Sinnlichkeit und Sinn - Eine Einheit zum Thema "Religion" am Berufsbildenden Schulen

von Bernd Abesser

 

Womit hat es der Religionsunterricht eigentlich zu tun? Was ist das Thema, was ist die Materie dieses Faches? Diese Fragen stellen sich notwendigerweise Unterrichtenden wie Schülerinnen und Schülern immer wieder neu. Die immer noch am weitesten verbreitete Antwort lautet: der Religionsunterricht hat die „Lebenswelt“ der Schülerinnen und Schüler, ihre Fragen und Probleme zum „Thema“. Nach Aufbruch aus und Abgrenzung gegen eine zunächst an Verkündigung, später an Hermeneutik orientierte Religionspädagogik geht es nun seit gut 25 Jahren darum, den emanzipatorischen Gehalt biblisch-christlichen Traditions- und Gedankengutes zur Bewältigung gesellschaftlicher wie individueller Problemlagen ins Spiel zu bringen und dabei den Ausgangspunkt  des Unterrichts von der Schrift zum Schüler zu wenden. Und der aus diesem problem- und themenorientierten weiter entwickelte sozialisationsbegleitend-seelsorgerliche RU arbeitet vorzugsweise an den Kommunikationsstrukturen, in die Schülerinnen und Schüler intern wie extern involviert sind. Allen bisherigen Ansätzen ist dabei gemein, dass sie (stillschweigend) seitens der Schülerinnen und Schüler (und natürlich auch der Unterrichtenden) Erfahrung und Wissen bezüglich der Codizes gelebter Religion - vorzugsweise biblisch-christlicher Provenienz – annehmen. Von daher meinen sie in der Verhandlung der Themen selbstverständlich Religion zumindest implizit zu traktieren. Inzwischen aber ist fraglich geworden, ob diese Voraussetzung des lebensweltlich orientierten Unterrichts noch gegeben ist. Nicht nur die faktisch multireligiöse Zusammensetzung vieler Klassen in berufsbildenden Schulen lassen hier Zweifel aufkommen, sondern auch die erkennbare Ablösung subjektiver Deutungsmuster von institutionell vermittelter Religion.

Wir stellen also fest, dass die Implikationen der Fragen nach der Materie des RU sich ändern. Wir müssen andere Antworten formulieren. Es liegt dabei auf der Hand, dass damit eine Dispensierung von der lebensweltlichen Orientierung als dem einen Pol des Religionsunterrichts nicht intendiert sein kann.

Wenn aber andererseits aus biblisch-christlicher Perspektive der Auszug aus bedrückenden Lebensumständen und die Befreiung des Menschen zu einem liebevollen Welt- und Selbstverhältnis und der daraus folgenden Kommunikation nicht ohne ein Gottesverhältnis denkbar ist, wie es bspw. seinen Ausdruck findet in der Sprache und im Gebrauch der Psalmen oder in Jesus-Erzählungen, dann gehören auch Übungen zur Decodierung der dort aufgehobenen Zeichen in den Unterricht, damit jene nicht zu religiöser oder gar ideologischer Garnitur geraten.

Worum geht es also? Es geht um Zeichen [1] des Ausdrucks gelebter Religion, um Rituale als Vollzüge gelebter Religion und über diesen Weg um ein „Verstehen“ (nicht kognitiv verengt zu denken) von Religion und ihrem Funktionieren. Ziel des Unternehmens ist es, die daraufhin zu verhandelnden lebensweltlichen Fragen, Probleme und Themen transparent zu machen für jene Perspektive, die den Menschen nicht in seinen Funktionen und Rollen, seinem Vermögen und Unvermögen aufgehen sieht und dieser Perspektive im jeweiligen Kontext Sprache zu verleihen. In drei Sequenzen [2] soll der Versuch unternommen werden, unterrichtspraktisch sich der Materie des RU zu nähern und dabei einen eher formalen Religionsbegriff zu entwickeln, der die Verständigungsbasis für den weiteren Religionsunterricht bilden kann.

