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KI trifft RU – Dialogisches Lernen mit ChatGPT im Religionsunterricht der Sek I

von Benjamin Müller-Struß

  • Hintergrund und Zielsetzung

Mit der Verbreitung von generativen KI-Technologien wie ChatGPT ergeben sich nicht nur spannende Möglichkeiten, sondern auch naheliegende Konsequenzen für den Religionsunterricht, die herkömmliche Unterrichtssettings durch u.a. ein dialogisches Lernen mit der KI ergänzen können und müssen. Dabei können generative Sprachmodelle (hier ChatGPT) in bereichernder Weise als (nicht-menschliches) Gegenüber für theologische, ethische und persönliche Reflexionen dienen, sofern zumindest einige Spezifikationen für die Eingabebefehle (Prompts) vom Nutzer berücksichtigt werden. Die folgenden Unterrichtsideen, geeignet für die Jahrgänge 9/10 und höher, setzen fachspezifisch auf eine strukturierte Auseinandersetzung mit religiösen/existenziellen Fragestellungen und fordern dabei zumindest im Fall von Baustein 2 gleichzeitig auf einer Metaebene das kritische Denken der Schüler*innen in Bezug auf die Nutzung von generativen, KI-betriebenen Sprachmodellen als Dialogpartner ein.

 

  • Vorüberlegungen: KI-generierte Rollenübernahme durch Prompt-Engineering

Ausgangspunkt der dialogisch angelegten Unterrichtsideen ist der Ansatz des Prompt-Engineerings, der dafür sorgt, dass generative Sprachmodelle oftmals sehr viel passgenauere und weniger zufallsbasierte Antworten liefern, wenn man sie bewusst aus einer vorab definierten Rolle antworten lässt und u.a. Erwartungshaltungen sowie Adressatenkreis klar expliziert.

Aus einer rein intuitiven Befehlseingabe wie „Warum lässt Gott Leid zu?“1  kann dann z. B. ein „Du bist ein gebildeter und überzeugter Christ [-> Rolle] und beschreibst in maximal 80 Wörtern [-> Erwartungshaltung], warum Gott Leid zulässt. Deine Worte richten sich an Schüler einer 9. Klasse [->  Adressatenkreis], passe dich sprachlich an!“ werden.

Prompt
»Du bist ein gebildeter und überzeugter Christ und beschreibst in maximal 80 Wörtern, warum Gott Leid zulässt. Deine Worte richten sich an Schüler einer 9. Klasse, passe dich sprachlich an!«

ChatGPT
Gott lässt Leid zu, weil er uns Freiheit schenkt. Ohne echte Freiheit könnten wir weder lieben noch Entscheidungen treffen – wir wären wie Marionetten. Mit dieser Freiheit gehen leider auch Fehler und Leid einher. Aber Gott ist nicht fern, sondern leidet mit uns. Er verspricht, alles Böse zum Guten zu wenden und uns Kraft zu geben, Schweres durchzustehen. Leid kann uns wachsen lassen und zeigt uns, wie wichtig Liebe, Mitgefühl und Zusammenhalt sind.

Die Qualität einer Antwort von ChatGPT hängt somit letztlich stark von der Qualität der Befehlseingabe ab. Insbesondere Textlänge (hier bspw.: max. 80 Wörter) und sprachliche Komplexität von Antworten sind Parameter, die durch entsprechende Prompts wunderbar in Bezug auf sowohl ganze Lerngruppen als auch individuelle Schüler*innen als Differenzierung dienen können (siehe auch M 9). Die zusätzliche Einforderung von konkreten Beispielen kann die Antworten der KI noch nachvollziehbarer machen.
Die einzufordernde Rollenübernahme von ChatgGPT bietet didaktische Möglichkeiten für sämtliche Inhalte, bzgl. derer ohne Weiteres keine echten Gesprächspartner im Klassenraum zur Verfügung stehen können – seien es bspw. Vertreter*innen spezifischer Konfessionen, Religionen oder Glaubensrichtungen, bestimmte moralische Vorbilder, polarisierende Charaktere, längst verstorbene historische Persönlichkeiten o.ä.
Exemplarische inhaltliche sowie formale Vorbedingungen für die folgenden Praxisbausteine (u.a. Datenschutz und rechtliche Rahmenbedingungen) finden sich in M 1.

