Philipp Melanchthon (1497 bis 1560), vor allem als reformatorischer Mitstreiter Martin Luthers bekannt, gehört zu den herausragenden Gestalten der Kirchen- und Geistesgeschichte des 16. Jahrhunderts.
Philipp Schwarzerdt und der Humanist Johannes Reuchlin
Schon in seiner Heimatstadt Bretten in der Pfalz (heute: Baden) gilt er als Wunderkind mit überragender Sprachbegabung. Er besucht früh die Lateinschule in Pforzheim und schon als Zwölfjähriger die Heidelberger Universität. Der große Humanist Johannes Reuchlin fördert ihn. Er prägt auch seinen neuen Namen Melanchthon, die Gräzisierung des Familiennamens Schwarzerdt. Melanchthon studiert das Lateinische und Griechische und schließlich unter dem Einfluss Reuchlins auch die hebräische Sprache. Reuchlin ist es auch, der den jungen Gelehrten, der mit 14 Jahren das Baccalaureat und mit 17 Jahren den akademischen Magistergrad erworben hatte, 1518 dem sächsischen Kurfürsten empfiehlt, der für seine neue Universität in Wittenberg einen Gräzisten sucht. Hier in Wittenberg begegnet Melanchthon Martin Luther, der nach der akademischen Antrittsrede Melanchthons in der Schlosskirche von dem neuen Kollegen begeistert ist. Dieser wird sein engster Mitarbeiter. Sie arbeiten von da an gleichsam als Gespann.
Melanchthon und Luther
Schon zur Leipziger Disputation 1519 begleitet Melanchthon den Freund. Immer wieder raunt er ihm gute Vorschläge für die Disputation ins Ohr. Als Luther zu Cajetan nach Augsburg gerufen wird, übernimmt Melanchthon dessen theologische Vorlesungen.
Schon in Tübingen ist er neben seinen Studien akademischer Lehrer gewesen und die Lehrtätigkeit bleibt seine Haupttätigkeit in Wittenberg, auch wenn er zu zahlreichen weit darüber hinaus reichenden Aktivitäten gerufen wird. Bald gründet er im eigenen Hause eine schola privata für jüngere Schüler. Seine Schulgründung in Nürnberg und deren Programm entfalten eine Vorbildwirkung für Schulgründungen in ganz Deutschland. Schon in Heidelberg und Tübingen hat er über Veränderungen der Studieninhalte nachgedacht. Jetzt legt er ein ganzes pädagogisches Konzept vor, das auch Luther zu seiner Schrift “ An die Bürgermeister und Ratsherren deutscher Städte, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten sollten” anregt.
Melanchthon als gelehrter Organisator der Reformation
Auch für die Kirche wird Melanchthon lehrend und ordnend tätig. Luther überzeugt ihn vollständig. Aber beide füllen unterschiedliche Rollen aus: Luther ist der Charismatiker der Reformation, Melanchthon ihr Systematiker.
Schon früh auftretenden Unterschieden in der Auslegung der lutherischen Theologie auf Seiten der Evangelischen wirkt er mit seiner systematischen Darstellung der Lehre in den sog. Loci Communes (erste Ausgabe 1521) entgegen. Die während Luthers Abwesenheit auf der Wartburg in Wittenberg auftretenden Schwärmer und später die Täufer lehren ihn die von subjektivistischen Positionen ohne Rückhalt in der Bibel ausgehenden Gefahren. Um Klarheit zu schaffen und innere Ordnung einkehren zu lassen, schreibt er in den Loci die Grundsätze der reformatorischen Lehre nieder, auf die Luther selbst allenthalben lobend verweist. Überhaupt lässt Luther keine Gelegenheit aus, die umfassenden geistigen Fähigkeiten seines Freundes Melanchthon zu loben: “Melanchthon ist ein Doktor über allen Doktoren”, so pflegte er zu sagen.
