Mit 'Big Brother' auf der Suche nach Orientierung – Rückblick auf ein umstrittenes Medienereignis

von Lars Klinnert

 

1. Ein Fernsehphänomen und seine Rezeption

Zehn Personen leben hundert Tage lang unter relativ spartanischen Umständen in einem Wohncontainer zusammen und werden dabei rund um die Uhr von Kameras beobachtet. Jeden Abend wird im Fernsehen eine Zusammenfassung der Tagesereignisse gezeigt; daneben kann man das Geschehen auch synchron im Internet verfolgen1. Das Publikum stimmt darüber ab, wer alle zwei Wochen die Wohngemeinschaft verlassen muss und wer am Ende 250.000 DM gewinnt.

Mit diesem Konzept war ›Big Brother‹ im Jahr 2000 das wohl innovativste und erfolgreichste, aber auch umstrittenste neue Show-Format2, von dem im Frühjahr 2001 bereits die dritte Staffel zu sehen war, für 2002 ist eine vierte geplant3. Auch wer die millionenfache Begeisterung für die Sendung nicht teilen kann, muss doch anerkennen, dass eine Auseinandersetzung mit einem solchen kulturellen Phänomen unumgänglich ist, wie die mittlerweile umfangreiche wissenschaftliche Literatur4 sowie die zahllosen Beiträge in den Feuilletons5 zeigen.

Im Folgenden wird nach einer kurzen Darstellung der verschiedenen Diskussionsstränge ein eigener Interpretationsvorschlag unternommen. Dabei soll berücksichtigt werden, dass man einem Medienereignis, das Gesprächsthema auf dem Schulhof, in der Kantine und in der Mensa ist, weder mit moralischer Bedenkenträgerei noch mit arroganter Kulturkritik gerecht wird6. Vielmehr ist es hilfreich, den Erfolg der Sendung aus der Rezipientenperspektive heraus zu erklären7: Besonders sind also Jugendliche und junge Erwachsene in den Blick zu nehmen8, da sie den Hauptanteil der Zuschauer ausmachen9.

 

2. Menschenexperiment? Der ethische Diskurs

Besonders vor Sendestart sowie in der Anfangsphase der ersten Staffel wurde ›Big Brother‹ von vielen als unzulässiges Experiment kritisiert, durch welches die grundgesetzlich garantierte Menschenwürde gefährdet sei10. In der Sendung würden Menschen vor dem Publikum entblößt, jegliche Barrieren zum Schutz der Intimität eingerissen11. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck und andere prominente Politiker forderten daher ein Verbot. Auch Vertreter der Kirche wie der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock oder die EKD-Rundfunkbeauftragte Johanna Haberer äußerten erhebliche Bedenken12. Noch fast ein Jahr nach Beginn der ersten Staffel, im Februar 2001, rief eine hessische Kirchengemeinde aus Protest gegen Reality-Shows zu einer Boykottwoche gegen die Sender RTL, RTL II und SAT 1 auf13.

Nun leben die Kandidaten der Sendung in einem nach außen abgeschotteten Haus, doch können sie dieses jederzeit verlassen. Die gelegentlich zu lesende Bezeichnung des Containers als TV-Knast ist also unzutreffend14. Vielmehr sind die Insassen mit anderen Menschen vergleichbar, die sich freiwillig in eine abgegrenzte Umgebung, z. B. in ein Kloster begeben. Durch die permanente Beobachtung werden sie sicherlich beeinflusst, jedoch nicht zu bloßen Objekten herabgewürdigt. Vielmehr können sie ihr Verhalten gegenüber der Kamera selbst bestimmen und das Spiel gegebenenfalls abbrechen; sie entscheiden selber, wie viel sie in Gesprächen von ihrem Privatleben preisgeben wollen. Toilettenbesuche und ähnlich intime Verrichtungen werden nicht gezeigt. Über Sendeablauf und Spielregeln sind die Teilnehmer so weit wie möglich aufgeklärt; für die körperliche und seelische Gesundheit ist durch adäquate Betreuung gesorgt. Zwar kann es zu unerwarteten, eventuell psychisch belastenden Situationen kommen, doch lässt sich hier kein wesentlicher Unterschied zu anderen Risiken sehen, die Menschen täglich auf sich nehmen. Verschiedene Gutachten kamen folgerichtig zu dem Ergebnis, dass die Sendung ›Big Brother‹ juristisch betrachtet keinen Verstoß gegen die Menschenwürde darstellt15.

Die Kritik macht sich daher inzwischen stärker an den möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen fest16. So wird befürchtet, dass durch die Sendung permanente Überwachung verharmlosend dargestellt, die Trennung zwischen Öffentlichem und Privatem aufgehoben oder Mobbing gesellschaftsfähig gemacht werde. Es ist jedoch zu beachten, dass die meisten Zuschauer für solche ethischen Bedenken kein Verständnis haben. Eine Interpretation von ›Big Brother‹ als zynisches Trash-Fernsehen mit dem Ziel der Volksverdummung, dessen Protagonisten naiv genug sind, sich für ein bisschen Geld und Erfolg von Sender und Werbeindustrie instrumentalisieren sowie von Mitbewohnern und Zuschauern erniedrigen zu lassen17, entspricht der tatsächlichen Wahrnehmung der Sendung durch das Publikum nicht18.