  • Baustein 1: „ChatGPT, was ist der Sinn des Lebens?“

Fachliches Ziel: Die Schüler*innen setzen sich multiperspektivisch mit einer individuell gewählten existenziellen Grundfrage auseinander.
Medienbezogenes Ziel: Die Schüler*innen wenden ihr (vorab gelerntes) Wissen in Bezug auf „Prompt Engineering“ in generativen Sprachmodellen an.
Material: Individueller Zugang zu ChatGPT auf entsprechenden Endgeräten für alle Schüler*innen, Whitebord, M 1 bis M 3.
Zeitbedarf: eine bis zwei Unterrichtsstunden.


ABLAUF

  • Eine große Lebensfrage und ich!?

Die Lehrkraft konfrontiert die Schüler*innen mit einer großen existenziellen Frage („Was ist der Sinn des Lebens?“, „Warum gibt es Leid?“, etc.), lässt sie dazu zunächst individuell nachdenken (Think) und sich dann austauschen (Pair). In einer Share-Phase moderiert und visualisiert die Lehrkraft so (bspw. Tafel, Board, Kärtchen), dass deutlich wird, dass es verschiedene Antwortansätze auf diese Frage gibt – und nicht die eine Wahrheit.
Anschließend überlegen die Schüler*innen, woher sie zeiteffizient verschiedene Antwortansätze und Denkanstöße bekommen können, wenn Ihnen plötzlich mal solche großen Fragen unter den Nägeln brennen. Sofern die Schüler*innen es nicht selber nennen, bringt die Lehrkraft ins Gespräch ein: „Heutzutage kann man dafür doch wunderbar KI nutzen – z. B. ChatGPT, oder?“

  • ChatGPT als Gesprächspartner

Die Lehrkraft gibt ein Beispiel und stellt ChatGPT am Whiteboard eine Frage unter Berücksichtigung der bereits kennengelernten Prompt-Engineering-Aspekte (siehe oben -> insbes. Rolle, Adressaten, Erwartungshaltung) und ggf. unter Einbezug weiterer Teilprompts zur Vereinfachung der Sprache (siehe M 9). Bspw. „Was ist der Sinn des Lebens?“

Prompt
»Du bist ein richtig glücklicher, freundlicher und weiser Mensch, der sich mit großen Fragen auskennt. Erkläre einer vierzehnjährigen Schülerin in verständlichen Worten (80 bis 100), was der Sinn des Lebens ist. Konzentriere dich in deiner Erklärung auf zwei Hauptgedanken und verwende kurze Sätze.«

ChatGPT
Der Sinn des Lebens liegt darin, zu wachsen und glücklich zu sein. Wachsen bedeutet, Neues zu lernen, sich selbst besser zu verstehen und als Mensch zu reifen. Glücklich sein heißt, die schönen Momente im Leben zu genießen, Liebe zu spüren und Dinge zu tun, die dir wichtig sind. Es ist gut, wenn du auch anderen Freude bringst, denn das gibt deinem Leben noch mehr Bedeutung. Am Ende geht es darum, dein Leben so zu gestalten, dass es sich für dich gut und erfüllend anfühlt.

ChatGPTs Antwort wird unter den Fragestellungen „Welche Aspekte der Antwort kannst Du gut nachvollziehen und für dich annehmen?“ und „Welchen Aspekten stimmst Du nicht oder nur teilweise zu?“ bzw. „Was fehlt hier für dich?“ in einer weiteren kurzen Think-Pair-Share-Phase auf individuelle Passung reflektiert. Dafür kann eine strukturiertere Antwortübersicht sinnvoll sein:

Prompt
»Nun stelle die wesentlichen Inhalte deiner Antwort auf die Sinnfrage (bspw. „Wachsen und glücklich sein”) in Form von kurzen, übersichtlichen Stichpunkte dar!«

ChatGPT
•    Wachsen: Neues lernen, sich selbst verstehen, als Mensch reifen
•    Glücklich sein: Schöne Momente genießen, Liebe spüren, wichtige Dinge          tun
•    Anderen Freude bringen: Gibt dem Leben mehr Bedeutung
•    Leben gestalten: Es soll sich gut und erfüllend anfühlen