Die Befähigung eine gemeinsame Grundlage für differierende Sichtweisen zu formulieren und auf diese Weise das Denken Vieler einerseits auf eine gemeinsame Grundlage zu stellen, andererseits eine verlässliche und tragfähige inhaltliche Ordnung zu schaffen, bewährt sich erneut, als Melanchthon anstelle Luthers die Sache der Reformation auf dem Augsburger Reichstag von 1530 vertritt. Er formuliert die als Confessio Augustana bekannt gewordene Grundsatzschrift der evangelischen Seite auf dem Reichstag, deren eigentliches Ziel es ist, die Christlichkeit und theologische Korrektheit der biblisch gegründeten reformatorischen Lehre vor Kaiser und Reich zu bezeugen und den Weg zur Einigung zu beschreiten. Sie wird zur zentralen Bekenntnisschrift der evangelischen Kirche, auf die alle Pastoren verpflichtet werden.
Zwischen Luther und Melanchthon: das humanistische Erbe als Irritation
Melanchthon wäre nicht Humanist gewesen, hätte ihn die Polemik zwischen Luther und Erasmus um den freien oder geknechteten Willen unberührt gelassen. Seine ursprünglich unbeugsame Ablehnung des freien Willens des Menschen modifiziert er im Verlauf der Zeit, indem er die freie Willensentscheidung für äußere Handlungen einräumt, für die Seelenverfassung des Menschen aber eben dieses nicht akzeptiert. Er bleibt letztlich bei Luther. Auch in umstrittenen Entscheidungen fällt er Luther nicht in den Rücken. So weicht er in der Auseinandersetzung mit den aufständischen Bauern nicht von dem Freund ab und trägt auch die Akzeptanz Luthers für die vieldiskutierte Doppelehe des Landgrafen von Hessen mit.
Umgekehrt würde Luther Melanchthons Fixierung auf die Schicksalsbedeutung der Sterne als “Adiaphoron”, also als unerheblich, bezeichnet haben. Hier unterscheiden sich beide, lassen diesen Punkt jedoch nicht zum Konfliktpunkt werden.
Beide, Luther und Melanchthon, sind jeder auf seine Weise Theologe, Lehrer und Erneuerer. Beide sind bestrebt die geschaffenen Neuerungen durch Ordnungen zu festigen. Die im Vergleich zu Luther besondere Befähigung Melanchthons aber liegt in seiner Begabung zur Vermittlung zwischen gegensätzlichen Positionen ohne den Kern zu verraten.
Melanchthon als historisch bedeutsame Persönlichkeit
Melanchthons historische Bedeutung liegt in der Tatsache, dass er einen wichtigen Umbruch an verantwortlicher Stelle mitgestaltete. Er hat nicht nur das deutsche Luthertum, sondern darüber hinaus auch die deutsche Gelehrsamkeit bis in das 19. Jahrhundert hinein entscheidend geprägt. Die Verbindung von Humanismus und Theologie in seinem reformatorischen Denken wies der deutschen Kultur der nachfolgenden Jahrhunderte den Weg. Als akademischer Lehrer bezog er Religion, Wissenschaft und Kunst immer wieder aufeinander und entwarf auf diese Weise das Konzept protestantischer Bildung. Seine anhaltende Hoffnung auf Einigung weckte in der ökumenischen Bewegung der Gegenwart neues Interesse an seinem Wirken. Gegen die Gefahren äußerer und innerer Gegensätze setzte er die systematische Förderung einer durch Bildung geförderten, zu Kompromiss, Konsens und, wo notwendig, Toleranz bereiten Einsichtsfähigkeit. Jedem sei es aufgegeben, die ihm von Gott verliehenen Gaben zur Entfaltung zu bringen.
Auf der Basis dieser Überzeugung wurde Melanchthon zum Ahnherrn des Bildungsgedankens. Sein Wirken als Bildungsorganisator – an wohl fünfzig Schulgründungen war er beteiligt – trug ihm den Namen “Lehrer Deutschlands (Praeceptor Germaniae)” ein. Seine Überzeugungskraft und langfristige Wirkung lag in der ständigen Rückkopplung seiner pädagogischen und schulorganisatorischen Gedanken an die eigene Praxis, beginnend mit der Schola privata für jüngere Schüler in seinem eigenen Haus.
