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Religion und Philosophie – Filmtipps aus der Medienarbeit im Haus kirchlicher Dienst

Von Anja Klinkott


Religion und Philosophie beantworten Grundfragen des Menschen zum Leben. Sie geben Orientierung und zeigen Handlungsoptionen auf. Während die Philosophie versucht, mit unterschiedlichen logischen Ansätzen eine bestimmte Weltanschauung zu begründen, belegt insbesondere die christliche Religion ihren Ursprung mit biblischen Überlieferungen. Beide Ansätze widersprechen und ergänzen einander und haben bis in die Gegenwart Auswirkungen auf Weltanschauungen, Gesellschaftsordnungen bis hin zu Wirtschaftsordnungen und Politik.
Schulen und Klassenzimmer sind in diesem Diskurs relevante Orte geworden, um in einer zunehmend multi- und teils areligiösen Schülerschaft für gegenseitigen Austausch, Respekt und Toleranz zu werben. Die hier vorgestellten Geschichten sollen dazu animieren.


Hannah Arendt. Ihr Denken veränderte die Welt
Margarethe von Trotha
Deutschland/Frankreich/Israel/Luxemburg 2013
Spielfilm 113 Min.
empfohlen ab 16 Jahren

Die jüdische Philosophin und Holocaust-Überlebende Hannah Arendt arbeitet als Dozentin am Brooklyn College in New York. Als 1961 in Israel der Prozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann durchgeführt wird, reist sie als Berichterstatterin des Magazins „Der New Yorker“ dorthin. Der Angeklagte, in der NS-Diktatur für die Deportation der jüdischen Bevölkerung verantwortlich, tritt vor Gericht als einfacher Sachbearbeiter auf. Es fällt Hannah Arendt schwer, die Verbrechen des Mannes mit seinem Erscheinen in Einklang zu bringen.

Ihre Zeitungsartikel und das im Anschluss erscheinende Buch „Die Banalität des Bösen“ thematisieren diesen Widerspruch. Beides stößt in der internationalen Öffentlichkeit und insbesondere in Israel auf Unverständnis und Kritik, die sich bis in ihren engsten Freundeskreis ziehen. Nur ihre Studierenden verfolgen gebannt ihre scharfen Analysen, die kompromisslos für die Freiheit des Denkens eintreten.

(Wie) lassen sich „gut“ und „böse“ definieren? Kann das Handeln eines Menschen vom Denken und damit auch von moralischen Wertmaßstäben getrennt werden? Welche Verantwortung tragen Täter*innen, Mitläufer*innen und Zuschauer*innen ? Gibt es so etwas wie eine „Kollektivschuld“?

Der Film soll Schüler*innen ab 16 Jahren motivieren, sich intensiv mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Er eignet sich für den Geschichts-, Philosophie-, Ethik- sowie Religionsunterricht in der Oberstufe von allgemein- und berufsbildenden Schulen und kann auf DVD bei der Bücherei- und Medienarbeit entliehen werden.


Der junge Karl Marx
Raoul Peck
Belgien/Deutschland/Frankreich 2017
Spielfilm 116 Min.
empfohlen ab 16 Jahren

Sie könnten gegensätzlicher nicht sein: der junge Redakteur Karl Marx und der Fabrikantensohn Friedrich Engels, die sich 1843 im französischen Exil treffen. Abgestoßen vom Elend einer breiten Bevölkerung und des Reichtums einiger weniger, kämpfen sie mit Veröffentlichungen für die gleichen Rechte und Möglichkeiten für alle Menschen.

Die Philosophie von Karl Marx sieht in den ökumenischen Verhältnissen der Menschheit die Grundlagen von Gesellschaft, Kultur und Geschichte. Damit schuf er die theoretischen Grundzüge für Sozialismus und Kommunismus, die auch gegenwärtig die Wirtschaftsordnungen einiger Staaten begründen. Seine Ansätze stoßen bis heute sowohl auf Zustimmung als auch auf erbitterten Widerstand.

Schüler*innen ab 16 Jahren können anhand des Spielfilms über die frühen Erwachsenenjahre von Karl Marx und Friedrich Engels die Hintergründe visualisieren, die beide zu ihrer vehementen Kritik am Kapitalismus veranlassten. Sie können deren wirtschaftsbasierte Philosophie mit der anderer zeitgenössischer Philosophen vergleichen und ihre Auswirkungen bis in die Politik der Gegenwart nachvollziehen. Der Spielfilm eignet sich für den Geschichts-, Wirtschafts-, Philosophie-, Religions-, Werte und Normen- sowie Ethikunterricht ab Klasse 10 und kann mit Arbeitsmaterial von der Bücherei- und Medienarbeit entliehen werden.


Von Aristoteles bis Habermas. Grundpositionen der Ethik
Anna Schreiber und Felix Geyer
Deutschland 2017
Dokumentation 21 Min.
Lehrprogramm gemäß § 14 JuSchG
empfohlen ab 16 Jahren

Eine (mögliche) Situation im Schulunterricht: Ein Schüler erfährt zufällig die Prüfungslösungen vorab. Wie soll er ethisch korrekt damit umgehen? Muss er es melden? Darf er davon profitieren? Gäbe es nicht sogar die moralische Verpflichtung, seinem Freund mit diesem Wissen zu helfen?

