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Filme im Religionsunterricht der Grundschule

Von Lena Sonnenburg

 

Bausteine und Filmtipps

Filme im Religionsunterricht der Grundschule? Geht das überhaupt? – Ja, das geht! Tatsächlich finden sich in den gängigen Methodenhandbüchern für den Religionsunterricht der Grundschule zwar nur wenige Materialien zur Verwendung von (Kurz-)Filmen – doch das zu Unrecht! Denn auch im Religionsunterricht der Grundschule lassen sich Filme – vor allem Kurzfilme – gewinnbringend einsetzen. Wie erzählte Geschichten oder Bodenbilder wecken sie gezielt das Interesse der Schüler*innen und vermitteln über Töne, Bilder, Dialoge, Geräusche und Musik Botschaften zu einem bestimmten Thema. 

Grund genug, Filmen im Religionsunterricht der Grundschule einen eigenen Praxisartikel zu widmen. Hier werden im Folgenden neben einigen grundlegenden Vorüberlegungen für die Grundschule geeignete Bausteine für die Arbeit mit Filmen1 sowie ausgewählte Filme vorgestellt. 


Was muss ich als Lehrkraft bedenken? – Eine Checkliste

Filme können schnell in den Bann ziehen – und zwar Kinder und Erwachsene. Deshalb gilt es, im Vorfeld genau zu überlegen, welche pädagogische Absicht mit dem Einsatz eines Films verbunden ist und welche Themen im Film anklingen, die im Unterricht aber keine Rolle spielen sollen. 
Die folgende Checkliste hilft bei der didaktischen und technischen Vorbereitung:

•    Woher bekomme ich den Film? Welche rechtlichen Aspekte muss ich bedenken?
•    Welche technischen und räumlichen Voraussetzungen muss ich beachten, um den Film zeigen zu können? (Kann der Raum verdunkelt werden?)
•    Welches Vorwissen brauchen meine Schüler*innen, um den Film zu verstehen? Welche Informationen gebe ich vor dem Film, ohne dessen Inhalt vorwegzunehmen?
•    Können die Schüler*innen den Film genießen? Stimmt die (Ton)Qualität? Können alle gut sehen?
•    Welche Rolle habe ich als Lehrkraft? Bin ich Moderator*in, Filmkritiker*in oder (theologische*r) Experte*Expertin?

 

Wie gehe ich als Lehrkraft vor? – Methodenbaukasten

Ist alles vorbereitet, sind alle Fragen geklärt und gegebenenfalls Arbeitsaufträge verteilt, heißt es: Film ab! Dabei gilt: „Die aktive, unmittelbare, zumeist nonverbale Interaktion mit dem Geschehen auf der Leinwand steht im Vordergrund.“2

Nach dem Film steht der subjektive, emotionale Austausch an erster Stelle. Die Kinder sollten sich erst einmal Luft machen dürfen, bevor sie sich auf Neues oder das zentrale Thema einlassen: „Wie geht es dir?”, „Was hast du gesehen oder empfunden?” sind Fragen, die den Schüler*innen den Raum für eine erste Stellungnahme eröffnen. Erst dann sollte sich die Lehrkraft auf die eigentliche Thematik zubewegen. Doch wie kann das mit Grundschüler*innen gelingen? 

Die folgende Methodenbausteine helfen bei der Realisierung: 

