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Freude am Erwachsenwerden – Bar / Bat Mizwa beziehungsweise Konfirmation / Firmung

Von Christina Harder

 

Bar Mizwa bedeutet übersetzt Sohn des Gesetzes / der Weisung / der Pflicht, Bat Mizwa bedeutet dementsprechend Tochter des Gesetzes / der Weisung / der Pflicht. In der jüdischen Tradition werden junge Männer am Schabbat nach ihrem 13. Geburtstag ein Bar Mizwa, also ein vollwertiges und mündiges Mitglied der Gemeinde, der jüdischen Gemeinschaft. Sie gehören nun zur Minjan, zu der Zehnzahl von Männern, die sich zusammenfinden müssen, um Gottesdienst feiern zu können. Die Bat Mizwa, die Aufnahme junger Frauen in den Minjan als vollwertiges und mündiges Mitglied, wird vor allem in konservativen sowie in liberalen Gemeinden gefeiert. Mädchen werden allerdings bereits nach Vollendung ihres zwölften Lebensjahres als Erwachsene in die Gemeinde, in die jüdische Gemeinschaft aufgenommen.1 

Bar und Bat Mizwa markieren wie in der christlichen Tradition Firmung und Konfirmation den Übertritt aus der Kindheit in das Erwachsenalter. Die Namen Firmung und Konfirmation leiten sich von dem lateinischen firmare bzw. confirmare ab und bedeuten übersetzt (etwas) bestätigen / für gültig erklären. Gemeint ist die Bestätigung des Bekenntnisses zum christlichen Glauben, das in der Taufe noch stellvertretend für das Kind von Eltern und Pat*innen abgegeben wurde. Mit der Konfirmation werden den jungen Männern und Frauen nun also Plicht und Verantwortung übertragen, selbst zu entscheiden, ob sie ihre Taufe bestätigen und mit dieser Bestätigung als vollwertige, mündige Mitglieder in die christliche Gemeinde aufgenommen werden wollen. 

Während bei der Konfirmation den jungen Menschen die Verantwortung übertragen wird, das christliche Glaubensbekenntnis erstmals aus eigener freier Entscheidung abzugeben und gemeinsam mit der Gemeinde zu sprechen, wird bei Bar und Bat Mizwa den jungen Menschen die Verantwortung übertragen, erstmals eigenständig im Gottesdienst vor der Gemeinde aus der Tora vorzulesen. Dabei werden die jungen Männer und Frauen ebenfalls zum ersten Mal mit ihren jüdischen Namen zur Lesung aufgerufen. Vergleichbares geschieht, wenn bei der Konfirmation die jungen Menschen mit ihrem Namen aufgerufen werden, um vor dem Altar den Segen Gottes zu empfangen. 

Bar und Bat Mizwa wie auch der Konfirmation und Firmung geht eine entsprechende Vorbereitung voraus, die die jungen Menschen in die Lage versetzen soll, die Pflichten und die Verantwortung als mündige Mitglieder der Gemeinde aus freiem Willen zu übernehmen. Die jüdischen Männer und Frauen werden deshalb darin unterrichtet, den unvokalisierten hebräischen Text aus der Tora-Rolle lesen zu können. Dies erfordert im Vorfeld intensives Training und Auswendiglernen. Üblich ist es außerdem, dass die jungen Männer und Frauen eine Ansprache, die Draschah, halten, in der sie den vorgelesenen Text erläutern und auslegen. In der Regel dankt im Anschluss an die Lesungen der Vater des*der jungen Erwachsenen öffentlich mit den Worten: „Gesegnet sei Gott, der mich von dessen (des Sohnes / der Tochter) Strafe erlöst hat.“ Von nun an tragen die jungen Menschen nämlich selbst die Verantwortung für ihre Taten und damit ggf. auch für Strafen bei Verfehlungen. In vielen Gemeinden ist es üblich geworden, dass danach der*die Rabbiner*in eine Rede auf den jungen Mann bzw. die junge Frau hält.2 