Es gibt Situationen im Leben, da lassen sich „richtige“ und „falsche“ Entscheidungen nicht einfach erkennen. Eine Erfahrung, die auch Jugendliche früher oder später machen. In dieser kurzen Animation können sich Schüler*innen ab 16 Jahren eigene moralische Werte bewusstmachen und diese hinterfragen. Begriffe wie Pflichtethik, Tugendethik, teleologische Ethik, kategorischer Imperativ sowie Utilitarismus und Diskursethik werden auf prägnante und alltagstaugliche Weise visualisiert. Die scheinbar leichte und animierte Darstellung macht erst auf den zweiten Blick die Komplexität der Denkansätze deutlich. Welcher Philosoph erweist sich für die Praxis der Gegenwart als bester Ratgeber? Geeignet ist der Film für den Religions-, Werte- und Normen- sowie den Philosophieunterricht ab Klassenstufe 10 und in berufsbildenden Schulen. Er kann mit umfangreichem Arbeitsmaterial von der Bücherei- und Medienarbeit entliehen werden.


Was ist der Mensch? – Menschenbild im Wandel
André Rehse, Deutschland 2020
Dokumentation 22 Min.
Lehrprogramm gemäß § 14 JuSchG
empfohlen ab 14 Jahren

Was ist der Mensch? Mit dieser Frage beschäftigen sich in der kurzen Dokumentation vier Experten aus unterschiedlichen Perspektiven: aus jüdisch-christlicher Sicht, der Philosophie des antiken Griechenlands, dem Zeitalter der Aufklärung sowie aus Sicht eines Menschenrechtsaktivisten der Gegenwart.

Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und: Was ist der Mensch? Die Fragen des Philosophen Immanuel Kant sind eine wichtige Grundlage des Films. Wie haben Denker in verschiedenen Epochen das Menschsein definiert? Wie unterscheiden sie dabei Körper und Geist? Und welche Rolle spielt die Religion?

Die Frage, was den Menschen einzigartig macht und diesen von anderen Lebensformen unterscheidet, wird schon seit Jahrtausenden gestellt und kontrovers diskutiert. Schüler*innen ab 16 Jahren können anhand des Films Grundzüge des biblisch-christlichen Menschenbilds erkennen und sich kritisch damit auseinandersetzen. Sie lernen, Bezüge zu alternativen historischen und philosophischen Vorstellungen herzustellen und aktuelle Lebensfragen und Herausforderungen in Bezug zu diesem Bild zu setzen.

Der Film kann im Medienportal heruntergeladen werden. Umfangreiches Zusatzmaterial steht in eine Arbeitshilfe zum Download zur Verfügung.


Rolltreppe
Christopher Nielsen, Norwegen 2014
Animationsfilm, 10 Min.
geeignet ab 14 Jahren

Drei Männer laufen eine Rolltreppe entgegen der Fahrtrichtung hinauf. Welche Verheißung erwartet sie am Ziel? Wie begegnen sie anderen Menschen auf dem Weg? Und mit welcher Motivation sind sie unterwegs? Während zwei der Männer entschlossen ihren eingeschlagenen Weg verfolgen, zweifelt der Dritte immer wieder an seiner Entscheidung. Was wird er letztlich also tun?

„Die Theorie der aufsteigenden Progression“, „voll fokussiert ganz nach oben“, „da unten findest du alle Verlierer“ und „ewiger Status quo“ sind nur einige der Begriffe, die als Begründung für das mühsame Treppensteigen herhalten müssen. Die Menschen auf der Rolltreppe wollen „keine Zweifel und Mutmaßungen“. Es sind keine schönen Bilder von schönen Menschen, aber dennoch ziehen sie die Zuschauenden nach kurzer Zeit in ihren Bann.

Jugendliche können anhand des Animationsfilms ihre Gedanken zu Leistungsethik, zu den Bedingungen des Menschseins aber auch theologische Fragen zum Bildnis des Menschen, seiner Endlichkeit und seinem durch Geburt vorgegebenen Platz im Leben formulieren und hinterfragen. Der Film eignet sich für den Religions-, Werte- & Normen- und Philosophieunterricht genauso wie als Impuls im Politik- und Wirtschaftsunterricht. Auch für den Konfer ist er bestens geeignet. Er kann mit umfangreichem Arbeitsmaterial entliehen werden.


Neulich 1
Jochen Kuhn, Deutschland 1998
Animationsfilm 4 Min.
Lehrprogramm gemäß § 14 JuSchG
geeignet ab 14 Jahren

Nachdenklich schaut ein Mann aus dem Fenster, während er eine Tasse Kaffee in seinem Stammcafé genießt. Er wundert sich über die vielen unterschiedlichen Dinge, die seine Mitmenschen durch ihren Alltag tragen. Dazu stellt er philosophische Überlegungen an, ob das Leben ohne all diesen Ballast nicht einfacher wäre. Als er jedoch das Café verlässt, hätte er beinahe etwas vergessen …

Die Visualisierung dessen, was für Menschen materielle und seelische Lasten sein können, kann Schüler*innen ab 14 Jahren zur Reflexion über ihre eigenen Lebensentwürfe anregen. Der nachdenkliche, fast melancholische Grundton des Films und die klaren, einfachen Bilder sorgen für einen Bezug sowohl auf philosophischer wie auch auf theologischer Ebene. Sehr schön wird dies am Schluss des Kurzfilms deutlich, der sich fast mit Matthäus 7,3 zusammenfassen ließe: „Was siehst du aber einen Splitter in deines Bruders Auge, und des Balkens in deinem Auge wirst du nicht gewahr?“

Der Trickfilm eignet sich für den Religions-, Werte und Normen-, Philosophie- sowie Ethikunterricht in allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Er kann mit umfangreichem Zusatzmaterial im Medienportal heruntergeladen werden.