•    Spontane Stellungnahmen: Die Schüler*innen sagen im Plenum, welche Szene sie am meisten beeindruckt hat, welche sie am spannendsten fanden, welche sie als bedrohlich erlebt haben … 
•    Wiederholtes Ansehen: Oft kann es sinnvoll sein, einen Film zu wiederholen (Frequenzmethode) oder in Intervallen (Sequenzmethode) vorzuführen. Die mehrfache Vorführung oder Darbietung in Portionen dienen dazu, die Informationen eines Films besser zu erfassen. 
•    Einfrieren: Einzelne, besonders wichtige Filmszenen können als Standbild eingefroren werden. Das Einzelbild wird gemeinsam betrachtet. Spontane Wahrnehmungen werden geäußert und Beobachtungen und Vermutungen diskutiert. 
•    Fragebogen zum Film: Man kann den Schüler*innen auch einen Fragebogen geben, z.B. mit folgenden Fragen: Was hat dir an dem Film besonders gefallen, was hat dich gestört? Was ist die zentrale Aussage des Films? Welche Rolle würdest du in dem Film gern spielen? Warum hat der Produzent den Film gedreht? Welche Note verdient der Film deiner Meinung nach? (ggf. mit Begründung des Urteils) Was bedeutet XY?
•    Schreib-Gespräch: In einem Schreibgespräch tauschen sich die Schüler*innen schriftlich mit anderen über eine bestimmte Frage des Films aus. Dabei wird nicht gesprochen. Schritt für Schritt kommentieren die Kinder die Beiträge der anderen. Im Anschluss an das Schreibgespräch können die genannten Aspekte besprochen, sortiert, zusammengefasst und vorgestellt werden.
•    Die Schüler*innen erfinden das Filmende: Die Filmvorführung wird vor dem Schluss abgebrochen. Die Schüler*innen werden motiviert, sich intensiver mit dem Problem, das der Film darstellt, auseinanderzusetzen. Das Ende kann auch im Rollenspiel entwickelt werden.
•    Film ohne Ton vorführen: Die Dialoge bzw. der Kommentar werden in Kleingruppen erarbeitet. Neben einer intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik ermöglicht es diese Methode, die Ausdruckmöglichkeiten der Bildsprache kennen zu lernen.
•    Rollenspiel oder Standbild: Durch das Nachspielen kann sich der*die Einzelne besser in das Gesehene und Erlebte hineinversetzen und Eindrücke verarbeiten. Im Rollenspiel können auch alternative Handlungs- und Vorgehensweisen erprobt und anschließend diskutiert werden.
•    Das Gesehene malen oder mit Figuren nachspielen: Die Figuren werden gemalt und ausgeschnitten oder aus Knete geformt. Der Film wird dann nachgespielt.

 

Was schaue ich mit meinen Schüler*innen an?
Filmtipps für den Religionsunterricht der Grundschule

Es bleibt die Frage: Welche Filme eignen sich für Grundschüler*innen? Welche tragen auch inhaltlich etwas in den Religionsunterricht ein? Hier folgen einige Vorschläge. Die genannten DVDs sind jeweils über die Medienstelle im Haus kirchlicher Dienste zu beziehen3 und enthalten umfängliches didaktisches Material, das an die oben genannten Bausteine anknüpfen kann.


Lämmer4
Gottfried Mentor (Buch, Kamera und Regie)
Animations-Kurzfilm Deutschland 2013
Studio Film Bilder GmbH / SWR

Der ca. fünfminütige Animationsfilm LÄMMER kommt ohne Text aus und ist daher auch für den Einsatz in Lerngruppen mit wenig (deutscher) Sprachkompetenz geeignet. Er zeigt ein junges Schaf, das „Muh“ statt „Mäh“ macht, was seine Eltern irritiert. Als es dann auch noch etwas Anderes frisst und sich ein buntes Fell zulegt, wird es schwierig in der Schaffamilie. Doch da kommen andere junge Lämmer ins Spiel und plötzlich erscheint das „schwierige“ Schaf für seine Eltern in einem anderen Licht. 

Mit dieser Handlung greift der Kurzfilm, der 2013 entstanden ist, Themen wie Identität, Anderssein, Unterschiedlichkeit, Individualität, Akzeptanz, Wertschätzung, Toleranz, Emanzipation, Selbstverwirklichung, intergenerative Konflikte und Loslassen auf, womit er unmittelbar an den inhaltsbezogenen Kompetenzbereich „Nach dem Menschen fragen“ des Kerncurriculums für Evangelische Religion an Grundschulen in Niedersachsen5 anknüpft. Schüler*innen verfügen über Erfahrungen von Angenommen-Sein, aber auch von Ablehnung. Das betrifft gerade die Menschen, zu denen sie grundlegende Beziehungen haben, wie Eltern, Freunde und Mitschüler*innen. Der Film und die dazugehörigen Bilder und Materialien können Schüler*innen anregen, über Anders- und Wertgeschätzt-Sein nachzudenken und ihre Haltung der Achtsamkeit gegenüber anderen zu schulen.