Der Übertritt ins Erwachsenenalter erfolgt im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren. Nach bürgerlichem Recht sind junge Menschen nach Vollendung ihres 14. Lebensjahres religionsmündig. Das bedeutet, sie können und dürfen nun selbst entscheiden, ob sie die Religion, in der ihre Sozialisation erfolgte, beibehalten, ablegen oder wechseln möchten. Die Entscheidung bedeutet für junge Menschen, dass sie erstmals frei, ohne Bevormundung durch Eltern und / oder andere Erwachsene, eine eigene Entscheidung treffen dürfen. Mit der Freiheit zur eigenen Entscheidung und Handlung kommt zugleich die Verantwortung für Entscheidungen und Taten. Darum werden die folgenden Bausteine für den Unterricht kreisen.

Die folgenden Unterrichtsbausteine konzentrieren sich auf den Aspekt des Erwachsenwerdens und der damit verbundenen Verantwortung, die in der Gemeinschaft der Erwachsenen gemeinsam getragen wird. Damit wird aus dem Themenfeld „Bar / Bat Mizwa beziehungsweise Konfirmation und Firmung” ein inhaltlicher Aspekt herausgegriffen und ins Zentrum gestellt, der vor allem das Verbindende hervorhebt.


Didaktische Überlegungen

Kompetenzen und Lernziele

Der Themenbereich Bar / Bat Mizwa und Firmung /  Konfirmation hat seinen geradezu „natürlichen” Platz im 8. Jahrgang, wenn die Schüler*innen des Religionsunterrichtes in der Regel selbst unmittelbar vor ihrer Firmung bzw. Konfirmation stehen oder diese gerade gefeiert haben. Mit dem thematischen Schwerpunkt „Verantwortung” bietet es sich an, die religiösen Feiern des Erwachsenwerdens in IGS und Oberschule den inhaltsbezogenen Kompetenzbereichen „Nach Verantwortung in der Welt und der Gesellschaft fragen” zu-zuordnen: „Die Schüler*innen stellen an einem Lebenslauf dar, dass Glaube Konsequenzen für die Lebens-gestaltung hat.”3 

Im Gymnasium ließe sich der Themenschwerpunkt zu Bar / Bat Mizwa und Firmung / Konfirmation eher dem Kompetenzbereich „Mensch”, konkret dem Leitthema „Rechtfertigung – Befreiung zum Leben” zuordnen: „Die Schüler*innen beschreiben Situationen von Selbst- und Fremdbestimmung.”4 

Um diese Themen geht es in den folgenden Unterrichtsbausteinen vor allem dann, wenn sich die Schüler*innen mit den positiven ebenso wie mit den negativen Seiten des Erwachsenwerdens auseinandersetzen. Verlockend an dem Erwachsenwerden sind die Situationen, in denen junge Menschen erstmals Situationen von Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit erfahren und sich damit von Fremdbestimmung (durch Eltern und andere Erwachsene) befreien können. Zugleich setzen sie sich damit auseinander, dass die freiwillige Übernahme von Verantwortung situativ erneut Gefühle von begrenzender Fremdbestimmung entstehen lassen können, die das Erwachsenwerden schwierig machen. 

Bei den folgenden Unterrichtsbausteinen werden im prozessbezogenen Kompetenzbereich vorrangig Wahrnehmungs- und Darstellungskompetenzen sowie Urteils- und Dialogkompetenzen gefördert. In Verbindung mit den konkreten Inhalten ergeben sich daraus folgende Lernziele:

  • Die Schüler*innen beschreiben den Übertritt von der Kindheit in das Erwachsenenalter als Situation, in der existenzielle Fragen des Lebens bedeutsam werden.
  • Sie beschreiben Bar / Bat Mizwa und Firmung / Konfirmation als religiös-rituelle Ausdrucksformen des Übertritts ins Erwachsenenalter und der erstmaligen Übernahme von Verantwortung für eigene freie Entscheidungen.
  • Sie setzen sich mit religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen zum Thema Erwachsenwerden auseinander und beschreiben dabei die Aspekte (Entscheidungs-)Freiheit und Verantwortung als zwei Seiten einer Medaille. 
  • Sie setzen sich damit auseinander, dass sie im Rahmen der religiös-rituellen Feiern in Christen- und Judentum Teil einer Gemeinschaft werden, in der sie als mündige Mitglieder ernstgenommen werden und die Verantwortung füreinander miteinander getragen wird. 
  • Sie beziehen religiöse Argumente für Bar / Bat Mizwa und Firmung / Konfirmation auf Entscheidungssituationen im eigenen Leben und begründen einen eigenen Standpunkt.
  • Sie kommunizieren ihren eigenen Standpunkt zu Fragen konkret nach der bewussten Entscheidung für den jüdischen bzw. christlichen Glauben, nach dem Erwachsenwerden, dem Treffen eigener Entscheidungen und Tragen von Verantwortung.

Situierte Lernaufgabe / Anforderungssituation:

Eine Schülerin erzählt nach den Osterferien von ihrer bevorstehenden Konfirmation: „Ich freue mich schon auf den Gottesdienst und die Feier. Damit werde ich ja auch schon ein bisschen erwachsen. Mein Vater hat gesagt, dass ich deshalb zum ersten Mal Alkohol trinken darf – einen Sekt, Wein oder ein Bier. Das finde ich aufregend. Nervös bin ich aber auch ein bisschen, weil dann alle auf mich schauen. Und sagen soll ich auch etwas, meint meine Mutter: nicht nur im Gottesdienst, sondern auch vor den Verwandten später bei der Feier. Darauf würde ich gerne verzichten.“ Ein Mitschüler erwidert darauf: „Du kannst nicht das eine wollen und das andere nicht, wenn du erwachsen sein willst. Das gibt es halt nur zusammen. Also, ich möchte gern endlich erwachsen sein – mit allem Drum und Dran: endlich selbst bestimmen und mir nicht mehr ständig von meinen Eltern sagen lassen müssen, was ich darf und was nicht.

Allerdings brauche ich dafür keine Konfirmation. Da müsste ich an Gott glauben und so. Und das ist mir alles einfach viel zu un-logisch.“ Daraufhin schaltet sich eine jüdische Mitschülerin ein: „Ich hatte schon meine Bat Mizwa. Das ist bei uns so wie bei euch die Konfirmation oder Firmung. Da musste ich im Gottesdienst vor allen etwas vorlesen und sagen. Ich war sowas von aufgeregt. Aber danach war es irgendwie ein tolles Gefühl. Ich hatte das Gefühl, dass ich endlich ernst genommen und nicht mehr wie ein Kind behandelt werde. Naja, und das mit Gott und so: Darüber habe ich gar nicht so richtig nachgedacht.“

Daraufhin entsteht eine lebhafte Diskussion, in der es um das Erwachsenwerden und den Glauben an Gott geht. Auch darum, was das überhaupt miteinander zu tun hat.


Bausteine für den Unterricht

Einstieg

An der Tafel, oder besser noch auf einem großen Plakat, steht für alle Schüler*innen gut sichtbar: Erwachsenwerden bedeutet … Die Schüler*innen werden gebeten, kurz zu überlegen und dann aufzustehen, um diesen Satz nacheinander zu vervollständigen. Jede*r kann mit einem oder zwei Gedanken den Satz ergänzen. Es entsteht ein Wortcluster um den Halbsatz herum. Sollte der eigene Gedanke bereits notiert sein, muss dieser eingekreist oder ein anderes Zeichen daran angebracht werden, damit Mehrfachnennun-gen sichtbar werden. Möglich ist hier auch der Einsatz des digitalen Tools Mentimeter5, um die Schüler*innen über ihre Smartphones ein Wortcluster erstellen zu lassen. 

