Die Welt in Gottes Hand – Eine Unterrichtstunde für die Hauptschule (Kl.8)

von Jens Riesner

 

Beschreibung der Unterrichtseinheit

Die Unterrichtseinheit "Schöpfung" ist in ihrer Struktur fächerübergreifend konzipiert worden. Für das Thema Schöpfung haben wir bewusst einen positiven Einstieg gewählt. Die Aussage: "Mein Gott, ist das schön...", verbunden mit einem motivierenden Bildmedium gab den Schüler/innen die Möglichkeit, Schönes in dieser Welt wahrzunehmen und auf Folienteilen zu äußern. Vertieft wurde dies durch eine schülergerechte Fassung des Psalms 104. Das Ergebnis dieser Stunde, eine Erdkugel, versehen mit Schüleräußerungen zur Aussage: "Ich finde die Erde schön, weil...", wurde vergrößert und im Klassenraum aufgehängt. Die Rahmung dieses Bildes bilden Schülergedichte zum Thema Natur. Die nächsten beiden Stunden waren dann der Erarbeitung des jahwistischen Schöpfungsberichtes gewidmet.

In diesen Stunden zeigten sich die Schwierigkeiten, die Schüler im Umgang mit Bibeltexten haben. Trotz Reduktion auf Grundaussagen des Textes verwirrte die Fremdheit der Aussagen (z.B. "Gott hauchte dem Menschen Atem ein."). Der situative Charakter der Texte konnte gut an einer Schüleräußerung erarbeitet werden: "Das ist nicht meine Sprache!" In der Schwierigkeit der Schüler/innen, mit Texten umzugehen, liegt ein Grund, warum ich zur Darstellung des Themas: "Gott hält die ganze Welt in seiner Hand..." auf einen Text verzichtet habe. In der nächsten, äußerst spannenden Stunde konnte anhand eine spontanen Rollenspiels die Frage "Wer hat denn nun recht - Bibel oder Naturwissenschaften?" erarbeitet werden. In diesem Rollenspiel hatten die Schüler die Möglichkeit, "beide Positionen abwechselnd einnehmen zu können. Hier zeigte sich bei einigen aufgrund der offensichtlichen Bedrohung der Welt eine negative Beantwortung der Sinnfrage: "Es hat doch alles keinen Zweck mehr."

Durch die Rahmung der gesamten Unterrichtseinheit soll diesem Grundgefühl die Hoffnung stiftende und Zukunft eröffnende Zusage der Liebe Gottes entgegengestellt werden. Die nächste Stunde stand dann unter der Frage: "Wie leben wir - wie sollen wir leben?" Die Bearbeitung dieser Frage anhand des biblischen Schöpfungsauftrages und die Zusage der Gottebenbildlichkeit des Menschen stellen den direkten Vorlauf zur dargestellten Stunde und ihrer Fortsetzung dar. Die Stunde und ihre Erweiterung bilden mit dem Einstieg den Rahmen der Einheit und versuchen, die negative Welterfahrung einzubetten in die Zusage der Welterhaltung durch Gottes Liebe zur Welt und zu den Menschen. Insgesamt ist die Einheit in einem sehr dynamischen Prozess entstanden. Im Verlauf der Einheit war kein Stundenthema unbedingt vorgegeben. Von Stunde zu Stunde wurden neu die Schüleräußerungen bedacht und in Beziehung zum Gesamtkonzept gestellt. Jederzeit war damit Raum, den Schüler/innen in ihren Fragestellungen nachzugehen.

 

Der biblische Schöpfungsglaube

Bezug zur Unterrichtseinheit
Die Beschreibung des Verlaufs der Unterrichtseinheit zum Thema Schöpfung wollte schon zeigen, dass wir uns mit diesem Thema auf einen Weg begeben haben. Ein Weg, der ansetzt bei der Betrachtung unserer Welt, in der das Schöne an vielen Stellen sichtbar ist und doch überall bedroht wird. Die Erfahrung, dass heute das menschliche und kreatürliche Leben gefährdet ist, fand ihre Konkretion in der Erarbeitung der Wasserthematik im Fach Erdkunde. Von der Erfahrung des Bedrohtseins zieht sich eine Linie zu den Grundfragen des Lebens. Fragen, die Menschen früher gestellt haben und jeden Tag neu stellen: "Ist das Leben eine bloße Verkettung von Zufälligkeiten oder ist das Dasein der Menschen und dieser Welt gewollt, hat es einen Sinn und ein Ziel?"