Nun ist nicht zu verleugnen, dass das Publikum nicht nur per Telefonabstimmung über das Schicksal der Bewohner im Haus und damit in gewisser Weise über deren Wert entscheidet, sondern diese darüber hinaus bisweilen auch durch gehässige Kommentare im Internet oder verletzende Parolen vor dem Studio beleidigt. Hier aber könnte gerade eine wichtige Korrektivfunktion gegenüber einer unkritischen Glorifizierung des Berühmtseins liegen, indem deutlich wird, dass öffentliche Beachtung eben keine Erfolgsgarantie ist, sondern auch das Risiko des Misserfolgs birgt. Im Übrigen ist – ähnlich wie bei Fußballspielern – eine ernsthafte Diskriminierung von Kandidaten über die Dauer des Spiels hinaus kaum zu befürchten: So berichtet die als ›Lästerschwester‹ ausgebuhte Steffi von ausschließlich positiven Reaktionen auf der Straße; die als ›Zicke‹ titulierte Manu wird im Nachhinein von jungen Mädchen sogar als Vorbild empfunden.

 

3. Authentizitätsfiktion? Der medienwissenschaftliche Diskurs

›Big Brother‹ verwischt also die Grenzen zwischen Fernsehshow und Alltagswirklichkeit und kann daher als performatives Realitätsfernsehen bezeichnet werden19. Von manchen wird vor allem der Inszenierungscharakter der Sendung hervorgehoben20: Wer sich mit dieser vorgegaukelten Lebenswelt identifiziere, laufe Gefahr, dass er immer weniger zwischen Medien und Realität unterscheiden könne. Als mündiger Zuschauer wird hier nur der Intellektuelle begriffen, der den Konstruktionsrahmen durchschaut und die Sendung aus einer Art Metaperspektive betrachtet21.

Eine so klare Unterscheidung zwischen medialer Inszenierung und authentischer Lebenswelt wird aber unserer Erfahrung nicht gerecht. Es ist vielmehr so, dass die Medien längst integrativer Bestandteil des Alltagslebens sind: Menschen präsentieren ihre Urlaubsfotos auf öffentlich zugänglichen Internetseiten, die lustigsten Familienvideos werden an Max Schautzer geschickt und Liebespaare versöhnen sich bei ›Nur die Liebe zählt‹. Aber selbst im nicht-medialen Alltag stellen wir uns ständig selbst dar: Jeder Urlaub, jede Geburtstagsfeier, jedes Telefongespräch ist eine Inszenierung22. Dennoch erfahren wir uns in der Regel ohne größeres Nachdenken als mit uns selbst identisch.

Auch für die Wahrnehmung der Geschehnisse im Container bietet sich eine solche gleichsam naive Lesart an, die Figur und Person, Spiel und Spontaneität, Show und Dokumentation als Einheit betrachtet23. Dies soll keinesfalls bedeuten, dass die Zuschauer nicht in der Lage seien, zu unterscheiden, wann die Bewohner unverstellt agieren und wann sie eine spezifische Wirkung erzielen wollen. Auch können sie zumindest darüber mutmaßen, wann die Regie durch die Wochenaufgaben ein bestimmtes Verhalten provozieren oder mittels geschickter Zusammenschnitte einen bestimmten Charakterzug hervorheben will. Doch lässt sich ungeachtet solcher Divergenzen die echte Welt in der inszenierten Welt reidentifizieren, deren Künstlichkeit dazu noch immer wieder durch unkontrollierbare Wirklichkeitseinbrüche aufgelockert wird. Die spielerische Beobachtung anderer Menschen mit ihren Stärken und Schwächen, das Spekulieren über ihre Persönlichkeit und ihre Verhaltensweisen ermöglicht neue – bestätigende oder kritische – Perspektiven auf das eigene, wirkliche Leben:

»Im Haus geht es [...] zu ›wie im richtigen Leben‹, doch ist es nicht das richtige Leben – und das wissen sowohl die Kandidaten als auch die Zuschauer. Der Authentizitätseindruck entsteht, weil der zugleich inszenierte und gelebte Alltag den Zuschauern bekannt ist, sodass sie sich zu dem Geschehen auf dem Bildschirm in Beziehung setzen können. Dadurch wird es für sie möglich, verschiedene Lebensauffassungen, die in der medialen Inszenierung als authentisch erscheinen, kennen zu lernen und zum Gegenstand der eigenen Identitätsarbeit zu machen sowie die Bedeutung des ›guten Lebens‹ auszuhandeln.«24

 

4. Voyeurismus? Der sozialwissenschaftliche Diskurs

Zuallererst einmal ist ›Big Brother‹ eine Unterhaltungssendung: Man schaut zu, um sich über die Kandidaten zu amüsieren, ihre Schwächen und Talente kennen zu lernen, über sie zu lachen und zu lästern. Man will wissen, ob die gestellten Aufgaben bestanden werden und wer am Ende das Spiel gewinnt. Darüber hinaus lässt sich aber fragen, was denn eigentlich das Unterhaltende gerade an diesem Format ist. Unbefriedigend bliebe es, den Erfolg von ›Big Brother‹ lediglich auf eine gelungene Marketingstrategie zurückzuführen. Natürlich sehen Jugendliche und junge Erwachsene die Sendung auch, weil sie hip ist, weil sie als Kult verkauft wird. Dies funktioniert aber nur, weil sie bestimmte Bedürfnisse trifft. Drei Grundmotive für das Sehen von ›Big Brother‹ werden – z. T. auf der Grundlage empirischer Untersuchungen – in der wissenschaftlichen Diskussion genannt, wobei die Akzente unterschiedlich gesetzt werden25.

Erstens liegt es nahe, puren Voyeurismus zu vermuten, sei es im sexuellen, sei es im übertragenen Sinn. Es ist wohl nicht zu bestreiten, dass auch das Beobachten gewissermaßen unverstellter Erotik einen Reiz auf die Zuschauer ausübt, doch dürfte dies eine untergeordnete Rolle spielen: In der dritten Staffel waren jedenfalls trotz Sauna und durchsichtigen Duschvorhangs die Quoten rückläufig. Wichtiger scheint da schon die allgemeine Neugier, die Lust am gottähnlichen Blick zu sein. Den Voyeurismus mancher täglicher Talkshows mit ihrer Fixierung auf Probleme und Perversionen bedient die Sendung allerdings nicht. Vielmehr geht es um die Beobachtung und Bewertung von Alltagsverhalten.