Das Geschenk (The Present)6 
Jacob Frey
Animations-Kurzfilm Deutschland 2014
Filmakademie Baden-Württemberg

Der 2014 entstandene vierminütige Animationsfilm DAS GESCHENK erzählt die Geschichte eines Jungen, der den ganzen Tag nur Videospiele spielt. Seine Mutter möchte dies ändern und macht ihm ein Geschenk. Zunächst freut sich der Junge, als er das Geschenk öffnet und ihm ein süßer Hund entgegen springt. Doch dann schaut er ihn sich genauer an und entdeckt, dass sein Geschenk einen „Fehler“ hat. Enttäuscht greift er wieder zum Videospiel. Doch da hat er nicht mit seinem neuen Spielgefährten gerechnet. Nach und nach schafft es der niedliche Welpe, den Jungen von seinem Bildschirm wegzulocken. Dass sich hinter der Videospielbesessenheit des Jungen etwas anderes verbirgt, offenbart der Film erst ganz zum Schluss.

Dieser Schluss ist es auch der die Themen des Films bestimmt: Erfahrung von Ablehnung, Trauer, der Wunsch nach Geborgenheit, Achtung und Vertrauen in sich selbst, womit „Das Geschenk“ unmittelbar an den Kompetenzbereich „Nach dem Menschen fragen“7 anknüpft. Der vor allem durch die faszinierende Mimik und Gestik des Jungen und des kleinen Hundes bestechende Film lädt Schüler*innen dazu ein, einen Blick hinter die Fassade von Menschen zu wagen und andere in ihrer Andersartigkeit anzunehmen.


Mit Feuer und Flamme8 
Julia Kommerell (Zeichnungen) und
Kathrin Kommerell (Texte)
Animationsfilme Deutschland 2017
Goldbaum-Media i.A. des Evangelischen Medienhaus, Stuttgart

Pfingsten ist das christliche Fest, dessen Bedeutung in der Bevölkerung zu den unbekanntesten gehört. Die Pfingstgeschichte ist auch für Schüler*innen nicht ganz einfach zu verstehen. Das Brausen des Windes, die Flammen auf den Köpfen der Jünger und das plötzliche Verstehen fremder Sprachen sind für Kinder nur schwer einzuordnen. Dass hier ein inneres Geschehen in den Herzen der Jünger beschrieben wird, wird in den sechs ca. zweiminütigen Trickfilmen der DVD vermittelt.

•    Film 1: „Was an Pfingsten geschah – Das Kommen des Heiligen Geistes“: Diese animierte Bildergeschichte wird aus der Sicht eines Jungen erzählt, der die Zusammenkunft der Jünger beobachtet und sehr erstaunt darüber ist, was er da sieht und hört.
•    Film 2: „Gemeinsam sind wir stark“: Diese animierte Bildergeschichte erzählt das Pfingstwunder aus der Sicht der Kinder, vertreten durch den Jungen Simon, der einem chinesischen Mädchen erklären will, was der Heilige Geist bei den Jüngern bewirkt hat. Dabei kommt der Heilige Geist nicht nur zu den Erwachsenen, sondern auch zu den Kindern.
•    Film 3: „Das Pfingsten der Kinder“: Dieser Film erzählt die Pfingstgeschichte ausgehend von der Alltagswelt der Kinder.
•    Film 4: „Feuer und Flamme“: Dieser Film erzählt die Pfingstgeschichte aus der Sicht eines kleinen Jungen und seiner Mutter.
•    Film 5: „Das Wunder von Pfingsten – alle verstehen Gottes Wort“: In diesem Film steht der Apostel Petrus im Mittelpunkt der Geschichte. Aus seiner Sicht erzählt er, wie er diesen besonderen Tag erlebt und als Beginn einer großen, neuen Gemeinschaft unter allen Christen versteht.
•    Film 6: „Begeistert vom Heiligen Geist – was an Pfingsten geschah“: Diese animierte Bildergeschichte wird aus der Sicht eines Mädchens erzählt, das zusammen mit seinem Freund Simon die Pfingstgeschichte in Jerusalem erlebt.