Auf diese Fragen geben die Naturwissenschaften keine hinreichende Antwort. Hier kann die Bibel und der aus dem Wort Gottes erwachsende Glaube neue Wege aufzeigen und Hoffnung zusprechen. "Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat, samt allen Kreaturen... und noch erhält." Diese in einem Satz konzentrierte Zusammenfassung des biblischen Schöpfungsglauben, die Luther im Kleinen Katechismus gibt, steht nicht am Anfang einer christlichen Existenz, sie gehört in ihrer Aussage auch nicht zu den ältesten Bekenntnisformeln des Alten Testamentes. So antworten und zusammenfassen kann nur ein Mensch, der Gottes unverbrüchliches Ja zum Menschen gehört hat und sich davon in der Welt getragen weiß.
 

Entwicklung des biblischen Schöpfungsglaubens
Sieht man von der Schöpfungserzählung des Jahwisten ab, so verbindet sich erst in der Zeit des babylonischen Exils der Schöpfungsglaube mit den älteren Traditionen von der Erwählung Israels in der Person Abrahams, der Herausführung aus Ägypten und der Landnahme. In der Situation der geschichtlichen Katastrophe des babylonischen Exils wird die Heilszusage an Israel erneuert und in kosmologische Dimensionen ausgeweitet. Gottes Zusage, sein Volk zu bewahren und zu erhalten, ist nicht mit dem Exil untergegangen, sondern wie Gott allein den Anfang gewirkt hat, so kann er allein auch jetzt seine Zusage in neuem und größerem Heil verwirklichen.

 

Sprechblasen für Schüleräußerungen

Die Welt zu tragen ist so schwer, denn es gibt viele...

Die zentralen Aussagen der beiden Schöpfungserzählungen

Die priesterschaftliche Schöpfungserzählung (Gen 1, 1-2,4a) ist in ihrem Aufbau einer Pyramide gleich. Gottes Wort drängt die Chaosmächte zurück und ruft die Formen des Lebens in ihr Sein. Der Entschluss Gottes, sich im Menschen ein Gegenüber zu schaffen, das fähig ist, auf Gottes Anrede zu antworten, bildet die Spitze dieser Pyramide. Der Mensch ist von Gott auf Gemeinschaft angelegt und verwirklicht sein Menschsein nur in Gemeinschaft. Die Aufgabe des Menschen wird deshalb klar umrissen: Der Mensch soll über die außermenschliche Schöpfung herrschen. Die Herrschaft über andere Menschen wird ihm verweigert. Der Begriff Herrschaft intendiert hier nicht ein Beherrschen, sondern das Schützen und Lebenerhalten. Der Mensch steht im Dienst Gottes.

Die ältere jahwistische Schöpfungserzählung (Gen 2, 4b-25) hat kein kosmologisches Interesse. Die Schöpfung wird in Form eines Gartens in der direkten Umwelt des Israeliten gegründet, die geprägt ist durch den Gegensatz von Wüste und Kulturland. Die Erschaffung des Menschen steht bei J. nicht am Ende, sondern bildet das Zentrum, um das alles andere geschaffen wird. In unvergleichbarer Weise beschreibt der Jahwist "Jahwes Freundlichkeit, die rastlos den Menschen umsorgt, die den Wonnegarten um ihn herum aufbaut und immer noch weiter bedenkt, was ihm noch wohltun könnte," (v. Rand, Theologie, S. 162). Diese "Freundlichkeit Gottes" gipfelt in der Erschaffung der Frau, die wie bei P den zur Gemeinschaft bestimmten Menschen erst zu seinem wahren Menschsein führt. Bebauen und bewahren sind die zentralen Aufgaben des Menschen. Der Jahwist beschreibt den Urzustand jedoch nicht als eine Zeit, in der dem Menschen die Früchte in den Mund wuchsen, sondern schon hier ist es die Bestimmung des Menschen, auf der Erde und mit der Erde zu arbeiten. Auch das Bewahren setzt den Menschen nicht in einen Zustand der Tatenlosigkeit. Der Mensch ist von Gott zum Dienst berufen und er weiß, dass die Schöpfung nicht sein Eigentum ist, sie ist für ihn Raum der Bewährung.

