körperteils hin. Sie hören den Bibeltext 1 Kor 12,12-26. Empfohlen sei hier die BasisBibel, weil sie die altertümlichen Begriffe Leib und Glieder weitestgehend durch Körper und Körperteile ersetzt. Es ist je nach Gruppe darüber nachzudenken, ob der Text in Einfacher Sprache oder in einer eigenen Paraphrase gelesen wird. Es kommt nicht darauf an, Paulus im Original zu hören, sondern darauf, die Metapher zu verstehen.

Anschließend werden die Konfis gebeten, Gedanken und Ideen zu dem Text zu äußern. Ggf. sind auch Verständnisfragen zu klären. Womöglich wird der Text ein zweites Mal gelesen.


Gemeinde bauen

Die Bibel bzw. der Bibeltext wird an die Stelle gelegt, wo bei der gedachten Figur die Kehle ist. (Diese ist vermutlich frei geblieben, weil sie für Konfis kein so naheliegender Körperteil ist. Die Kehle ist aber in der Bibel ein wichtiges Organ, weil sie Sitz des Lebens, der Seele und der Emotionen ist.)

Impuls: Paulus meint also, dass eine Kirchengemeinde wie ein menschlicher Körper funktioniert. Es gibt viele Teile. Alle haben ihre Aufgabe. Alle sind wichtig. Überlegt einmal: Wenn die Figur, die ihr darstellt, unsere Kirchengemeinde ist, wollt ihr dann evtl. ein anderer Körperteil sein oder fühlt ihr euch weiterhin als das Körperteil wohl, das ihr euch ausgesucht habt? Wenn ihr wollt, könnt ihr euch jetzt in einen anderen Körperteil in dieser Gemeinde verwandelt. Dann geht ihr an die entsprechende Stelle. Bitte sagt uns, welchen Körperteil ihr in dieser Gemeinde sein wollt. Vielleicht könnt ihr es sogar spontan als Standbild darstellen.

Diese Möglichkeit zu wechseln ist wichtig. Es könnte ja z.B. sein, dass jemand sich als Körperteil das Herz oder das Gehirn ausgesucht hat, in der Gemeinde aber lieber eine bescheidenere Rolle spielen möchte, z.B. als Ohr oder kleiner Finger.

Nun werden die Konfis darauf aufmerksam gemacht, dass in der Gemeinde ja noch Köperteile fehlen. Sie sollen überlegen, ob sie Menschen in der Gemeinde kennen, die sie einem Körperteil zuordnen können. Wer käme z.B. als Herz, als Bauch oder als Nase in Betracht. Wenn die Konfis Personen aus dem Leitungsteam, z.B. die Pastorin oder den Diakon einem Körperteil zuordnen, begibt sich diese an die entsprechende Stelle und stellt das Körperteil spontan als Standbild dar. Die Konfis dürfen selbstverständlich Rückmeldung dazu geben und Änderungen vorschlagen.

Im nächsten Schritt überlegen die Konfis, welche Körperteile die Gemeinde außerdem noch braucht, auch wenn dafür noch keine konkreten Personen im Blick sind. Spätestens jetzt mag es passieren, dass Konfis auch Körperteile ins Spiel bringen, die zu den „schwächeren“ und „weniger ansehnlichen“, oder – wie Luther übersetzt – zu den „wenig ehrbaren“ gehören. Zu denken ist etwa an Ausscheidungs- oder Sexualorgane. Dies wird positiv aufgenommen. Eine Gemeinde braucht – um im paulinischen Bild zu bleiben – auch einen Darmausgang, um Schadstoffe auszustoßen. Ebenso braucht sie Fortpflanzungsorgane, um zu wachsen bzw. Nachwuchs zu haben. Das biblische Bild vom Sämann (Mt 13,3ff.) ließe sich hier einbeziehen; ebenso wäre eine Überleitung zur Geschichte von Philippus und dem Äthiopier (Apg 8,26ff.) möglich. Paulus ist in jedem Fall Recht zu geben: Alle Körperteile sind wichtig, auch diejenigen, die wir für weniger schön halten. Positive Seiten finden sich immer. So will sicher niemand „der Arsch“ der Gemeinde sein. Ein Po dagegen ist wichtig. Er gibt der sitzenden Person Stabilität, sie kann sicher ruhen und sich z.B. konzentriert einer Sache zuwenden. Für manche Anstrengung braucht es Sitzfleisch. Und ein Po wirkt auf viele Menschen attraktiv. Der „Po“ der Gemeinde ist also unter Umständen jemand, der sie anziehend macht. (Ob die Metapher dann trägt, kann den Konfis selbst überlassen bleiben.)

Zum Abschluss wird noch einmal der Text aus dem 1. Korintherbrief gelesen. Die Konfis sagen reihum einen Satz dazu, was Ihnen bis hierher wichtig oder interessant geworden ist.

An dieser Stelle kann die Einheit beendet werden. Dabei kann das Lied vom Beginn noch einmal aufgegriffen werden.


Körperteile der Gemeinde

Auf einem möglichst großen Plakat wird erneut der Umriss eines Menschen gezeichnet. Darüber schreiben Konfis, die das mögen und gut können, den Namen der Gemeinde.

Andere Konfis sammeln, welche Körperteile sie für diese Gemeinde wichtig finden. In einfachen Strichzeichnungen werden dafür wiederum Piktogramme gemalt, die sich an die Standbilder anschließen. Die Piktogramme werden an den entsprechenden Stellen in den Umriss des „Gemeindekörpers“ geklebt und beschriftet, so dass ersichtlich wird, welcher Körperteil hier dargestellt wird.

Das Plakat wird gut sichtbar im Gemeindehaus oder in der Kirche aufgehängt.


Körperteile interviewen

Konfis interviewen Menschen aus der Gemeinde. Das geschieht am besten im Anschluss an einen Gottesdienst. Die Hauptamtlichen sorgen dafür, dass möglichst viele Gemeindeglieder anwesend sind, die besondere Aufgaben in der Gemeinde wahrnehmen. Aber prinzipiell können die Konfis alle interviewen, die das wollen.

Die Konfis befragen die Menschen danach, was sie in der Gemeinde machen. Dabei können sie einleitend darauf hinweisen, dass die Interviewten auf jeden Fall schon mal aktiv am Gemeindeleben teilnehmen, weil sie ja zum Gottesdienst gehen.

Als letzte Frage werden die Interviewten gebeten zu sagen, welcher Körperteil sie im Gemeindekörper sein könnten.

Die Ergebnisse der Interviews werden beim nächsten Treffen der Konfis zusammengetragen. So erwächst eine Beschreibung der Gemeinde, zu der die Konfis gehören. Diese kann zusammen mit den Vorarbeiten in einem Gottesdienst wiederum der Gemeinde präsentiert werden. Predigttext ist dann natürlich 1 Kor 12,12 ff.