  • KI-generierte Multiperspektivität durch differenzierte Prompts

Die Schüler*innen entscheiden sich in der zentralen Arbeitsphase für persönlich relevante und somit näher zu untersuchende große Lebensfragen (siehe M 2) und fordern ChatGPT an ihren Endgeräten (Tablets, Laptops, Smartphones) auf, aus verschiedenen, für ihre Frage sinnvollen Perspektiven (mindestens drei) zu antworten:
•    „Du bist eine christlich sozialisierte und gläubige Person …“
•    „Du bist eine Person, die Gott stark ablehnt … / Du bist ein Atheist …“
•    „Du bist eine muslimische / buddhistische / jüdische / … Person …“
•    „Du bist ein Naturwissenschaftler….“
•    „Du bist ein vornehmlich profitorientierter Unternehmer ….“
•    „Du bist … [eigene Schwerpunktsetzungen möglich] …

Im Zweifelsfall kann die KI sogar selber gefragt werden, welche weiteren spannenden Perspektiven den entsprechenden Diskurs bereichern können (Metaprompting).
Auf Grundlage und unter Zuhilfenahme der verschiedenen generierten Antwortperspektiven begeben sich die Schüler*innen nun auf ihre eigene Antwortsuche und formulieren diese in Stichpunkten und/oder Schlagworten aus – und zwar so, dass die Schüler*innen ihre Antworten zwar unterstützt kurz referieren, aber nicht eins zu eins ablesen können. Den Schüler*innen sollte dabei bewusst sein, dass Patchwork-Antworten absolut legitim sind und keine Antwort aus einer bestimmten Perspektive gänzlich übernommen werden muss.

  • Austausch mit echten Menschen

Nachdem die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt wurde (hier exemplarisch Gruppe A und Gruppe B), kommen die Schüler*innen, je nach Raumbegebenheiten (Kugellager, Speeddating, Partner*innengespräch), in den Austausch über ihre Aufzeichnungen. In der ersten Gesprächsrunde stellt eine Person der Gruppe A einer Person der Gruppe B ihre bearbeitete Grundfrage und ihre persönliche Antwort mithilfe ihrer Aufzeichnungen vor. Die Person der Gruppe B hört dabei aktiv zu und stellt Rückfragen, so dass zwischen den beiden Schüler*innen ein Gespräch entsteht. Mögliche Frage-/Gesprächsimpulse sind währenddessen auf dem Whiteboard angestrahlt (M 3). Auf diese erste Gesprächsrunde folgt ein akustisches Signal, es wird rotiert; ein/e Schüler*in der Gruppe B stellt einer Person der Gruppe A ihre persönliche Antwort auf die selbstgewählte Grundfrage vor, usw.
Grundhaltung für diese Gespräche müssen im Sinne der Dialogkompetenz selbstverständlich eine prinzipiell respektvolle, tolerante, demokratische und wertschätzende Gesprächskultur der Schüler*innen sein.
Sofern noch Zeit besteht, kann im Anschluss durch Moderation der Lehrkraft die zentrale Arbeitsweise der aufgezeigten Stunde entweder auf inhaltlicher Ebene (Erkenntnisgewinn) oder auf Metaebene reflektiert werden (bspw. im ethischen Sinne Meinungsbildung durch KI?). Da der Fokus der Stunde auf den großen Grundfragen lag, ist die Metaebene (noch) nicht zwingend erforderlich.

 

  • Baustein 2: „Im Dialog mit KI-Jesus“

Ziel: Förderung der ethischen Reflexion, indem ChatGPT die Rolle von Jesus übernimmt und aus dieser Perspektive auf zeitgenössische ethische, politische und moralische Fragestellungen eingeht. Dabei sollen die Schüler*innen die Rolle der KI kritisch hinterfragen und die Grenzen der künstlichen Intelligenz in Bezug auf religiöse und moralische Fragen in Ansätzen reflektieren.
Medienbezogenes Ziel: Kritisches Hinterfragen der KI als rollenbezogener Antwortgeber.
Material: Individueller Zugang zu ChatGPT auf entsprechenden Endgeräten für alle Schüler*innen, Whiteboard, M 4 bis M 9
Zeitbedarf: zwei Unterrichtsstunden