All diese Filme ähneln in ihrer Machart einem bewegten Bildbuchkino. Sie erzählen – aus wechselnden Perspektiven – von Pfingsten. Diese verschiedenen Erzählungen sind unterschiedlich ansprechend bzw. theologisch fokussiert und bedürfen daher einer didaktischen Vorauswahl durch die Lehrkraft. Dann können die Kurzfilme den Kompetenzbereich „Nach Glauben und Kirche fragen“9 allerdings sinnvoll schulen, indem sie den Schüler*innen das Pfingstfest und seine Bedeutung näher zu bringen. 


Macropolis10 
Joel Simon 
Animationsfilm Großbritannien 2012
Flickerpix Animations Belfast

Dieser achtminütige Animationsfilm kommt ohne Worte aus, weshalb er für den Einsatz in Lerngruppen mit geringer (deutscher) Sprachkompetenz besonders geeignet ist. Der 2012 in Großbritannien entstandene Film erzählt von zwei fehlerhaft produzierten Puppen, die ihrer Entsorgung in der Spielzeugfabrik entkommen. Sie wollen unbedingt den Lieferwagen erreichen, der sie in die Spielwarengeschäfte bringt. Nach einer anstrengenden Verfolgungsjagd stehen sie selbst vor einem solchen Laden und klettern ins Schaufenster. Dort werden sie von einem kleinen Jungen entdeckt und sofort ins Herz geschlossen. Er ist nämlich Pirat - da sind der Hund mit dem Holzbein und die einäugige Katze mit der schwarzen Augenklappe viel interessantere Begleiter als all die anderen Puppen, die alle perfekt und gleich aussehen.

MACROPOLIS greift Themen wie Behinderungen, Durchhaltevermögen, Freundschaft, Angenommen-Sein, Inklusion, aber auch Nachhaltigkeit schon für jüngste Grundschüler*innen auf. Damit knüpft er an die inhaltbezogenen Kompetenzbereiche „Nach dem Menschen fragen“ und „Nach der Verantwortung des Menschen in der Welt fragen“11 an. Ob fehlerhaft produzierten Spielzeuge entsorgt werden sollten oder wie nachhaltig gelebt werden kann, kann im Rahmen der Beschäftigung mit diesem Film thematisiert werden. So erfahren Schüler*innen, dass Handlungen Konsequenzen in Bezug auf Mensch und Natur haben und wie sie ihre Lebenswelt verantwortungsbewusst mitgestalten können.


Wenn man kein Geld hat, ist man nicht fröhlich12 
Multimedia-DVD zum Thema Kinderarmut
Kurzspielfilm, Dokumentarfilm, Trickfilm; Deutschland 2015
Aus der Reihe „Die Sendung mit der Maus”
Produktion: FriJus GmbH

Diese DVD basiert auf einem „Die Sendung mit der Maus“-Special zum Thema Kinderarmut. Auf ihr finden sich drei Filme, die unabhängig voneinander angesehen und bearbeitet, die innerhalb einer Unterrichtseinheit zum Thema aber auch alle geschaut werden können. Die Filme eigenen sich für Schüler*innen ab der 3. Klasse. 

Der ca. siebenminütige Kurzspielfilm COOLE SCHUHE erzählt von einem neuen Trend unter den Schüler*innen: Blumenkübelschuhen. Megatrend sind vor allem solche, mit Duftdüsen in verschiedenen Noten. Aber nicht alle können aus finanziellen Gründen mithalten. Eine Betroffene von ihnen hat eine pfiffige Idee: Sie kreiert einfach kurzerhand einen eigenen Trend.
In dem vierminütigen Animationsfilm WENN MAN KEIN GELD HAT, IST MAN NICHT FRÖHLICH erzählen Kinder, was Armut in ihrem Alltag bedeutet und welche Wünsche sie haben. Man hört nur ihre Stimmen. Um sie nicht bloßzustellen, wurden animierte Bilder zu den Stimmen hinzugefügt.