 

1. Sequenz:  Von der Wahrnehmung zum Zeichen 

Religion geht nicht auf in sinnlicher Erfahrung und Wahrnehmung, ist aber zugleich von ihr nie abzulösen. Auch unsere religiösen Zeichensysteme nehmen ihren Ausgang von sinnlichen Eindrücken, die vernetzt und in Reflexionsprozessen abstrahiert werden. Wie also rieche und schmecke, höre, ertaste und sehe ich die Welt (vielleicht einmal in dieser Reihenfolge) und welche Empfindungen und Erinnerungen stellen sich damit ein? Der Duft einer Rose oder von frischem Kaffee, der Geruch von Essig, von Erde, von zerspantem Metall; der Geschmack von Salz oder Honig, einer Tomate...; der Klang eines Martinshorns, von Kirchenglocken oder das musikalische Thema von Deep Space Nine, der Ruf eines Muezzins...; das Gefühl eines Schraubenschlüssels in der Hand oder eines Kugelschreibers, eines Wattebausches oder einer anderen Hand...; der Weg zur Schule, der Kirchturm in der Skyline der Stadt, Gesichter anderer Menschen, Bilder im Kino, im TV oder auf dem PC-Monitor... . Es lohnt sich, unsere komplexen Sinneseindrücke einmal zu isolieren und ihre Be- und Verarbeitung, also Gefühle und Erinnerungen so weit möglich an die Oberfläche des Bewusstseins zu holen. [3] Welche Sprache finden wir dafür? Stellen wir ggf. Übereinstimmungen in unseren Gefühlen und Erinnerungen fest (so weit sie mitteilbar sind und mitgeteilt werden)? [4] Und worauf verweisen wiederum die Zeichen, die wir zur Verarbeitung unserer Wahrnehmungen ersinnen?

 

Grafik 1

Tafelskizze

Sinneseindruck (Bild, Ton, Geruch...)
Zeichen (Bild, Text, Handlung...)

Es geht in dieser ersten Sequenz also darum, den Weg vom sinnlichen Erleben über die damit verbundene Empfindung zur Erfahrung (dem mittels Zeichen gedeuteten Erleben) bewusst nachzuvollziehen. Dazu wechseln sich experimentelle Phasen und ihre Reflexion ab. Wichtig scheint mir, den Schülerinnen und Schülern die Intention des Vorhabens offen zulegen: „Ich möchte mit euch erarbeiten, wie Religion funktioniert und mit welchen Elementen christliche Religion umgeht.“ Damit soll verhindert werden, dass die Übungen und Experimente als „Kinderkram“ abgetan oder als Neuauflage von Grundschulunterricht begriffen werden.

Von den Sinneseindrücken kommen wir zu den Ausdrücken unserer Empfindungen und damit zu ersten Deutungen. Wie drücken Menschen Freude, Schmerz, Wut, Sympathie, Hass, Liebe ... aus? Wann, wo, wie gebrauchen sie die entsprechenden Zeichen? Daraus ergeben sich ganze "Zeichengeflechte". Der Vielfalt der Ausdrucksformen steht dabei die Mehrdimensionalität des einzelnen Zeichens gegenüber [5] , wie sich am Beispiel „Liebe“ gut zeigen lässt.

 

Grafik 2

 

Grafik 3

Von der Wahrnehmung zum Zeichen – Übersicht über möglichen Unterrichtsverlauf:

Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten, diverse Sinneseindrücke (Düfte, Klänge, Bilder) zu beschreiben und mit Assoziationen und biographischen Erinnerungen zu verknüpfen.

  ·      M 1

  ·      Einzelarbeit / Gruppenarbeit; evtl. auch Plenum

Den Schülerinnen und Schülern wird ein Bild vorgelegt mit der Bitte, es zu beschreiben und Assoziationen zu äußern.

  ·      M 2

  ·      Unterrichtsgespräch mit dem Ziel: Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass das Bild einen Inhalt transportiert, der über das Dargestellte hinausweist und zugleich eine Beziehung zum Betrachter aufbaut; das Bild beschreibt nicht-gegenständliche Wirklichkeiten und deutet sie.

