Mein perfekter Platz im Leben – Abschlussgottesdienst am Ende des 10. Schuljahres in der Realschule

von Marlies Behnke

 

Konzept zur regelmäßigen Durchführung von Schulgottesdiensten im Laufe eines Schuljahres

Die Fachkonferenzarbeit an der Realschule Achim ist getragen von einem fortlaufenden Prozess der Verständigung und Vergewisserung der eigenen Ziele des RU. Auf der Grundlage der neuen Kerncurricula wurden verbindliche Termine für Unterrichtseinheiten zur Durchführung von Schulgottesdiensten in Jahrgang 5 und Jahrgang 10 eingeplant.

Mit dem Ziel die Qualität und Nachhaltigkeit des Lernens zu fördern nimmt die Vor- und Nachbereitung sowie die Durchführung von Schulgottesdiensten im Rahmen des Unterrichtes im Fach Religion einen entscheidenden Part im Hinblick auf den Erwerb zu erreichender Kompetenzen im Verlauf einer Schullaufbahn ein. Insbesondere die prozessbezogene Kompetenz „Feste des Kirchenjahres im Schulleben mitgestalten“ ist dabei im Blick.

Der Religionsunterricht eröffnet hier eine Form, die für die meisten Schülerinnen und Schüler trotz des immer wieder beklagten Traditionsabbruchs erfahrungsgemäß Lust auf Engagement weckt und damit die Chance Sprach-, Toleranz- und Dialogfähigkeit des christlichen Glaubens in der Gesellschaft zu entwickeln.

Das hohe Maß an Identifikation mit dem schuleigenen Arbeitsplan bewirkt ebenfalls eine hohe Verbundenheit mit der eigenen Schule vor Ort; durch das Angebot von Schulgottesdiensten in der Öffentlichkeit präsentiert sich die Schule immer wieder neu und kooperiert dabei mit den evangelischen Gemeinden und der katholischen Gemeinde.

Im Folgenden wird zunächst ein Abriss unseres schulischen Konzeptes zur Durchführung von Schulgottesdiensten im Laufe eines Schuljahres vorgestellt. Im Weiteren wird dieses Konzept am Beispiel eines Schulabschlussgottesdienstes konkretisiert.

Die Fachkonferenz Religion der Realschule Achim bietet im Laufe eines Schuljahres jeweils zwei Schulgottesdienste an:

  • einen so genannten Schulbegrüßungsgottesdienst für den Jahrgang 5, der immer zu Beginn eines Schuljahres vor der offiziellen Einschulungsfeier stattfindet und
  • einen Schulabschlussgottesdienst für den 10. Jahrgang, der immer am Ende eines Schuljahres vor der offiziellen Schulentlassung stattfindet.

Zu diesen ökumenischen Schulgottesdiensten sind alle Schülerinnen und Schüler des betreffenden Jahrganges mit ihren Angehörigen eingeladen, die Teilnahme ist freiwillig.

 

Fahrplan zur Vorbereitung von Schulgottesdiensten an der Realschule Achim

  • Am Ende des 1. Halbjahres sammeln alle Fachlehrkräfte des beteiligten Jahrganges Ideen zu einem passenden Motto für den Gottesdienst und legen es fest.
  • Danach entwickeln sie gemeinsam eine UE zum festgelegten Motto und nehmen die Aufgabenverteilung hinsichtlich der einzelnen Gottesdienstelemente vor.
  • Die entworfene Einladung wird für den Schulbegrüßungsgottesdienst bei der Anmeldung in der RS für Jg. 5 durch das Sekretariat an die betroffenen Eltern weitergegeben.
  • Die Einladungen für den Schulabschlussgottesdienst werden mit der Einladung zur offiziellen Schulentlassungsfeier für Jg. 10 durch die Schulleitung über die Klassenlehrkräfte verteilt. Außerdem werden Einladungen an verschiedenen Stellen im Schulgebäude aufgehängt.
  • Während der Durchführung der UE werden einzelne Gottesdienstelemente im Unterricht und/oder Zuhause erstellt und eingeübt.
  • Eine oder zwei Fachlehrkräfte treffen sich mit den zuständigen Pastoren der katholischen und evangelischen Gemeinde um die Inhalte der UE und die Gottesdienstelemente, die von den Schülerinnen und Schülern übernommen werden, vorzustellen, den Gottesdienstablauf abzustimmen und konkrete Terminabsprachen bezüglich der Generalprobe zu treffen.
  • Die musikalische Begleitung während des GD wird geklärt.
  • Nach der Generalprobe in der Kirche werden eventuelle Veränderungen im Gottesdienstablauf vorgenommen.
  • Die aktiv beteiligten Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Pastoren erhalten einen aktualisierten Gottesdienstablauf.
  • Die im Gottesdienst eingesammelte Kollekte wird durch eine Fachlehrkraft zeitnah überwiesen.
  • Alle Beteiligten sind aufgefordert ein Feedback an die Vorbereitungsgruppe zu geben, Verbesserungen werden schriftlich notiert.

