Erinnern an Weihnachten …

von Stefani Prösch

 

Mit „Und es begab sich aber zu der Zeit“ fängt für die meisten von uns Weihnachten an. Wir hören die Worte, die bei jedem Hörer und jeder Hörerin Erinnerungen wecken. Welchen Stellenwert diese Worte in unserer persönlichen, familiären, gesellschaftlichen und religiösen Erinnerung haben und wie sich in unserem bürgerlichen Weihnachtsfest eine besondere „Weihnachtsfrömmigkeit“ entwickelt hat, ist Gegenstand dieser Unterrichtssequenz.

 

Vorüberlegungen zum Thema

1. Erinnern und Gedächtnis

Zu den Schlüsselkategorien der Geistes- und Sozialwissenschaften gehören heute die Begriffe Erinnerung und Gedächtnis. Die Beschäftigung mit der Erinnerung ist dabei nicht nur Gegenstand der Forschung, sondern hat in Form der Erinnerungskultur eine breite Öffentlichkeit erreicht, z.B. als Halbjahresthema im niedersächsischen Kerncurriculum für die gymnasiale Oberstufe im Fach Geschichte.

In der Gedächtnisforschung wird vor allem der sozialen Prägung von persönlichen Erinnerungsprozessen sowie der Erinnerung von Gruppen nachgegangen. Inhaltlich geht es dabei um das individuelle Erinnern (Primärerfahrung) sowie das kommunikative und kulturelle Gedächtnis.

 

Individuelle Erinnerung
Die individuelle Erinnerung wird von den primären Erfahrungen des Einzelnen bestimmt, denen man einen eigenen Sinn vor dem Hintergrund der bisherigen sozialen Erfahrungen beimisst. Daneben ist jede persönliche Erfahrung auch Bestandteil größerer Zusammenhänge, von denen sie wieder beeinflusst wird. Ein Beispiel sind die Erinnerungen an Weihnachten im Umfeld des Ersten Weltkrieges. So ist nach Halbwachs das Subjekt der Erinnerung zwar immer das Individuum selbst, aber das persönliche Erinnern ist auch immer ein soziales Phänomen. Das individuelle und das kollektive Erinnern befinden sich also in wechselseitiger Abhängigkeit. Familie oder Religionsgemeinschaft statten uns mit ganz besonderen, gruppenspezifischen Erfahrungen aus. (Ertl 2005, S. 15f.)

Jan und Aleida Assmann haben diese Gedanken weiterentwickelt und dabei das kommunikative und das kulturelle Gedächtnis unterschieden.

 

Das kommunikative Gedächtnis
Die biografischen Erfahrungen teilt der Mensch mit seinen Mitmenschen, z.B. seiner Familie. Er tut dies informell, im Alltag, durch regelmäßige Kommunikation. Das kommunikative Gedächtnis, zu dem auch das Generationengedächtnis zählt, umfasst die gegenwärtige Vergangenheit, was einem Zeitraum von drei bis vier Generationen, also ungefähr 80 bis 100 Jahren entspricht.

 

Beispiel: Das Familiengedächtnis
In ihrem Buch „Tischgespräche“ berichtet die Soziologin Angela Keppler über Formen kommunikativer Vergemeinschaftung am Beispiel der Konversation in Familien. Sie zeigt, dass die bei Familienfeiern und Festen immer wieder erzählten Erinnerungen eine identitätsstiftende Funktion für die Gemeinschaft haben. Diese wird nicht durch die erzählte Geschichte selbst erzielt, sondern dadurch, dass sich die Familie einen Gesprächsraum schafft, in dem ihr Dasein als Familie selbst zum zentralen Thema wird. Dass sich eine Familie also als Einheit versteht, liegt also an den immer wiederkehrenden Momenten der Erinnerung. So läuft das Weihnachtsfest in meiner Familie nicht mehr so ab wie in meiner Kindheit, aber wir erzählen doch jedes Jahr die gleichen Geschichten (die sich dabei immer ein bisschen verändern), sehen ein bestimmtes Fotoalbum an und erinnern uns dabei an verstorbene Angehörige. Gerade die Bedeutung von Fotos als „Erinnerungsbilder“ ist interessant und kann im Unterricht thematisiert werden. (Keppler 1994, S. 185f.)

