Amts- und Kirchenverständnis in katholischer Perspektive
Welche Ämter gibt es in der katholischen Kirche?
Alle getauften Menschen haben in der katholischen Kirche Anteil am „gemeinsamen Priestertum“ und sind dazu berufen, Gott in ihrem Leben und Handeln sichtbar zu machen. Grundsätzlich kann dabei zwischen geweihten Amtsträgern („Priestertum des Dienstes“) und nicht-geweihten Gläubigen („Laien“) unterschieden werden. Der Unterschied liegt jedoch nicht in der persönlichen Heiligkeit oder darin, dass eine Gruppe „höher“ steht als die andere, sondern dass sie vom Wesen her unterschiedlich sind und andere Funktionen haben.1
Das „Priestertum des Dienstes“ setzt eine Sendung (durch Christus bzw. die Kirche) voraus und wird mit besonderer Vollmacht ausgeübt. Es gliedert sich in drei Stufen:
- Diakon (unterste Stufe): Er hat einen besonderen Dienst in Verkündigung, Liturgie und Caritas, darf aber z. B. nicht alle Sakramente spenden.
- Priester: Er ist Mitarbeiter des Bischofs, spendet die Sakramente und übernimmt die Leitung von Gemeinden.
- Bischof („Amt in Vollgestalt“): Er kann Priester und Diakone weihen und besitzt in einem Bistum die höchste Verwaltungs-, Weihe- und Gerichtsgewalt.
Ohne Bischöfe gäbe es aus katholischer Sicht keine Kirche in ihrer vollen Form, da sie – im Sinne einer apostolischen Sukzession – die Weitergabe des Weiheamtes sichern.
Was bedeutet „Apostolische Sukzession“?
Wesentlich für den Kirchenbegriff ist der Begriff der „Apostolischen Sukzession”.2 Dahinter steht die Auffassung, dass die Bischöfe von heute in einer ununterbrochenen rechtmäßigen Nachfolge der ersten Apostel stehen. Bindeglied ist dabei die gültig gespendete Bischofsweihe durch einen Bischof, der selbst in apostolischer Sukzession steht. Aus katholischer Sicht sind Bischöfe damit historisch legitime Nachfolger der (ersten) Apostel.
Die Apostolische Sukzession hat Konsequenzen für den Kirchenbegriff: Auch nichtrömische Kirchen, die die Apostolische Sukzession gewahrt haben (z. B. orthodoxe Kirchen) werden als „Kirche“ anerkannt, nicht aber „kirchliche Gemeinschaften“, denen die weiheberechtigten Bischöfe zeitweilig fehlten (z. B. evangelische Kirchen aufgrund der Reformation).
Welche besondere Funktion hat der Papst?
Der Papst nimmt in der katholischen Kirche eine besondere Stellung ein, da er mehrere Funktionen vereint: Er ist z. B. Bischof des Bistums Rom, Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, Nachfolger des Apostels Petrus oder auch Souverän des Staates der Vatikanstadt.
Sein Amt ist göttlich eingesetzt (Mt 16,18f.) und als Nachfolger Petri und Oberhaupt der Gesamtkirche besitzt er die höchste Lehr-, Gesetzgebungs- und Leitungsvollmacht („Jurisdiktionsprimat“). Häufig wird mit dem Papstamt auch der Begriff der Unfehlbarkeit (Infallibilität) in Verbindung gebracht: Unfehlbarkeit heißt nicht, dass alles, was der Papst sagt, richtig ist, oder dass er in allen Fragen Recht hat. Es bedeutet, dass der Papst von Irrtum bewahrt bleibt, wenn er ex cathedra, also in Ausübung seines höchsten Lehramtes, eine Glaubens- oder Sittenwahrheit für die ganze Kirche endgültig festlegt.3
Bisher gibt es nur ein allgemein anerkanntes Beispiel einer solchen „ex cathedra-Entscheidung“: Papst Pius XII legte 1950 fest, dass Maria leiblich in den Himmel aufgenommen wurde.
Welches Selbstverständnis hat die katholische Kirche?
