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Abendmahl mit allen Sinnen – Eine Konfi-Einheit

Franziska Kempcke


Vorüberlegungen zum Thema

Überall auf der Welt feiern Christ*innen miteinander Abendmahl. Dieses erinnert an das letzte Mahl, das Jesus zusammen mit seinen Jüngern vor seinem Tod am Kreuz zur Zeit des Passahfestes feierte. Das Passahfest gehört zu den wichtigsten Festen im Judentum und erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Es ist das Fest der Befreiung aus der Sklaverei.

Für Christ*innen verbindet sich mit der Feier des Abendmahls der Gedanke der Gemeinschaft mit Jesus Christus und der Gemeinschaft untereinander.1 Das Teilen von Brot und Wein ist die Vergegenwärtigung dieses Gemeinschaftsaspektes. Denn beim letzten Abendmahl reichte Jesus seinen Jüngern das Brot und den Wein mit den Worten: „Das ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis.“ (1 Kor 11,24b) und „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“ (1 Kor 11,25b) Seine Worte drücken aus, dass er in der Feier des Abendmahls mit seinen Jüngern und allen Christ*innen auch über seinen Tod hinaus verbunden bleiben wird. Jesu Auftrag an seine Jünger ist, dieses Mahl als Gemeinschaftsmahl in Erinnerung an ihn zu feiern. Wenn Christ*innen das Abendmahl begehen, dann verbindet sich demnach damit der Gedanke, dass Jesus Christus auferstanden ist und bei ihnen ist. Die Gemeinschaft der Christ*innen bezeichnet der Apostel Paulus als Leib Christi. Durch das Abendmahl haben die Gläubigen am Leben Jesu teil und damit auch an seinem Tod und seiner Auferstehung. Damit bilden Christ*innen eine Gemeinschaft untereinander und mit Jesus Christus selbst.2


Didaktische Überlegungen

Das Thema Abendmahl ist zentral und wichtig während der Konfirmandenzeit. Nach evangelischem Verständnis sind mit der Taufe alle Gläubigen hierzu eingeladen. Auch für die Konfis ist dies eine Praxis, die sie spätestens in der Konfi-Zeit passiv oder aktiv miterleben. Sie lernen das Abendmahl als ein Zeichen der Gemeinschaft von Christ*innen kennen.

Die Konfis leben in unterschiedlichsten Gemeinschaftskonstellationen. Sie kennen die Gemeinschaft innerhalb der Konfi-Gruppe, der Schulklassen, von Vereinen, ihren Familien etc. Die folgende Konfi-Stunde am Beginn der Einheit Abendmahl konzentriert sich deshalb auf den Gemeinschaftsaspekt des Abendmahles. Damit soll sich den Jugendlichen aus ihrer Lebenswelt heraus dieses zentrale Thema des christlichen Glaubens erschließen. Die anschließenden Konfi-Stunden der Einheit Abendmahl nehmen verstärkt Bezug auf die Einsetzungsworte und die Bedeutung dahinter.

Diese im Folgenden ausgeführte Konfi-Stunde orientiert sich an der performativen Pädagogik. Das sinnliche Handeln und Erleben soll hierbei im Mittelpunkt stehen. Durch diesen Ansatz wird das christliche Abendmahl und vor allem der darin implizierte Gemeinschaftsaspekt für die Jugendlichen erfahrbar, und die Thematik gewinnt für ihr eigenes Leben an Bedeutung. Das Abendmahl wird nicht mehr nur als eine kirchliche Praxis, sondern als ein Akt und Symbol von Gemeinschaft wahrgenommen, von der auch die Konfis ein Teil sind.

Daraus ergeben sich folgende Lernziele:
•    Die Konfis nennen Zeichen von Gemeinschaft.
•    Sie ordnen das christliche Abendmahl als ein Zeichen von Gemeinschaft ein.
•    Sie setzen sich mit dem letzten Abendmahl von Jesus mit seinen Jüngern auseinander.