Melanchthon ist also eine vielseitige Gestalt. Versucht man eine Auswahl von Aspekten ohne Gefahr zu laufen, seine Person zu verzeichnen, dann gelangt man zu diesen bereits geschilderten zwei entscheidenden Punkten: Melanchthon war Reformator an der Seite Luthers und zugleich Vater des Bildungsgedankens und des evangelischen Schulwesens in Deutschland. Beides muss ein Unterricht über Melanchthon berücksichtigen.
Das Thema im Unterricht
Schülerinnen und Schüler sollen das Thema möglichst in Gruppen- und Partnerarbeit und so selbstständig wie möglich erarbeiten. So entspricht es auch den methodischen Vorgaben der Kerncurricula.
Allerdings ist das Wirken Melanchthons kein Pflichtthema in den Lehrplänen, so dass sich die Frage stellt, wo es sinnvoll untergebracht werden kann. Für die Mittelstufe bietet sich das Thema “Martin Luther und die Reformation” oder das Thema “evangelisch-katholisch” an. Für die Oberstufe bieten sich verschiedene Inhalte an, zu denen das Thema Melanchthon einen Beitrag leisten könnte.
Nicht immer wird die Zeit vorhanden sein, den vollen Umfang der Unterrichtssequenz in den Unterricht einzubauen. Daher wird eine Abfolge von Rahmenthemen und Modulen angeboten, die eklektisch verwendet werden können und sich eventuell dazu eignen, unterschiedliche Unterrichtsthemen mit einem Melanchthon-Beitrag zu verbinden. Es handelt sich somit um ein Baukasten-System, das ganz oder in Teilen im Unterricht verwendet werden kann.
Da Melanchthon mindestens so sehr ein Oberstufen- wie ein Mittelstufenthema darstellt, werden Aufgaben für beide Schulstufen zu denselben Textauszügen angeboten. Allerdings sollte sich der Mittelstufenunterricht auf jeweils eine Auswahl von Modulen beschränken. Dies können für beide Rahmenthemen (siehe unten) die Module 2 und 3 sein.
Rahmenthemen und Module
 Die  bisherigen Überlegungen führen zu zwei Rahmenthemen für den Unterricht:
- Philipp Melanchthon und Martin Luther – Kollegen und Freunde
 - Philipp Melanchthon als Lehrer Deutschlands (Praeceptor Germaniae)
 
 Für  das erste Rahmenthema werden drei Module  vorgeschlagen, die sich  auf drei  verschiedene Aspekte der  Persönlichkeit Melanchthons als  Mitstreiter Luthers  beziehen:
- Die humanistische Basis (Modul 1.1: Antrittsvorlesung)
 - Die Ablehnung von Gewalt (Modul 1.2: Bauernkrieg)
 - Die Vereinigung von theologischen Gegensätzen (Modul 1.3: Augsburger Bekenntnis)
 
 Für  das zweite Rahmenthema werden ebenfalls drei  Module vorgeschlagen,  die eine  weitere Seite der Persönlichkeit  Melanchthons, nämlich die  des Lehrers und  Förderers der Jugend,  besonders unterstreichen und  entfalten:
- 1. Die Begeisterung für die Schule (Modul 2.1: Lob der Schule)
 - Die Funktion als Schulorganisator und Lehrplanautor (Modul 2.2: Unterricht der Visitatoren)
 - Die Rolle als Pädagoge und Methodiker (Modul 2.3: Fabeln)
 
Begründung der Auswahl der Module: Rahmenthema 1
Modul  1.1: 
 Melanchthon  ist nicht zu verstehen, wenn man seine anfänglich rein   humanistische  Entwicklung außer Acht lässt. Er ist reformorientiert,   wird aber erst unter dem  Einfluss Luthers zum Reformator. Allerdings   behält er seine auf das  humanistische Erbe zurückzuführende   Eigenständigkeit, die aber nie seine loyale  Haltung Luther gegenüber in   Frage stellt. Das humanistische Erbe in Kombination  mit einer   pädagogischen Ader prädestiniert Melanchthon zum Lehrer. Hier schlägt    sein Herz auch in den Phasen fast ausschließlicher gelehrter   Beschäftigung mit  der Theologie. Sein besonderer Sinn für Systematik –   in Tübingen hatte er  bereits eine eigene griechische Grammatik   veröffentlicht – legte es für Luther  nahe, von ihm die übersichtliche   Darstellung der reformatorischen Lehre in  Gestalt der “Loci communes”   zu erwarten. Diese bildeten die Grundlage aller  späteren Ausformungen   der protestantischen Dogmatik.