Deshalb ist zweitens vor allem die Identifikation mit dem Geschehen im Haus wichtig. Durch Beobachtung können Beziehungsmuster und Konfliktstrategien überprüft werden. Eine solche Vorbildfunktion wird zuweilen bestritten, denn in der Tat wird in empirischen Befragungen der Lerneffekt für die eigene Person als Motiv für das Sehen von ›Big Brother‹ eher selten genannt:

»Die Ergebnisse deuten [...] darauf hin, dass die Rezeption von ›Big Brother‹ kaum durch das Bedürfnis nach Lebenshilfe motiviert ist; über 60 % der Befragten sind der Ansicht, dass für sie eine solche Hilfsfunktion nicht zutrifft.«26

Es kann jedoch angezweifelt werden, dass es wirklich zu angemessenen Ergebnissen führt, wenn man Jugendliche und junge Erwachsene danach fragt, ob sie ›Big Brother‹ als eine Art Ratgebersendung betrachten. Zumindest zu Beginn hatte die Sendung ein schlechtes Image, was den so genannten Third-Person-Effekt unterstützen könnte: Man glaubt zwar, dass etwas Einfluss auf andere hat, weist das aber für sich selbst eher zurück. Die Bedeutung für die Identitäts- und Wertebildung bei Jugendlichen lässt sich wohl nur indirekt erschließen, denn die Sendung ist offenbar gerade deshalb glaubwürdig, weil sie nicht bewusst als Bildungsfernsehen empfunden wird:

»Das Gezeigte wird [...] erlebt als freigeräumt von interpretierend nachzuvollziehenden Sinnvorgaben; um so mehr öffnet es sich für Sinnzuschreibungen, die je nach sozialem und intellektuellem Milieu der Interpretierenden [...] divergieren. [...] Gerade weil die Absicht als nicht-pädagogisch eingestuft wird, ist die Wirkung de facto um so pädagogischer.«27

Drittens lässt die Sendung in der Folge direkte Kommunikation entstehen: Sie dient als Ersatz für Nachbarschaftsklatsch, lädt zum Psychologisieren mit Freunden ein, ermutigt möglicherweise sogar zur Aufnahme neuer sozialer Beziehungen, indem z. B. Big-Brother-Clubs gegründet werden28. Der zunächst passive Zuschauer wird dazu angeregt, sein eigenes Leben aktiv zu gestalten:

»Bei Big Brother trainieren nicht nur die Probanden, sondern auch die Zuschauer virtuell Verhalten in Teams. [...] Big Brother bietet unerschöpfliche Möglichkeiten, sich und andere auf Charakter, Ausstrahlung, soziales Verhalten und Persönlichkeit zu überprüfen. [...] Doch alles, was das Format uns bietet, könnte uns da normale Leben um die Fernseher herum auch gewähren: ›echte‹ Menschen, selber entscheiden, an anderen seinen Charakter erproben [...]. Vielleicht ist Big Brother ein Schritt in diese Richtung. Vielleicht auch wird uns dieses Genre nach einigen Durchläufen langweilig, und wir wenden uns wieder dem guten alten Leben zu.«29

 

5. Geborgenheit in der flexiblen Gesellschaft – ›Big Brother‹ als Orientierungshilfe im Alltag

Es ist anzunehmen, dass ›Big Brother‹ aus Sicht der Zuschauer eine Art Versuchsanordnung für zwischenmenschliches Zusammenleben darstellt. Die Phantasie wird angeregt, in den Beziehungen der Gruppe die Beziehungen im eigenen sozialen Umfeld, in den Ambivalenzen der Charaktere die Ambivalenzen der eigenen Identität wiederzuerkennen. In einer Radiodiskussion gaben Berufsschüler einhellig an, die persönliche Entwicklung der Bewohner und die sich zwischen ihnen entwickelnde Gruppendynamik interessant zu finden. Es ist bemerkenswert, dass in einer vermeintlichen Zeit der Individualisierung, des Werteverlustes und der Erlebnisorientierung der ganz normale Alltag einer Wohngemeinschaft als spannend empfunden wird. Offenbar finden Jugendliche bei ›Big Brother‹ eine Art Sinnorientierung, wie sie ihnen z. B. die Kirche nicht mehr unbedingt anzubieten vermag. Hier werden auf allgemein verständlichem Niveau Alltagsweisheit und Lebenshilfe vermittelt. Die Realitätsnähe wird dabei durch die ständige Spannung zwischen Ellenbogeneinsatz und Freundschaftsschwüren noch verstärkt30.

Einerseits gibt es bedingt durch die Spielregeln einen Konkurrenzkampf um soziale Anerkennung und beruflichen Erfolg. Die Kandidaten wollen beliebt sein bei den Mitbewohnern und beim Publikum, sie wollen die 250.000 Mark gewinnen oder zum Plattenstar werden. Sie müssen aber auch selber darüber entscheiden, wen sie für das Ausscheiden aus dem Haus nominieren sollen, sodass es zur Bildung von Cliquen und Koalitionen, teilweise auch zu einem gewissen Einzelkämpfertum kommt. Mobbing und Intrigen werden keinesfalls als ideale Konfliktlösungsstrategien propagiert, aber sie kommen vor wie im wahren Leben eben auch.

Andererseits müssen die Kandidaten miteinander auskommen. Verschiedene Temperamente und Interessen müssen miteinander ausgeglichen, Verabredungen über Einkauf, Wochenaufgaben und Duschzeiten getroffen, Streitereien beigelegt werden. Ohne soziales Verhalten und gegenseitige Akzeptanz wird das Leben schwer erträglich. Auf zwischenmenschliche Kontakte, auf Gespräche, Zärtlichkeit oder Trost kann niemand hundert Tage lang verzichten: Echte Freundschaften und Liebensbeziehungen entstehen.