Im dritten Teil der DVD – einer Sachgeschichte – ist der Reporter Johannes Büchs auf der Suche nach einer Antwort, nach der Frage was es bedeutet, in Deutschland arm zu sein. 15 Euro braucht ein Kind jeden Tag – sagen Wissenschaftler. Dann wird es satt, bekommt Kleidung, Schulsachen, kann in den Sportverein gehen und auch in der Freizeit mal was unternehmen. Das ist nicht viel Geld, merkt Johannes bald. Mit Schüler*innen spricht er darüber, worauf sie am ehesten verzichten würden. Viele Familien müssen auch mit viel weniger Geld auskommen. Das Maus-Team zeigt mögliche Gründe dafür – und was Kindern bleibt, wenn die Familie von Hartz IV lebt.

Die didaktische DVD „Wenn man kein Geld hat, ist man nicht fröhlich“ greift Themen wie Armut, Identität und Menschwürde auf und knüpft an die Kompetenzbereiche „Nach dem Menschen fragen“ und „Nach der Verantwortung des Menschen in der Welt fragen“13 an. Gefühle bei sich und anderen wahrzunehmen, mögliche Umgangsformen mit diesen Gefühlen zu diskutieren, Aspekte gelingenden Zusammenlebens zu sammeln, mehr von der Rechtfertigungslehre zu hören sowie eigene Handlungsmöglichkeiten für ein gelingendes Leben miteinander sind nur einige Aspekte, die im Zusammenhang mit den Filmen geschult werden können. 


Über Gott nachdenken – von Gott sprechen14 
Hermann Schulz und Dorota Wünsch
Drei Bilderbuchkinos zu Gottesvorstellungen für Grundschulkinder
Deutschland 2018 
DVD Complett

Auf dieser DVD sind drei Bilderbuchkinos zu finden, in denen sich Kinder Gedanken über Gott machen: In „Der rote Faden“15 stellt sich ein Junge vor, wie ein roter Faden alles miteinander verbindet, ihn mit seinen Eltern, Häuser und Städte, aber auch Wälder, Ozeane und die Sterne. Aber was ist dieser Faden? Der Junge überlegt, wie man ihn bezeichnen könnte: Ist es die Liebe, die Vernunft, die Wahrheit – oder Gott?

In „Ein Apfel für den lieben Gott“16 erzählt Oma Gretchen eine Geschichte aus ihrer Kindheit. Ob damals der liebe Gott mit im Spiel war, davon soll sich die Enkelin selbst ein Bild machen: Gretchen war ein freches Mädchen. In der Schule schnitt sie ihrer Freundin Paula den Zopf ab, beim Beten popelte sie in der Nase. Ihre Mutter warnte sie, dass der liebe Gott alles sehe und sie irgendwann bestrafen würde. Gretchen war sich nicht sicher, ob sie das glauben sollte, und beschloss herauszufinden, ob der liebe Gott sie bestraft. Sie spielte ihren Mitmenschen böse Streiche. Nach getanem Werk ruhte sie sich mit einer stibitzten Erdbeere am Wegesrand aus, um auf Gottes Reaktion zu warten. Da kam plötzlich der unaufmerksame Kutscher mit einer voll beladenen Kohlekutsche auf sie zugefahren. In letzter Minute schwenkte das Pferd den Wagen in den Weidezaun und all die Kohle kippte um, ohne Gretchen zu verletzen. Nun hatte Gretchen ihren Beweis: Sie bedankte sich bei dem Pferd mit einem Apfel und den Worten: „Gib zu, dass du der liebe Gott bist!“