Modul  1.2: 
 Seine  Ablehnung der Gewalt macht es Melanchthon leicht, der Linie   Luthers gegenüber  den aufständischen Bauern zu folgen. Er begründet   seine Haltung mit der  Bergpredigt. Auch hier schimmert die   humanistische Basis seiner Theologie  durch. Vor allem aber legt er in   Fragen der weltlichen Ordnung eine  konservative Grundhaltung an den   Tag. Die gesamte weltliche Ordnung ist für ihn  eine Frage ohne Belang.   Sie ist für ihn eine offensichtlich von Gott  vorgegebene Tatsache, der   ein Christ sich zu fügen hat. Es geht ihm in gleicher  Weise wie  Luther  allein um den Glauben. Glaube und weltliches Denken und Wollen   dürfen  nicht vermischt werden.
Modul  1.3:
 Melanchthon  möchte erneuern, nicht zerstören. Die Reformation soll   eine Reformation der  ganzen Kirche sein, nicht lediglich einen Teil der   Kirche umfassen und somit  zur Spaltung führen. Seine persönliche   Ausrichtung auf Friedfertigkeit und  Versöhnung von Gegensätzen macht   ihn zum geeigneten Wahrer der Einheit, der  auch diplomatische Wege   geht, um die Gegenseite in das Boot einer gemeinsamen  Kirchenreform zu   ziehen. So entsteht aus seiner Feder das Augsburger  Bekenntnis, das  als  die Basis der Kircheneinheit dienen soll. Melanchthon  hofft, dass  sich  Altgläubige und Evangelische gemeinsam auf diese Plattform   stellen.  Als bereits weithin bekannter Verfasser der “Loci” und enger   Vertrauter  Luthers war er prädestiniert, die Formulierung der  gemeinsamen Basis   zu übernehmen.
Rahmenthema 2
Modul  2.1: 
 Das  Lob schulischen Lebens ist für Melanchthon eine   Herzensangelegenheit. Die  Lehrtätigkeit ist sein Lebensinhalt.   Vermutlich haben antike  Idealvorstellungen, wie sie bei Platon   geschildert werden (Sokrates und sein  Schülerkreis), bei dem Humanisten   Melanchthon Pate gestanden, als er die Ideen  vom schulischen Paradies   1536 in einer Rede entfaltet. Er scheut sich nicht,  die Schule und  ihre  Aufgaben, aber auch die Hochschule mit religiösen Weihen zu   umgeben.  Der Text gibt diese bemerkenswerte Sichtweise besonders gut  wieder.
Modul  2.2: 
 Melanchthon  betätigt sich auch als Schulgründer und verfasst   Lehrpläne. Am bekanntesten ist  die Gründung des Aegidiengymnasiums in   Nürnberg, 1526. Für Sachsen verfasst er  einen regelrechten Lehrplan,   der in der von ihm verfassten Instruktion für die  Visitatoren der   sächsischen Kirchen und Pfarrer im Abschnitt über die Schulen  vorkommt.   Hier bewährt sich erneut seine Ordnungsbegabung, die er als    Grammatiker und theologischer Systematiker unter Beweis gestellt hat.   Für  manche Zeitgenossen ist diese Seite seiner Tätigkeit die   wichtigste. Sie prägen  seine Bezeichnung als Praeceptor Germaniae.