›Big Brother‹ bietet Orientierungsmuster an, wie sich zwischen den Anforderungen der modernen Gesellschaft an den flexiblen Menschen und der Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit vermitteln lässt. Die Herausforderungen der Globalisierung machen Verhaltensnormen wie Durchsetzungsvermögen, Risikobereitschaft und Anpassung erforderlich, doch sind dadurch die alten – man möchte fast sagen: konservativen – Werte wie Solidarität, Verlässlichkeit und Ehrlichkeit keineswegs abgeschrieben. Nach der Shell-Jugendstudie 2000 finden vier Wertedimensionen besonders hohe Zustimmung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen31: Auf der einen Seite handelt es sich um die mit Autonomie und Attraktivität benannten Felder; gemeint sind damit Selbständigkeit, Durchsetzungsvermögen und Konfliktfähigkeit sowie das Streben nach Anerkennung, Spaß und Erfolg. Auf der anderen Seite stehen aber auch die als Menschlichkeit und Familiensinn charakterisierten Wertedimensionen hoch im Kurs: Toleranz und Hilfsbereitschaft sowie der Wunsch nach einer glücklichen Partnerschaft und einem angenehmen Zuhause.

Auffällig ist, dass es in Deutschland bislang noch keine ernsthafte Rebellion der Kandidaten gegen die vom Sender vorgegebenen Schikanen gegeben hat. Die selbstgewählte Unterordnung unter die Spielregeln wird offenbar nicht als freiheitseinschränkend erlebt. Vielleicht entspricht auch dies der Weltwahrnehmung junger Menschen: Nicht die Auflehnung gegen die Verhältnisse, die ja neben manchen Unannehmlichkeiten und Risiken auch große Chancen bieten, sondern die Gestaltung von autonomer Identität in ihnen verspricht biographischen Erfolg.

›Big Brother‹ trifft die Lebenssituation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die die freien Entfaltungsmöglichkeiten in Beruf und Freizeit mit allen Vor- und Nachteilen wahrnehmen, aber zugleich Sehnsucht nach einer überschaubaren Welt und einer intakten Gemeinschaft haben. Zum Ausdruck kommt das in den vom Sender verwendeten Songs und Slogans, mag deren Emphase manchmal auch ein wenig naiv anmuten.

 

5.1 »Leb’ so, wie du dich fühlst!«
Jeder wird zunächst einmal so angenommen, wie er ist. Vorgeschichte, soziale Herkunft oder Bildung spielen keine Rolle für die Akzeptanz in der Gruppe und bei den Fans. Schwächen und Fehler werden verziehen, unterschiedliche Lebenskonzepte als Bereicherung empfunden, auch wenn natürlich unterschiedliche Auffassungen aufeinander prallen und zu Konflikten führen. In einer Zeit, in der rechtsradikale Tendenzen zunehmen, sind bei ›Big Brother‹ eine Türkin, ein Schwarzer und ein Schwuler selbstverständlich in die Gemeinschaft integriert.

Zlatko wirkt in der ersten Staffel wegen seiner fragmentarischen Allgemeinbildung weder lächerlich noch bemitleidenswert, sondern wird durch seine überzeugende Persönlichkeit zum Liebling des Publikums. Aber auch eher farblose Typen wie Frank oder Alida werden wegen ihres ausgleichenden Charakters und ihrer Natürlichkeit geschätzt.

Der Zuschauer bekommt Gelegenheit, die einzelnen Personen in ihrer Vielschichtigkeit kennen zu lernen, etwas über ihre Lebensgeschichte zu erfahren und Vorurteile abzubauen. Er wird gleichsam zum Experten für Alltagspsychologie. Für die Bewohner ist es in der abstrakten Containerwelt möglich, überkommene Gewohnheiten zu überprüfen, Toleranz gegenüber anderen zu üben und sich jenseits ihrer Alltagsidentität neu zu erfahren.

»Sowohl Andrea als auch Sabrina finden in Big Brother zu ihrem ›eigentlichen‹ Selbst: Andrea entdeckt, dass sie dazu fähig ist, Menschen jenseits ihrer oberflächlichen Fassade zu verstehen und zu schätzen, und Sabrina ist ›eigentlich‹ ein sensibler Mensch.«32

 

5.2 »Zeig’ mir dein Gesicht, zeig’ mir, wer du wirklich bist!«
Hier spiegelt sich der Wunsch nach Menschen, auf die man sich verlassen kann, die einem nichts vorspielen. Eine stets freundliche Fassade wird unter Dauerbeobachtung schnell entlarvt. Der offene Umgang miteinander steht daher an erster Stelle bei der Bewertung des Sozialverhaltens durch die Zuschauer.

Jürgen oder Christian werden vom Publikum als authentische Charaktere wahrgenommen, obwohl sie sich ganz offensichtlich selbst in Szene setzen33. Zugleich machen sie aber aus ihrer Eitelkeit und aus ihren Antipathien gegen manche Mitbewohner keinen Hehl. Sie sind bereit, Gefühle zu zeigen: Jürgen äußert vermehrt die Sehnsucht nach seiner Tochter, Christian ist wegen seiner Außenseiterstellung im Haus den Tränen nahe. Offenbar lässt sich Authentizität nicht danach beurteilen, ob jemand Rollen spielt, sondern inwieweit er in diesen Rollen als mit sich selbst übereinstimmend erlebt wird34.

Als Gegenbeispiel kann Thomas aus der ersten Staffel gelten. Anders als Alex, der sich aus sportlichen Aktivitäten gänzlich heraushält, versucht der schmächtige Student, mit den Fitnessfreaks Zlatko und Jürgen mitzuhalten und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit. In der zweiten Staffel will sich Steffi als selbstbewusste Powerfrau und zuverlässige Freundin präsentieren, zerstört dieses Bild aber immer wieder dadurch, dass sie meint, die anderen Kandidaten gegeneinander ausspielen zu müssen und so ungewollt gerade ihre Charakterschwäche offenbart.