Die katholische Kirche versteht sich als „Zeichen und Werkzeug“4 des fortgesetzten (Heils-)Handelns Gottes gegenüber der Welt. Dieses Selbstverständnis wurzelt in der Überzeugung, dass die Kirche von Christus selbst gestiftet wurde, um sein Erlösungswerk fortzuführen. Kirche als „Raum des Heils“ verwirklicht sich („subsistit in“) geschichtlich und vollständig aber nur in der katholischen Kirche.5 Folglich gibt es nach katholischem Verständnis also auch keine Konfessionskirchen – diese sind nur als Orts- / Teilkirchen bzw. „kirchliche Gemeinschaften“, also Elemente der einen einzigen Kirche, zu verstehen.
Das Wesen der Kirche wird zeichenhaft sichtbar in den vier Grundvollzügen martyria (Zeugnis geben), liturgia (Gottesdienst), diakonia (Nächstenliebe) und koinonia (Gemeinschaft), die bereits für die frühchristliche Urgemeinde konstitutiv waren (vgl. Apg 2,42).6
Das katholische Eucharistieverständnis
Die Eucharistie ist das allerheiligste Sakrament, sie ist „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“7. Denn alles, was Gott für den Mensch und zu seinem Heil getan hat, wird in der Feier der Eucharistie vergegenwärtigt.
Was bedeutet „Vergegenwärtigung“?
Vergegenwärtigung meint dabei kein „bloßes Sich-Erinnern“ im Sinne einer Wiederholung oder Fortsetzung, sondern meint die realisierende Vergegenwärtigung des „Erinnerten“ im Vollzug, also im vergegenwärtigenden Tun („Tut dies zu meinem Gedächtnis“, Mt 26,26). Die Vergegenwärtigung geschieht unter den sakramentalen Zeichen von Brot und Wein, in denen Jesus mit Leib und Blut realen Anteil an sich selbst gibt. Leib und Blut sind dabei nicht als anatomische Teile zu verstehen, sondern sie spiegeln die ganze leibhaftige, lebendige Person Jesu wider, der sich im Tod hingegeben hat.
Die Frage nach der Realpräsenz
Die Glaubensüberzeugung, dass in den Zeichen von Brot und Wein durch die verwandelnde Kraft des Heiligen Geistes Jesus Christus mit Leib und Blut für uns bleibend gegenwärtig ist, wird mit dem Begriff „Realpräsenz“ bezeichnet. Wie diese konkret zu verstehen ist, kann mit der Lehre der Transsubstantiation beschrieben werden: Nicht die Materie bzw. die Gestalt von Brot und Wein (das, was man sehen, riechen, schmecken, anfassen kann) wird verwandelt, sondern die „Substanz“. Substanz meint dabei nicht die chemische Zusammensetzung, den Stoff, aus dem die Dinge sind, sondern das, was unter der sichtbaren Oberfläche das eigentliche, unsichtbare und innere Wesen einer Sache oder Person ausmacht (bezogen auf das Brot: lebens-not-wendig, schmeckt lecker, stiftet Gemeinschaft, macht satt, usw.). Diese Wandlung ist vollständig und dauert so lange an, wie die eucharistischen Gaben bestehen (daher werden die übrigen konsekrierten Hostien auch im Tabernakel aufbewahrt).
Der „Beginn“ der Realpräsenz wurde früher häufig mit dem Sprechen der Einsetzungsworte (die landläufig auch „Wandlungsworte” genannt werden) in Verbindung gebracht. Die „Wandlung“ der Gaben ist aber kein bestimmter Moment, bei dem ein bestimmter Zauberspruch alles bewirkt. Vielmehr geschieht die Wandlung im gesamten Verlauf des eucharistischen Hochgebets, das als eine untrennbare Einheit verstanden werden muss.
Wer oder was wird „geopfert“?
Wenn die Eucharistie als Opfer bezeichnet wird, dann nicht in dem Sinne, dass Jesus immer wieder neu „geopfert“ wird, um Gott gnädig zu stimmen, sondern dass sich dankend seines einmaligen Kreuzesopfers / seiner Hingabe für den Menschen erinnert bzw. dies vergegenwärtigt wird. Deswegen heißt dieses Sakrament auch „Eucharistie“, griechisch für Danksagung.
