Corona: Eltern sollten Kleinkinder nicht überfordern

Nachricht 15. März 2021

epd-Gespräch: Jörg Nielsen

Hannover (epd). Angsichts unklarer Öffnungsperspektiven stehen zurzeit viele Eltern von Kleinkindern vor der Frage, wie sie dem Nachwuchs sagen sollen, wann und wie lange er wieder in die Kita darf. Was, wenn die Kita aufgrund steigender oder zu hoher Inzidenzzahlen kurzfristig absagt? Die Enttäuschung wäre programmiert. Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Renate Engelhardt-Tups rät allerdins zur Entspannung: "Überfordern sie ihr Kind nicht mit zu vielen Wenns und Abers. Antworten sie nur in kurzen Sätzen auf ihre Fragen", sagte die Leiterin der Eltern-Säuglings-/Kleinkindambulanz des Winnicott Instituts in Hannover im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Etliche Eltern neigten dazu, aus einem demokratischen Verständnis heraus ihre Kindern in die erwachsenen Denkprozesse einzubinden, sagte die Expertin. Dies könne die Kindern überfordern und verunsichern. "Gerade in diesen unsicheren Zeiten sollten die Eltern in ihren Aussagen klar sein und Zuversicht ausstrahlen." Zu viele Erklärungsversuche verwirrten nur. Die Unsicherheit der Eltern könne sich leicht auf die Kinder übertragen.

Wichtig seien dabei auch die nichtsprachlichen Botschaften, die über Stimme, Körperhaltung und Mimik gesendet werden. "Kinder können sehr gut in den Gesichtern ihrer Eltern lesen und spüren, ob das Gesagte ehrlich gemeint ist." Kinder fragten von allein, wenn sie ein größeres Informationsbedürfnis haben, erläuterte Engelhardt-Tups.

Sollte es zu einer großen Enttäuschung kommen, sollten Eltern die Gefühle der Kinder ernst nehmen: "Sagen sie ihrem Kind, dass die Situation jetzt blöd ist und das es in Ordnung ist, sich jetzt ärgerlich zu fühlen", riet die Psychotherapeutin. Entscheidend sei, dass die Eltern ruhig blieben, weil sich diese Ruhe auch auf das Kind übertrage. Die traurige Situation könne deeskaliert werden, wenn Vater oder Mutter dann etwas Schönes mit dem Kind machten. "Spielen sie zusammen oder basteln sie etwas."

Verunsicherten Eltern riet sie, sich zu vernetzen. Das sei auch in Corona-Zeiten über das Handy kein Problem. "Besprechen Sie sich mit anderen Eltern, wie sie mit dem Problem umgehen", empfahl Engelhardt-Tups. Außerdem gebe es eine Vielzahl guter Lebensberatungsstellen mit kurzen Wartezeiten, etwa in kirchlicher Trägerschaft. "Dort arbeiten gut ausgebildete Leute." Beratungen seien derzeit auch am Telefon oder über eine Zoom-Konferenz möglich.

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