Die Schüler*innen erhalten nun den Auftrag, die als Stichpunkte festgehaltenen Gedanken zum Erwachsenwerden zu sortieren: einerseits in positive, die (Vor-)Freude und Annahme, und andererseits in negative, die eher Unsicherheit, Befürchtungen und Ablehnung Ausdruck geben. Die Stichpunkte an der Tafel bzw. auf den Plakaten werden entsprechend farbig markiert; beispielsweise blau für die (Vor-)Freude und rot für die Befürchtungen. Die Schüler*innen werden schließlich gebeten, sich in Murmelgruppen kurz über die beiden Seiten des Erwachsenwerdens auszutauschen. 

Vertiefung

Den Schüler*innen wird das Lied „Erwachsen sein“6 von Peter Maffay in der gecoverten Rap-Version ge-meinsam mit Bushido und Sido vorgespielt. Dieses Lied wird gewählt, weil es zwei verschiedene Perspektiven auf das Erwachsenwerden aufzeigt: eine eher negative, skeptische ebenso wie eine vorwiegend positive, zuversichtliche. Zunächst sollen die Schüler*innen einfach nur aufmerksam zuhören. Im Anschluss an den ersten Durchgang werden sie gefragt, was sie gehört haben. 

In der Rap-Version singt Peter Maffay den Refrain des ursprünglichen Liedes, das von einem seiner Tabaluga7-Alben stammt und in der dortigen Erzählung von der uralten Meeresschildkröte Nessaja gesungen wird. Bushido und Sido liefern die Strophen, in denen sie im Rückblick von ihren Erfahrungen mit dem Erwachsenwerden erzählen. Der Refrain, den Maffay singt, enthält die Botschaft: „Ich wollte nie erwachsen sein, hab‘ immer mich zur Wehr gesetzt.“ Erwachsensein wird hier als etwas wenig Erstrebenswertes dargestellt. Es führe zu einer äußeren Verhärtung (Panzer), die ein Schutz gegen zugefügte Verletzungen, aber auch eine Folge eigenen Scheiterns ist. Im inneren Kern aber bleibe das Kind. Kindheit wird hier durchweg als etwas Bewahrenswertes dargestellt.

Ähnliche Akzente setzt Bushido: Er erzählt am Ende ebenfalls, er sei in seinem Inneren ein Kind geblieben. Davor stellt er das Erwachsenwerden und -sein als ein Auf und Ab von Höhen und Tiefen dar. Er singt von Verletzungen und Herausforderungen, von Stress und Überforderung.

Andere Akzente setzt Sido: Er stellt das Erwachsenwerden im Rückblick als Chance dar, endlich unter Beweis stellen zu können, was er kann. Bis dahin sei er nie ernst genommen und in der Verwirklichung seiner Träume behindert worden. Als Erwachsener habe er endlich die Freiheit gehabt, seine Träume zu verwirklichen. Sido singt auch von Scheitern und von eigenen Perspektivwechseln, vor allem aber von der Chance, die in der mündigen Freiheit des Erwachsenseins liegen. Die Schüler*innen können also in dieser Interpretation des alten Liedes „Erwachsen sein“ sowohl Positives als auch Negatives zu diesem Thema hören. 

Das Gehörte der Schüler*innen wird gesammelt und schriftlich fixiert. Anschließend erhalten sie den Text der Rap-Version des Liedes8. Das Lied wird erneut abgespielt, während die Schüler*innen den Text verfolgen. Sie erhalten den Auftrag, Stifte in zwei verschiedenen Farben in die Hand zu nehmen. Mit der einen Farbe sollen sie jene Stellen markieren, die das Erwachsensein positiv darstellen, mit der anderen Farbe jene, die es negativ darstellen. Anschließend werden die negativen und positiven Aspekte mit denen verglichen, die die Schüler*innen bereits selbst eingangs gesammelt hatten, und diese ggf. ergänzt.

Sicherung des Zwischenergebnisses

Die Schüler*innen haben nun zunächst die Möglichkeit erhalten, sich mit allgemeinen Aspekten des Er-wachsenwerdens auseinanderzusetzen: mit positiven wie mit negativen. Diese werden schriftlich festgehalten, entweder auf den Plakaten, die am Ende wieder angesehen werden können, oder als individuelle Schüler*innen-Abschriften von der Tafel. 