Modul  2.3: 
 Melanchthon  ist sich keineswegs zu schade, den jüngeren Schülern   Unterricht zu geben. Diese  Aufgabe ist für ihn von zentraler Bedeutung.   Er weiß, dass die Kinder in frühem  Alter am nachhaltigsten lernen.  Von  Anfang an lernen diese bei ihm die  lateinische Sprache, die sie   schließlich aktiv sprechen und schreiben. Er  befähigt seine Schüler auf   diese Weise zur Teilnahme am internationalen  wissenschaftlichen   Austausch. Deutsch ist in dieser Zeit keine  Wissenschaftssprache. Aber   Melanchthon weiß auch, dass er Kinder vor sich hat,  für die Bilder und   Geschichten ein großes Lernpotential enthalten, das es zu  nutzen  gilt.  Daher propagiert er immer wieder die antiken Fabeln als    Unterrichtsinhalte.
Im Folgenden wird die Abfolge der Module zu den beiden Rahmenthemen vorgestellt und jeweils mit einer in die kirchen- und geistesgeschichtlichen Zusammenhänge einführenden Erläuterung versehen.
|               Melanchthon und Luther – Kollegen und Freunde Modul 1.1:  Der Humanismus war ein Kind der Renaissance und beinhaltete die gelehrte Beschäftigung mit dem antiken Denken. Melanchthon hat den Geist des Humanismus frühzeitig in sich aufgenommen. Spätestens in der Lateinschule in Pforzheim, wo er als einer von wenigen Griechisch lernt, ist diese Basis gelegt. Sie wird erweitert durch den großen Humanisten Johannes Reuchlin, einem entfernten Verwandten seiner Mutter. Mit zwölf Jahren wechselt er auf die Heidelberger Universität und verblüfft Professoren und Mitstudenten mit seinen Griechischkenntnissen. Er studiert die sieben freien Künste Rhetorik, Dialektik, Grammatik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Mit 14 Jahren erlangt er den ersten akademischen Grad, den Baccalaureus Artium (heute: Bachelor). Um Magister zu werden wechselt er 1512 nach Tübingen. Hier unterrichtet er bereits selbst. Entsprechend der humanistischen Devise “Zurück zu den Quellen” wendet er sich unter dem Einfluss Reuchlins auch dem Hebräischen zu, der Grundsprache des Alten Testaments. Schon 1515 hat der große Humanist Erasmus von Rotterdam von dem erst 18-jährigen Melanchthon gehört und etwas von ihm gelesen, was er in hohen Tönen lobt. Als Kurfürst Friedrich der Weise einen Gräzisten (Hochschullehrer für das Fach Griechisch) für die neue Wittenberger Universität sucht, empfiehlt Reuchlin Melanchthon. Am 19. April 1518 hält der 21-Jährige seine Antrittsvorlesung über die Neugestaltung des Universitätsstudiums. Luther reagiert mit Begeisterung. 
 Über die Theologie sagt    Melanchthon in dieser Antrittsvorlesung:  (De corrigendis adolescentiae studiis.In: Melanchthons Werke in Auswahl, hrsg. von R. Stupperich, Bd. 3, Gütersloh 1961, S. 29ff. Modernes Deutsch zitiert nach: Hans-Rüdiger Schwab, Philipp Melanchthon als Lehrer Deutschlands. München 1997, S. 33) 
 
  |          
|                Modul 1.2:   Der    deutsche Bauernkrieg von 1524/25 war   nicht die erste Bauernerhebung. Die    Reformationsbewegung gab den   aufständischen Bauern scheinbare Argumente, mit    denen sie ihr   Anliegen neu und zusätzlich zu ihren angestammten Forderungen      begründeten, denn Luther hatte 1520 von der “Freiheit eines   Christenmenschen”    geschrieben. Daher beriefen die Bauern sich jetzt   auf das “Göttliche Recht”,    das ihnen Freiheit zusichere. Die “Zwölf   Artikel der Bauernschaft in    Schwaben” vom März 1525 belegen dies.   Luther hatte im April seine “Ermahnung    zum Frieden an die   Bauernschaft in Schwaben” geschrieben. Als der Krieg immer    grausamer   wurde, schrieb er “Wider die räuberischen und mörderischen Rotten     der  Bauern” (Mai 1525). In dieser Schrift forderte er die Obrigkeit auf  mit     Gewalt einzugreifen.  (Salomo    spricht:) “Mein Sohn, fürchte  Gott  und den König und menge dich nicht unter    die Aufrührer, denn  ihr  Verderben wird plötzlich kommen” (Spr. 24,21ff.).    