 

Systematisch-theologische Erwägungen zum Thema Schöpfung

Schon der Jahwist sieht keine ungestörte Harmonie zwischen Schöpferwillen und Weltgeschehen. Seine Erzählung ist eingebettet in die Urgeschichte, an deren Ende die Zerstreuung der Menschen steht. In Gottes gute Schöpfung ist der Wille des Menschen zur bedingungslosen Selbstverwirklichung eingebrochen und hat die Menschheit in die Vereinzelung getrieben. Der Jahwist beschreibt die Erfahrung, wie der Mensch heute lebt: das Leid, den Tod und die Zerstörung der menschlichen Gemeinschaft durch Hass und Krieg. Auf diesem Hintergrund erfährt er es als unverdiente Gnade Gottes, dass Gott seine Hand nicht von der Welt und den Menschen genommen hat.

Gott geht immer wieder den Menschen nach und umwirbt sie mit der Zusage seiner Liebe. Im Eintreten Jesu in diese Welt gibt uns Gott den letztgültigen Beweis seine Liebe zu dieser Welt und zu den Menschen. In ihm ruft er uns immer wieder neu in die Gemeinschaft zurück. Ist der Mensch auf diese Gemeinschaft und den Dialog mit Gott angelegt, so verwirklicht er auch sein Menschsein erst in der Gemeinschaft mit seinen Mitmenschen. Seine göttliche Bestimmung ruft ihn herein in den Dialog mit einem Du, denn eine Antwort auf die Frage: "Wer bin ich und wozu bin ich?" kann sich der Mensch als vereinzeltes Wesen nicht geben. In einem guten Miteinander können wir den Erweis der Liebesmacht Gottes erkennen. In jeder gelingenden menschlichen Beziehung wird der Egoismus und das Misstrauen der Menschen untereinander ein Stück zurückgedrängt und die Solidarität gefördert. Wie der Mensch nur in der Gemeinschaft seiner Mitmenschen menschlich leben kann, so muss er auch erkennen, dass sein von Gott gegebenes Lebensrecht das Recht der Schöpfung auf Leben nicht bricht, sondern umschließt. Dieses Verwurzeltsein in die Schöpfung wieder zu lernen, ist heute ein vordringliches Ziel.

Das heißt: Wieder leben als ein Organ dieser Welt. Aber ein Organ, das nicht nur funktioniert, sondern dem eine besondere Funktion zur Erhaltung zugefallen ist und das als Statthalter zu einer verantwortlichen Haushalterschaft berufen ist. Und so ist auch Schöpfung kein einmaliges Ereignis der Erdentstehung, sondern ein Weg, den Gott mit seiner Welt geht. Ein Weg, auf dem, trotz aller Bedrohung, der Wille Gottes, seine Schöpfung zu erhalten, nicht außer Kraft gesetzt ist, sondern der die Welt und die Menschen auf ihr trägt und sie zu neuer Phantasie zum Welterhalten anregt.

 

Didaktische Überlegungen zu: "Gott hält die ganze Welt in seiner Hand..."

"Das ist ja paradiesisch. Da kann man ja gar nichts Schlechtes denken." Diese Aussage des Schülers Patrick in der Einstiegsstunde bringt die Situation der Schüler/innen auf den Punkt. Hieran wird auch die Bedeutung des Themas deutlich. Auf der einen Seite stehen die Existenzängste der Schüler in Bezug auf ihre und der Welt Zukunft, und auf der anderen ihre Sehnsüchte. Entwicklungspsychologisch gesehen, stehen die Schüler/innen in der Phase der Adoleszenz. Die Zeit der Pubertät bedeutet für alle eine große Verunsicherung ihrer Persönlichkeit. Das aus der Kindheit überkommene Bedürfnis nach Sicherheit und tragfähigen Beziehungen - das bei einigen in der Kindheitsphase wegen häuslicher Probleme schon nicht ausreichend befriedigt wurde - droht in diesem Umbruch ganz zu ersticken.