 

5.3. »Back to basic!«
Die Situation im Haus gleicht einer langen Klassenfahrt. Der Traum von einer gewissen Einfachheit scheint hier erfüllt. Ohne Ablenkung durch Zeitung und Fernsehen bleibt den Hausbewohnern nichts anderes übrig, als sich miteinander zu beschäftigen. Der Tagesablauf besteht daraus, zusammen zu spielen, zu singen und zu essen, gemeinsam herumzuflachsen, in der Sonne zu faulenzen oder im Badezuber zu philosophieren.

Die Regie verzichtet weitgehend darauf, außergewöhnliche Situationen herbeizuführen. Es gibt keine schnellen Schnitte, die Action suggerieren, stattdessen werden die Unterhaltungen der Bewohner – auch über durchaus ernste Themen wie den Umgang mit Ausländern, prägende Lebenserfahrungen oder religiöse Überzeugungen – über mehrere Minuten hinweg gezeigt. ›Big Brother‹ zeigt, wie Leben durch das Zusammensein und gute Gespräche mit netten Menschen auch ohne Action und Konsum als sinnvoll, wie das Alltägliche als wertvoll erlebt werden kann.

 

5.4 »Du bist nicht allein!«
Wie eine intakte Großfamilie nehmen die Bewohner ihre Mahlzeiten stets gemeinsam ein, keiner entzieht sich den Tages- und Wochenaufgaben, mit denen der Lebensstandard erhöht werden kann. Mit der Zeit entsteht ein immer stärkeres Wir-Gefühl: Wenn es drauf ankommt, halten alle zusammen. Persönliche Animositäten und zwischenmenschliche Missverständnisse werden immer wieder durch Gespräche ausgeräumt. Auch wenn die Harmonie scheinbar unüberwindbare Brüche bekommt, hört das Ringen um Verständnis und Respekt nicht auf. Trotz oder gerade wegen eines durch die Spielregeln bedingten Zwangs zur Konkurrenz werden immer wieder Freundschaft und Kooperation beschworen, denn angesichts einer ungewissen Zukunft im Haus erscheint eine funktionierende, einigermaßen ausgewogene Gemeinschaft als für alle Beteiligten vorteilhafteste Konstellation.

Aber auch aus dem Scheitern von Kommunikation, wie es in den ersten Wochen der zweiten Staffel vorherrschte, lässt sich etwas lernen. Die Spannungen der Spielidee verdeutlicht der Konflikt zwischen Christian und Steffi: Sie werden zu unversöhnlichen Antipoden, die offenbar um jeden Preis als Gewinner hervorgehen wollen. Steffi jedoch wird vom Publikum mit überragender Mehrheit abgewählt und muss lernen, dass ihre Sicht der Welt nicht die einzige ist. ›Nominator‹ Christian muss feststellen, dass seine Rolle als Einzelgänger zwar erfolgreich, aber nicht unbedingt emotional befriedigend ist und verlässt das Haus freiwillig.

 

6. Bibellese im Container – ›Big Brother‹ und die Kirche

Während der zweiten Staffel wurde im Container eine Woche lang die Bibel laut vorgelesen. In Dortmund wurde ›Big Brother‹ im letzten Jahr zum Thema eines Gottesdienstes gemacht35. ›Big Brother‹ als ein Produkt des Zeitgeistes und der christliche Glaube als ein Produkt des Heiligen Geistes sind also offenbar einander nicht so fremd, wie die Äußerungen mancher Kirchenvertreter glauben machen wollen. Beiden geht es, wie zu zeigen versucht wurde, um die Frage nach gelingendem Leben und Zusammenleben: Wer will, kann und darf ich sein?

»In Zusammenhang mit dem Aufbau der individuellen Lebensbiographie ist das Fernsehen zum Bekenntnisforum avanciert, in dessen Rahmen Bekenntnisse abgelegt und Identitäten festgestellt bzw. zu ändern versucht werden. Damit hat das Medium Funktionen traditioneller Institutionen übernommen, die in unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung verlieren (z. B. Kirche, Familie, Staat).«36

Möglicherweise können sich angesichts dieser Suche nach Orten der Identitätsfindung aber auch für herkömmliche Institutionen neue Perspektiven ergeben. Was könnte z. B. kirchliche Jugendarbeit aus dem Erfolg von Big Brother lernen?

 

6.1 Wertebedarf in der Spaßgesellschaft
Die Klage über eine konsum- und spaßversessene Generation, die sich nur noch für Markenklamotten, Computerspiele und Handys, nicht mehr für Politik und Religion interessiert, ist oberflächlich. Es mag eine Werteunsicherheit, vielleicht auch eine größere Werteflexibilität geben, dies muss aber keinesfalls einen Verlust des Wertebedürfnisses bedeuten. Jugendliche wollen mit ihren spezifischen Sorgen und Wünschen ernst genommen werden; sie wollen keine fertigen Lösungen, sondern selber erproben, wie das Leben funktioniert.

Sendungen wie ›Big Brother‹ helfen beim Erwachsenwerden. Sie bieten verschiedene Rollenmodelle an, die nicht von einem Storyliner erdacht sind, sondern den Charakteren real existierender Menschen entsprechen. So kann spielerisch ausgelotet werden, durch welche Verhaltensweisen beruflicher Erfolg, soziale Anerkennung und persönliche Zufriedenheit miteinander ins Gleichgewicht zu bringen sein könnten. Bei ›Big Brother‹ treten keine Lehrer oder Eltern, schon gar nicht Pfarrer oder Politiker auf, die bestimmte Vorstellungen vermitteln wollen, sondern gleichaltrige oder etwas ältere Personen vom Typ beste Freundin oder großer Bruder. Werte werden nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vermittelt, sondern erschließen sich durch Beobachtung von Gelingen und Scheitern des Zusammenlebens und die Kommunikation darüber mit anderen37.