Ergebnisse des Unterrichtsgesprächs werden in Form von Begriffen auf Karten (DIN A 5) festgehalten

  ·      Beispiele: M 3

  ·      Karten werden sichtbar aufgehängt

Die Schülerinnen und Schüler bekommen die Aufgabe, sich jeweils einem Begriff zuzuordnen und diesen zu bearbeiten und zu gestalten (ggf. auch als Hausaufgabe)

Hier ist methodische Flexibilität und Vielfalt geboten. Denkbar sind:

  ·      Entwurf eines Textes/Gedichtes (Einzelarbeit)  „Elfchen“ schreiben: "Elfchen" sind formal strukturierte Gedichte (11 Worte in 5 Zeilen nach dem Schema 1-2-3-4-1 angeordnet)  zu einem vorgegeben Begriff, der das erste Wort bildet. (M4; Einzelarbeit)

  ·      Gestalten eines Standbildes oder einer kurzen Szene/Pantomime (Gruppen zu 3-4)

  ·      Malen/farbliches Gestalten (möglichst große Fläche; Einzel- oder Partnerarbeit)

  ·      ...

Die Arbeitsergebnisse werden präsentiert und unter Einschluss des Entstehungsprozesses reflektiert.

  ·      Präsentation (ohne wertende Kommentare); Unterrichtsgespräch mit dem Ziel, die Arbeitsergebnisse mit Blick auf die in ihnen verwendeten (religiösen) „Symbole“ zu betrachten. Z.B.:

  *     Geprägte Begriffe, Formeln, Zitate...

  *     bestimmte Körperhaltungen

  *     Farben, Zeichen, Gegenstände...

Die Schülerinnen und Schüler betrachten das Bild eines Leuchtturms und äußern sich zum Bedeutungsgehalt. Ihnen wird der Text von Ps 119, 105 (ohne Nennung der Quelle) vorgelegt mit der Bitte, ihn auf das Bild und ihre Assoziationen zu beziehen.

  ·      M 5

 

 

Grafik 5

Der andere Blick – Übersicht über möglichen Unterrichtsverlauf

Den Schülerinnen und Schülern wird ein Bild vorgelegt mit der Bitte, dieses zu beschreiben und eine „Story“ für die dargestellten Personen zu entwickeln (Partner- und/oder Gruppenarbeit).

  •  M 10

  •  M 11

Die Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre Arbeitsergebnisse.

  •  Vorstellung von Hörbilder, Videosequenzen, Spielszenen, Tagebuch, Fotostory ...

Den Schülerinnen und Schülern werden (biblische) Impulstexte vorgelegt (als stummer Tafelimpuls oder auf OHP oder auf großen Karten). Im Unterrichtsgespräch soll geklärt werden, inwieweit diese Texte eine neue Perspektive in die entwickelten „Stories“ bringen. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler einen eher formalen Religionsbegriff kennen.

  •  M 12

  •  M 13

 

2. Sequenz: Der andere Blick

Gelebte Religion ist eine Form der Distanznahme. Religion heißt, sich mit den Augen Gottes anschauen zu lassen. Im Unterricht wird dies sinnvoller weise an Fallbeispielen durchgespielt. Diese ermöglichen den Schülerinnen und Schülern, über den Eintrag der jeweiligen persönlichen Betroffenheit selbst zu entscheiden. Anhand zweier fiktiver Personen ("Marc" und "Nadine"; M 10) sollen die Schülerinnen und Schüler dabei mit dem Eintrag einer – religiösen - Perspektive bekannt gemacht werden. Sie entwerfen zunächst eine "Story" für die beiden Personen, je nach Situation mit entsprechenden unterstützenden Lehrerimpulsen (M 11) und setzen diese in ein Produkt um (z.B. kleines Hörspiel; Video-Szenen; Spielszene; Tagebuch...). (Biblische) Impulstexte können nun diese Story in ein neues Licht bringen. Leitend ist dabei die Frage, welche Veränderungen im Erleben, Denken und Handeln dieser Perspektivenwechsel für Marc und Nadine und damit auch für die Schülerinnen und Schüler mit sich bringt, bzw. mit sich bringen kann. [6]

 