 

Schulabschlussgottesdienst 2011 der Realschule Achim

Die Idee
Ausgehend von der Textkarte „Perfekter Platz“ von Claudia Peters (M 1) entstand die Idee eine passende Unterrichtseinheit zur Vorbereitung des Schulabschlussgottesdienstes 2011 zu entwickeln.

 

Skizze der UE: „Mein perfekter Platz im Leben!“
Ausgangspunkt für die Erarbeitung des Themas waren die Sichtweisen und Einstellungen Schülerinnen und Schüler des Jg.10 selber mit ihren sehr unterschiedlichen Sozialisationsmustern.

Das Grundprinzip des kooperativen Lernens zur Schulung der Dialog-, Toleranz- und Sprachkompetenz wurde durch die methodischen Unterrichtsschritte gewährleistet.

Während der UE arbeiteten die Schülerinnen und Schüler schwerpunktmäßig nach dem gleichen Grundprinzip des kooperativen Lernens:

  1. Denken: In dieser Phase arbeiten die Schülerinnen und Schüler alleine.
  2. Austauschen: In dieser Phase arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit einem/einer Partner/in, sie vergleichen ihre Arbeitsergebnisse, sie stellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest.
  3. Präsentieren: In dieser Phase werden die Arbeitsergebnisse im Plenum vorgestellt und teilweise diskutiert.

 

1. Unterrichtsschritt:

Impuls 1:
„Mein perfekter Platz im Leben!“ – dazu fällt mir ein …
In dieser Phase schreiben alle Schülerinnen und Schüler spontan ihre Gedanken zu dem vorgegebenen Impuls auf. (Brainstorming auf Zetteln)
Es wird nur das aufgeschrieben, was öffentlich gemacht werden darf. Alle Zettel werden eingesammelt (A1).

 

Einige Bespiele:
… Amerika, Strandhaus, guter Job, viel Geld, weil ich nicht mehr in Deutschland wohnen will, weil ich etwas Neues entdecken will und so.

In der Disco, denn dort gibt es alles, was man braucht: Mädchen, man kann die Sorgen vergessen …

… ist am Wasser. Dort habe ich das Gefühl frei zu sein. Man sieht kein Ende. Es hat kein Ende. Ich liebe diese Freizeit.

… steht nicht wirklich fest. Ich möchte dort einen perfekten Platz haben, wo ich mich wohl fühle, wo ich meine Freunde und Familie habe.

 

2. Unterrichtsschritt:

Impuls 2:
Kommt Gott an meinem perfekten Platz im Leben vor?
Arbeitsweise wie im 1. Unterrichtsschritt (A2).

 

Einige Beispiele:
Ja, weil ich an Gott glaube und ihn an meinem Leben teilnehmen lasse. Er wird mir im Gebet, Gottesdienst und alltäglichen Situationen begegnen …

Nein, Ich glaube ja gar nicht an Gott und denke nie an ihn, also hat er auch nichts an meinem perfekten Platz verloren.

Ich meine, das ist eine Sache des Glaubens. Die einen denken, dass Gott über Leben und Tod entscheidet. Andere glauben nicht daran.

