Bedford-Strohm offen für besonderen Schutz Älterer in der Krise

Nachricht 12. April 2020

Osnabrück (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat zu Ostern dazu aufgerufen, im Kampf gegen das Coronavirus immer die Würde des Menschen im Blick zu behalten. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) zeigte er sich zugleich offen für die Überlegung, Risikogruppen wie alte Menschen durch Maßnahmen zu schützen, die für andere Kreise der Bevölkerung nicht gelten. "Das oberste Ziel muss es sein, Leben zu retten, unabhängig von der Altersgruppe und unabhängig von der wirtschaftlichen Produktivität eines Menschen."

"In einer Gesellschaft so zu handeln ist ein Zeichen von Humanität", sagte Bedford-Strohm. Er führte aus, wenn die Wirtschaft einbreche, werde auch damit viel Leid verbunden sein, schränkte aber ein: "Oberstes Ziel ist der Schutz der Schwächsten und Verletzlichsten. Was nicht passieren darf, ist, dass alte Menschen keine Kontaktmöglichkeiten mehr haben."

Geeignete Mittel, Kontakt zu halten, fänden sich auch außerhalb der digitalen Welt, sagte Bedford-Strohm und erinnerte an Telefonketten oder klassische Briefe. "Heute sind all die Menschen, die den bedürftigen, kranken und sterbenden Menschen beistehen, die Hände Gottes." Er regte an, dass jeder in seinem persönlichen Umfeld prüfen könne, wie er neben sozialen auch wirtschaftliche Sorgen mildern könne. "Wo kann ich selbst Solidarität mit anderen leisten, wenn ich dazu in der Lage bin?" So helfe es, das Geld für eine Konzertkarte, für den Beitrag im Fitnessstudio oder eines Vereins nicht zurückzufordern.

Bedford-Strohm sprach sich dafür aus, wohlhabende Bürger finanziell stärker heranzuziehen. "Wem es gut geht, so wie mir, der sollte sich darauf einstellen, nach der Krise seinen Beitrag zu leisten, um die Folgen zu bewältigen." Von einer Reichenabgabe wollte er allerdings nicht sprechen. "Da sollen die Experten bewerten, was nützlich ist und was vielleicht auch kontraproduktiv." Zugleich forderte er, trotz der Corona-Krise das Leid in aller Welt im Blick zu behalten: "Alle Menschen sind vor Gott gleich - auch die, die unter der Heuschreckenplage in Ostafrika oder in den Flüchtlingslagern der Welt leiden."

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