Käßmann: Wir brauchen Alternativen zur Waffenlogik

Nachricht 10. Januar 2022

Hannover (epd). Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat erneut dazu aufgerufen, mehr in zivile Friedensinitiativen und nicht in Kriege zu investieren. „Wir müssen Alternativen zu dieser Waffenlogik aufbauen“, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin in der Januar-Ausgabe des hannoverschen Straßenmagazins „Asphalt“. Es gebe andere Methoden. „Wir haben in Afghanistan 17,6 Milliarden Euro in den Waffengang dort investiert.“ Wären solche Summen in Friedensmissionen investiert worden, etwa in Landwirtschaft, Bildungsaufbau oder Mediation als Konfliktbewältigung mit den Clan-Vorsitzenden vor Ort, sähe es in dem Land anders aus.

Dies sei aber nie versucht worden, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Anfang 2010 mit dem Satz „nichts ist gut in Afghanistan“ in ihrer Neujahrspredigt für Diskussionen gesorgt hatte. „Pazifismus wird immer dann angeprangert, wenn die Situation so eskaliert ist, dass es heißt: Jetzt hilft nur noch Waffengewalt.“ Dabei habe die friedliche Revolution in Deutschland gezeigt, dass es anders gehe. Damals hätten die Menschen mit Kerzen und Gebeten die DDR-Regierung wehrlos gemacht.

Käßmann verabschiedete sich mit dem Interview von ihrem Ehrenamt als Mitherausgeberin des Magazins „Asphalt“, das sie drei Jahre lang innehatte. Ihr sei es immer schwergefallen, sich von ihren Ämtern, die sie gern gehabt habe, zu verabschieden. Neben die Wehmut trete aber auch neue Freiheit. „Ich habe immer gesagt: Ämter sollten begrenzt sein“, sagte sie. „Wenn du ein Amt neu antrittst, dann hast du Energie, Kreativität, du willst was verändern. Irgendwann bremst du dich selbst aus oder wirst ausgebremst und dann ist es gut, an andere mit neuer Energie abzugeben.“