Gibt es Bedingungen für den Empfang?
Für den Empfang der Eucharistie ist die gläubige Annahme, d.h. die innere Bereitschaft und Verfassung (Disposition) erforderlich sowie die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche (Taufe) und das Freisein von schwerer Schuld.
Kirchenrechtlich gilt: „Katholische Spender spenden die Sakramente erlaubt nur katholischen Gläubigen; ebenso empfangen diese die Sakramente erlaubt nur von katholischen Spendern”8. Das heißt bspw., dass Protestant*innen nicht die Eucharistie empfangen dürfen (Ausnahme: „schwere Notlage oder Todesgefahr“) und Katholik*innen nicht das evangelische Abendmahl. In der Alltagspraxis wird dies häufig jedoch anders gehandhabt.9
Wichtiger als die Auseinandersetzung mit diesen theologischen Erklärungsmodellen ist vielmehr die innere Bereitschaft des Menschen, sich auf dieses zentrale Glaubensgeheimnis einzulassen. Entscheidend ist, dass die Begegnung mit Christus den Menschen verwandelt und ihn immer mehr zu einem echten Christen macht – zu jemandem, in dem Christus sichtbar wird.
Maria und die Heiligen in katholischer Perspektive
Merkmale katholischer Glaubensgestalt sind Verleiblichung und Vermittlung, die sich in Kirchenräumen, Frömmigkeitsformen, Liturgie sowie Heiligen- und Marienverehrung finden.10
Was bedeutet Verleiblichung?
Die Verleiblichung spielt eine zentrale Rolle im Kirchenraum. Sie zeigt sich in vielfältigen Formen: Bilder, Statuen, bunte Fenster, Kerzen und Blumen sprechen nicht nur das Auge an, sondern machen Gottes Herrlichkeit sichtbar, hörbar, greifbar und erlebbar. Besonders während der Liturgie wird die Sinnenhaftigkeit deutlich – durch Lichterglanz, farbige Gewänder, Musik oder Weihrauch sowie durch liturgische Zeichenhandlungen wie die Verwendung von Weihwasser bei Segenshandlungen.
Die Gläubigen nehmen aktiv an dieser Verleiblichung teil. Durch gemeinsames Beten, Sprechen oder Singen und Körperhaltungen wie Sitzen (als Zeichen der Ruhe und Bereitschaft zum Hören), Stehen (als Ausdruck von Achtung und Respekt) sowie Knien oder einer tiefen Verbeugung (als Geste der Unterwerfung, Verehrung und Anbetung) bringen sie die körperliche Dimension des Glaubens zum Ausdruck.
Für katholische Christ*innen ist der Kirchenraum ein „Heiliger Raum“, da Gott hier gegenwärtig ist (Stichwort: Realpräsenz). Dies erfordert ein respektvolles Verhalten: Es wird leise gesprochen und langsam gegangen. Beim Betreten des Kirchenraums bekreuzigen sich die Gläubigen mit Weihwasser aus dem Weihwasserbecken am Eingang – zur Erinnerung an die eigene Taufe. Vor dem Tabernakel, in dem die geweihten Hostien aufbewahrt werden und in denen Jesus Christus real gegenwärtig ist, halten sie oft inne, verbeugen sich oder knien kurz nieder. Das Ewige Licht, eine brennende Kerze im roten Glas, zeigt diese Gegenwart an.
Was bedeutet Vermittlung?
Das Merkmal der Vermittlung erwächst aus der Verleiblichung: Maria und die Heiligen sind „Vermittlungs-Gestalten“ von Kirche und Glaube und machen Gottes heilvolle Zuwendung zum Menschen sichtbar und sein Wirken in der Welt greifbar.
Maria und die Heiligen haben eine besondere Nähe zu Gott, sie können daher vertrauensvoll als Fürsprecher angerufen werden, um z. B. Fürbitte für Verstorbene bei Gott einzulegen.
