Das geht! Erwartungen an die Kooperation von evangelischer Jugendarbeit und Schule

von Gudrun Junge

 

Eine Chance für die evangelische Jugendarbeit!

Die Jugendarbeit verlässt ihre gewohnten Strukturen und geht auf die Schule zu, sie trifft Jugendliche an dem Ort, an dem sie viele Stunden ihres Tages verbringen.

Jugendarbeit trägt ihre Stärken in die Struktur Schule ein. Das ist nicht leicht, aber viel versprechend, denn so werden Jugendliche erreicht, die nicht zu den klassischen Angeboten der Jugendarbeit kommen. Die Milieugrenzen kirchlicher Arbeit werden überschritten.

Freiwilligkeit, Partizipation, ganzheitliches Lernen ohne Zensuren, christliche Orientierung – das ist konstitutiv für evangelische Jugendarbeit.

 

Eine Chance für die Schule!

Die Schule öffnet sich für einen außerschulischen Kooperationspartner – eine Chance für sie, ihr Curriculum zu ergänzen; den Schülerinnen und Schülern gibt sie Freiräume sich auszuprobieren; Methoden, die außerhalb des Unterrichtsstundentaktes liegen, werden möglich. Das muss die Schule nicht tun, doch wenn sie in eine Kooperation einsteigt, verbessert sie ihr Angebot um der Schülerinnen und Schüler willen. Dafür nimmt sie die Unterbrechung der schulalltäglichen Routine in Kauf und ist bereit, unterrichtsfreie Zeiten zu schaffen für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte. Schule öffnet ihre Strukturen, um eine Kooperation mit der Jugendarbeit zu ermöglichen.

 

Eine Chance für die Jugendlichen!

Chancen für die Jugendlichen sind Persönlichkeitsstärkung, Unterstützung bei der Bewältigung des eigenen Lebens, Orientierung für das eigene Leben, Erfahrung gelebter Religion.

Außerdem ist es kennzeichnend für die evangelische Jugendarbeit, dass sie mit Ehrenamtlichen arbeitet, also in der Regel mit Jugendlichen, die etwas älter sind und sich als Gruppenleiterinnen oder -leiter qualifiziert haben.

Ehrenamtliche und Teilnehmende aus Jugendarbeit und Schule gemeinsam gestalten und verantworten das Programm. Das ist eine Herausforderung für die Ehrenamtlichen, die sich auf ihre Aufgaben in dem Kooperationsprojekt gezielt vorbereiten und sich der Arbeit in einem nichtgemeindlichen Kontext stellen. Leitende und Teilnehmende lernen voneinander und erleben, was sie gemeinsam leisten können in einem selbstverantworteten Bereich. Ermöglichen und fördernd begleiten müssen das die Hauptamtlichen aus Jugendarbeit und Schule.

 

Was Neues für die Schule!

Das Neue in der Kooperation für Schulen ist, sich auf andere Zugänge für Kinder und Jugendliche zu Themen ihrer Wahl einzulassen und ihnen Gestaltungsmöglichkeiten zu eröffnen, die so im klassischen schulischen Kontext nicht immer gegeben sind. Damit wird eine von den Schülerinnen und Schülern selbst bestimmte und gestaltete Art zu lernen gefördert.

 

Was Neues für die Jugendarbeit!

Das Neue in der Kooperation für die Jugendarbeit ist, sich auf eine andere Art, die eigene christliche Position zu kommunizieren, einzulassen. Die Ehrenamtlichen wie auch die Hauptamtlichen werden angefragt, ihre Position zu begründen und zu erklären, wieso sie aktiv in der Kirche sind. Jugendarbeit mit Schülerinnen und Schülern bewegt sich im Spannungsbogen zwischen:

Orientierung: Ja! – Auseinandersetzung mit christlichen Positionen: Vielleicht. –
Mission: Nein!

Da muss man wissen, wo man steht; das ist nicht selbstverständlich und trägt damit zu eigener Klarheit bei.

 

Was Neues für mich!

Persönlich ist das erst einmal mehr Arbeit: an der Konzeption und an der Frage nach der Bereitschaft, mich auf den anderen Partner einzulassen und die Unterschiede der beiden Institutionen als Herausforderung zu sehen. Es geht um die Jugendlichen, und es macht einfach Spaß, an der Schnittstelle von Jugendarbeit und Schule zu arbeiten.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2010

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