Mag der Besuch von Guido Westerwelle im Container auch ein vorgezogener Wahlkampfauftritt gewesen sein, zeigt er doch die Bereitschaft, sich ohne jegliche Arroganz mit den Lebenswelten von Jugendlichen auseinander zu setzen. Die Kirchen stehen hingegen mit ihren weltfremden Verbotsforderungen und Boykottaufrufen als Moralapostel und Spaßverderber da.

 

6.2 Geborgenheit in der Erlebnisgesellschaft
Jugendliche sind nicht ausschließlich erlebnisfixiert. In der Kirche gibt es eine Tendenz hin zu zielgruppenorientierten, leicht konsumierbaren und unverbindlichen Angeboten. Auf diese Weise ist kurzfristig sicherlich eine größere Zahl von Menschen zu erreichen. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass auch Jugendliche sich nach Geborgenheit und Verbindlichkeit sehnen. Die Kirche hat wie kaum eine andere Institution die Möglichkeit, Gelegenheiten zu schaffen, bei denen Menschen mit verschiedenen Interessen, Erfahrungen und Lebenshintergründen sich begegnen, Gemeinschaft erfahren, sich über Gott und die Welt austauschen und miteinander feiern können.

 

6.3 Moral in der Mediengesellschaft
Neue Fernsehformate kommen und gehen; sie sind letztlich eine Frage des jeweiligen Zeitgeschmacks. Deshalb wirkt die Aufregung über manche Sendungen im Nachhinein oft eher amüsant. Selbst ›Wetten dass ...?‹ – heute die Familiensendung schlechthin – wurde 1981 von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als monströse Manipulation der Massen kritisiert38.

Die intensive öffentliche Diskussion über Big Brother zeigt, dass Reality-Shows nicht zwangsläufig als Opium des Volkes dienen müssen, das uns durch dumpfe Bedürfnisbefriedigung von unseren eigenen Problemen und Sorgen ablenkt, sondern dass sie uns auch miteinander ins Gespräch bringen, uns zum Nachdenken über gesellschaftliche Entwicklungen anregen können. Nicht alles, was dem eigenen Geschmacksempfinden widerstrebt, ist gleich moralisch verwerflich. Mit Zensur ist im Zeitalter des Internet ohnehin nicht mehr viel zu erreichen. Vielmehr gilt es, einen bewussten Umgang mit den Medien zu fördern, der sich nicht auf rein technische Anwendungsfragen beschränkt, sondern Funktionsmechanismen hinterfragt und zum kritischen Umgang anleitet.

Anmerkungen

1. Das Internet spielt beim überwiegenden Teil des Publikums aber allenfalls als sporadisch genutzte Ergänzung zur Fernsehsendung eine Rolle.

2. Die folgenden Ausführungen beziehen sich durchweg auf Deutschland. Zu Big-Brother-Staffeln im Ausland vgl. Lothar Mikos u. a., 2001, Big Brother als globales Fernsehformat. Ein Vergleich länderspezifischer Inszenierungen, in: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg), 2001, Big Brother. Die Eingeschlossenen von Hürth (Texte – Sonderheft der Zeitschrift Medien praktisch 4), Frankfurt a. M.

3. Einen zunehmenden Authentizitäts- und Attraktivitätsverlust von der ersten bis zur dritten Staffel aufgrund des wachsenden Wissens der Kandidaten um die medialen Rahmenbedingungen und der schleichenden Veränderung des Genres von der Reality-Soap zur Event-Show konstatieren Katja Herzog, 2001, Alles nur gespielt? Zum Verhältnis von Wirklichkeit und Fiktion bei Big Brother, in: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg.), 2001, 3-9; Verena Veihl, 2001, Von der Überwachungs-Show zur »Hab-mich-lieb«-Sendung. Genretheoretische Überlegungen zum Attraktivitäts-Verfall des Formats Big Brother, in: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg.), 2001, 10-15.

4. Umfassende Materialien finden sich bei Friedrich Balke u. a. (Hg.), 2000, Big Brother. Beobachtungen (Masse und Medium 1), Bielefeld; Karin Böhme-Dürr / Thomas Sudholt (Hg.), 2001, Hundert Tage Aufmerksamkeit. Das Zusammenspiel von Medien, Menschen und Märkten bei »Big Brother« (Medien und Märkte 10), Konstanz; Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg), 2000, Daily Talks – Daily Soaps – Big Brother (Texte – Sonderheft der Zeitschrift Medien praktisch 3), Frankfurt a. M.; Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg), 2001; Jürgen Grimm, 2000, Das Phänomen ›Big Brother‹. Ergebnisse eines Forschungsprojekts (Typoskript), Augsburg; Lothar Mikos u. a., 2000, Im Auge der Kamera. Das Fernsehereignis Big Brother (Beiträge zur Film- und Fernsehwissenschaft 55), Potsdam; Frank Weber (Hg.), 2000, Big Brother. Inszenierte Banalität zur Prime Time (Wissenschaftliche Paperbacks – Kommunikationswissenschaft 11), Münster.

Knappe Zusammenfassungen bieten Bettina Fromm, 2000, Spiele ohne (Scham-)Grenzen? – Die neue Lust an Extrem-Spektakeln im deutschen Fernsehen, http://www.bettina-fromm.de/aufsatz/artikel_bb.htm (eingesehen am 8. Februar 2001); Lars Klinnert, 2000, Charme des Alltags. Warum sich eine Auseinandersetzung mit ›Big Brother‹ lohnt, in: Evangelische Kommentare 8 / 2000, 45–47.

