Vielfalt statt Einfalt – Von der Kunst, mit Religion den Durchblick zu haben

Von Simone Liedtke

Religion ist ein artikuliertes Verhältnis zwischen Endlichem und Unendlichem: Welche Qualität eignet menschlicher Wahrnehmung, Deutung und Gestaltung angesichts Gottes? Da eine Verhältnisbestimmung als solche nie als abgeschlossen gelten kann, reflektiert sich Religion beständig selbst als Streitfall. Sie beschränkt sich in ihrer Deutung von Lebenswirklichkeit nicht darauf, Lücken einer Welterklärung zu füllen, sondern weiß darum, dass jede Antwort neues Fragen generiert. In einem sich aus sich selbst heraus perpetuierenden Bemühen um die Integration empirischer und spekulativer Unschärfe, die aus der Bedingtheit menschlichen Weltumgangs resultiert, behauptet sich religiöse Lebensdeutung unter anderem als eine Gegenstimme zur simplifizierenden Parole, sofern sie die Vielfalt von Weltwahrnehmung und -gestaltung vor dem Verfall in die Einfältigkeit zu bewahren vermag.

Die Funktion der Religion fundiert deren Relevanz, welche den Einzelnen in der Konfrontation mit dem Unbedingten überzeugt. Von diesem – mit Paul Tillich formuliert – angegangen zu sein, erschließt dem Subjekt ein Bewusstsein für die Unselbstverständlichkeit alles endlichen Seins. Dieses eröffnet sich über das ästhetische (im Wortsinn: das die Wahrnehmung betreffende) Moment von Erfahrung, dem es sowohl in Kunst wie in Religion zukommt, eine Begegnung mit etwas zu sein, das sich keine Bedeutung verleihen lässt, sondern als von sich aus bedeutend erscheint. Seine Präsenz bezieht die Fragmente endlichen Daseins in einem Sinnganzen aufeinander und lässt sie auch so wahrnehmen. Ästhetische Ereigniskultur ist daher für Religion in deren Selbstvermittlung unverzichtbar. Aus diesem Grund wählt dieser Artikel ein Exempel aus der Kunst, um die Glaubwürdigkeit von Religion als an deren (Selbst-)Darstellung gestellten Anspruch buchstäblich: zu veranschaulichen.


Wie Sie sehen, sehen Sie – nichts?

Kris Martin hat einen Bildersturm eigener Art gewagt. Seine Stahl-Installation „Altar“ zitiert in Originalabmessung den berühmten „Genter Altar“, ein bahnbrechendes Meisterwerk, das den zur Reformationszeit stattfindenden Bildersturm nicht nur überstand, sondern zudem für neue Bilder sorgte. Martin reduziert jenes bildgewaltige Kunstwerk auf dessen Umrisse und gibt damit den Blick für die ungezähmte Fülle von Bildern frei, die sich menschlicher Wahrnehmung und Spekulation bieten kann. So betont er den Beitrag der Betrachtenden an der Bedeutung eines Kunstwerks. Für gewöhnlich wählt ein Künstler etwa einen Bildausschnitt für sein Werk, das andere rahmen und platzieren. Kris Martin aber setzt einen (optischen wie thematischen) Rahmen, den er die Betrachtenden füllen lässt. Leer ist dieser Rahmen nie. Immer sehen wir etwas: eine Abstraktion all dessen, was außerhalb des Rahmens auf Aufmerksamkeit wartet. Immer sehen wir etwas als etwas: Mit der Rahmung des Blicks durch die Altar-Silhouette stellt sich den Betrachtenden die Frage, was sie als heilig ansehen bzw. was sich ihnen als religiös darstellt. Mit der künstlerisch gelenkten Blickführung ereignet sich eine Sakralisierung des Profanen, die jedem noch so abgründigen Motiv einen Platz als Altarbild anbietet – je nachdem, wo das Werk installiert wird. Die Spielräume der Anordnung verhindern die Konservierung einer Perspektive: Nichts wird zum Götzen, alles zum Horizont, an dem das Göttliche entdeckt werden könnte. Spannend im wahrsten Sinne des Wortes wird die Installation, wenn sie dort aufgebaut wird, wo das Heilige nurmehr im Modus des Vermissten spürbar ist.