Darüber hinaus   fordert das Evangelium, dass man Unrecht nicht nur von der     Obrigkeit,  sondern von einem jeden ertragen solle, wie es Matthäus 5      geschrieben steht: “Ich sage euch, dass ihr gänzlich dem Übel nicht      widerstehen sollt. Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann   biete    auch die dar etc.” (Mt. 4,39). Und Römer 12: “Ihr sollt euch   nicht selbst    schützen, weicht dem Zorn, denn es steht geschrieben:   ‚Die Rache ist mein,    und ich will vergelten.’ ” (Röm 12,19). So   verhalten sich Christen. Sie    greifen nicht zum Schwert und dringen   nicht in die Besitztümer andrer ein,    greifen nicht an wie die Bauern,   die sich, Christus zur Schande, eine    christliche Gemeinde nennen … 
 
 
 Aufgaben für die Mitteltufe: 
  |          
|               
 Da Karl V. 1530 angesichts der Bedrohung durch die Türken die Unterstützung auch der protestantischen Fürsten brauchte, versuchte er den Weg der gütlichen Einigung beider Religionsparteien zu gehen. Beide Seiten erhielten daher die Aufforderung Karls, ihre Standpunkte ausführlich darzulegen. Für die Lutheraner formulierte Melanchthon das Bekenntnis. Es war ganz auf die Möglichkeit einer Wiederherstellung der Einheit beider Kirchen ausgerichtet. Deshalb waren einige Positionen entschärft worden. Luther, der seit Worms 1521 im Reich weiterhin geächtet war, konnte nur bis zum südlichsten Zipfel des kursächsischen Territoriums mitreisen und verfolgte den Reichstag von dort. Melanchthons Bekenntnis, das vor dem Kaiser verlesen wurde, befürwortete er vollinhaltlich, wenn er auch sagte, “so leise” wie Melanchthon, könne er nicht “treten”, d.h. so diplomatisch könne er nicht formulieren. Die Einigung mit den Altgläubigen scheiterte trotz aller Bemühungen Melanchthons am altgläubigen Widerstand. 
 Aus dem Augsburger Bekenntnis von    1530 (Artikel 4, 7 und 20): 7. Von der Kirche: Es wird auch gelehrt, dass alle Zeit die eine heilige christliche Kirche sein und bleiben muss, welche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente dem Evangelium gemäß gereicht werden. Denn dies ist genug zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass in ungeteiltem und reinem Verständnis das Evangelium gepredigt und die Sakramente gereicht werden. Und es ist nicht nötig zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass überall dieselben von Menschen gesetzten Zeremonien eingehalten werden. 20.    Den Unseren wird zu Unrecht  nachgesagt,  dass sie gute Werke verbieten. Denn    ihre Schriften über  die zehn  Gebote und andere beweisen, dass sie von rechten     christlichen …  Werken guten, nützlichen Bericht gegeben und dazu  ermahnt    haben,  wovon man vor dieser Zeit wenig gelehrt hat, sondern …  zu kindischen,     unnötigen Werken wie Rosenkränze, Heiligendienst,  Mönchwerden,  Wallfahrten    …etc. gedrängt hat. 
 Aufgaben für die Oberstufe: 
 
 Aufgaben für die Mittelstufe: 
  |          
|               Philipp Melanchthon – Lehrer Deutschlands (Praeceptor Germaniae) Modul 2.1: Melanchthon war als Humanist und Universitätslehrer nach Wittenberg gekommen. Schon in Tübingen war er als Lehrer des Griechischen, Hebräischen und der Poesie tätig gewesen. Sein Herz schlug für die Lehre und für den Umgang mit der Jugend. Dieses persönliche Anliegen schlug sich in der Eröffnung einer Schola privata für jüngere Schüler in seinem Hause nieder. Die Eltern angehender Studenten schickten ihre Kinder schon in jungen Jahren nach Wittenberg, um sie im Hause Melanchthons auf das spätere Studium vorbereiten zu lassen. Wenn in den späteren Dreißiger Jahren kritische Stimmen laut wurden, die seine hin und wieder gegenüber Luther eigenen Gedanken anprangerten und ihn am sächsischen Hof und bei Luther selbst als Abweichler anzuschwärzen versuchten, dann wünschte er sich bisweilen, sich ausschließlich den wissenschaftlichen Studien zu widmen und auf diese Weise den Auseinandersetzungen zu entfliehen. So entstand die in der Rede vom Lob des schulischen Lebens entfaltete Vorstellung höchsten Glückes durch das Streben nach Bildung. 