Die Schüler/innen müssen den für sie auch auf der Beziehungsebene (Lehrer - Schüler) relativ sicheren Ort Schule bald verlassen und in Betrieben ihre Selbständigkeit unter Beweis stellen. Auch schreitet ihre emotionale Entwicklung fort. Die emotionale Loslösung von familiären Beziehungen kann noch nicht in gelingenden Freundschaften mit dem anderen Geschlecht aufgefangen werden. Sie stehen oft allein und fühlen sich von allen verlassen. Diese Transitionen in eine neue Welt der Arbeit und der Beziehungen ist für die Identitätsfindung sehr wichtig, aber auch schmerzhaft, denn sie bringen Konfusion mit sich. Könnte also im Hinblick auf ihr Heraustreten aus den häuslichen Abhängigkeiten an einer progressiven Ausrichtung ("Endlich zu neuen Ufern!") gedacht werden, so trifft doch eher eine regressive Grundstimmung für die meisten Schüler/innen zu. Dieses Gefühl des nicht wissen, was man selber wert ist, wird auch die Welterfahrung übertragen. Die Schüler/innen empfinden dabei berechtigte Angst vor einer Welt, die scheinbar nur noch Umweltzerstörung für sie bereithält und in der die Lebenden nicht mehr an die Nachfolgenden denken. Und so verstärkt sich in ihnen das Gefühl der Ohnmacht. Ein Gefühl, das ihnen sagt, jeder oder jede von ihnen müsste die ganze Welt allein tragen. "Das ist ja paradiesisch."

In dieser Aussage werden aber auch die Sehnsüchte deutlich. Die Sehnsüchte nach einem erfüllten Leben in Gemeinschaft mit anderen Menschen, nach Frieden mit sich und in der Welt, nach Selbstwert in der Verwirklichung gelingender Beziehungen, nach einer Welt, die auch für sie noch eine Zukunft hat, letztlich nach einem Halt, der wirklich trägt. Auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen und Sehnsüchte hat die gesamte Unterrichtseinheit angesetzt und dort will auch die hier beschrieben Stunde ansetzen und Hilfe zur Orientierung geben. Ein Schwerpunkt dieser Stunde wird darin bestehen, die Gefühle des Alleinseins und der Bedrohung aufzunehmen und sie nicht als unwirklich abtun. Schon in der biblischen Analyse wurde deutlich, dass Menschen, die begannen, in Gott den tragenden Grund ihrer Existenz zu sehen, nicht an ihrer Welterfahrung vorbeischauten. Die Menschen nahmen die Bedrohung ernst, blieben hier aber nicht stehen, sondern erkannten in ihrem Leben die Tragfähigkeit der Liebe Gottes und entwickelten von hier aus neue Kräfte und Phantasien zur Welterhaltung. Und so wird auch diese Stunde dem Gefühl des "alles allein machen müssen" oder dem Gefühl "ich kann allein doch nichts machen" versuchen, die hoffnungsgebende Kraft einer Solidarität unter Menschen entgegenzusetzen und die Gewissheit der tragenden Liebe Gottes zuzusprechen.

Dass Gott diese Welt trägt, bleibt letztlich aber unbeweisbar und kann nur ansatzweise erfahren werden. So gibt es in dieser Stunde zwei Schwerpunkte, die in ein Gleichgewicht kommen sollen. Das Wahrnehmen der eigenen Zukunftsängste und der Zuspruch eines tragenden Haltes in gelingenden Beziehungen und Gemeinschaften, in denen Zeichen der Liebe Gottes erfahren werden können.

 

Unterrichtsziele

Mit der Formulierung möglicher Unterrichtsziele möchte ich bei dieser Stunde sehr vorsichtig sein. Ich kann nur für verschiedene Phasen Intentionen darstellen. In der gesamten Stunde geht es mir darum, bei den Schülern "Mut zum Leben" zu wecken. Dazu werden viele Emotionen freigesetzt werden. Diese Gefühle bei sich wahrzunehmen, kann für einige Schüler eine kognitive Leistung sein. Die Hauptintentionen liegt für mich aber im affektiven Bereich, in dem ein genaues Operationalisieren schwer fällt. Es mag sein, dass einige Schüler schon vor Stundenschluss emotional "aussteigen", weil sie das Unterrichtsgespräch zu sehr angreift. Meine Intentionen sind, dass