Weitere Literaturangaben bietet Ulrike Stamm, 2001, Materialien zu Big Brother und Big Diet, in: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg.), 2001, 78f.

5. Vgl. Kerstin Goldbeck / Susanne Kassel, 2000, Die Containergesellschaft – Big Brother im Spiegel der Feuilletons, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 233–252.

6. So auch Gerhard Schulze, 2000, »Ich will alles und das jetzt!« Eventkultur aus der Wissenschaftsperspektive (Interview), in: Audimax 12 / 2000, 14.

7. Einen ähnlichen Ansatz wie die vorliegende Untersuchung verfolgt Matthias Loretan, 2001, Wer bin ich, wenn ich »Big Brother« spiele? Eine theologisch-ethische Kritik an der Medieninstallation spätmoderner Identitätsdiskurse, in: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg), 2001, 43-51.

8. Für wichtige Anregungen und Hinweise danke ich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an meinem Workshop »›Big Brother‹ – Du bist nicht allein. Über das Geborgensein im Alltag und die Sehnsucht nach Werten« im Rahmen der Konferenz 2001 der Kinder- und Jugendarbeit in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

9. Bei den Zuschauern zwischen 14 und 29 Jahren lag der Marktanteil laut einer Pressemitteilung vom 27. April 2000 bei bis zu 45 Prozent.

10. Vgl. Lothar Mikos u. a., 2000, 183–204.

11. Vgl. z. B. Klaus Bresser, 2000, Wider die Zlatkoisierung des Fernsehens, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 321–326.

12. Typisch für diese theologische Ablehnung auch der Beitrag von Holger Zaborowski, 2001, Verletzt »Big Brother« die Menschenwürde? Ethische Überlegungen, in: Ethica 9 (2001), 83-90.

13. Vgl. http://www.dike.de/starkenburg/boykott.htm (eingesehen am 6. Februar 2001).

14. Vgl. Herbert Willems, 2000, Big Brother – We are watching you: Überlegungen zum Genre und zur Resonanz einer neuen Form der Fernsehunterhaltung, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 23–35.

15. Vgl. Dieter Dörr, 2000, Big Brother und die Menschenwürde. Die Menschenwürde und die Programmfreiheit am Beispiel eines neuen Sendeformats (Studien zum deutschen und europäischen Medienrecht 4), Frankfurt a. M.; Werner Frotscher, 2000, Real Life Soaps und die im Grundgesetz verbürgte Menschenwürde, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 333–344.

16. Vgl. Johanna Haberer, 2000, Big Brother und das Selbstbild der Gesellschaft. Haben wir das Fernsehen, das wir verdienen?, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 327–332; Rainer Winter, 2000, Die Antiquiertheit von Orwells »Big Brother« – Über die Veränderung von Macht und Handlungsfähigkeit, in: Friedrich Balke u. a. (Hg.), 2000, 159–172; Wolfgang Wunden, 2000, Verzicht auf Intimsphäre im TV-Container – Menschenwürde in Gefahr?, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 143–157.

17. Diesen Eindruck vermittelt z. B. die Darstellung von Thomas Bohrmann, 2000, Big Brother. Medienethische Überlegungen zu den Grenzen von Unterhaltung, http://www.das-parlament.de/41-42/Beilage/b-a-2.html (eingesehen am 9. Februar 2001).

18. Vgl. Harald Keller, 2000, Unter Brüdern und Schwestern ... ›Big Brother‹ als Lehrbeispiel – eine Rückschau auf die Real-Life-Soap-Serie in RTL 2, in: Frankfurter Rundschau 134 / 2000, 26;

19. Vgl. Lothar Mikos, 2000, Big Brother als performatives Realitätsfernsehen – Ein Fernsehformat im Kontext der Entwicklung des Unterhaltungsfernsehens, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 161–178.

20. Vgl. Carsten Brosda, 2000, »Viel Lärm um nichts«: Big Brother – Anmerkungen zur Selbstreferentialität medialer Pseudo-Ereignisse, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 95–108; Lutz Ellrich, 2000, Das Gute, das Böse, der Sex – Zur Beobachtung des Begehrens im Container, in: Friedrich Balke u. a. (Hg.), 2000, 99–126; Ralf Hohlfeld, 2000, Weniger Wirklichkeit war nie – Big Brother und die Tradition des Reality-Fernsehens, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 195–204; Nicolas Pethes, 2000, »Deppengeschwätz« – Schein oder Nichtschein in medialen Menschenexperimenten der high- und low-Kultur, in: Friedrich Balke u. a. (Hg.), 2000, 35–54; Christian Schicha, 2000, »Leb’, so wie Du Dich fühlst?« Zur Fiktion von Authentizität beim Sendeformat Big Brother, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 77–94.

21. So vor allem bei Rainer Winter, 2000, Die Hoffnung auf Sex. Zur Wirklichkeitskonstruktion in Big Brother, in: Gemeinschafswerk der Evangelischen Publizistik (Hg), 2000, 61–66.

22. Ähnlich auch Slavojzizek, 2000, Die Kamera liebt dich. Unser Leben als Seifenoper, in: Friedrich Balke u. a. (Hg.), 2000, 151–155.

23. Vgl. Manfred Behr / Silvia Kaiser, 2000, »Echte Gefühle« und Projektionen: Big Brother als Mittel gegen den Milieuautismus, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 125–142.