„Gott, der Hund und ich“17 erzählt von einem Tag, an dem Gott auftaucht. An einem Ort zwischen Hochhäusern und Mülltonnen steht er plötzlich – Gott. Der Junge auf der Schaukel sieht gleich, dass er es ist, dieser Kerl mit der alten Jacke und der ulkigen Mütze. So geht der Junge mit Gott spazieren, sie fahren ohne Fahrkarten im Bus zum Supermarkt, in dem die Mutter an der Kasse arbeitet und holen sich ein Eis, ohne Geld. Und als Gott die Mutter berührt, schimmert sie kurz in tausend Farben. Den Vater treffen sie bei den anderen Männern, die auch keine Arbeit haben, auf dem Fußballplatz. Gott raucht mit ihnen und sie sprechen über das, was nicht läuft, beim Fußball und überhaupt. Und auf dem Heimweg bindet Gott dann noch einen vergessenen Hund los, der ihm nachläuft. Als der Junge sich verabschiedet, geht Gott mit dem Hund davon und sieht aus wie alle, die immer unterwegs sind.

Gibt es Gott? Und wenn ja, hält er sich in unserer Nähe auf, oder wo lässt er sich finden? Steckt in jedem Menschen etwas Göttliches, das nur manchmal spürbar ist? An diese Fragen knüpfen die drei Bilderbuchkinos der DVD an und können somit lernwirksam im inhaltsbezogenen Kompetenzbereich „Nach Gott fragen“18 eingesetzt werden: Schüler*innen der Grundschule bringen individuelle oder keine Vorstellungen von Gott mit. Mit Hilfe der Filme können sie verschiedene Gottesvorstellungen kennenlernen bzw. die Gotteserfahrungen anderer Kinder zur Kenntnis nehmen. Das kann ihnen helfen, diese Vorstellungen auf eigene zu beziehen, damit diese geöffnet und weiterentwickelt werden können. 

Viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und vielen anregenden Unterrichtsstunden!

 

Anmerkungen

  1. Die hier vorgestellten Methoden bedürfen jeweils einer fachlich-didaktisch Einschätzung der Lehrkraft sowie der Anpassung an die Kompetenzen der je eigenen Lerngruppe.
  2. Kroll, Thomas: Umgang mit Filmen, in: Bitter, Gottfried / Englert, Rudolf / Miller, Gabriele / Nipkow, Karl Ernst (Hg.): Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe, München 2002, 489. 
  3. Online unter kirchliche-dienste.de.
  4. Vgl. Materialpaket der DVD „Lämmer”: Katholisches Filmwerk, Frankfurt a.M. 2013.
  5. Vgl. Nds. Kultusministerium (Hg.): Kerncurriculum für die Grundschule – Evangelische Religion, Hannover 2020, 16.
  6. Vgl. Materialpaket der DVD „Alles Anders von Stärken und Schwächen“: Matthias Film, Berlin. Verfügbar unter https://kinderfilmblog.de/2016/12/kurzfilm-zum-wochenende-das-geschenk-2014/
  7. Vgl. Nds. Kultusministerium (Hg.): KC Grundschule – Evangelische Religion, 16.
  8. Vgl. „Mit Feuer und Flamme – Trickfilme zu Pfingsten” aus dem TV-Magazin „Hallo Benjamin!“ Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart 2017.
  9. Vgl. Nds. Kultusministerium (Hg.): KC Grundschule – Evangelische Religion, 24.
  10. Vgl. DVD „Macropolis”: Dr. Barbara Kamp, Methode Film, Bad Vilbel. 
  11. Vgl. Nds. Kultusministerium (Hg.): KC Grundschule – Evangelische Religion, 16 und 22.
  12. Vgl. Frijus DVD: Wenn man kein Geld hat, ist man nicht fröhlich, Stuttgart 2015.
  13. Vgl. Nds. Kultusministerium (Hg.): KC Grundschule – Evangelische Religion, 22.
  14. Vgl. Hochreuther, Ina: Über Gott nachdenken – von Gott sprechen, DVD complett, Evangelisches Medienhaus Stuttgart 2018. 
  15. Autorin: Manuela Monari Illustrationen: Brunella Baldi, Innsbruck, Österreich 2015.
  16. Text: Hermann Schulz Illustrationen: Dorota Wünsch, Wuppertal 2004.
  17. Text: Will Gmehling Illustrationen: Wiebke Oeser, Wuppertal 2016.
  18. Vgl. Nds. Kultusministerium (Hg.): KC Grundschule – Evangelische Religion, 18.