 

Institutionalisierte Gruppenerinnerung: Das kulturelle Gedächtnis
Während das Familiengedächtnis durch regelmäßige Kommunikation und geteilte Erfahrungen entsteht, erstreckt sich das kulturelle Gedächtnis über einen viel weiteren Zeitraum. Es geht um Ereignisse in einer absoluten Vergangenheit, um unsere mythische Urgeschichte. Wie bei unserem christlichen Weihnachtsfest hat sich ein fester Bestand an Inhalten und Sinnstiftungen herausgebildet. Die Verschriftlichung spielt bei der Herausbildung des kulturellen Gedächtnisses eine große Rolle. (Assmann 2007, S. 37ff.)

 

2. Weihnachtschristentum

Weihnachten
 Das Weihnachtsfest verbindet alles, was in früheren Zeiten das religiöse Leben über das Jahr prägte: Gottesdienst und kirchliche Musik, biblische Geschichten und Besinnung, Feiern und Feste. Für viele Menschen ist die Zeit zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag eine Auszeit, in der sie sich auf das besinnen, was ihnen wichtig und auch was ihnen „heilig“ ist. Weniger bezieht sich dies auf Gottesdienste, sondern auf die Familie, Freundschaft, das Leben selbst. Weihnachten ist das Familienfest. Deshalb gehört dazu auch die Frage, wie wir uns an Weihnachten erinnern und wie wir es leben wollen. Und gleichzeitig ist das Fest ein Spiegel unserer heutigen Religiosität. Das Fundament des Christentums, die Erfahrung von Kreuz und die Hoffnung auf Auferstehung, wird nicht mehr so zentral wahrgenommen wie die Geburtsgeschichte und die Besonderheit jedes menschlichen Lebens.

 

Erinnern: Wie das Christfest entstand
Die Einsetzung eines Festes zur Geburt Jesu geht auf Kaiser Konstantin zurück. Auf dem Konzil von Nizäa im Jahr 325 wurde der Termin auf den Tag der Wintersonnenwende, den 25. Dezember gesetzt. An diesem Tag wurde im römischen Reich die Geburt des „sol invictus“ (der unbesiegbaren Sonne) gefeiert; es war der Tag des Hochfestes des mittelmeerischen Sonnenkultes, der aus dem Mithras-Kult entstanden war. Der Sonnengott wurde also umgedeutet zum Christengott, zur „Sonne der Gerechtigkeit“.

Allerdings wurde das Fest vor dem 16. Jahrhundert kaum gefeiert. Alles, was wir heute mit Weihnachten verbinden – Baum, Geschenke und Feier im Kreis der Familie – ist erst mit Entstehen der bürgerlichen Gesellschaft in den letzten 200 Jahren entstanden. Im Mittelalter standen Kreuz und Auferstehung, Karfreitag und Ostern im Mittelpunkt des religiösen Lebens; Weihnachten wurde nur in den Christmetten gefeiert. Als Martin Luther empfahl, die Bescherung für die Kinder vom Nikolaustag auf das Christfest zu verlegen, rückte dieser Termin mehr in den Blickwinkel. Der Begriff „Weihnachten“ entstand aus dem mittelhochdeutschen „ze den wihen nahten“, was „in den geweihten Nächten“ bedeutet und eine längere, bedeutungsvolle Zeit des Feierns mit umfangreichem Brauchtum beschreibt. (Weber-Kellermann 1978, S. 10ff.)

 

3. Biblische Grundlage

Nur die Evangelisten Lukas und Matthäus erzählen von der Geburt Jesu. Hervorzuheben sind die Unterschiede zwischen den beiden Erzählungen, die uns heute zumeist „vermischt“ präsentiert werden.

Der Evangelist Lukas gewährt in seinem Weihnachtsbericht Einblick in die heilsgeschichtliche Bedeutung der Geburt Jesu. Er verbindet sie mit der Geburt Johannes des Täufers. Dabei unterstreicht er, dass Jesus zu Lebzeiten von Herodes des Großen in Bethlehem geboren ist, wohin die eigentlich aus Nazareth stammenden Maria und Josef wegen der großen Volkszählung reisen mussten. Durch die Einbindung in die Volkszählung wird die Geburt Jesu von Lukas in einen größeren historischen Zusammenhang gestellt: Der römische Kaiser Augustus will im gesamten Imperium sein Volk zählen lassen, während sich im fernen Palästina das messianische Friedensreich ankündigt. Es geht also um die Frage: „Wem obliegt die Herrschaft der Welt, dem römischen Kaiser oder dem neu geborenen Messias?“ (Levin 2009, S.10) Die Bedeutung Marias wird bei Lukas besonders hervorgehoben.