Wichtig ist zu betonen, dass Maria und die Heiligen nicht angebetet werden. Sie werden verehrt und um Fürsprache angerufen, das Gedenken an sie steht im Vordergrund.
Wer ist heilig oder selig?
„Heilige sind Menschen, die auf unterschiedlichste Weise ihr Leben ganz auf Gott und Jesus Christus ausrichten / ausgerichtet haben. In ihnen wird sichtbar und erfahrbar, wie Gott durch seine Zuwendung Menschen prägen und verwandeln kann; in ihnen zeigt er seine Gegenwart und sein Antlitz. Dadurch – und nicht durch ihre eigene Leistung – werden sie zu Zeugen, Vorbildern und Modellen gelebten Glaubens.“11
Bildlich gesprochen: So wie das Licht durch die Kirchenfenster scheint, scheint durch die Heiligen Gott in das menschliche Leben.
Selig oder heilig ist man bereits durch die Art, wie man sein Leben in der Nachfolge Jesu führt, nicht erst durch den kirchlichen Akt der Selig- / Heiligsprechung – hier stellt die Kirche lediglich fest, dass sie sich darüber sicher ist.
Katholischerseits wird eine Person als „selig“ bezeichnet, wenn sie in bestimmten Regionen / Ortskirchen öffentlich verehrt wird / werden darf (Seligsprechung). Voraussetzung dafür ist entweder ein Martyrium, eine tugendhafte Lebensweise oder ein Wunder. „Heilig“ ist eine Person, die offiziell weltweit als Vorbild des Glaubens verehrt wird. Voraussetzung ist hier, dass sie nach der Seligsprechung ein zweites Wunder vollbracht hat.
Für die konkrete Glaubenspraxis kann der Grundsatz gelten, dass Heiligenverehrung für Katholiken „gut und nutzbringend“12 ist, jedoch weder eine individuelle Verpflichtung darstellt noch heilsnotwendig ist. Sie besitzt einen Angebotscharakter und schafft Freiraum für persönliche Frömmigkeit.
Warum ist Maria so besonders?
Zum Verständnis kann sich über eine (sehr verkürzte) mittelalterliche Glaubensvorstellung angenähert werden13: Wie soll man sich in Not an Gott wenden? Gott steht unendlich weit über der Welt, ist nicht greifbar. Und die menschliche Seite Jesu tritt durch die Überbetonung „seiner Göttlichkeit“ in den Hintergrund.
Maria scheint hier als Ansprechpartnerin für menschliche Sorgen und Nöte viel näher zu sein, weshalb sie zum Subjekt der Fürbitte und Fürsprache (in Anlehnung an Joh 2,3-5) und in zunehmendem Maße zur „Himmelskönigin“ wird.
Um die Verehrung und das Vertrauen auf die Fürbitte Marias zum Ausdruck zu bringen, werden ihr eine Vielzahl an Titeln zugeschrieben: Als Schmerzensmutter / Schmerzenreiche gibt sie Trost, als einfaches Mädchen aus dem Volk verkörpert sie die Solidarität Gottes mit den „Niedrigen“, sie ist Fürsprecherin, Helferin in der Not, Beschützerin und Gnadenmittlerin.
Ihr besonderer Stellenwert wird u. a. auch in zwei Dogmen deutlich: Maria ist die „Erst-Erlöste“, d. h. sie ist – im Gegensatz zu allen anderen Geschöpfen – ohne Erbsünde, sowie die „Voll-Erlöste“, d. h. sie ist mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit bei Gott aufgenommen.
Die Sakramente in katholischer Perspektive
Sakramente sind sichtbare Heilszeichen der Liebe Gottes und Orte der unmittelbaren Zuwendung Gottes zum gläubigen Menschen an bestimmten Krisen- und Wendepunkten seines Lebens. Sie lassen die Gnade Gottes greifbarer werden und stärken den Empfänger im Glauben und im Leben.14
Sind Sakramente Zeichen oder Symbole?