  • die Schüler/innen persönliche Ängste in Bezug auf die eigene Zukunft und die Zukunft der Welt wahrnehmen und benennen,
  • die Schüler/innen sich erarbeitete ökologische Fragen und Probleme ins Gedächtnis zurückrufen und in die Stunde einbringen.
  • Die Schüler/innen die Lerngruppe als eine Gemeinschaft erkennen, in der exemplarisch Solidarität gelebt werden kann.
  • Die Schüler/innen eigene Erfahrungen des Tragens und Getragenseins aufnehmen und sie ein Stück weit in Beziehung setzen zu der Hoffnung stiftenden und Zukunft eröffnenden Liebe Gottes, die auch sie tragen will.

 

Medien

Das die Stunde begleitende Medium wird in verschiedenen Schritten erarbeitet. Die Schüler bekommen in einer Unterrichtsphase vorgefertigte Sprechblasen, die die dargestellte Situation durch ihre eigenen Gefühle mit Leben füllen sollen. Um dem Gefühl des Alleinseins entgegenwirken zu können, treten die Schüler in Form eines aus Papier dargestellten Menschen zu dem "Einsamen" hinzu. Die "HÄNDE GOTTES" werden dann das Bild vervollständigen. Ein Arbeitsblatt mit dieser Szene soll jedem und jeder ganz persönlich die Erfahrung des Getragenseins näherbringen.

 

Methodische Überlegungen

Arbeitsformen
Hauptsächliche Arbeitsform ist in dieser Stunde das Unterrichtsgespräch, das durch Einzelarbeit und Beteiligung aller neue Impulse erhält. 


Stundenaufbau
Der Einstieg zu dieser Stunde ist relativ unvermittelt. Die dargestellte Erdkugel wird angeheftet und wenig später darunter der Mensch. Die Schüler/innen werden dann aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen. Aus den Erfahrungen mit dieser Klasse ahnte ich, dass die Schüler sich auf diesen Einstieg einlassen werden. Nach Abschluss dieser ersten Äußerungsphase sollen die Schüler/innen Bezüge zu ökologischen Fragen herstellen. In dieser ersten Erarbeitungsphase bekommen alle Schüler/innen eine Sprechblase, die ihnen Raum bietet, die eigenen Zukunftsängste zu benennen. Die Sprechblasen sollen dann von jedem/jeder nach vorne gebracht, selbst angebracht und so dem Menschen stellvertretend in den Mund gelegt werden.

Wenn dies abgeschlossen ist, können die Schüler/innen die Äußerungen vorlesen und besprechen. Jetzt folgt die entscheidende Stelle der Stunde. Die bis zu diesem Einschnitt vergangenen Abschnitte haben bei den Schüler/innen noch einmal das für sie Bedrohliche wachgerufen; dem soll jetzt in der zweiten Erarbeitungsphase ein positiver Impuls entgegengestellt werden. Ich gebe dem resigniert schauenden Menschen mit einem Stift einen lächelnden Mund und stelle so die gesamte Szene in ein neues Licht. Die Schüler/innen bekommen die Möglichkeit, sich zu diesem überraschenden Moment zu äußern und werden aufgefordert, diese Wandlung durch eigene Lebenserfahrungen zu erläutern. Die Aussagen werden als Tafelanschrieb den Sprechblasen zur Seite gestellt. Ziel ist es hier, zu erkennen, dass gute Gemeinschaften beim Tragen und Ertragen von Problemen hilft. Um hier nicht bei einem Unterrichtsgespräch stehenzubleiben, sondern diese Erfahrung jedem ganz persönlich nahezubringen, werde ich einige Schüler/innen nach vorne bitten und sie die von mir mit allen Schülernamen versehenen, lächelnden Menschen neben dem "Einzelnen" anbringen lassen.