3. Sequenz: Rituale als Zeichenhandlungen

Es ist deutlich geworden, wie Zeichen der zwischenmenschlichen Verständigung dienen und dabei auf Wirklichkeiten außerhalb ihrer selbst verweisen und das Nicht-Gegenständliche kommunikabel machen können. Nun kann der Blick auf einen bestimmten, geordneten Gebrauch von Zeichen - das Ritual - gerichtet werden. Zunächst einmal lassen sich in ihren Abläufen wiederkehrende und wiedererkennbare Vorgänge analysieren. Ein Staatsempfang: Begrüßung auf dem Flughafen, Eskorte und Vorfahrt mit dem Auto, Abschreiten der Ehrenformation, Marschmusik, der offizielle Händedruck. Oder der Beginn eines Fußballspiels: Einlaufen und Präsentation der Mannschaften, Hymnen, Austausch der Wimpel, Händedruck. Eine Fete: Eintreffen der Gäste, Begrüßungen, Essen und (Be-)Trinken, Tanz, Rausch... . Ein Techno-Rave... . Eine Freisprechung: ... . All diese Vorgänge lassen sich beschreiben, ihre Elemente auf ihre Bedeutung hin befragen. Darüber lässt sich eine Definition des Rituals finden. [7] Darauf können wir uns explizit religiösen Ritualen zuwenden (z.B.: „Wie betrete ich eine Kirche, eine Synagoge, eine Moschee?“ „Was geschieht bei einer Hochzeit oder einer Beerdigung?“) - der Charakter der Schwellensituation wird deutlich: religiöse Rituale verhelfen zum Erleben einer Situation, in der ich mir nicht mehr ganz sicher bin, in der ich mich anders in den Blick nehme und in den Blick nehmen lasse.

 

Grafik 4

Rituale als Zeichenhandlungen Übersicht über möglichen Unterrichtsverlauf:

Den Schülerinnen und Schülern werden Film- oder Videosequenzen mit Alltagsritualen vorgelegt mit der Bitte, diese zu beschreiben und zu deuten.

  •  M 7

  •  M 8

Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten, auf einer Zeitleiste (Lebenslinie) bedeutsame Übergangssituationen einzutragen und entsprechende „Symbole“ und Rituale zu benennen und ihre Erfahrungen mit solchen Ritualen auszutauschen.

  • M 9 (Beispiel)

  • Gemeinsame Erarbeitung auf OHP oder an der Tafel (auch Einzelarbeit möglich)

  •   Unterrichtsgespräch mit dem Ziel: Die Schülerinnen und Schüler sollen die Funktion des Rituals erkennen, in Schwellen- und Übergangssituationen Orientierung und Sicherheit zu bieten

Die Schülerinnen und Schüler besuchen eine Kirche am Ort, ggf. auch eine Synagoge und/oder Moschee. Sie lernen in diesem Zusammenhang ausgewählte rituelle Handlungen kennen.

(S. dazu Chr. B. Julius, T. v. Kameke, T. Klie, A. Schürmann-Menzel, Der Religion Raum geben. Eine kirchenpädagogische Arbeitshilfe, Loccum 1999)

  •   Praktische Übungen und Reflexion:
    Wie betrete ich eine Kirche, eine Synagoge, eine Moschee; was verändert sich an meiner Haltung?

  •  Beispiele für den Vollzug persönlicher religiöser Rituale in der Kirche (Gebetswand; Weihwasserbecken (kath. Kirche); Gedenkkerzen...) werden erkundet. Impuls: wer kann hier was tun?

  •  Elementare "religiöse" Techniken (Schweigen, Sitzen, Stehen, Gehen, Hören, Sprechen, Singen) kennen lernen - ggf. ausprobieren - und reflektieren.

 

 

M 2 a

  

M 1

Nachstehende Wahrnehmungsübungen sind als Anregung zum Auswählen und Selbst-Erfinden gedacht. Für alle Übungen gilt: Die Antworten auf die Impulsfragen können, aber müssen keinesfalls veröffentlicht werden. Die Medien können gut auch zu Beginn der UE durch die Schülerinnen und Schüler (in Gruppen) erstellt bzw. mitgebracht werden.

  ·     In Dosen für Kleinbildfilme (in jedem Photogeschäft kostenlos erhältlich) werden mit Duftöl, Aroma o.a. getränkte Wattebäuschen eingelegt. Die Dosen werden verschlossen, der Duftstoff am Unterboden vermerkt. Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten, die verschiedenen Substanzen zu riechen.

Impulse:
    Riecht das angenehm/unangenehm?
    Erinnert Sie der Geruch an etwas?
    Könnten Sie zu dem Geruch eine Geschichte erzählen?

  ·    Auf einer Kassette werden Töne/Geräusche aufgenommen (z.B. Melodie einer Fernsehserie, Kirchenglocken, Pausengong, Fahrradklingel, WC-Spülung, Trillerpfeife, Anfang der Nationalhymne, rhythmischer Beifall, das Ticken einer Uhr, Martinshorn, Telefon, splitterndes Glas... und den Schülerinnen und Schülern vorgespielt. Ein Keyboard mit entsprechenden Effekten bzw. Möglichkeiten zur Klangerzeugung kann hier gute Dienste leisten; ebenso Klangdateien im PC oder CD mit Klängen und Geräuschen.