Erarbeitung

Die Schüler*innen werden darüber informiert, dass der Übertritt aus der Kindheit in das Erwachsenalter in allen Religionen weltweit in rituell gestalteten Ausdrucksformen gefeiert wird. Sie werden gefragt, ob sie demnächst ihre Firmung, Konfirmation oder ein anderes entsprechendes Fest feiern oder bereits gefeiert haben. Sollten auch jüdische, muslimische oder säkular sozialisierte Schüler*innen am Religionsunterricht teilnehmen, werden sie entsprechend nach den Ritualen ihrer Religion bzw. Weltanschauung und ihren Er-fahrungen gefragt. Säkular sozialisierte Schüler*innen könnten beispielsweise ihre Erfahrungen mit der Jugendweihe oder anderen säkular angelegten Feiern zum Übertritt in das Erwachsenensein erzählen. In einem Unterrichtsgespräch im Plenum erhalten alle Schüler*innen die Gelegenheit, kurz von ihren Erfahrungen zu erzählen. Damit die Schüler*innen aktiviert werden und bleiben, rufen sie sich nacheinander gegenseitig in einer Redekette auf. 

Nachdem auf diese Weise bereits eine inhaltliche Verknüpfung zwischen dem Erwachsenwerden an sich, mit der damit verbundenen (Vor-)Freude genauso wie mit den damit verbundenen Befürchtungen, und den religiösen Festen hergestellt wurde, erhalten die Schüler*innen zunächst grundlegende Informationen über den Verlauf der Bar bzw. Bat Mizwa. Hierfür eignet sich ein kurzes YouTube-Video, das mit dem digitalen Tool mysimpleshow erstellt wurde9. Anschließend bekommen die Schüler*innen die Aufgabe, das kurze Quiz in M 1 zu lösen. Darin werden zentrale Begriffe zur Bar bzw. Bat Mizwa abgefragt und damit gefestigt. Die Lösungen werden im Plenum miteinander verglichen. 

Vertiefung

Nachdem die Schüler*innen grundlegende Informationen zur Bar bzw. Bat Mizwa erhalten haben, erhalten sie den Hinweis, dass in den religiös-rituell gestalteten Feiern des Übertritts von der Kindheit in das Erwachsenenalter immer auch der Aspekt der Gemeinschaft eine große Rolle spielt. Die jungen Menschen werden als mündige Gemeindeglieder Teil einer sich gegenseitig stützenden Gemeinschaft, in der sie ernstgenommen und Pflichten wie Verantwortungen gemeinsam getragen werden.

Daraufhin werden ihnen mehrere Fotos gezeigt:
1. eine junge Frau bei ihrer Bat Mizwa mit der Tora (Foto s. o. 9);
2. ein junger Mann bei seiner Bar Mizwa mit der Tora, eingerahmt von zwei Männern der Gemeinde (Foto li.);
3. zwei junge Menschen beim Segen zu ihrer Konfirmation (Foto s. o. 9);
4. im Vordergrund eine junge Frau bei der Segnung zu ihrer Firmung, im Hintergrund eine Frau, die ihr seine Hand auf die Schulter legt, während sie vom Pfarrer den Segen bzw. das Kreuzeszeichen empfängt (Foto s. o. 9). 

Auf dem Arbeitsblatt mit den vier Bildern (M 2) findet sich auch die Aufgabenstellung: Die Schüler*innen sollen zu zweit ein Interview mit den Personen auf einem ausgewählten Bild führen und die Fragen sowie imaginierten Antworten schriftlich so fixieren, dass sie das Interview später im Plenum als Dialog vortragen können.

Die Interviews werden schließlich im Plenum vorgestellt bzw. vorgetragen.