Für die äußere Gestaltung der Konfi-Stunde ist das Raumerleben von besonderer Bedeutung. So beginnt die Stunde im Gemeindehaus im Plenum beziehungsweise in Kleingruppen. Hier wird das Motiv der Gemeinschaft und Zeichen von Gemeinschaften eingeführt und in einem ersten Schritt erarbeitet. In der bekannten Umgebung werden bekannte Aspekte der Gemeinschaft behandelt. Um das Thema Abendmahl zu vertiefen, findet ein Raumwechsel statt. Die Konfis finden sich dazu in dem noch nicht so vertrautem Kirchenraum mit dem für sie neuen Thema Abendmahl wieder. Gemeinsam bewegen sie sich, je tiefer sie in die Thematik einsteigen, dem Altarraum und damit dem Tisch des Herrn entgegen. Das Abendmahl wie auch der Kirchenraum werden damit für sie im Laufe der Konfi-Stunde immer vertrauter. Die gesamte Kirche wird als ein Raum von Gemeinschaft wahrgenommen.


Zur Praxis der Konfirmandenstunde

Einstieg

Als Einstiegsimpuls dient ein Spiel. Die Konfis stehen in einem Kreis. Ein*e Jugendliche*r hält den Beginn eines Wollknäuels fest und wirft das Knäuel einem*r anderen Mitspieler*in zu. Diese*r hält den Faden wiederum fest und wirft das Wollknäuel anschließend weiter. Ein Netzwerk entsteht. Die Verbundenheit durch das Wollknäuel steht als Zeichen der Gemeinschaft der Konfi-Gruppe. Dieses Spiel wird in Kleingruppen wiederholt, wobei dabei in einem zweiten Schritt das Wollknäuel auch zu einer Person einer anderen Kleingruppe weitergegeben werden kann.

Aus den Erfahrungen des Spiels entsteht mit Impulsfragen eine Diskussion innerhalb der Konfi-Gruppe:
•    Beschreibt, was passieren würde, wenn eine*r seinen Faden loslässt.
•    Nehmt Stellung: Kann ein Mensch in mehreren Gemeinschaften verbunden sein?
•    Das Wollnetzwerk kann als Zeichen der Gemeinschaft verstanden werden. Benennt und erläutert weitere
      Zeichen für Gemeinschaft.
•    Benennt und beschreibt weitere Gemeinschaften.

Erarbeitung

Im Anschluss werden die Konfis gebeten, sich in Murmelgruppen über verschiedene Zeichen für Gemeinschaft auszutauschen. Diese notieren sie auf Moderationskarten. Danach werden diese im Plenum gesammelt. Weitere Moderationskarten mit Bildern (M 1 bis M 4) werden dazugelegt, und es wird geklärt, inwiefern diese Zeichen von Gemeinschaft sind. Am Ende wird mit dem Bild des Abendmahlsgeschirrs (M 5) das Abendmahl als Zeichen von Gemeinschaft eingeführt.

Vertiefung

Mit dem Wechsel in den Kirchenraum tauchen die Konfirmand*innen in Form eines Rollenspiels rund um die Geschehnisse des letzten Abendmahls von Jesus mit seinen Jüngern ein. Ihnen werden unterschiedliche Jünger-Rollen zugeteilt. Sie werden gebeten, sich zwei mögliche Eigenschaften für ihre Figur zu überlegen.

Die Ereignisse vor dem letzten Abendmahl werden erzählt:

Die Mittagszeit ist vorbei. Eine Gruppe Menschen ist unterwegs auf der staubigen Straße in Richtung Jerusalem. Sie sind sehr verschieden. Das verrät ihre Kleidung, wie sie sprechen und ihr Verhalten. Sie sind Fischer, Handwerker, ein modern und vornehm gekleideter Zöllner.

Da ist Petrus – leidenschaftlich und leicht zu begeistern; da ist Thomas – wissbegierig und neugierig; da ist Simon – still und unscheinbar; da sind Johannes, Jakobus, Judas …

Die Konfirmand*innen nennen die Eigenschaften, die sie sich für ihren Charakter überlegt haben.