Impulse:
    Hört sich das angenehm/unangenehm an?
    Erinnert Sie der Klang/das Geräusch an etwas?
    Könnten Sie zu dem Klang/Geräusch eine Geschichte erzählen?

  ·   Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten, Bilder zu imaginieren: Stellen Sie sich bitte vor: einen Sternenhimmel; einen Sonnenuntergang; Ihren Schulweg; Ihren Arbeitsplatz...

    Impulse:
    Was sehen Sie?
    Sind das angenehme oder unangenehme Vorstellungen?
    Verbinden Sie mit dem Bild Erinnerungen oder Erlebnisse?

  ·Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten, Gegenstände bei geschlossenen Augen zu ertasten (z.B. typisches Arbeitsgerät, Kugelschreiber, Vogelfeder, Baumrinde, Stein...)

   Impulse:  
   Wie fühlt sich das an?
   Ist das angenehm oder unangenehm?
   Verbinden Sie mit dem Gefühl Erinnerungen oder Erlebnisse?

 

M 2

Bild aus „Impulse“ [entweder „Hände“, Impulse III, Nr. 190 oder „Kreuz am Straßenrand“, Impulse III, Nr. 122]

Impulse:
Betrachten Sie das Bild und beschreiben Sie es. Was sehen Sie? (Unterschiedliche Wahrnehmungen sind zugelassen und bleiben nebeneinander stehen!)
Versuchen Sie, aus dem Bild auf seine Umgebung zu schließen. Was könnte vorher passiert sein? Welche Menschen könnten im Zusammenhang mit diesem Bild eine Rolle spielen?

 

M 3

Beispiele für Begriffe auf Karten

Tod
Liebe
Freiheit
Hoffnung
Geborgenheit
Verantwortung

 

M 4

Beispiel für ein „Elfchen“ zum Begriff „Hoffnung“:

Hoffnung
gegen Augenschein
wächst in mir.
Noch traue ich ihr
kaum.

 

M 5

 


DEIN
WORT
IST
MEINES
FUßES
LEUCHTE
UND
EIN
LICHT 
AUF
MEINEM
WEGE.

Impulsfragen:
Wer spricht hier? Und wer ist hier angeredet?
Welches Wort? gesagt, aufgeschrieben, geträumt, ...?
Bin ich gemeint?

Wann und wo braucht mein Fuß eine Leuchte?
Warum nur mein Fuß?

Wo ist der Unterschied zur Leuchte?

Wann und wo gehe ich im Dunkeln? Wann im Licht?
Freiwillig oder gezwungenermaßen

 

M 6

 

M 7

Definition des Rituals;

Rituale sind Handlungsgewohnheiten
einer Gemeinschaft.
Sie geben wiederkehrenden Situationen
Wiedererkennbarkeit.

in Anlehnung an M. Meyer-Blanck, Religion und Reflexion in: M. Wermke (Hg.), Rituale und Inszenierungen in Schule und Unterricht, Münster 1997, S. 64

 

M 8

Ein fremder Gast betritt unser Land (ausgewählte Sequenzen eines Staatsempfangs):

Winken an der Flugzeugtür
„Ich komme in freundlicher Absicht“

Begrüßung auf dem Rollfeld
„Sie sind uns willkommen“

Eskorte
„Für Sie machen wir dieStraße frei“


Staatsgast fährt mit Auto vor
„Große Leute gehen nicht zu Fuß“  

Abschreiten der Ehrenformation
„Wir erweisen Ihnen Respekt und zeigen zugleich unsere Stärke“

Marschmusik; Nationalhymnen
„Hier stehen Stellvertreter ganzer Nationen“

Vorstellung vor der Presse, Händedruck
„Wir verhandeln auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens“

Weitere Möglichkeiten:
- Beginn eines Fußballspiels 
- Liturgie eines Rave /Techno-Veranstaltung) oder einer Party
- Freisprechungsfeier

 

M 9

 

M 10

 

„Marc“ und „Nadine“

Quelle: TAZ vom 28.05.99

 

M 11

Impulse zum Foto:
 
Dies sind Marc (18) und Nadine (126). Erfinde(t) eine Story zu den beiden und zu diesem Bild.

l Ihr bisheriger Lebensweg; ihre Familie; ihre Freunde
l Schule, Ausbildung, Beruf?
l Ihre Hobbies?
l Wie haben sie sich kennen gelernt?

l Wo ist dieses Bild aufgenommen?
l Was ist gerade geschehen?
l Was geschieht in den nächsten 5 Minuten?