Matthäus hingegen stellt seine Weihnachtsgeschichte noch deutlicher als Lukas in das Licht des Erfüllungsgedankens. Mit Jesu Geburt „wird jener Segen geschichtliche Wirklichkeit, den der einzige Gott schon über Abraham (und in ihm über Israel) ausgesprochen hat.“ (Stuhlmacher 2005, S.65) Durch seine geschilderten Ereignisse macht er deutlich, dass sich die Verheißungen des Alten Testaments erfüllen. Besondere Bedeutung hat dabei der von Abraham über David abgeleitete Stammbaum in Mt 1,2-7. Durch die Eingliederung in die Familie Davids ist die Rolle Josefs gegenüber dem Lukas-Evangelium herausgestellt und hat wohl auch zur Vorstellung einer Geburt in Bethlehem geführt.

Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Erzählungen besteht darin, dass Lukas Hirten als Zeugen des Geburtsgeschehens auftreten lässt, während Matthäus drei reiche heidnische Magier, sprich „Sternenkundige“, zum Stall kommen lässt. Sie folgen dem Stern als königlichem Symbol seiner Geburt und bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe als luxuriöse Geschenke mit. Wie Botschafter der großen Reiche im Osten wenden sie sich an den neuen König. (Herzer 2000, S. 126ff.) Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Geburtslegenden von Lukas und Matthäus unserem historischen Denken fremd sind. Lukas und Matthäus wollten die Geburt Jesu in Bezug auf die Verheißungen des Alten Testaments erzählen und ergänzten die Darstellung des Lebens Jesu im älteren Markus-Evangelium, welches noch ganz auf Tod und Auferstehung Jesu ausgerichtet war.

 Für den Leser von heute heißt dies, dass er den Symbolwert der Texte entschlüsseln muss, um die „wahre“ Bedeutung des Textes zu entdecken. (Levin 2009, S. 10)

 

Didaktische Überlegungen

1. Erinnern am Thema Weihnachten

Die Unterrichtssequenz eignet sich besonders für die Klasse 11 des Beruflichen Gymnasiums. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus verschiedenen Schulen und Schulformen und sind in ihrer Altersstruktur häufig heterogen. Vor allem ist die religiöse Sozialisation sehr unterschiedlich. Gerade diese Unterschiede kann man im Religionsunterricht nutzen.

Die Subjektorientierung ist bei der Auswahl von Lerninhalten im Religionsunterricht zum Thema Erinnerung von zentraler Bedeutung, da die Didaktik Erinnerung nicht vorgeben kann, sondern darauf angewiesen ist, dass sich die Lernenden auf diese teils sehr emotionalen Momente des Erinnerns einlassen. Daher bilden die persönlichen Erfahrungen und Kindheitserinnerungen der Lernenden den Ansatz für eine Annäherung an das Thema Weihnachten, gefolgt vom kommunikativen Erinnern der eigenen Familie. Die Erinnerungen fremder Personen in besonderen Situationen und zu besonderen Zeiten bilden den Übergang zum kulturellen Gedächtnis. Sie veranschaulichen in besonderem Maße die gesellschaftlichen Veränderungen, die auf das Weihnachtsfest einwirken.

Die Lernenden beobachten und beschreiben also säkulare, kulturelle und religiöse Aspekte des Weihnachtsfestes und werden die weihnachtliche Symbolik dann in ihrer Bedeutung und Aussagekraft erschließen. (Steinmetz 2005, S. 234) Eine Auseinandersetzung der Bedeutung des Weihnachtsfestes in Bezug auf Passion und Auferstehung soll dann die Schülerinnen und Schüler befähigen, sich ihrer eigenen Religiosität bewusst zu werden.

Aufgrund der dadurch erworbenen Kenntnisse können sie sich wieder in die Anfangssituation versetzen und der Frage nach der Bedeutung des Weihnachtsfestes für sich selbst widmen: Wie soll die Erinnerung an das Weihnachtsfest in mein/unser Leben integriert werden?

