Leitender Bremer Theologe mahnt zum Kampf gegen Antisemitismus

Nachricht 23. Juni 2021

Bremen (epd). Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus hat mit Blick auf den 80. Jahrestag des Überfalls Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion zum Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus aufgerufen. Das Gedenken an den Vernichtungskrieg mahne dazu, „alles in unserer Macht Stehende zu tun, dass sich so etwas nicht wiederholt“, sagte Kuschnerus am Dienstagabend bei einem ökumenischen Friedensgebet am Denkort „Bunker Valentin“ in Bremen-Farge.

Mancherorts in Deutschland machten sich wieder Antisemitismus und Rassismus mit ihren hässlichen Parolen und Anschlägen bemerkbar, mahnte Kuschnerus: „Das können wir nicht hinnehmen.“ Das Leitbild des Gerechten Friedens setze die Gewaltfreiheit an die erste Stelle. Das wollten die Kirchen im Gebet, im eigenen Friedenshandeln und im gesellschaftlichen Dialog weiter einüben.

Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann unter dem Decknamen „Unternehmen Barbarossa“ ein beispielloser Eroberungs- und Vernichtungsfeldzug. Schätzungen zufolge wurden dabei mindestens 27 Millionen Sowjetbürger getötet. Damit hatte die Sowjetunion die meisten Opfer des Zweiten Weltkrieges zu beklagen.

Es handelte sich überwiegend um Zivilisten, die bei Kriegshandlungen, durch Terror, Massenerschießungen und Aushungern starben. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein - dieser Satz der Gründungsversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 zieht die Lehre aus dem brutalen Angriffs- und Vernichtungskrieg angesichts von Millionen Opfern durch zwei Weltkriege“, betonte Kuschnerus.

Der Denkort „Bunker Valentin“ ist ein direkt an der Weser gelegener, mehr als 400 Meter langer und teils über 30 Meter hoher Betonkoloss. Mitte 1943 begann die deutsche Kriegsmarine mit dem Bau des U-Boot-Bunkers im Bremer Ortsteil Farge-Rekum: Rund 10.000 Zwangsarbeiter wurden unter unmenschlichen Bedingungen zum Bau der Anlage mit teils bis zu sieben Metern dicken Wänden eingesetzt. Vermutlich etwa 1.600 Zwangsarbeiter starben an Unterernährung, Krankheiten und willkürlichen Tötungen. Vor dem Bunker steht ein Mahnmal, das an die Vernichtung durch Arbeit erinnert.