Sakramente verweisen auf eine unsichtbar-hintergründige Dimension der Wirklichkeit. Sie sind also keine informierenden Zeichen wie z. B. Verkehrsschilder, sondern sie werden als Realsymbol verstanden: Über einen Sachverhalt wird nicht nur informiert, sondern er wird im Vollzug des Zeichens realisiert. So wie z. B. mit einem Handschlag ein Versprechen besiegelt wird oder sich in einer Umarmung bzw. einem Kuss die Liebe vollzieht, realisiert sich in Sakramenten die unmittelbare (Heils-)Zuwendung / Liebe Gottes zum gläubigen Menschen.
Welche Herkunft haben die Sakramente?
Jesus ist Ursprung und Stifter der Sakramente (das sogenannte Ur-Sakrament), denn in ihm ist Gott sichtbar und greifbar geworden, in ihm „wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9).
Da im Neuen Testament der Begriff „Sakrament“ nicht verwendet wird, kann nicht eindeutig gesagt werden, was (biblisch) ein Sakrament ist. Daher wird über die Einsetzung durch Jesus Christus argumentiert: Sakramente im eigentlichen Sinn sind nur die Realsymbole, die unmittelbar von Jesus Christus eingesetzt wurden. Bei der Eucharistie ist das noch unstrittig: Die Evangelien berichten übereinstimmend vom letzten Abendmahl. Bei den anderen Sakramenten ist es nicht so einfach: Wann hat Jesus bspw. die Priesterweihe eingesetzt: bei der Berufung der ersten Jünger oder beim Einsetzen des Petrusamts?
Die katholische Tradition versteht „Einsetzung“ nicht als ein historisch festzumachendes Datum oder Wort Jesu, mit dem er dieses oder jenes Sakrament eingesetzt hat. Gemeint ist vielmehr, dass die Sakramente Wurzeln im konkreten Tun und Handeln Jesu haben: z. B. in seiner heilenden Zuwendung zu den Kranken; in der zugesagten Vergebung von Sünden oder in der Berufung und Aussendung der Jünger. Die „Einsetzung“ der Sakramente in einem tieferen Sinn geschieht schließlich am Kreuz: Durch seine liebende Hingabe und seine Auferstehung bekommen die Sakramente ihre Heilsbedeutung.
Die Festsetzung auf die Siebenzahl erfolgte im 13. Jahrhundert. Taufe, Firmung und Eucharistie sind die drei Sakramente der Eingliederung in das christliche Leben (christliche Initiation). Buße und Krankensalbung sind Sakramente der Heilung; Weihe und Ehe sind Sakramente einer dauerhaften Berufung in den Dienst an der Gemeinschaft.15
Konstitutive Merkmale sowohl der beiden großen Sakramente (sacramenta maiora: Taufe und Eucharistie) als auch der fünf kleinen Sakramente (sacramenta minora) sind die äußeren sichtbaren Zeichen (Symbol, Ritus, Handlung), die Einsetzung durch Jesus Christus (s.o.; Wurzeln im konkreten Tun und Handeln) sowie die mitgeteilte Gnade.
Wie „wirken“ Sakramente?
Ein Gedankenexperiment: Ein Stück konsekrierte Hostie fällt während der Eucharistie auf den Boden und wird von einer Maus gefressen. Hat die Maus damit den Leib Christi aufgenommen?
Mit der Formel „ex opere operato“ („durch die Handlung selbst“) kann die Wirkweise von Sakramenten erklärt werden16: Sakramente wirken allein durch den richtigen Vollzug und die sakramentale Absicht. Sie wirken allein dadurch, weil Gott selbst durch sie handelt – unabhängig vom Glauben oder moralischen Charakter von Spender oder Empfänger. Das zeigt, dass die Sakramente eine sichere Verbindung zu Gott sind.
Für den Empfang der Sakramente ist jedoch die gläubige Annahme erforderlich. Wer ein Sakrament ohne richtige Disposition / Bereitschaft empfängt, unterliegt einer inneren Sperre (Obex), die den äußerlichen Empfang fruchtlos macht, da die innere Gnade nicht durchdringen kann (ähnlich wie bei einem aufgespannten Regenschirm, durch den kein Wasser dringen kann).