In Kris Martins Kunstwerk wird die Vergänglichkeit des Bildes thematisch. Nichts von dem, was gesehen werden könnte, ist festzuhalten: Wolken ziehen, Wellen zerschellen, Menschen gehen vorbei, das Licht ändert sich. Nichts bleibt im Bilde. Aber es kann alles zum Bild werden. So gelingt Kris Martin ein inverses Porträt von Unendlichkeit, indem er zu erkennen gibt, dass es die Endlichkeit eines statischen Werkes überschreiten, transzendieren würde. Er pointiert den Charakter von Momentaufnahmen, indem er solche in unaufhörlicher Aneinanderreihung entstehen lässt. Martin gestattet es den Dingen, sich von sich selbst her zu zeigen, indem er das Zeigen zum Thema und zur ästhetischen Leitlinie seines Kunstwerkes macht. So gelingt es ihm ausgerechnet durch die Setzung eines Rahmens einer Offenbarung Raum zu geben, die anschaulich macht, dass sie niemals Bildnis wird.

Martins Stahl-Installation stellt nebenbei die Frage, ob nicht auch alle Kunst (was den Kunstmarkt verdrießen dürfte) zum Vergehen bestimmt sei. Kunst ist per se Momentaufnahme subjektiver Wahrnehmung und Interpretation, ein Entwurf, dessen kreatives Potenzial im gestalteten Werk schon zum Erliegen gekommen ist. Der Rahmen hält dem Bild nicht stand. Das mag ein unterschwelliger, aber zündender Kommentar zum von Martin zitierten Beispiel sakraler Kunst sein, wenn man bedenkt, mit welchem Aufwand sich Menschen der Erhaltung des Genter Altars über 600 Jahre lang gewidmet haben.


Die Betrachtenden als Grenzgänger

Kris Martin führt mit seiner „Altar“-Installation vor, was Kunst – in Bezug auf Schaffende wie auf Rezipierende – bedeutet: sich in der Betrachtung von etwas als Betrachtende zu erfahren. Theologisch gewendet, werden so die schöpferische Kraft vorgeführt, die (wortwörtlich genommen) in jedem Augenblick des Menschseins wirkt, und zugleich der interimistische Charakter aller menschlichen Gestaltung.

Ein Bild auf Leinwand zeigt eine uns transzendente Welt der Vorstellung, in die wir nicht eintreten können. Seine Leinwand ist Grenzfläche: Wo im Bild eine Welt erscheint, ist für gewöhnlich in Wirklichkeit eine Wand, an welcher das Bild hängt. Ein Bild ist nicht, was es zeigt. Dies pointiert Kris Martins Kunstwerk, das einen Weg findet, dem Nicht-Sein Präsenz einzuräumen. Mit dem Verzicht auf jegliche Leinwand stellt diese Installation buchstäblich vor Augen, dass die Objektivität des Betrachteten vom Betrachtenden abhängt. Indem Martin das Bild aus dem Rahmen entfernt und wir dennoch etwas in diesem Rahmen sehen, erkennen wir, dass das Eigendasein des Bildes gebunden ist an unseren Blick. Der Künstler markiert die Projektionsfläche als solche und entlarvt, dass das Altarbild allein im Auge des Betrachters liegt. Gemeinsam durch den Stahlrahmen auf denselben Hintergrund schauend, sehen zwei nebeneinander stehende Betrachtende doch nicht dasselbe Bild – und können zugleich jeweils für sich die Geltung des Bildes behaupten, das sie sich machen. Diese Perspektivität betrifft menschliche Wahrnehmung und Reflexion generell. Kris Martin macht sie zum Motiv, indem sein Kunstwerk letztendlich den Betrachtenden zum betrachteten Objekt werden lässt. Die Stahl-Installation dient als Vehikel, über das unsere Wahrnehmung und deren Deutung zu sich selbst finden.