 Textauszug aus der Rede über das    Lob schulischen Lebens: (Hans-Rüdiger Schwab, Philipp Melanchthon als Lehrer Deutschlands. München 1997, S. 177ff.) 
 Aufgaben für die Oberstufe: 
  |          
|               Modul 2.2:  Visitationen, das heißt Besuche zum Zweck der Überprüfung der Pfarrer und ihrer Gemeinden, waren nach den Bauernkriegsunruhen und den religiösen Auseinandersetzungen zwischen reformatorischen und altgläubigen Theologen notwendig geworden. Die sächsischen Landesherren hatten das Recht dazu schon vor der Reformation erworben. Kurfürst Johann zögerte allerdings mit der Durchführung wegen zahlreicher Geschäfte bis zum Jahr 1527. Mit den Visitationen wurde die praktische Durchführung der Reformation in allen Kirchen des Kurfürstentums Sachsen in die Wege geleitet. Melanchthon wurde vom Kurfürsten beauftragt, eine Anleitung für die Visitationen zu verfassen. Sie erschien 1528 im Druck. Visitatoren waren jeweils zwei Theologen und zwei Juristen. Die Theologen prüften die Kenntnisse der Pfarrer, die Juristen die Kirchenverwaltung. Die Instruktionen Melanchthons enthielten einen eigenen Abschnitt “Von Schulen”, aus dem der folgende Textauszug stammt: 
 Einleitungsabschnitt: 
 Über den Aufbau der Schule schreibt Melanchthon (den Begriff Haufen ändert er später in Klassen): Vom ersten Haufen:  Vom zweiten Haufen: Vom dritten Haufen: (Unterricht der Visitatorn an die Pfarhern ym Kurfurstenthum zu Sachssen.1528. In: Melanchthons Werke in Auswahl, hrsg. von R. Stupperich, Bd. 1, Gütersloh 1983, S. 215ff. Modernes Deutsch vom Verf.) 
 Aufgaben für die Oberstufe: 
 
 Aufgaben für die Mittelstufe: 
  |          
|               
 Melanchthon machte sich immer wieder Gedanken über die richtigen Methoden im Unterricht. Als Humanist schätzte er das Lernpotential der antiken Fabeln sehr hoch ein. Der erzieherische Wert erschien ihm unvergleichlich. In Fabeln sah er den geeigneten Weg zur Vermittlung von Weltkenntnis, Menschenkenntnis und angemessenen sozialen Verhaltens. In seiner Rede “Vom Nutzen der Fabeln” (ca.1526) äußerte er sich überschwänglich: “…welche andere Vortragsart gib es, in der mit dem höchsten Nutzen die höchste Anmut verbunden ist? … Welche Form der Rede stellt die Sitten, die Bestrebungen, die Beschaffenheit des Geistes der Menschen auf wirksamere Weise dar als es Fabeln tun? … Fabeln ermutigen, erheitern und belehren jugendliche Gemüter auf das glücklichste.” Als Beispiel soll eine Fabel des Sokratesschülers Hermogenes von den Affen als Stadtgründern dienen. Sie zielt auf diejenigen, die die durch Erfahrung erprobte Rechtsordnung durch eine vermeintlich bessere ersetzen wollen. Der Bauernkrieg hatte Melanchthon gelehrt, gegenüber Umstürzen aller Art misstrauisch zu sein. 
 Fabel von den Affen als    Stadtgründern: Aufgaben (Aufgabe 2 und 3 auch für die Mittelstufe): 
  |