 

2. Ziele der Unterrichtssequenz

Das Kerncurriculum für das Berufliche Gymnasium legt für die Einführungsphase Kompetenzen fest. Von den inhaltsbezogenen Kompetenzen werden berücksichtigt:

Die Schülerinnen und Schüler

  • beschreiben religiöse Elemente in ihrer Lebenswelt und in Lebensgeschichten,
  • vergleichen historische und aktuelle Erscheinungsformen von Kirche.

Daneben werden von den prozessbezogenen Kompetenzen vorrangig gefördert:

  • religiöse Spuren und Dimensionen in der Lebenswelt aufdecken,
  • biblische Texte, die für den christlichen Glauben grundlegend sind, methodisch reflektiert auslegen,
  • Gemeinsamkeiten von religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen sowie Unterschiede benennen und im Blick auf mögliche Dialogpartner kommunizieren,
  • religiös relevante Inhalte und Positionen medial und adressatenbezogen präsentieren.

 

Als verbindliche Grundbegriffe werden der historische und verkündigte Jesus, Mythos und Säkularisierung behandelt.

 

1. Unterrichtsbaustein:
Erinnern an Weihnachten

In diesem Unterrichtsbaustein steht das Erinnern an Weihnachten in individueller, kommunikativer und kultureller Hinsicht im Vordergrund der Betrachtung.

 

1. Doppelstunde:
Was gehört für mich zum Weihnachtsfest?

Zu Beginn der Unterrichtssequenz geht es um eine Annäherung an das Thema Weihnachten und die Wahrnehmung der eigenen Erinnerungen.

Auf jedem Arbeitsplatz liegt ein Zimtstern. Es werden Bearbeitungsbögen ausgeteilt, auf denen die Schülerinnen und Schüler aus Sicht jeweils einer Person beschreiben sollen, was für sie ein Stern ist. Sie sollen dies für einen Astronomen, Journalisten, Süßwarenhersteller, Dichter und Theologen aufschreiben. Sie stellen einander ihre Beschreibungen vor. Im Unterrichtsgespräch werden die unterschiedlichen Sichtweisen interpretiert, der Stern als religiöses Symbol beschrieben und der Bezug zum Weihnachtsfest hergestellt.

Danach wird ein Fragebogen verteilt, auf dem die Einstellung zum Thema Weihnachten notiert wird. Die Schülerinnen und Schüler sollen daraus ein Fazit ableiten, welches auf einem vorbereiteten Plakat „Wie erlebe ich Weihnachten heute“ festgehalten wird. Daneben wird ein weiteres Plakat gehängt, auf dem unter der Überschrift „Was gehört für mich zum Weihnachtsfest“ angegeben werden soll, welche Elemente eines klassischen Weihnachtsfestes nach Meinung der Lernenden noch dazugehören. Diese sind symbolisch dargestellt: Tannenbaum, Jesus, Geschenke, Engel, Essen, Krippe, Familie, Kirche, Freunde, Lieder, Stille, Krippe, Stern. Die Schüler erhalten Klebepunkte zur Markierung der von Ihnen gewählten Aspekte. Das Ergebnis wird diskutiert und ein erstes Fazit: „Wie stehe ich zum Weihnachtsfest?“ festgehalten.

 

Weihnachten in meiner Erinnerung

Um die Schülerinnen und Schüler auf das Thema Kindheitserinnerung einzustimmen, riechen sie unterschiedliche Düfte, z.B. Vanille, Orange oder Zimt. Sie sollen entscheiden, welche der Düfte sie mit Weihnachten in Verbindung bringen.

In einem (stillen) Schreibgespräch sollen die Lernenden Stellung nehmen zu: „Das habe ich als Kind mit Weihnachten erlebt“ um ihre individuellen Erinnerungen an Weihnachten zu Papier bringen. In Kleingruppen werden die Erlebnisse ausgetauscht und wichtige Aspekte auf einem vorbereiteten Plakat „Wie habe ich Weihnachten als Kind erlebt“ festgehalten. Es schließt sich eine Diskussion um die Unterschiede zwischen den Blickwinkeln als Kind und Jugendlicher an.

Hausaufgabe:

Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Hausaufgabe, ihre Familie zum Thema Weihnachten zu interviewen. Dazu erhalten Sie einen Fragebogen (M 2), mit dem sie dem Familiengedächtnis nachspüren sollen.