Der Mensch hat die Welt als Bild, als Weltbild. Er hat etwas im Blick. Und doch hat er es nicht. Er macht sich ein Bild, aber feststellen kann er nichts. Demgemäß ist jedes Bildnisverbot überflüssig. Das Bild hat sein Eigendasein nur in der Relation auf seinen Betrachter. Ist dieser zu weit weg oder zu nah dran, verliert er das Bild. Das Bild ist nur da, wenn einer hinschaut. Es zeigt einen Ausschnitt möglicher Weltansicht, den ihm sein Betrachter gestattet. Mit entsprechendem Abstand erblicken wir zugleich das Bild und dessen Grenze, die ihm durch Leinwand und Rahmen gesetzt ist – eine Allegorie auf unser Gestalten innerhalb der Grenzen unserer Wahrnehmung, Erinnerung, Deutung und Verständigung. Im Rahmen des Bildes erscheint die angeschaute Welt als arrangiert und bezeugt so die Endlichkeit menschlicher Gebilde. Der Rahmen verweist zugleich auf das Unendliche auszubildender Möglichkeiten, weil er anzeigt, dass es mehr gibt, als in ihm zu erblicken ist. So ist jedes Bild für sich genommen (unabhängig von dem, was es sehen lässt) Verweis auf die Dialektik von Sinn und Sinnlichkeit, Selbst- und Fremddeutung, Endlichkeit und Unendlichkeit.

Gerahmt wird widerfahrene Welt zum Objekt. Doch zugleich verweist der sichtbare Rahmen auf den Ausschnittcharakter: Es ist eine Reduktion erfahrbarer Vielfalt, die unter den Konditionen erscheint, unter welche sich andringende Wirklichkeit der Gestaltung durch den Menschen beugt. So trifft es auf ein Kunstbild zu, ebenso aber auf Weltbild, Menschenbild, Gottesbild. Das Bild, das wir uns von etwas machen, besteht, vergeht, verändert sich, ist in keinem Moment, wie es im vorherigen war. Kris Martins „Altar“-Installation zeigt das Werden und Vergehen jeder Bildung. Der Künstler hat ein Objekt geschaffen, dessen Objektcharakter er hervorhebt, um Objektivierung zum Motiv zu machen. Zu diesem Zweck lässt er den Blick durch den Rahmen transzendieren hin zu einem Horizont, in dem entdeckte und noch zu entdeckende Sphären sich als miteinander verwoben zeigen.

Die Flüchtigkeit des Bildes, das wir durch den von Martin gesetzten Rahmen erblicken, erinnert daran, dass das, was wir wahrnehmen, nicht kongruent ist mit dem, was wir für wahr nehmen. Steht jede endliche Weltbeschreibung in einem unendlichen Verweisungshorizont, so ist ihr ein Anspruch auf Letztgültigkeit verwehrt. Der Verweisungshorizont hebt jeden gesetzten Rahmen auf, innerhalb dessen Deutungen sich bewegen. Diese Metaebene in den Darstellungsformen präsent zu halten, ist das Proprium künstlerischer Inszenierung, die in religiöser Weltbeschreibung auf den Begriff gebracht wird. Religion hat mit der Kunst gemeinsam, dass sie nicht versucht, zum Gegenstand zu machen, was sich nicht als Gegenstand fassen lässt: die Bewegung des Geistes. Letztere ist beständiger „Übergang“, der Gang vom Unendlichen zum Endlichen und zurück ist. Die Darstellung dieses Übergangs – in Kunst wie in Religion - ist die Spur einer Wahrnehmung unendlicher Möglichkeiten, deren Eindrücklichkeit den Wahrnehmenden zum Ausdruck drängt. Jede Ausdrucksform aber bedarf zu ihrer Kommunizierbarkeit einer Codierung, eines Rahmens, welchen sie den Darstellungsformen verdankt. Zwecks Daseinsbewältigung postulieren wir Gesetzmäßigkeiten, die dem Ungezähmten einen Rahmen setzen – aber dieser ist nur behauptet, er liegt nicht im Wesen der Dinge. Künstlerische Ausdrucksformen transzendieren auch gegenüber ihrer eigenen Form und halten so die Beziehung von Bedingtem und Unbedingtem in der Schwebe zwischen Aufdringlichkeit und Undurchdringlichkeit, durch die sich Transzendenzerfahrung auszeichnet.

