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Gedenkstättenleiter beklagt Wissensdefizite zum Antisemitismus

Nachricht 12. August 2019

Hannover/Celle (epd). Wie der Antisemitismusbeauftragte des Bundes, Felix Klein, wirbt auch der niedersächsische Gedenkstätten-Chef Jens-Christian Wagner dafür, Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit Antisemitismus zu schulen. Unter den Lehrkräften gebe es wie insgesamt in der Gesellschaft Wissensdefizite bei diesem Thema, sagte Wagner am Freitag dem Evangelischen Pressedienst. "Hier muss allgemein in der Gesellschaft nachgesteuert werden."

Klein hatte in der "Rheinischen Post" gefordert: "Der Umgang mit Diskriminierungen und Antisemitismus muss verpflichtender Teil der Lehrerausbildung überall in Deutschland werden." Der Historiker Wagner betonte darüber hinaus, das Thema Antisemitismus dürfe nicht isoliert betrachtet werden. "Auch andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie etwa die Islamfeindlichkeit und der Antiziganismus müssen in den Blick genommen werden", sagte der Leiter der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle.

In der Ausbildung zumindest von Geschichts- und Politik-Lehrkräften sollte zudem das Thema Nationalsozialismus verstärkt aufgegriffen werden, sagte der Leiter der Stiftung, zu der auch die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen gehört. "Statt den Geschichtsunterricht aufzuwerten, haben ihn einige Bundesländer in den vergangenen Jahren gekürzt."

Die Stiftung biete in den Gedenkstätten Bergen-Belsen und Wolfenbüttel regelmäßig Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer an, die meist sehr gut angenommen würden, sagte Wagner. Sie arbeite zudem mit mehreren Studienseminaren für Referendare zusammen. Er selbst bilde an der Uni Hannover angehende Lehrkräfte aus. Bewährt habe sich auch die Abordnung von Lehrerinnen und Lehrern, die neben der Schule derzeit mit einem Teildeputat an zehn Gedenkstätten in Niedersachsen tätig seien.

Das niedersächsische Kultusministerium verwies auf Projekte, die Pädagoginnen und Pädagogen für den Umgang mit antisemitischen Äußerungen sensibilisieren sollten. Dazu zähle etwa das Netzwerk "Schule ohne Rassismus", dem in Niedersachsen mehr als 300 Schulen angehörten, sagte Ministeriumssprecher Sebastian Schumacher. Zudem gebe es regelmäßige Workshopangebote. Zum Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen gehöre laut niedersächsischem Schulgesetz die Vermittlung von Werten wie einer demokratischen Gestaltung der Gesellschaft, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz.

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