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Den Stern im Blick - Eine (vor-)weihnachtliche Andacht mit Stationen

von Holger Birth, Kerstin Hochartz, Bianca Reineke und Silke Leonhard

Klaviermusik zur Einstimmung: Let the Stars Come Out Tonight (Musik und Text: Peter Liljeqvist, Eva Kruse)

Begrüßung und Votum 

Lied: Macht hoch die Tür (EG 1)

Psalm 24,7-10 (Wechselgebet)

„Machet die Tore weit 
und die Türen in der Welt hoch, 
dass der König der Ehre einziehe!

Wer ist der König der Ehre? 
Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR,
mächtig im Streit.

Machet die Tore weit 
und die Türen in der Welt hoch, 
dass der König der Ehre einziehe!

Wer ist der König der Ehre? 
Es ist der HERR Zebaoth; 
er ist der König der Ehre.”

(Chor-)Lied: Wisst ihr noch, wie es geschehen? (EG 52)


Stationsimpulse im Kirchenraum

Hinführung

Drei Stationen begleiten den Weg durch die Adventszeit weiter bis zum weihnachtlichen Ankommen. Wir laden Sie herzlich ein, sich in drei Gruppen zu teilen, sich mit diesen gleichzeitig und an verschiedenen Orten durch den Kirchenraum zu bewegen und an jeder Station einen Impuls aufzunehmen:
Im Altarraum erwartet Sie ein Impuls zu einer sichtbaren und zugleich inneren Landkarte: Es geht um das Unterwegs-Sein. Wenn Sie an den Kerzenständer kommen, werden Sie nicht nur Licht und Wärme spüren, sondern auch einen Impuls dazu bekommen. An der Schwelle der Kirchentür geht es um Ankommen und Eintreten.
Am Ende jeder Station wird Ihnen ein Klangsymbol den Aufbruch zur nächsten Station signalisieren. Und Klaviermusik wird Sie unterwegs als Sternenklang im Hintergrund begleiten. 

Impuls 1: Unterwegs-Sein mit der inneren Landkarte (im Altarraum)

Der Advent ist für alle da. Aber wir sind vielleicht an ganz unterschiedlichen Positionen, brechen an verschiedenen Orten auf, sind auf anderen Pfaden unterwegs, legen woanders Pausen ein, gelangen auf eigenen Wegen ans Ziel.
Wo stehen Sie gerade in diesem Advent? Wo seid ihr gerade unterwegs?
Geht es von „Müssen“ über „Überstunden“ und „Erschöpfung“ zum „Limit“ in den „Bergen von Arbeit“? Oder steht ihr entspannt auf der Ebene „Tun und Lassen“ und blickt auf die grünen Gebiete von „Abenteuer“, die ihr über „Loslassen“ Richtung „Vertrauen“ erreichen könntet. Oder bewegen Sie sich am Rande von „Ungewissheit“ zwischen „Stolperstein“ und „Fettnäpfen“? Chillst du vielleicht an der „Erfolgsbucht“ und überlegst, ob du mit Freunden oder Familie einen Ausflug nach „Belohnung“ machen solltest?
Alle können sich jetzt einen Stein nehmen und ihn dort platzieren, wo es gerade passt oder wo er eigentlich bald sein sollte. 
Manchen Ort, der den Nagel auf den Kopf treffen würde, möchten Sie vielleicht vor den Augen von Kolleg*innen und Vorgesetzten nicht betreten. Dann behalten Sie ihn vor dem inneren Auge und platzieren den Stein auf einer sicheren Position. Niemand muss hier preisgeben, was er oder sie für sich oder unter vertrauten Menschen behalten möchte.

Zeit zum Platzieren der Steine.

Ganz ähnlich und ganz unterschiedlich sind wir im Advent unterwegs auf dem Weg zur Krippe. Dort wollen wir Weihnachten ankommen. An einem Ruhepol auf der Karte des Lebens, an dem wir innehalten und auftanken können.
Wir wollen ankommen. Er kommt an. 
Das Kind in der Krippe, Gott selbst, ist unterwegs zu uns und zugleich mit uns unterwegs. 
Wir laufen vielleicht durch die „Region der Leidenschaft“ oder die „Steppe der Einsamkeit“, schippern an den „Inseln der Träume“ oder in „unbekanntem Gewässer“ – das Kind, auf das wir warten, ist schon dabei. 
Jesus ist an jedem Ort dieser Karte bei uns. Kein Fleckchen auf dieser Karte ist mehr gottlos, weil er zu uns kommt.