ABLAUF

Große Fragen der Gegenwart – was würde wohl Jesus dazu sagen?
Die Schüler*innen bekommen nach Interesse/ Neigung oder Zufallsprinzip eine von fünf großen ethischen Fragen der Gegenwart zugeteilt (bspw. [Wie sehr] Sollte Deutschland die Ukraine im Kampf gegen Russland unterstützen? oder Ist es noch sinnvoll, am 1,5 Grad Klimaziel festzuhalten?, siehe M 4). Nachdem sich die Schüler*innen individuell Gedanken zu ihrer Frage gemacht haben (Think), kommen sie in ihren fünf Stammgruppen zusammen, diskutieren ihre Fragestellung und versuchen zu einer ersten gemeinsamen Antwort zu kommen (Pair).
Noch während sich die Schüler*innen in ihren Kleingruppen befinden, gibt die Lehrkraft folgenden Impuls: „Als Christ frage ich mich bei vielen Fragen, wie wohl Jesus darauf geantwortet hätte. Wie hätte Jesus wohl speziell auf Eure Frage geantwortet? Diskutiert das mal, versucht eine Antwort zu finden und begründet mir, warum ihr denkt, dass Jesus so geantwortet hätte!“
Einzelne Gruppen stellen Ihre Ideen zum Impuls bzgl. der potenziellen Antwort Jesu kurz mit Begründung im Plenum vor.

  • Antworten von KI-Jesus

Die Lehrkraft öffnet auf dem Whiteboard ChatGPT und gibt in Form eines Prompts einen exemplarischen Rahmen für die im Folgenden durch die Schüler*innen zu generierenden Dialoge mit der KI vor: „Du antwortest aus der Perspektive von Jesus, der im Jahr 2025 lebt ->  Rolle] und zu Jugendlichen [->  Adressatenkreis] spricht. Wie würdest Du folgende Frage beantworten: „…“. Formuliere deine Antwort in maximal 100 Wörtern [-> Erwartung].“ Bei Bedarf kann diese Befehlseingabe durch Teilprompts zur sprachlichen Vereinfachung ergänzt werden (siehe M 9).
Arbeitsauftrag an die Schüler*innen: „Lass die KI aus Perspektive von Jesus auf deine Frage antworten und hake in einem Chat mit der KI möglichst kritisch nach, wie die Antwort genau gemeint ist. Falls nötig, findest Du mögliche kritische Impulse zu deiner Frage an der Tippstation (siehe M 5). Sei möglichst kritisch und bestehe auf konkrete Details und klare Antworten!“
In Einzelarbeit führen die Schüler*innen die entsprechenden Chats mit der KI unter Rückgriff auf weiterführende Gesprächsimpulse durch und notieren wesentliche Argumentationslinien von KI-Jesus. Während des Chats und/oder im Nachgang finden sich auf M 6 zudem weiterführende Denkimpulse, die auf kritische Aspekte bzgl. der Rollenübernahme der KI abzielen (u. a. Ankreuzaufgabe zu vermeintlichen Charaktereigenschaften Jesu, die hinter den Antworten als Trainingsdaten stehen sowie eine Reflexionsaufgabe über die tatsächliche Klarheit der Antwortansätze).

  • Reflexion der Antworten in Kleingruppen

Die fünf Stammgruppen tauschen sich bzgl. ihrer Antworten auf M 6 aus und versuchen gemeinsame Lösungen in Bezug auf die drei Impulse in M 7 zu finden. Dabei sollte prinzipiell jedes Gruppenmitglied in der Lage sein, die Ergebnisse in eigenen Worten präsentieren zu können. Die gemeinsamen Antworten sollten von allen Schüler*innen mit dem persönlichen Endgerät (bspw. Tablet) abfotografiert werden.
Es werden fünf neue Kleingruppen gebildet – aus jeder der vorherigen Gruppen kommt ein Teammitglied in die neue Expertengruppe. Jedes Gruppenmitglied der neuen Gruppe stellt den anderen die (abfotografierten) Gruppenergebnisse der vorherigen Phase mündlich vor. Alle anderen Gruppenmitglieder hören zu und beantworten einen jeweils spezifischen Hörauftrag zu den präsentierten Ergebnissen (Reflexionskarten M 8), der im Anschluss rückgemeldet wird.
Anschließend beantwortet die Gruppe gemeinsam die Frage „Inwiefern ist es mit Vorsicht zu genießen, ChatGPT in die Rolle von Jesus schlüpfen zu lassen?“ in Stichpunkten, die Begründungsebenen enthalten sollen.