Für das obige Gedankenexperiment bedeutet dies also: Die Maus hat den „Leib Christi“ nicht aufgenommen, sondern lediglich ein Stück Brot, da sie dies (wahrscheinlich) nicht in gläubiger Annahme getan hat.
Anmerkungen
- Vgl. Lumen Gentium, Nr. 10.
- Vgl. Jorissen, Kirche und Amt, 168f.
- Vgl. Allgemeine Kirchenversammlung im Vatikan, 4. Sitzung.
- Vgl. Lumen Gentium, Nr. 1.
- Vgl. ebd.
- Vgl. Balceris, In der Oberstufe über Kirche reden, 351ff.
- Lumen Gentium, Nr. 11; vgl. im Folgenden insbesondere Jorissen, Kirche und Amt,138ff. sowie Kappes, Sakramente im Spiegel der Konfessionen,147ff.
- can. 844 § 1 CIC.
- Hingewiesen sei an dieser Stelle auch auf eine Handreichung zur eucharistischen Gastfreundschaft im Bistum Osnabrück von 2023.
- Pemsel-Maier, Konfessionen gewinnen Gestalt, 227ff.
- A.a.O., 239.
- DBK, Communio Sanctorum, 107.
- Vgl. Pemsel-Maier, Konfessionen gewinnen Gestalt, 244f.
- Vgl. im Folgenden insbesondere Kappes, Sakramente im Spiegel der Konfessionen, 125ff.
- Eine prägnante – und insbesondere für junge Schüler*innen geeignete – Beschreibung der Sakramente findet sich bei Görnert.
- Vgl. Knop, Kirche, 95.
Literatur
- Allgemeine Kirchenversammlung im Vatikan, 4. Sitzung (1870): Lehrentscheid über die Kirche Christi, 4. Kapitel. Das unfehlbare Lehramt des römischen Papstes
- Balceris, Michael: In der Oberstufe über Kirche reden, in: Katechetische Blätter (5) 2014, 351-356
- Bilaterale Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Hg.): Communio Sanctorum. Die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen. Paderborn und Frankfurt am Main 2000
- Bistum Osnabrück (Hg.): „Steh auf und iss, sonst ist der Weg zu weit für dich“ (1 Kön 15,9). Zur eucharistischen Gastfreundschaft im Bistum Osnabrück. Osnabrück 2023; https://bistum-osnabrueck.de/wp-content/uploads/2017/01/23_0063-Broschuere_eucharistische_Gastfreundschaft_web.pdf (20.03.2025)
- Görnert, Edda: Die sieben Sakramente für Kinder erklärt; https://www.katholisch.de/artikel/18448-die-sieben-sakramente-fuer-kinder-erklaert (20.03.2025)
- Jorissen, Hans: Kirche und Amt, in: Meyer-Blanck, Michael / Fürst, Walter (Hg.): Typisch katholisch, typisch evangelisch. Ein Leitfaden für die Ökumene im Alltag, Freiburg 2006
- Kappes, Michael: Sakramente im Spiegel der Konfessionen, in: Kappes, Michael u.a. (Hg.): Basiswissen Ökumene. Band 1: Ökumenische Entwicklungen – Brennpunkte – Praxis, Leipzig und Paderborn 2017, 125-146
- Knop, Julia / Schardien, Stefanie: Kirche, Christsein, Konfessionen. Evangelisch – Katholisch, Freiburg 2011
- Pemsel-Maier, Sabine: Konfessionen gewinnen Gestalt: Liturgie – Kirchenraum – Heilige – Maria, in: Kappes, Michael u.a. (Hg.): Basiswissen Ökumene. Band 1: Ökumenische Entwicklungen – Brennpunkte – Praxis, Leipzig / Paderborn 2017, 227-250
- Zweites Vatikanisches Konzil. Lumen Gentium. Dogmatische Konstitution über die Kirche. 21. November 1964. In: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Hg. von Walter Kardinal Kasper. Freiburg i. Br. 2000