 

2. Doppelstunde:
Weihnachten im Familiengedächtnis

Die Auswertung der Interviews erfolgt wieder in Kleingruppen und danach im Plenum. Die von den Lernenden beschriebenen Bräuche, Lieder und häufig genannten Erlebnisse (schiefer Tannenbaum, gestresste Familienmitglieder) werden festgehalten. Um ihre gesammelten Familienerinnerungen festzuhalten, verteile ich dann selbstgefertigte kleine Alben, die mit den Familienerinnerungen gefüllt werden können. Ein Gedicht (M 3) kann als Deckblatt verwendet werden.

Die Schüler, die dies nicht wollen, erhalten die Aufgabe, die Ergebnisse der Stunde in einer Power-Point-Präsentation darzustellen. Die Formen des Erinnerns werden von der Lehrkraft vorgestellt

 

3. Doppelstunde:
Weihnachten in Erinnerung

In verschiedenen Stationen sollen sich die Schülerinnen und Schüler mit den Erinnerungen an Weihnachten von Menschen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten auseinandersetzen. Diese Stationen sind

  • Eine Hebamme berichtet von der Geburt eines Kindes.
  • Stille Nacht, heilige Nacht: Ein berühmtes Weihnachtslied entsteht.
  • „Unseren Jesaja lest ihr …“ Ein Christ berichtet vom Weihnachtsfest in Israel.
  • Ein Filmausschnitt von „Merry Christmas“ – Der Weihnachtsfrieden 1914.
  • „Die Geschenke unseres Lebens“ über Wünsche und Geschenke zu Weihnachten.

(Die Texte entstammen aus: Publik-Forum extra 6/2009: Weihnachten)

 

4./5. Doppelstunde:
Bedeutung des Weihnachtsfestes hin zum „Weihnachtschristentum“

Die erarbeiteten Aspekte zur Bedeutung des Weihnachtsfestes werden zusammengetragen und an der Tafel festgehalten. Danach wird ein Ausschnitt des Textes „Die Krippe ist ein wunderbarer Ort“ von Matthias Morgenroth (M 4) gemeinsam gelesen und der Begriff „Weihnachtschristentum“ erläutert.

 

Entwicklung des bürgerlichen Weihnachtsfestes

Um die Entwicklung unseres Weihnachtsfestes in den letzten 200 Jahren als gesellschaftlich bedingt beschreiben zu können, sollen die Lernenden mit Hilfe einer Internetrecherche arbeitsteilig die Symbolik unseres Weihnachtsfestes erarbeiten. Dazu gehören Tannenbaum, Krippe, Weihnachtsmann, Christkind, Christschmuck und die Geschenke. Das Erarbeitete wird präsentiert. Im Unterrichtsgespräch wird deutlich, inwiefern die Symbole einen christlichen Bezug haben.

 

2. Zweiter Unterrichtsbaustein:
Christliches Erinnern an die Geburt Jesu

In diesem Unterrichtsbaustein geht es um das christliche Erinnern an die Geburt Jesu und die Entstehung des Christfestes.

 

6./7. Doppelstunde:
Die Weihnachtsgeschichte(n)

Zu Beginn der Stunde wird der Ausschnitt „Jesu Geburt & die Weisen aus dem Morgenland“ (Ben Becker, DVD Die Bibel) vorgespielt. Der Kurs erhält die Aufgabe, darauf zu achten, welche Teile der ihnen bekannten Weihnachtsgeschichte vorgetragen werden und welche Teile fehlen. Nach der Besprechung werden anhand der beiden Weihnachtsgeschichten ihre inhaltlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede erarbeitet.

Um die historischen Hintergründe zu ergründen und die Weihnachtsgeschichte interpretieren zu können, sollen die Lernenden in einem Gruppenpuzzle folgende „Brennpunkte“ bearbeiten:

  • der Geburtsort: Bethlehem oder Nazareth?
  • die sog. Jungfrauengeburt
  • der Stern von Bethlehem und das Geburtsjahr
  • Hirten oder Weise aus dem Morgenland?
  • der Kindermord des Herodes

(Material aus Sonntagsblatt-THEMA Ausgabe6/2010; Herzer 2000, 123ff., Levin 2000, S. 10ff.)

 

8. Doppelstunde:
Entstehung des Christfestes

Es wird der Text „Die Geburt des Kindes“ (M 5) gelesen und die Entstehung des Christfestes und die Festlegung des Datums erläutert.

 

Krippe statt Kreuz?