 

3. Unterrichtsschritt:

Kreatives Gestalten des Mottos:
In dieser Phase entwickeln die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen Vorschläge zur kreativen Gestaltung des Mottos. Zwei Schülerinnen setzen ihre Vorstellungen kreativ um und arbeiten zuhause an ihren Kunstobjekten für den Altarraum. Eine Schülerin malt ihren Lieblingsplatz, eine andere Schülerin baut ein Modell zum Motto. Beide stellen zu Beginn des Gottesdienstes ihre gestalteten Kunstobjekte persönlich vor und stimmen so die Gottesdienstgemeinde auf das Thema ein.

 

4. Unterrichtsschritt:

Biografien christlicher Frauen und Männer als vorbildliche Lebensentwürfe entdecken:
In dieser Phase erarbeiten die Schülerinnen und Schüler in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit Kurzreferate zu Biografien und erstellen Lernplakate oder Power-Point-Präsentationen, die sie im Plenum präsentieren.

 

5. Unterrichtsschritt:

Impuls 3: „Gibt es den perfekten Platz angesichts von Behinderungen, Arbeitslosigkeit, Scheidungen oder Abschluss ohne Abitur etc. …?
Arbeitsweise wie in den Unterrichtsschritten 1 und 2 (A3).

 

Einige Beispiele:
Ja, denn der perfekte Platz ist unabhängig von Geld, Job oder anderen Dingen.

Ja, gibt es, weil jeder Mensch durch seine Gedanken und Gefühle sich seinen eigenen Platz erstellen beziehungsweise aussuchen kann.

… der perfekte Platz im Leben nimmt einem einen Teil der Sorge ab, weil man sich wohl fühlt und seine Probleme für einen Augenblick vergessen kann.

 

6. Unterrichtsschritt:

Ideensammlung für die Präsentation der Unterrichtsergebnisse im Gottesdienst
In dieser Phase sammeln die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit Ideen für die Präsentation ihrer Unterrichtsergebnisse im Gottesdienst. Sie entwickeln eine Rollenspielszene (Talkshow-Sendung) als Rahmen zur Präsentation einer Auswahl ihrer Unterrichtsergebnisse. Jede Rolle wird zunächst von mehreren Schülerinnen und Schülern besetzt, die Spielszene wird eingeübt und im Klassenraum präsentiert. Die überzeugendste Präsentation gibt den Ausschlag für die endgültige Besetzung der Rollen im Gottesdienst.

 

7. Unterrichtsschritt:

Gebetsanliegen formulieren
Es werden so genannte Gebetskarten (Blankokarten) an alle Schülerinnen und Schüler verteilt, auf die dann ganz persönliche Gebetsanliegen aufgeschrieben werden (Dank/Bitte/Fürbitte), wobei auch hier die Regel gilt „nur“ das aufzuschreiben, was auch öffentlich gemacht werden darf. Alle Gebetskarten werden eingesammelt und von den Schülerinnen und Schüler, die für die Fürbitten eingeteilt wurden, gesichtet. Sie treffen dann eine Auswahl zum Vorlesen einzelner Gebetskarten im Gottesdienst. Alle anderen Karten werden zu Beginn des Gottesdienstes in einem Korb zum Altar getragen und auf diese Weise „schweigend“ vor Gott gebracht.

 

Abriss des Gottesdienstverlaufes:

  • Musik
  • Begrüßung
  • Lied
  • Gebet
  • Erläuterungen zum Motto (2 Jugendliche)
  • Aktion zum Motto (7 Jugendliche): Talk-Runde
  • Lied
  • Infotext zu den Bildkarten (1 Jugendliche/r)
  • Verteilen der Bildkarten (4 Jugendliche)
  • Ansprache/Predigt
  • Abschluss der Ansprache: Text der Bildkarte vorlesen
  • Lied
  • Infotext zu den Fürbitten (2 Jugendliche)
  • Fürbitten (4-5 Jugendliche) mit Abschluss des Vaterunser
  • Kollektenansage (Patenkind Südafrika) (3 Jugendliche)
  • Lied: Irischer Segenswunsch
  • Schlusssegen
  • Musik
  • Kollekte wird am Ausgang eingesammelt (2 Jugendliche) 

Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2012

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