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Bild: Rainer Sturm  / pixelio.de

Maike Lauther-Pohl/ Jochem Westhof: Gott ist dabei. 60 biblische Geschichten mit Kindern entdecken und gestalten, Schwabenverlag, Ostfildern 2019, ISBN 978-3-7966-1780-5, 240 Seiten, 20,00 €

Gott ist dabei.

Um es vorwegzunehmen: Diese Sammlung biblischer Geschichten ist eine ausgesprochen praxistaugliche und anregende Lektüre. Sie eignet sich für alle, die in Kitas biblische Geschichten mit Lebensgeschichten der Kinder verbinden wollen.

Maike Lauther-Pohl und Jochem Westhof sind ausgewiesene Bibelerzähler*in und seit Jahren durch inspirierende Veröffentlichungen bekannt. In diesem Buch stellen sie eine große Bandbreite von biblischen Geschichten für Kinder ab 4 Jahren bis ins Grundschulalter vor.

Im altestamentlichen Teil „Wie Menschen von Gott erzählen“ orientieren sie sich an prägenden Personen wie Abraham, Jakob, Mose, David, aber auch an unbekannteren wie Amos („Gerechtigkeit soll sein“), Daniel oder Ester. Variationen zur Urgeschichte sind ebenso enthalten wie einige Psalmfassungen. Einige Geschichten umspannen einen größeren Erzählzusammenhang, sind aber auch als Einzelerzählung einsetzbar. Der neutestamentliche Teil „Wie Jesus von Gott erzählt“präsentiert neben Geschichten zur Geburt und Taufe Jesu eine Reihe von Gleichnissen, Wundergeschichten und Begegnungen mit Jesus. Daneben findet sich ein Passions- und Osterzyklus sowie Ausblicke auf Himmelfahrt, Pfingsten und die ersten Gemeinden.

Sowohl die Auswahl als auch die Erzählweise dienen dem Ziel, die biblischen Geschichten als heilsame Geschichten vorzustellen. Sie nehmen unterschiedliche Facetten des Lebens auf und bringen sie in Verbindung mit Gott. Das regt die Kinder an, eigene Vorstellungen von Gott zu entwickeln und mit ihren Fragen und ihrem Erleben zusammenzubringen. Geschichten mit Gewalt oder Geschichten, in denen es um Angst geht – also mit Grunderfahrungen, die auch die Kinder kennen – gehören darum ebenso dazu wie Hoffnungs- und Vertrauenserfahrungen.
Die Geschichten werden so erzählt, dass durch Einleitung, Perspektive, Weglassen oder Vertiefen jeweils ein Schwerpunkt, eine Deutung mitschwingt. Dieser jeweilige Fokus wird in den Anmerkungen erläutert. Dadurch erhalten die Erzählungen Angebote zum Verstehen. Sie nehmen Fragen der Kinder auf oder befragen die biblische Version. In der Geschichte vom Turmbau, die ja mit der „Sprachverwirrung“ und Zerstreuung der Menschen endet, wird dazu als Rahmenhandlung ein Gespräch eines Jungen mit seiner Mutter eingeführt. Dabei taucht beim Jungen eine Frage auf: „Meinst du wirklich, Gott will, dass die Menschen sich nicht verstehen?“ Das anschließende Gespräch mit der Mutter lässt Raum für eigene Deutungen. In anderen Geschichten erleichtern Dialoge oder in die Erzählung eingebaute Erläuterungen das Verstehen.

Zu jeder Geschichte werden Gestaltungsideen vorgestellt. Konkret und übersichtlich sind die Vorschläge einzelnen Erzählsätzen zugeordnet. Die Bodenbilder und Symbole, die auf diese Weise entstehen, fungieren als „Geschichtenbilder“ oder äußere Landschaften, die Gefühle und Gedanken, also die inneren Bilder, anregen. Die meisten der (wieder) verwendeten Materialien finden sich in vielen Kitas oder sind leicht zu ergänzen. Neben einer großen Kerze, Tüchern, Seilen, Bauklötzen und Kegel- oder Rundfiguren gehören eine Sandkiste bzw. ein mit Sand gefüllter Erzählsack und eine Klangschale, die ertönt, wenn Gott ‚spricht“, dazu.

Das Buch zeichnet sich auch dadurch aus, dass jeder Geschichte orientierende Erläuterungen und pfiffige Anregungen hinzugefügt sind. In „Gut zu wissen“ werden biblische/theologische Hintergründe und Zusammenhänge aufgenommen und der Schwerpunkt der Erzählung transparent gemacht. Mögliche Fragen, Assoziationen oder Reaktionen der Kinder werden stichwortartig genannt und bieten Bezugspunkte zur Lebenswelt.

Sehr hilfreich sind die „Praxisideen zur Vertiefung“ mit Gesprächsanregungen, Vorschlägen zum Weiter- oder Nachspielen der Geschichte, Ideen zur kreativen Aneignung. Dadurch werden die Kinder vielfältig und mit allen Sinnen an der Geschichte beteiligt. Aus der Ester-Geschichte entstehen Überlegungen für eine Beschwerdepraxis in der Kita; bei Jona kann eine „Weltverschwindungsdecke“ helfen, die Gefühle von Jona und die der Kinder in Kontakt zu bringen.

Natürlich entdeckt man bei 60 Geschichten auch Passagen, die man selbst variieren, kürzen oder für die eigene Darbietung anpassen würde. Die ausgearbeiteten Entwürfe bieten dennoch eine ausgezeichnete Vorlage: sowohl für pädagogische als auch für pastorale Fachkräfte.

Dieses Buch hält sein Versprechen, biblische Geschichten kindgerecht und theologisch durchdacht zu erzählen. Unbedingt empfehlenswert.

Gert Liebenehm-Degenhard