Impuls 2: Ankommen und Eintreten (an der Tür)

Wie viele Türen öffnen wir eigentlich in der Advents und Weihnachtszeit? Ganz bestimmt mehr als sonst im Jahr in vergleichbaren vier Wochen.
Allein die 24 Türchen im Adventskalender, die machen wir sonst nicht auf. Und dann die Tür zum Backofen … wenn wir Plätzchen backen, die Weihnachtsente in den Ofen schieben. Die Tür zum Küchenschrank, die Kühlschranktür, um Mehl, Butter, Sahne, Schokostreusel und noch viel mehr rauszuholen. Wir öffnen die Haustür öfter, um die bestellten Pakete rein zu holen; wir öffnen die Autotür öfter, die Bustür, um zum Einkaufen zu fahren. Und auch den Kleiderschrank und seine Türen machen wir sicher öfter auf, um darin Geschenke vor neugierigen Nasen zu verstecken. 
Und einige von uns öffnen auch die Kirchentüren ein bisschen öfter als sonst im Jahr.
Durch Türen gehen wir täglich, müssen wir gehen zur Arbeit, wollen wir gehen zu Freunden. Durch manche gehen wir sehr gerne, durch andere nicht. Manche öffnen wir voller Freude und Liebe, weil dahinter ein geliebter Mensch steht.
An diese Türen klopfen wir gerne, stehen davor, vielleicht nach einer langen Autofahrt im Weihnachtsstau; aber wenn die Tür aufgeht, dann treten wir ein in das feierliche Zusammensein.
Dann sind wir angekommen. Türen, die sich leicht öffnen, die wir gerne von beiden Seiten aufmachen, das sind die Eingänge in Wärme und Licht, in Liebe und Gemeinschaft.
Diese Türen brauchen wir. Wir brauchen sie gerade jetzt, in unsicheren Zeiten, innenpolitisch, auf der Weltbühne, inmitten von Krieg und Angst, in Momenten der ungewissen Zukunft.
Die Tür zum neuen Jahr machen wir in zwei Wochen auf; was uns dort erwartet, wissen wir nicht …
Aber jetzt stehen wir erstmal vor dieser Tür, vor der Tür, die uns die Weihnachtszeit eröffnet.
Und mit der Weihnachtszeit öffnen wir nicht nur Türen, die uns willkommen heißen, die uns eintreten lassen in eine besondere Zeit. 
In diesen Tagen öffnen wir auch unsere Herzen und Seelen für etwas, das mehr ist als Hektik und Geschenke kaufen, mehr ist als Amazon-Klicks und Gutscheine auf den letzten Drücker.
Wir öffnen unsere Herzen für den Sinn von Advent und Weihnachten. Denn da geht es ja ums Ankommen; da geht es um den Weg hin zu einem neugeborenen Kind, das Frieden in die Welt bringen wird. Jesus Christus kommt als Gottes Sohn, als Kind in die Welt, um den Frieden zu verbreiten. Um die Herzen und Sinne darauf auszurichten, die Türen in Richtung Miteinander aufzustoßen.
Und Hand aufs Herz: Das können wir gebrauchen, jetzt gerade mehr denn je. Frieden und Liebe, die liebevolle Ankunft, das Freuen darauf anzukommen, einzutreten in eine Zeit, die ruhiger ist und friedlich. In der es leise wird und still. Weil Hoffnung und Freude überwiegen.
Öffnen wir unsere Herzen für diese Möglichkeit, nehmen wir dieses Bild der offenen Tür an. Und nehmen wir uns jetzt die Zeit, darüber nachzudenken, welche Türen wir zu Weihnachten öffnen werden.
In der Stille denken wir an das, was uns wichtig ist, und an das Gefühl, bei dem wir Weihnachten ankommen wollen. Mit offenen Herzen, vor offenen, einladenden Türen.

Stille

Und jede und jeder nimmt sich gerne ein Herz von unserer Tür mit – als Symbol für das, was unsere Herzen leichter macht, wenn sich die Tür zu Weihnachten öffnet und wir endlich ankommen!

Impuls 3: Licht und Wärme (am Kerzenständer)

Egal wie das Wetter in diesen Tagen kurz vor Weihnachten ist: Ob wir eine klare Kälte erleben mit glitzernden Eiskristallen an den Zweigen und strahlend blauem Himmel, ob die Nebelschleier über die Felder wabern und leichter Nieselregen uns beim Spaziergang einhüllt, ob Schnee für eine vorweihnachtliche Postkartenidylle sorgt oder die Gänseblümchen bei frühlingshaften Temperaturen auf dem Rasen blühen. Egal wie das Wetter ist, diese Tage gehören zu den kürzesten im Jahr. Wir verlassen in der Dunkelheit morgens das Haus, arbeiten bei künstlichem Licht und kommen in der Dunkelheit wieder von der Arbeit zurück. Es wird nur kurz richtig hell und an manchen Tagen überwiegt ganz klar ein dämmeriges Grau. Kein Wunder also, dass wir Menschen alles dafür tun, diese Zeit heller zu machen: Blinkende Lichterketten in verschiedenen Farben an den Balkonen, große leuchtenden Sterne im Garten, Lichtobjekte an den Fenstern. Diese künstlichen Lichter sind schon recht schön, teils witterungsbeständig, immer feuerungefährlich.
Nichts aber geht über den Schein einer Kerze. Er strahlt warm und weich. Die Flamme tanzt bei jedem Windhauch, hat verschiedene Farben von Blau, Orange, Rot bis hin zu warmem Weiß. Die Flamme einer Kerze ist lebendig, verletzlich, ganz klein und kann doch einen ganzen Raum mit Licht und Wärme füllen.
Hiervon erzählt ein bekanntes Märchen, das ursprünglich von den Philippinen stammt:

»Ein König hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, wollte er einen der beiden zu seinem Nachfolger machen, wusste aber nicht wirklich, für welchen der beiden er sich entscheiden sollte. So rief er seine Söhne zu sich. Er gab jedem der beiden fünf Silberstücke und sagte: „Ihr sollt für dieses Geld die Halle im Schloss bis zum Abend füllen. Womit, das überlasse ich euch.“ Der älteste Sohn ging davon und kam an mehreren Bauernhöfen vorbei, wo die Arbeiter dabei waren, das Getreide zu dreschen und das Stroh zu sammeln. Er kaufte den Bauern das Stroh ab und ließ es bis zum Nachmittag zum Schloss bringen. Als die Halle gefüllt war, ging er zu seinem Vater und sagte: „Vater, ich habe deine Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst du nicht mehr zu warten. Mach mich zu deinem Nachfolger.” Der König aber antwortete: „Es ist noch nicht Abend. Ich werde auf deinen Bruder warten.“
Es wurde Abend. Die Sonne ging bereits unter. Da kam der jüngere Sohn. Er ließ das Stroh aus der Halle entfernen. Dann stellte er mitten in die Halle eine Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in die letzte Ecke hinein mit Licht und Wärme. Der König sagte: „Du sollst mein Nachfolger sein. Du hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast die Halle mit Licht und Wärme erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen brauchen.“«

Licht und Wärme äußerlich sichtbar und innerlich fühlbar – das ist es, was wir Menschen brauchen gerade in diesen dunkelsten Tagen des Jahres. Mit Jesus Christus kommt an Weihnachten das Licht in unsere dunkle Welt, macht sie hell und hoffnungswarm.

Die Teilnehmenden an der Andacht bekamen einen Merkzettel für kleine und große Dunkelheiten mit auf den Weg mit Worten von Isabella Schneider : 

Immer 
Wird es irgendwo Tag,
am anderen Ende der Welt
wie auch hinter dem Rücken
unserer Häuser
Das Licht wächst nach
Unter Türschwellen
Fensterritzen
Unaufhaltsam –
Mit anderen Worten:
Weihnachten kommt

Lied: Stern über Bethlehem (EG 644 Niedersachsen)


Meditation zu den Stationsimpulsen

Was orientiert, was zieht uns an, was leitet uns in dieser Zeit und was gewährt uns Zutritt vom Jetzt in das Dann, was kommt? Es ist Winter. Wir wissen es, unsere Körper und Seelen spüren es, hier in der Kirche und in den Atmosphären. Aber wir haben den Stern im Blick.
Nicht immer ist es hell und warm. Manchmal war und ist es kalt um uns herum. Persönlich und auch politisch. Aber wir haben den Stern im Blick. Das Licht in der Hand und vor Augen und um unsere Leiber wärmt und leuchtet in uns hinein, von weit und immer näher.
Nicht immer finden wir Ruhe, nicht immer einen Ort, an dem wir gut und geborgen sind. Nicht immer sind wir dort, wo wir sein sollten in der Welt. Aber wir haben den Stern im Blick. Auf unserem Weg – als Hirten, als Gebärende, als Einsame, als Mütter und Väter, als Zuschauende sagt Gott uns zu, Kompass zu sein – im Geleit, vor uns am Himmel, manchmal sogar in der Tasche.
Nicht immer gehen wir gewiss in die Zukunft; nicht immer können wir sie planen, nur bedingt gestalten. Nicht alle Türen wollen oder können wir öffnen. Die Türen zum neuen Jahr aufmachen – das kann auch mit Sorge geschehen. Aber wir haben den Stern im Blick. Kirche, Krippe und Kompass – das gehört zusammen. Mit Herz, Kopf, Hand und Fuß erwarten wir, dass es anders kommt. Dankbar für Orientierung, Wärme, das Helle im Leben: Bethlehem ist der Christus- und Weihnachtsort und damit auch der Hoffnungsort. Bethlehem ist überall da, wo Frohes zutage tritt; immer dann, wenn überraschend, ungeplant Neues geboren wird und wir jauchzen und jubeln.

Wir wünschen Ihnen und euch allen diesen Kompass für Weihnachten und die Tür ins neue Jahr. Hosianna!

(Chor-)Lied: Tochter Zion (EG 13)

Gebet und Vater unser 

Lied: Maybe This Christmas (Musik und Text: Ron Sexsmith)

Segen 

(Chor-)Lied: We wish you a Merry Christmas (Traditional)

Klaviermusik zum Ausklang: Someday at Christmas (Text und Musik: Stevie Wonder)