Mögliches Szenario:
Marc und Nadine müssen sich für längere Zeit trennen (Beispiele: Einsatz im Krisengebiet; Trainingslager in den USA ...) Beide schreiben Tagebuch. Wie könnten ihre Einträge lauten?


l am 24. September 1999 (Nadines Geburtstag)
l am 5. November 1999 (seit 3 Monaten getrennt)
l am 3. Januar  2000 (Marc war über Weihnachten und Silvester zuhause und ist nun wieder    weg)
l ...

Beide haben dieses Foto dabei – wo bewahren sie es auf?
Wovon träumt Nadine? Wovon träumt Marc?
Was kann ihnen helfen, die Zeit der Trennung durchzustehen?
Was könnte ihre Liebe und Freundschaft gefährden?

 

M 12 

Impulstexte


1.
Manchmal
für einen Augenblick
halte ich ein,
mitten im Trubel des Tages,
schließe meine Augen
und meine Ohren
und bin einen Augenblick glücklich: ich bin nicht allein
du bist da, mein Gott!
Mittendrin

Christa Weiß
entnommen aus: Loccumer Brevier, S. 120, Loccum o.J.
Quelle: Schriftenmissionsverlag; Kiefel-Verlag, Wuppertal Gladbeck 1970, S. 6

2.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück (Ps 23,4)

3.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde (Ps 23, 5)

4.
Alles hat seine Zeit und ein jegliches Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde (Pred 3,1)

5.
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt (2.Petr 3,13)

6.
Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende (Matth 28,20)

7.
Meine Zeit steht in deinen Händen (Ps 31,16)

8.
Darum sorget nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. (Matth 6,34)

 

M 13

Möglicher Tafelanschrieb zum Religionsbegriff

RELIGION

(„religio“ = Rückhalt/Rückbindung)

Definition

Funktion

Wirkung

Religion ist der Versuch des Menschen, seine verschiedenen Lebenserfahrungen in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen

Religion verhilft zur Bewältigung menschlicher Existenz; sie liefert Werte und Normen für das Zusammenleben und bietet dem einzelnen Menschen Ziele sinnvoller Lebensgestaltung und Möglichkeiten, Angst und Krisensituationen zu bewältigen.

Religion kann Menschen unterdrücken und befreien; sie kann den einzelnen Menschen stärken oder schwächen; sie kann alte Werte und Normen aufrechterhalten oder die Gesellschaft durch Vorstellungen einer besseren Zukunft verändern.

 

Anmerkungen

  1. Ich ziehe mit Meyer-Blanck den Begriff des Zeichens dem des Symbols wg. dessen Überfrachtung vor; s. M. Meyer-Blanck, Vom Symbol zum Zeichen. Symboldidaktik und Semiotik, Hannover 1995
  2. Die Länge dieser Sequenzen ist bewusst nicht in Unterrichtsstunden umgesetzt, da stark von der Klassensituation abhängig. Als Richtschnur mag pro Sequenz eine Doppelstunde gelten.
  3. Selbstverständlich unter der gebotenen Wahrung der Intimsphäre; vieles wird in dieser Sequenz Anleitung zu Einzelarbeit, Selbsterforschung und zum selbstbestimmten Gesprächsaustausch sein.
  4. s. dazu M1
  5. vgl. die zu „Jesus-Werbung“ umgestalteten Firmenlogos in: Pelikan 3/98, hintere Umschlagseite
  6. „Marc“ und „Nadine“ können auch im weiteren Verlauf des RU als exemplarische Personen herangezogen werden: So wären im Anschluss an diese einführende Einheit Themenkomplexe zu „Freiheit und Verantwortung“ (z.B. Gestaltung einer Partnerschaft; Friedensethik ... ) denkbar.
  7. vgl. dazu K.-H. Bieritz, Ritual in: Glaube und Lernen 13. Jg. 1998, S. 11-13

Text erschienen im Loccumer Pelikan 3/1999

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