Ergebnissicherung

Die Schüler*innen haben sich nun zunächst grundsätzlich mit den positiven wie negativen Seiten des Er-wachsenwerdens auseinandergesetzt. Diese haben sie schriftlich festgehalten (s.o.). Schließlich haben sie das jüdische Fest Bar / Bat Mizwa kennengelernt und Parallelen zur Firmung / Konfirmation entdecken können. Sie haben sich an dieser Stelle konkret mit den Fragen nach der freien Entscheidung für den eigenen Glauben und der daraus folgenden Verantwortung auseinandergesetzt, aber auch mit dem Aspekt der Gemeinschaft, in der der*die Einzelne ernstgenommen und Verantwortung gemeinsam getragen wird. 

Abschließend erhalten die Schüler*innen folgende Aufgabe:

  • Verfasst einen Brief an euch selbst zu eurem 25. Geburtstag! Lasst eure Gedanken und Gefühle, eure (Vor-)Freude auf das Erwachsenwerden und die damit einhergehenden Freiheiten ebenso wie eure Befürchtungen mit Blick auf die damit verbundene Verantwortung in einen Brief an euer erwachsenes ICH einfließen. Berücksichtigt dabei auch, dass ihr durch die Konfirmation, Firmung, Bar / Bat Mizwa oder Jugendweihe Teil einer solidarischen (Glaubens-) Gemeinschaft aus mündigen Mitgliedern geworden seid. 
  • Versucht euch vorzustellen, was euer zehn Jahre älteres ICH zu eurer Entscheidung für bzw. gegen die Konfirmation / Firmung / Bar / Bat Mizwa sagen wird: War die Entscheidung richtig?
  • Gestaltet euren Brief mit Zeichnungen und / oder Fotos.
  • Tipp: Ihr könnt den Brief euren Eltern geben; mit der Bitte, ihn euch an eurem 25. Geburtstag auszuhändigen.

In und mit diesem Brief an ihr erwachsenes ICH erhalten die Schüler*innen abschließend die Möglichkeit, an die anfangs vorgestellte situierte Lernaufgabe anzuknüpfen und das Erlernte sowie Diskutierte noch einmal für sich persönlich zu reflektieren und festzuhalten.
 

Anmerkungen

  1. Vgl. Dorn, Klaus: Basiswissen Theologie, 90f.; Planet Wissen, Jüdisches Leben: www.planet-wissen.de/kultur/religion/juedisches_leben/pwielebensfestederjugendbeschneidungundbarmizwa100.html (Zugriff am 28.10.2020).
  2. Vgl. Planet Wissen, a.a.O.
  3. Vgl. Niedersächsisches Kerncurriculum Ev. Religion IGS, 24, und ähnlich: Niedersächsisches Kerncurriculum Ev. Reli-gion Oberschule, 23. In den Bausteinen werden Konsequenzen des Glaubens für die Lebensgestaltung allerdings nicht anhand einer Biografie erklärt bzw. dargestellt. Vielmehr werden sich die Schüler*innen mit eigenen Vorstellungen, ggf. auch Ängsten, vom Erwachsenensein und der damit verbundenen Verantwortung auseinandersetzen. 
  4. Niedersächsisches Kerncurriculum Ev. Religion Gymnasium Jahrgänge 5-10, 18.
  5. www.mentimeter.com
  6. Bushido & Sido feat. Peter Maffay – Erwachsen sein: https://youtu.be/4j3AOJV1J8I. 
  7. Tabaluga ist ein kleiner Drache, der sich auf die Reise macht, um erwachsen zu werden. Maffay hat mehrere Alben mit der musikalisch gerahmten Geschichte Tabalugas herausgegeben. 
  8. Lyrics: https://genius.com/23-erwachsen-sein-lyrics. 
  9. Bar Mizwa und Bat Mizwa, mysimpleshow: https://youtu.be/tNdR3X_D6DQ.

 

Literatur

  • Dorn, Klaus, Basiswissen Theologie: Das Judentum, Paderborn 2016
  • Planet Wissen, Jüdisches Leben: https://www.planet-wissen.de/kultur/religion/juedisches_leben/pwielebensfestederjugendbeschneidungundbarmizwa100.html (Zugriff am 28.10.2020).