NS-Gedenkstätte Sandbostel erinnert virtuell an Befreiung

Nachricht 27. April 2021

Sandbostel/Kr. Rotenburg (epd). Die NS-Gedenkstätte Lager Sandbostel im Landkreis Rotenburg erinnert mit einem Video an die Befreiung des ehemaligen NS-Kriegsgefangenlagers vor 76 Jahren. Am Nachmittag des 29. April 1945 erreichten die ersten britischen Soldaten das Kriegsgefangenenlager Sandbostel, teilte der Leiter der Gedenkstätte, Andreas Ehresmann, am Sonntag mit Sie befreiten etwa 14.000 Kriegsgefangene und 7.000 KZ-Häftlinge. Die britischen Soldaten seien tief erschüttert gewesen hätten Sandbostel "a minor belsen" - ein kleines Belsen genannt.

In dem auf Youtube abrufbaren Video führt Ehresmann die Zuschauer über das Gedenkstätten-Gelände. Der virtuelle Rundgang zeige verschiedene für die Befreiung des Lagers bedeutende Orten. Außerdem seien Dokumentaraufnahmen zu sehen, die die Situation während der Befreiung und bei den frühen Rettungsmaßnahmen der britischen Armee schilderten.

Zum 76. Jahrestag am Donnerstag (29. April) werde zudem um 16 Uhr auf der Internetseite der Gedenkstätte ein weiteres produziertes Video freigeschaltet. Ehresmann zufolge wird der einst im Stalag X B Sandbostel inhaftierte Janusz Pilchowski eine Rede halten. Er war im Alter von 14 Jahren als Angehöriger der polnischen Heimatarmee nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands in Kriegsgefangenschaft geraten und wurde am 29. April 1945 durch die britische Armee befreit.

Außerdem sei ein von Jugendlichen aus der Region einstudiertes Theaterstück mit Zitaten von Überlebenden zu sehen, sagte Ehresmann. Zudem wollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte stellvertretend Kränze und Gestecke im Gedenken an die Menschen niederlegen, die im Stalag X B gelitten haben und gestorben sind.

Ehresmann lud Interessierte ein, sich aktiv an dem Gedenken zu beteiligen. Über ein Onlineformular könnten Gedanken zum Tag der Befreiung des Stalag X B formuliert werden. Außerdem könnten Fotos von Angehörigen, Dokumente, eine Zeichnung oder eine andere Abbildungen beifügt werden. Die Texte und Bilder werden ab Mitte April zusammen mit Ihrem Standort auf einer interaktiven Weltkarte unter www.sandbostel76.de veröffentlicht. So entstehe zum 76. Jahrestag der Befreiung des Stalag X B ein digitales Denkmal, das zeige, wie global die Erinnerung an Sandbostel ist.

Die Zahl der in Sandbostel gestorbenen Kriegsgefangenen ist bis heute nicht geklärt. Nachweisbar sind nach Informationen der Gedenkstätte mindestens 5.200 Kriegsgefangene und etwa 3.000 KZ-Häftlinge. "Es dürften aber insbesondere deutlich mehr sowjetische Soldaten auf der heutigen Kriegsgräberstätte Sandbostel in Massengräbern ruhen", sagte Ehresmann. Hinzu kämen etwa 10.000 sowjetische Kriegsgefangene, die in Sandbostel registriert gewesen und in einem der Arbeitskommandos gestorben seien.

epd lnb jön/sel
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