Es ist dem Transzendenten eigen, sich jeder bedingenden Beschreibung letztlich zu entziehen. Es ist ihr immanent und transzendent zugleich. So geht auch in keiner religiösen Ausdrucksform die Bedeutung des Göttlichen auf. Darum ist es eine Aufgabe der Theologie, Ausdrucksformen religiöser Deutung und Gestaltung daraufhin zu befragen, ob sie ihre Motive „verwesentlichen“, d.h. vergegenständlichen und einzelne Aspekte verallgemeinern. Auch insofern macht sich eine reflektierte Religion stets zum Streitfall: Sie führt in jeder ihrer Äußerungen einen eschatologischen Vorbehalt mit. Diesen Streit inszeniert Martin künstlerisch mit seinem „Altar“: Er setzt einen Unterschied zwischen Betrachtetem und Nicht-Betrachtetem, ohne damit einen Unterschied zwischen Immanenz und Transzendenz zu behaupten; vielmehr bringt er das Unterscheiden selbst zum Ausdruck, indem beide aufeinander bezogen werden. Das Transzendente ist keine Überbietung oder Nihilierung, kein ausschließender Gegensatz zum Immanenten, es ist weder Bereich noch Substanz hinter der Grenze des menschlichen Erkenntnis- und Wirkungsbereiches. Es ist selbst Grenze. Jedoch keine, jenseits derer Wirklichkeit sich dem menschlichen Blick entzöge, sondern ein Horizont, an dem Wirklichkeit erscheint und sich erfahren lässt.


Was jeden Rahmen sprengt

Zeigen Altarbilder den Transzendenten, so treibt Kris Martins Installation dieses Zeigen auf die Spitze: Man kann durch die Altar-Silhouette selbst transzendieren, im Wortsinne: „hindurchschreiten“. Der Stahlrahmen schafft eine räumliche Grenze. Und lässt dabei offen, ob wir durch die Silhouette des „Altars“ in einen Raum hinein- oder aus einem Raum herausschauen. Wer einem Bild zu nahe ist, erkennt es nicht. Kris Martin hebt derartige „Erblindung“ auf, stellt Beobachterdistanz her, indem er das, was Bild werden könnte, zum Horizont weitet, vor dem der Rahmen beliebig platzierbar ist. Wer zu nah davor oder zu weit entfernt steht, erkennt freilich auch den Rahmen nicht.

Rahmen menschlicher Wirklichkeitsdeutung gibt es unterschiedliche: das Denken unter den Kategorien von Raum, Zeit und Kausalität; ästhetische Konzepte; wissenschaftliche Prämissen; religiöse Grammatik und Praxis; kulturelle Prägung; Lebenserfahrung und andere mehr. Jeder Rahmen gibt nicht nur eine Perspektive vor, sondern eröffnet zudem eine Vergleichbarkeit von Entwürfen der Weltdeutung. Es kommt dem religiösen Bewusstsein zu, diese Vergleichbarkeit gegenwärtig zu halten; darin liegt auch ein Bildungsauftrag von Religion begründet. Sie stellt die – hermeneutische und ethische – Vergleichbarkeit von Weltdeutungen her durch Wahrung ihres Bezugs auf die Präsenz des Unbestimmten, die sich in aller menschlichen Weltbeschreibung und -bewältigung anzeigt als das, wovon sich die bestimmten Dinge abgrenzen.

Diese Rahmungen sind keine Beschränkung der Freiheit zur Begegnung des Endlichen mit dem Unendlichen, sondern eröffnen diese erst. Angesichts der Grenze des Definierbaren wird der Blick über diese Grenze hinausverwiesen. Wie der Sprachwissenschaftler Ferdinand De Saussure darlegte, wird etwas erst im Kontrast zu seinem Gegenteil identifizierbar: So ist die Verendlichung – man möchte sagen: die Inkarnation – des Unendlichen nicht dessen Depravation, sondern offenbart die Vielfalt seines Erscheinens. Vor diesem Hintergrund wird der von Kris Martin gesetzte Stahl-Rahmen zur Form für Negation und Negativität, die alle Identität konstituieren. Als Verbildlichung von Negation ist dieses Kunstwerk aber ein besonderer Clou: ein „Hingucker“ als Hinweis auf all das, was nicht zu sehen ist und doch als wählbare Möglichkeit gegenwärtig bleibt.


