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Ein Besuch auf dem Bauernhof? Nicht nur für die Primarstufe interessant

von Linda Frey

Die letzte Jahreskonferenz für Gesamtschule und Gymnasium, die im November 2021 stattfand, hat sich ausführlich mit dem Thema Außerschulische Lernorte beschäftigt. In dem Workshop „Ökolandbau – eine inhaltliche Einordnung und Impulse für das Thema am außerschulischen Lernort“ wurden die Teilnehmer*innen fachkundig durch Bettina Stiffel, die Mitarbeiterin im Kompetenznetzwerk Ökolandbau Niedersachsen ist, mit der Welt des Ökolandbaues vertraut gemacht.

Was bedeutet eigentlich Ökolandbau?

Die Begriffe Bio und Öko sind gesetzlich geschützt. Sie dürfen für Lebensmittel nur dann verwendet werden, wenn der*die Landwirt*in bzw. der*die Lebensmittelhersteller*in zertifiziert sind. Dafür muss er die EU-Öko-Verordnung einhalten. Darin ist geregelt, wieviel Platz ein Bio-Schwein und wieviel Auslauf ein Bio-Huhn haben muss. Geregelt sind ebenso Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen oder die Zutaten, die bei der Lebensmittelherstellung verwendet werden dürfen. In Niedersachsen gibt es 2.300 Bio-Bauernhöfe und 1.200 zertifizierte lebensmittelherstellende Betriebe, von dem*der Bäcker*in bis zu dem*der Ölmüller*in.

Weitere Zahlen, Daten, Fakten

In Niedersachsen werden 5,2 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet, das bedeutet 6,5 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe. In Deutschland insgesamt werden von 13,5 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe aktuell 10,3 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet.1 Ziel in Niedersachsen ist es, bis 2025 den ökologischen Landbau auf zehn Prozent und bis 2030 auf 15 Prozent zu erweitern. Bis 2030 soll der Ökolandbau in Deutschland 20 Prozent einnehmen. Dies ist zumindest das Ziel der Bundesregierung im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie.2 Insgesamt sind die Nachfrage nach Bioerzeugnissen und damit einhergehend die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln in den letzten Jahren gestiegen. Es gibt viele Gründe, warum Menschen zu Biolebensmitteln greifen: zum Beispiel wegen der besseren Tierhaltung oder weil die Lebensmittel unbelastet sind. Für viele ist zudem die regionale Herkunft ausschlaggebend.

Der Bio-Bauernhof als außerschulischer Lernort

Nachdem die Teilnehmer*innen des Workshops mit diesem grundlegenden Wissen versorgt waren, ging es um die Auseinandersetzung mit der Frage: „Was kann auf einem Bauernhof erfahrbar gemacht werden?“ Hier die Ergebnisse des Brainstormings:

Was kann auf einem Bauernhof erfahrbar gemacht werden?

  • geschlossener Betriebskreishof
  • Ernährung – Wo kommen die Lehrmittel her?
  • praktische Beispiele (z.B. zu Nützlingen)
  • Wahrnehmung mit allen Sinnen
  • artgerechte Tierhaltung
  • Komplexität der Produktion, Vernetzung von Lebenszusammenhängen
  • Verantwortung für eigenes Handeln (ethische Entscheidungen)
  • Beruf des Bauern kennenlernen (Berufung) – Menschenbild/Selbstbild
  • Saisonalität/ Regionalität
  • Sensibilisierung für Wertigkeit von Produkten
  • Bezug zur Religiosität erfragen – Wie sieht ein Landwirt Gott und die Welt?
  • Sensibilisierung für „Nicht-Selbstverständlichkeit“ – Verb zu Erntedank
  • pflanzliche Dünger herstellen
  • Vorstellung für die Dimension (z.B. ha für Technik); z.B. auch flächengebundene Tierhaltung
  • fächerübergreifendes Lernen
  • ggf. gemeinsames Kochen/ Essen
  • Energiekreislauf
     

Wie bzw. an welcher Stelle kann das Thema Ökolandbau in den Religionsunterricht eingebunden werden?

  • Einstieg: Wo kommen die Lehrmittel her?
  • Sek II: Ethik, Verknüpfung mit Anthropologie (Sozialethik)
  • Sek I: auch „Gerechtigkeit”
  • Verantwortung – Der Mensch als „Geschöpf unter Geschöpfen”
  • Schöpfung
  • Insgesamt: Wichtig ist die religiöse Perspektive

Klar ist, dass ein Besuch auf einem Bio-Bauernhof nicht nur seinen Sitz im Primarbereich haben kann. Auch in den Bereichen Sek I und Sek II können Schüler*innen von einem Besuch profitieren. Dabei können insbesondere ethische Themenschwerpunkte von Interesse sein.
 

Wie kann ich Bio-Bauernhöfe als außerschulische Lernorte finden?

  • https://berufsschule.bio/exkursionen-zu-bio betrieben
  • www.bioeinkaufen.de
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e.V.: https://baglob.de/lernorte/#lernor te_finden
     

Links und Literatur zu (Bio-)Bauernhof als außerschulischer Lernort

  • www.uni-vechta.de/kompetenzzentrum-re gionaleslernen/konzepte-fuer-lernorte/der-bauernhof-als-lernort
  • www.transparenz-schaffen.de/arbeitsma terialien
  • Materialien der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof: https://baglob.de/me diathek
  • Expedition Lernort Bio-Bauernhof: www.oekolandbau.de/bildung-undberatung/lehrmaterialien/allgemein-bildendeschulen/grundschule/expedition-biobauernhof
  • Materialien der ima zum Lernort Bauernhof:
  • https://imashop.de/navi.php?qs=lernort+bauernhof

Anmerkungen

  1. Quelle: www.oekolandbau.de/landwirtschaft/biomarkt/oekoflaeche-und-oekobetriebe-in-deutschland
  2. www.niedersachsen.de/niedersaechsischer-weg/der-oko-landbau-im-niedersachsischen-weg-190047.html