Und da ist Jesus, der sie alle miteinander verbindet. Jesus schickt zwei seiner Freunde voraus. Sie sollen das Fest, das heute Abend beginnt, vorbereiten. Einige Stunden später ist es soweit.

Die Gruppe der Konfirmand*innen geht ein Stück weiter in den Kirchraum hinein. An dieser Stelle wird gemeinsam ein Abendmahlslied3 gesungen.

Nach dem Gebet und dem Lobgesang ist es Brauch, dass eines der Kinder den Vater nach dem Ursprung des Passahfestes fragt. Weil kein Kind unter ihnen ist, stellt Thomas die Frage: „Was bedeutet dieses Fest? Warum feiern wir Passah?“

An dieser Stelle stehen ein Ziegel, rotes Mus und salziges Wasser. Außerdem liegen dort drei Karten mit Erklärungen zu den Gegenständen (M 6 bis M 8), die nacheinander von den Konfis vorgelesen werden.

Im Anschluss zieht die Gruppe ein Stück weiter Richtung Altar. Dort erfahren die Konfis, welche Antwort Thomas in der Erzählung auf seine Frage hin erhalten hat:

Dann sandte der Gott Plagen über die Ägypter und den Pharao. Der Nil wurde blutrot. Niemand konnte mehr daraus trinken. Heuschrecken kamen und fraßen die Ernte. Die Menschen wurden krank. Aber der Pharao ließ unser Volk nicht gehen.

Da befahl Mose den Israeliten: „Jedes Familienoberhaupt soll ein Schaf- oder Ziegenböckchen für das Passah schlachten. Mit dem Blut sollen die beiden Türpfosten und die oberen Türbalken bestrichen werden. In der Nacht kommt ein Engel und wird alle Erstgeborenen in Ägypten, vom ältesten Sohn des Pharao bis zum ältesten Sohn des Gefangenen, im Kerker töten. Aber die Häuser, deren Türbalken mit Blut bestrichen sind, wird der Engel verschonen.“

So hat Gott unser Volk befreit. Er hat sie durch das Meer hindurchgeführt und einen Bund am Berg Sinai mit ihnen geschlossen. Das Passahfest ist das Fest dieser Befreiung.

Die Konfi-Gruppe geht weiter in den Altarraum. Dort ist eine Abendmahlsszenerie aufgebaut: Es liegen für die Gruppe Kissen kreisförmig bereit. In der Mitte befinden sich verschiedene Lebensmittel. Gemeinsam wird erneut das Abendmahlslied gesungen. Nachdem sich alle einen Platz gesucht haben, wird das Abendmahl eingesetzt. Die aus dem Gottesdienst vertrauten und doch fremdklingenden Einsetzungsworte verbinden den historischen Kontext des Rollenspieles mit der heutigen christlichen Abendmahlspraxis.

Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach‘s und gab‘s seinen Jüngern und sprach: „Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis.“

Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: „Nehmet hin und trinket alle daraus; dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, so oft ihr‘s trinket, zu meinem Gedächtnis.“

Im Anschluss an das Abendmahl in der Kirche findet dann noch eine umfängliche und ausgiebige gemeinsame Mahlzeit statt.

Ergebnis

Die Konfis setzen sich im abschließenden Gespräch nochmal damit auseinander, wie viele unterschiedliche Menschen hier zusammen alle das Abendmahl feiern. Dies war zu Jesu Zeiten, aber auch heute, ein Fest für alle. Die Reihen der Namen und Typen, die eingeladen sind, können mit den Namen und Eigenschaften der Konfirmand*innen fortgesetzt werden. Die Konfis nehmen das Abendmahl als ein Zeichen christlicher Gemeinschaft wahr.

Anmerkungen

  1. Aus didaktischen Gründen, insbesondere aus Gründen der Lebensrelevanz für die Konfis, liegt der theologische Fokus auf dem Gemeinschaftsaspekt des Abendmahls.
  2. Vgl. www.ekd.de/Abendmahl-11028.html.
  3. Beispiel: Du bist heilig, du bringst Heil. Text: Fritz Baltruweit. Melodie: Per Harling