Bündnis verlangt mehr Hilfen für ehemalige Kindersoldatinnen

Nachricht 13. Februar 2020

Osnabrück, Berlin (epd)

Kindersoldatinnen kämpfen mit der Waffe in der Hand, kundschaften umkämpfte Gebiete aus, werden versklavt und vergewaltigt. Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten fordert von der Bundespolitik einen entschlosseneren Kampf gegen diese Form von Ausbeutung und Missbrauch. Zum "Red Hand Day", dem Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten am Mittwoch (12. Februar), macht das Bündnis in diesem Jahr auf die besondere Situation der Mädchen in kämpfenden Truppen aufmerksam. "Oftmals haben diese Mädchen selbst Kinder, die aus Vergewaltigungen oder Beziehungen mit Kämpfern oder Offizieren hervorgegangen sind", sagte der Sprecher des Bündnisses, Thomas Berthold, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

Für die Befreiung dieser Mädchen aus dem Einfluss von Militäreinheiten oder Rebellengruppen sei das eine schwere Bürde. "Sie bleiben, weil sie fürchten, ansonsten ihre Kinder zu verlieren. Andere fliehen ohne ihre Kinder und leiden später unter dem Verlust", berichtete Berthold, Kinderrechtsexperte bei terre des hommes. Das Kinderhilfswerk mit Sitz in Osnabrück ist wie neun weitere Organisationen, unter ihnen die Kindernothilfe und UNICEF und World Vision, Teil des Bündnisses. 

Besonders ehemalige Kindersoldatinnen benötigten oft jahrelang Unterstützung bei der Wiedereingliederung. Die Bundesregierung müsse den Hilfsorganisationen dafür verlässlich mehr Geld zur Verfügung stellen, verlangte Berthold: "Es reicht nicht aus, immer nur vereinzelte Projekte zu finanzieren." Eine nachhaltige Arbeit erfordere eine verlässliche finanzielle Unterstützung für den Aufbau von Infrastrukturen für die Bildung und Ausbildung der Mädchen sowie für psychosoziale Hilfen.

Die Organisationen setzen sich zudem dafür ein, dass genaue Zahlen ermittelt werden, wie viele Mädchen und Jungen als Soldaten ausgebeutet werden. Bisher gebe es lediglich Schätzungen, bemängelte Berthold. Sie liegen bei 250.000 Kindersoldaten weltweit. Der Anteil der Mädchen schwankt je nach Konflikt zwischen fünf und 20 Prozent.

Seit dem Inkrafttreten des Zusatzprotokolls zur UN-Kinderrechtskonvention 2002 wird der Einsatz von Minderjährigen in bewaffneten Konflikten geächtet. Die Vereinten Nationen müssten mit deutlich mehr Geld und Personal ausgestattet werden, um die Einhaltung des Protokolls, das mehr als 165 Staaten unterzeichnet haben, zu kontrollieren und genaue Zahlen erheben zu können, sagte Berthold: "Denn niemand gibt freiwillig zu, Minderjährige als Kämpfer zu beschäftigen." (epd)

epd-Gespräch: Martina Schwager