  • Reflexion im Plenum

In einer abschließenden Plenumsphase wird erfragt, welche der in M 6 dargestellten Zuschreibungen in den Antworten von KI-Jesus zu finden waren. Dabei wird sich herausstellen, dass u.a. Mitgefühl, Freundlichkeit, Hoffnung und Vergebung klar zu finden sind, andere Zuschreibungen (insbes. Autorität, Zorn, Entschlossenheit, Strenge und somit auch Klarheit) werden kaum zu finden sein. Eine KI arbeitet schließlich mit Wahrscheinlichkeiten und nicht mit Intuition, Menschlichkeit und gefühlsbasierter Empathie! Ein weiterer sinnvoller Impuls kann in diesem Kontext sein, nochmals auf die der KI zugrundeliegenden Trainingsdaten zu verweisen und zu überlegen, inwiefern die Änderung der Trainingsdaten Einfluss auf die Qualität der Antworten von KI-Jesus haben würde.

 

  • Fazit: Chancen und Grenzen von ChatGPT im Religionsunterricht

Diese beiden Bausteine zeigen, dass ChatGPT sinnvoll als ein Werkzeug zur Förderung von Perspektivenvielfalt und ethischer Reflexion im Religionsunterricht eingesetzt werden kann. Besonders durch die Möglichkeit, aus verschiedenen kulturellen, weltanschaulichen und religiösen Perspektiven zu antworten, können die Schüler*innen ein vertieftes Verständnis für religiöse Themen und existenzielle Grundfragen entwickeln – gerade wenn echte Begegnungen nicht oder nur mit großem Aufwand initiierbar sind. Gleichzeitig fordert der Einsatz von KI in der Rolle einer historischen, kulturell bzw. religiös geprägten oder biblischen Figur wie Jesus immer auch eine kritische Auseinandersetzung mit den ethischen Implikationen der Technologie, ihren Grenzen und ihren Gefahren. Schließlich wird in den Antworten von KI-Jesus (ChatGPT) deutlich, dass, wenn man ihn nicht durch feinste Prompts ausdifferenziert, ein sehr einseitiges, oftmals sich wenig klar positionierendes und teilweise fast schon ausweichendes Jesusbild zum Tragen kommt, das bei Weitem nicht der gesamten Spannweite der bewusst nur kleinen Auswahl an potenziellen biblisch vermittelten Zuschreibungen Jesu gerecht wird (vgl. M 6).

Prompt
»Du antwortest aus der Perspektive von Jesus, der im Jahr 2025 lebt und zu Jugendlichen spricht. Wie beantwortest Du folgende Fragen:
„Inwieweit sollte Deutschland die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützen? Sollte Deutschland auch Langstreckenraketen liefern?” Antworte in maximal 100 Wörtern, vermeide Fremdwörter und verwende leicht verständliche Sprache.«

ChatGPT
Meine lieben Freunde, Frieden ist immer das Ziel, doch Gerechtigkeit erfordert manchmal Entschlossenheit. Deutschland sollte der Ukraine helfen, sich zu verteidigen, damit Unrecht und Gewalt nicht siegen. Jede Hilfe muss aber klug und umsichtig sein, um den Frieden nicht weiter zu gefährden. Langstreckenraketen? Denkt an ihre Wirkung: Bringen sie Schutz oder werfen sie neues Öl ins Feuer? Betet um Weisheit, handelt mit Liebe und fragt: Führt das, was wir tun, zu mehr Frieden für alle? Vergesst nie: Gewalt zu beenden ist schwer, aber nur durch Mitgefühl und Dialog wird die Welt heil.

Auf sprachlicher Ebene ist zudem anzumerken, dass die praktische Auseinandersetzung mit einem generativen Chatbot für Schüler*innen aus dem GHRS-Bereich äußerst herausfordernd sein kann, da eine gut ausgeprägte Lese- sowie Schreib- bzw. Promptkompetenz für die produktive Auseinandersetzung mit dem wohl wichtigsten KI-Tools des Moments (ChatGPT) vorausgesetzt werden muss. Zur sprachlichen Unterstützung kann in diesem Kontext die Hereingabe von ausformulierten Eingabebefehlen oder von Teilprompts dienen (siehe M 9).

Anmerkungen

  1. So z. B. zu sehen in Rainer Oberthürs Videoreihe.  Oberthür befragt die KI von ChatGPT: Folge 1 auf YouTube, in der die KI nur sehr allgemeine Ergebnisse liefert. https://youtu.be/wKvv51vSGD4 (23.12.2024).