Ein Modellversuch
Kirche von Familien1 her denken! An gute Erfahrungen anknüpfen und die Arbeit mit Familien im Sozialraum weiterentwickeln: Darum geht es im Entwicklungsprogramm Familienorientierte Kirche. Gesucht werden zwei Pilotkirchenkreise, die Familienorientierung als einen ihrer Schwerpunkte stärken wollen.
Die Initiative für dieses Entwicklungsprogramm geht von einer multiprofessionellen Gruppe aus, die sich im Zukunftsprozess der Landeskirche gebildet hat. Praktiker*innen und Multiplikator*innen aus Kirchengemeinden, Familienbildungsstätten, Familienzentren, landeskirchlichen Einrichtungen (RPI, Michaeliskloster, Service Agentur) und dem Diakonischen Werk haben diesen Modellversuch entworfen. Die Landessynode unterstützt das Vorhaben und ermöglicht eine zweijährige Koordinationsstelle, die am RPI Loccum angesiedelt ist und die Vernetzung familienorientierter Arbeit voranbringen soll. Ein Fokus liegt auf der Arbeit in den Kirchenkreisen.
Die Ziele kurz und knapp
Die Pilotkirchenkreise starten ein Entwicklungsprogramm Familienorientierte Kirche. Das Ziel ist es, sowohl den Kirchenkreis als auch die beteiligten Gemeinden zu lebensdienlichen Netzwerken für Familien weiterzuentwickeln. Zwei Fragen spielen dafür eine zentrale Rolle: Was erwarten Familien von der Kirche? Und: Wie können wir mit Familien die Lebensrelevanz des christlichen Glaubens (neu) entdecken?
Die Leitidee
Das Entwicklungsprogramm zeichnet sich durch zwei Handlungsfelder aus:
Es ermöglicht nachhaltige Impulse für die Arbeit mit Familien in den Kirchengemeinden, indem es eine Fortbildung in Gestalt einer Workshop-Reihe mit einer Beratung für die beteiligten Kirchengemeinden kombiniert.
Es fördert die Vernetzung verschiedener familienbezogener Akteur*innen und Einrichtungen im Kirchenkreis (Kirchengemeinden, Kitas, Familienzentren, Familienbildungsstätten, Diakonie, Schulen).
Zur Workshop-Reihe für Teams aus Kirchengemeinden/Regionen
Interessierte Kirchengemeinden/Regionen entsenden kleine Teams aus haupt- und ehrenamtlichen Multiplikator*innen (drei bis fünf Personen). Die Teams verstehen sich als Impulsgeber, die Ideen anstoßen, Mitwirkende vor Ort gewinnen und im Kontakt mit Pfarramt und Kirchenvorstand stehen.
- Sie erkunden mit den anderen Teams in gemeinsamen Workshops, wie ihre Gemeinden (noch) familienfreundlicher werden können.
- Impulsvorträge bieten neue Perspektiven, die die Teams auf ihre eigene Situation anwenden können. Der Austausch untereinander hebt erfolgreiche Beispiele hervor und hilft, Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten zu erkennen. Die Workshops decken unterschiedliche Aspekte des Themas „Familien und Kirche“ ab. Dabei stehen die Wechselwirkungen zwischen sozialräumlicher Orientierung, kirchlichem Auftrag und den Möglichkeiten vor Ort im Fokus.
- Zwischen den thematischen Workshops erkunden die Teams die Lebensrealität der Familien, entwickeln und erproben Ideen, die zu den Bedürfnissen der Familien und den Stärken der Gemeinde passen. Sie nutzen Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten.
- Bei der Planung und Reflexion ihrer Vorhaben können die Teams von Fach- und Prozessberater*innen unterstützt werden.
- Die Koordinationsstelle am RPI Loccum begleitet die Planungen im Kirchenkreis, die die jeweiligen Bedarfe und Anliegen berücksichtigen.
Zur Gewinnung der Pilotkirchenkreise
Vergleichbare Projekte zeigen: Das Gelingen hängt ab von Interesse und Motivation der beteiligten Kirchengemeinden/Teams. Nicht alle Gemeinden eines Kirchenkreises sind verpflichtet, am Entwicklungsprogramm teilzunehmen, sondern nur diejenigen, die wirklich wollen – und die Zeit und Energie mitbringen, das Projekt zu befördern.
In einem ersten Schritt geht es darum, die Kirchengemeinden über das Projekt zu informieren und interessierte Kirchengemeinden / Regionen zu finden. Dazu haben die Superintendent*innen Informationen erhalten.
Die Seite www.kirchemitfamilie.de enthält Hinweise zu Zielen und Ablauf des Projektes. Hier finden sich auch Termine zu Online-Infoveranstaltungen und die Ansprechpersonen. Darüber hinaus haben wir mögliche Fragen und Antworten zusammengestellt.
Wenn eine signifikante Anzahl von Kirchengemeinden teilnehmen möchte und die Kirchenkreisgremien das Entwicklungsprogramm unterstützen, kann sich der Kirchenkreis bewerben. Die Frist hierfür ist der 25.11.2025.
Die Auswahl der beiden Pilotkirchenkreise erfolgt im Dezember 2025, so dass ab Januar 2026 die ungefähr anderthalbjährige Projektphase beginnen kann.2 Für die Planung und Umsetzung des Projektes richten die Kirchenkreise eine Pilotgruppe ein, die von der Koordinationsstelle unterstützt wird.
Die Ergebnisse der beiden Pilotprozesse werden dokumentiert und so aufbereitet, dass sie für interessierte Kirchengemeinden und Kirchenkreise übertragbare Anregungen, Stolpersteine und Gelingensfaktoren sichtbar machen.
Am Schluss: Seufzen und Rückenwind
Es ist gut möglich, dass bei den Stichworten ‚Projekt‘ und ‚Entwicklungsprogramm‘ Seufzer hörbar werden: „Wie sollen wir das auch noch schaffen?“ Zu Recht. Wenn das familienorientierte Projekt noch ‚obendrauf‘ kommen soll, wird es nicht erfolgreich realisiert werden können. Für die Kirchenkreise / Kirchengemeinden, die im Blick auf eine familienfreundliche Kirche schon unterwegs sind und diese Arbeit zu einem ihrer Schwerpunkte machen wollen, kann das Entwicklungsprogramm jedoch eine günstige Gelegenheit sein, die Zusammenarbeit vor Ort und das Denken von Familien her zu verstärken. Dann ist das Projekt nicht nur Arbeit, sondern Rückenwind.
Anmerkungen
- Familien bestimmen, was für sie Familie ist. Bei aller Vielfalt der Lebensformen verbindet Familien, „dass mehrere Generationen miteinander leben und füreinander Verantwortung übernehmen.“ , siehe EKD, Mit Familien für Familien – 10 Orientierungslinien. https://kurzlinks.de/9gvd
- Siehe auch die Hinweise auf www.kirchemitfamilie.de (09.07.2025).