Im Anschluss erfolgt eine Erörterungsrunde unter der Fragestellung: „Ist das christliche Erinnern an die Geburt Jesu für unseren christlichen Glauben ausreichend?“ Als Impulse können die Ansichten verschiedener Theologen zum Stellenwert des Weihnachtsfestes gelesen werden.

 

3. Unterrichtsbaustein:
Wie möchte ich an Jesu Geburt erinnern?

In letzten Unterrichtsbaustein werden die anfänglichen Fragen wieder aufgenommen: „Was gehört für mich zum Weihnachtsfest und wie erinnere ich Weihnachten?“ Diese Fragestellungen sollen nun für die Zukunft beantwortet werden: „Wie möchte ich an Jesu Geburt erinnern, damit es zu meinem Weihnachten wird?“ Die Lernenden zeigen dabei ihre ganz persönliche Einstellung zum Weihnachtsfest und werden durch die Präsentation Teil des kollektiven Erinnerns.

Die Schülerinnen und Schüler werden in folgende Gruppen aufgeteilt:

  • Standbild Bethlehem,
  • Standbild heutige Weihnacht,
  • Playmobil-Film, Fotoreportage,
  • Erzählung: Ich wünsch‘ dir was!

(siehe Übersicht in M 6) und sollen nach der Erarbeitung ihre Ergebnisse präsentieren. Zeitbedarf: mindestens zwei bis drei Doppelstunden.

Die Ergebnisse könnten auch in einen Schulgottesdienst einfließen.

Um die Gestaltungskompetenz der Schülerinnen und Schüler noch stärker zu fördern, bestände auch die Möglichkeit, eine Weihnachtsausstellung zu planen, in der Erfahrungen und Ergebnisse präsentiert werden. Sollten im Jahrgang mehrere Religionskurse parallel stattfinden, kann diese Präsentation arbeitsteilig erfolgen. Die verschiedenen Kurse würden dann die Verantwortung für verschiedene inhaltliche Themen, z.B. die Weihnachtsgeschichte(n), Entstehung und Entwicklung des Weihnachtsfestes bis heute, Weihnachten heute – nur noch Kommerz? übernehmen.

 

Literatur

  • Assman, Jan: Das kulturelle Gedächtnis, Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. 6. Auflage. München. 2007
  • Andere Zeiten e.V.: Der andere Advent. Mediationen und Anregungen vom 2.12.2006 bis 5.01.2007. Hamburg. 2006
  • Ben Becker und die Zero Tolerance Band: Die Bibel, Eine Gesprochene Symphonie. 2007
  • Ertl, Astrid: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, Stuttgart, 2005
  • Herzer, Jens: Ostern. Himmelfahrt. Pfingsten. Weihnachten. Was wissen wir über die Ursprünge des Christentums?, Evangelische Hauptbibelanstalt, 2000
  • Keppler, Angela: Tischgespräche. Über Formen kommunikativer Vergemeinschaftung am Beispiel der Konversation in Familien. 2. Auflage. Frankfurt am Main 1995
  • Levin, Christoph: Wie aus dem Jesus von Nazareth der Christus von Bethlehem wurde. In: Publik-Forum Extra Ausgabe 6/09: Weihnachten, S. 10ff.
  • Morgenroth, Matthias: Die Geburt des Kindes. Wie das Christfest entstand. In: Publik-Forum Extra Ausgabe 6/2009: Weihnachten, S. 14f.
  • Morgenroth, Matthias: Heiligabend-Religion. Von unserer Sehnsucht nach Weihnachten. München, 2003
  • Publik-Forum EXTRA Ausgabe 6/09: Weihnachten, Redaktion: Matthias Morgenroth
  • Seidel, Uwe: Das kleine Buch vom Licht in der Nacht. Düsseldorf, 2. Auflage, 2005
  • SonntagsblattTHEMA 6/2010: Figuren der Weihnacht. Hrsg.: Evangelischer Presseverband für Bayern
  • Steinmetz, Agnes: Wie viel Form braucht die Religion? Rituale. in: Baumann, Ulrike u.a.: Religionsdidaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II, S. 226ff. Berlin. 2005
  • Stuhlmacher, Peter: Die Geburt des Immanuel. Die Weihnachtsgeschichten aus dem Lukas- und dem Matthäusevangelium. Göttingen. 2005
  • Weber-Kellermann, Ingeborg: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit, Luzern und Frankfurt/M., 1978

Text erschienen im Loccumer Pelikan 3/2012

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