Die hohe Kunst der Religion

Religion bezeugt eine Vieldeutigkeit der Welt und gibt den Übergängen zwischen Alltagsbewältigung und Erfahrung des Heiligen Ausdruck. Die rituelle Inszenierung heiliger Räume und Zeiten bewahrt die Erfahrung eines den humanen Weltumgang kennzeichnenden Übertretens von Schwellen zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit. An ihnen ist das Heilige sinnlich erfahrbar und verweist zugleich auf Übersinnlich-Ideales. Es erscheint als allumfassende Wirklichkeit, die auch das Profane in sich begreift. Es missversteht sich eine Aufklärung, die Überwindung von Religion fordert. Vielmehr ließe sich behaupten, dass man nur durch Religion zur Welt kommen kann, weil sich das Subjekt erst über die Erfahrung des Heiligen in einen Gesamtzusammenhang verweben kann. In Anlehnung an Friedrich Schleiermacher formuliert: So wie wir Gott nicht haben können ohne Welt, so die Welt nicht ohne Gott.

Das fromme Bewusstsein, um es mit dem reformierten Schleiermacher zu sagen, weiß sich dem „Woher“ seiner schlechthinnigen Abhängigkeit nie näher als in der Frage nach seiner existenziellen Bedingtheit. Luther hielt es für ein gnädiges Entgegenkommen Gottes, uns auch absconditus zu bleiben, da wir den Allmächtigen in seiner unmittelbaren Herrlichkeit gar nicht ertragen könnten. Und er wusste ebenfalls, dass nicht das Bild entscheidet, ob es der Verkündigung Gottes dient oder zuwiderläuft, sondern dessen Betrachter. Religion findet zwar über ästhetische Darstellung zur Selbstaussage, aber die Rezeption ästhetischer Formen verbürgt keine religiöse Erfahrung. Es ist am Subjekt, seine Erfahrung zu machen: Ein Kunstwerk kann zum Auslöser religiöser Erfahrung werden, muss es aber nicht. Was Kris Martins „Altar“-Installation indes eröffnen kann, ist ein Verständnis für den Streitfall, den Religion perpetuiert. Ihren Sinn transformiert sie in sinnlich vermittelbare Formen, die sich in unablässiger Selbstnegation über sich hinaustreiben und so die Sinnsuche als permanente Aufgabe rekapitulieren. Religion als Bewusstsein eines Unbedingten hat keinen – weder zu beweisenden noch zu widerlegenden – Gegenstand. Der Grund ihres Glaubens ist gegenwärtig als Horizont jedes Bildes, das sie sich von ihm macht. So wie das Bild im Auge des Betrachters existiert, ist Religion, was sie ist, im Vollzug des Glaubens. Salopp gesagt, ist sie daher: hohe Kunst.

Infokasten:

Kris Martin, geboren 1972 in Kortrijk, lebt und arbeitet in Gent. Das Werk des belgischen Konzeptkünstlers umfasst Installationen, Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien und Schriftkunst. In seinen Arbeiten thematisiert Martin häufig das Verhältnis zwischen Kunstwerk und Rezipient*in.
Der „Altar“ ist eine aus Stahl gefertigte Installation aus dem Jahr 2014. Das 529 x 527 x 200 cm große Kunstwerk zitiert in seiner Form den sogenannten „Genter Altar“, den Jan van Eyck (wahrscheinlich zusammen mit seinem älteren Bruder) im 15. Jahrhundert geschaffen hat.
Kris Martin entwarf seine Stahl-Installation „Altar“ für die letzte Ausstellung von Jan Hoet ‚Das Meer – Salut d‘honneur Jan Hoet‘ in Ostende. Das Stahl-Objekt ist für den öffentlichen Raum bestimmt: Neben dem am Strand von Ostende beständig ausgestellten Exemplar gibt es fünf weitere Ausführungen, die an unterschiedlichen Orten rund um den Globus gezeigt werden. 2020 ist der „Altar“ anlässlich einer Einzelausstellung von Kris Martin im S.M.A.K (Stedelijk Museum voor Actuele Kunst) im Stadtzentrum von Gent aufgestellt.