24. Lothar Mikos, 2000, 166.

25. Vgl. zum folgenden neben einigen der bereits genannten Untersuchungen Wilhelm Hopf, 2000, Der Klatschgenerator – ›Big Brother‹ als Fernsehsport, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 49–56; Nikolaus von Festenberg, 2000, Die große Verbrüderung. ›Big Brother‹ signalisiert eine TV-Revolution, in: Der Spiegel 41 / 2000, 252f.; Udo Göttlich / Jörg-Uwe Nieland, 2000, »Zlatko war irgendwie der Coolste«. Anmerkungen zur Etablierung und Rezeption eines Medienspektakels, in: Gemeinschafswerk der Evangelischen Publizistik (Hg), 2000, 67–74; Stephan Grünewald, 2000, Big Brother – Die Puppenstube. Tiefenpsychologische Studie analysiert Big Brother als ein Gesellschaftsspiel, das der Wiederentdeckung des verlorenen sozialen Alltagslebens dient, http://www.rheingold-online.de/rheingold/universum/0890.html (eingesehen am 8. Februar 2001); Helene-Weber-Berufskolleg, 2000, Big Brother – eine medienpädagogische Analyse des TV-Renners, http://www.helene-weber-berufskolleg.de/umez_big.shtml (eingesehen am 9. Februar 2001); Antonia Krummheuer, 2000, Die Erotisierung des Alltags – Die Inszenierung von Sport, Erotik und Geschlecht bei Big Brother, in: Friedrich Balke u. a. (Hg.), 2000, 213–230; Martin K. W. Schweer / Frank Lukaszewski, 2000, ›Big Brothers‹ kleine Brüder: erste Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur Rezeption eines Medienevents, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 219–232; Carsten Zorn, 2000a, Alle werden Stefan Raab. Ein Vorschlag, es in der Diskussion um ›Big Brother‹ doch mal mit ein paar gesellschaftstheoretischen Thesen zu probieren, http://www.jump-cut.de/bigbrother.html (eingesehen am 8. Februar 2001).

26. Martin K. W. Schweer / Frank Lukaszewski, 2000, 229.

27. Manfred Behr / Silvia Kaiser, 2000, 127, 131.

28. Derartiges berichtete ein Leserbrief im Big-Brother-Magazin.

29. Manfred Behr / Silvia Kaiser, 2000, 139, 141.

30. Vgl. Maya Götz, 2000, Die Funktionen von Big Brother für Kinder und Pre-Teens, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 253–270; Hans J. Kleinsteuber, 2000, Big Bro-ther: Suggestionen im Euro-Trash, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 37–48; Sighard Neckel u. a., 2000, »Ein bisschen Kerstin ist in jedem von uns«. ›Big Brother‹ – ein Talk (Interview), in: Frankfurter Rundschau 132 / 2000, 20; Carsten Zorn, 2000b, Und wir sind nur die Kandidaten – in den Assessment-Centern der Moderne. Big Brother: Ein Exempel?, in: Friedrich Balke u. a.(Hg.), 2000, 79-98.

31. Vgl. Yvonne Fritzsche, 2000, Moderne Orientierungsmuster: Inflation am Wertehimmel, in: Jugend 2000. 13. Shell-Jugendstudie, Bd. 1, Opladen, 93–156.

32. Urs Stäheli, 2000, Big Brother: Das Experiment ›Authentizität‹ – zur Interdiskursivität von Versuchsanordnungen, in: Friedrich Balke u. a. (Hg.), 2000, 55–78, hier 73. Vgl. auch Ulrike Sprenger, 2000, »Die Tiere dürfen nicht getötet oder geschlachtet werden ...«. Versuch einer literaturhistorischen Lektüre von Big Brother, in: Friedrich Balke u. a .(Hg.), 2000, 17–34.

33. Vgl. Caroline Spielhagen u. a., 2000, Wer war William Shakespeare? Big Brother aus Sicht der Selbstdarstellungsforschung, in: Frank Weber (Hg.), 2000, 271–288. Zu Selbstinszenierungsstrategien in der zweiten Staffel vgl. Ulrike Prokop, 2001, Big Brother und Gendering. Paarbildungen, weibliches Rollenverhalten und Strategien der Selbstdarstellung, in: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg.), 2001, 26-42.

34. Vgl. auch die differenzierte Analyse der Verschränkung von Rolle und Identität bei Jo Reichertz, 2001, Masken des Authentischen oder: Die Rückkehr des öffentlichen Menschen?, in: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hg.), 2001, 16-25.

35. Vgl. Anne-Kathrin Koppetsch, 2000, »Big Brother«-Container in der Kirche. Mit »garantiert anderen« Gottesdiensten wollen die Dortmunder Nordstadt-Gemeinden Kirchenferne anziehen, in: Unsere Kirche 41 / 2000, 3.

36. Vgl. Bettina Fromm, 2000. Zur Funktion der Sendung als Religionsersatz vgl. auch Udo Göttlich, 2000, Die Ware Vertrauen – »Back to Basics« oder die Veralltäglichung von trash?, in: Friedrich Balke u. a. (Hg.), 2000, 173–194; Kai Martin Wiegandt, 2000, Passions-Spiele – Pseudoreligiöse Praktiken und ihre Funktion bei Big Brother, in: Friedrich Balke u. a. (Hg.), 2000, 195–212.

37. Vgl. auch Thomas Sudholt, 2001, Nutzungsmotivationen und Auswirkungen bei den Zuschauern. Wie »big« ist »Big Brother«, in: Karin Böhme-Dürr / Thomas Sudholt (Hg.), 2001, 115-132, hier 124; Karin Döveling, 2001, »Big Brother« und die Fans. Geteiltes Gefühl ist doppeltes Gefühl: Die Sehnsucht nach kollektiver Potenzierung einer Gefühlserfahrung, in: Karin Böhme-Dürr / Thomas Sudholt (Hg.), 2001, 149–169, hier 163 –166.

38. Vgl. Alexander Kühn, 2001, Erst Schaumbad, dann Thommy. Seit 20 Jahren gibt es »Wetten, dass ...?« – die letzte wirkliche Familiensendung im deutschen TV, in: Die Zeit 5 / 2001, 35.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/2002

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