Jetzt trägt die Klassengemeinschaft. Nach einem Gespräch setzt eine neue Phase ein. Die Last ist jetzt auf viele Schüler verteilt, aber sie ist immer noch schwer, vielleicht zu schwer. Die Arme werden irgendwann müde, man will sich setzen oder ganz fallenlassen. An dieser Stelle werde ich die tragende und die die Welt im Lot haltende Hand als Impuls einbringen. In einem Gespräch soll besprochen werden, wessen Hände das sind, ob es hilft, wenn man weiß, dass Gottes Hände halten und bewahren und ob das neuen Mut zum Weitertragen gibt. Eine von den Schüler/innen zu erarbeitende Überschrift kann dann die jetzt vollständige Darstellung abrunden. Wünschenswert wäre es, wenn diese Überschrift sich der Aussage: "Gott hält die ganze Welt in seiner Hand..." annähert. In einem Arbeitsblatt können die Schüler/innen darauf die dargestellte Situation auf ihre ganz persönlichen Beziehungen anwenden. Die gemeinsam gefundene Überschrift können dann alle auf dem Blatt vermerken. Abschluss und Wunschziel ist es, über die aufgeschriebenen Namen in ein Gespräch über eigene Erfahrungen des Getragenseins und des Miteinandertragens zu kommen. Die Stunde kann in einem offenen Schluss auslaufen, denn in dieser Frage kann nicht alles ausdiskutiert werden.

 

Alternativer Stundenschluss

An zwei Stellen lässt sich diese Stunde alternativ zur Planung sinnvoll beenden. Kommt es nach dem Anbringen der "Hände Gottes" zu einem intensiven Gespräch, so kann die Stunde hier auslaufen. In der kommenden Einheit lässt sich dann mithilfe des Arbeitsblattes neu einsteigen und es bleibt mehr Raum für das Gespräch über eigene Erfahrungen des Getragenseins. Ähnlich verhält es sich mit dem Arbeitsblatt. Nach dem Austeilen und dem Montieren der Überschrift kann das Eintragen der Namen Aufgabe für eine ruhige Stunde zu Hause sein. Einstieg wäre dann ein Gespräch über die Namen und die damit verbundenen Erfahrungen und Hoffnungen.

 

Literaturverzeichnis

  • (Quelle, Lehrbücher, Monographien und Unterrichtshilfen)
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  • Biblia Hebraica Stuttgartensia. Stuttgart 1977
  • Werner Elert, Der christliche Glaube, Grundlinien der lutherischen Dogmatik, Hamburg 1960
  • Ernte-Dank-Schöpfung, Materialheft der Beratungsstelle für Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen, Heft 65, Frankfurt 1992
  • Evangelische Gemeindekatechismus, Gütersloh 1979
  • Johann Christoph Hampe, Was wir glauben. Taschenbuch zum Evangelischen Erwachsenenkatechismus, Gütersloh 1977
  • Wilfried Joest, Dogmatik, Bd. 1: Die Wirklichkeit Gottes. Göttingen, 2. Aufl., 1987
  • Karikaturen für das 7.-10. Schuljahr, ausgewählt und didaktisch kommentiert von Horst Klaus Berg, in: Lieder-Bilder-Szenen im Religionsunterricht Band 8, Stuttgart/München 1978, S. 46f
  • KU-Praxis Heft 28, Die Schöpfung gestalten, Bausteine Unterrichtseinheiten - Beiträge, Gütersloh 1990
  • Christian Link, Die Schöpfung und die Lehre von der Schöpfung, in: Georg Picht (Hrg.), Theologie was das? Stuttgart 1977, S. 479-501
  • Wolfhart Pannenberg, Das Glaubensbekenntnis, ausgelegt und verantwortet vor den Fragen der Gegenwart, Gütersloh 4. Aufl. 1982
  • Gerhard von Rad, Das erste Buch Mose, Genesis, ATD 2/4, Göttingen 1958
  • ders.: Theologie des Alten Testaments, Band 1: Die Theologie der geschichtlichen Überlieferung Israels, München 9. Aufl. 1987
  • "Schöpfung", in RGG Band 5, 3. Aufl., Sp. 1469-1492
  • Dietrich Steinwede, Schöpfung, Ein Sachbilderbuch, Düsseldorf 1972
  • Unterrichtseinheit Schöpfung, in: Klaus Arndt (Hrg.), Religionsunterricht konkret, Theorie und Praxis, 7.-10. Schuljahr Bd.1, Amt für Religionspädagogik Braunschweig 1992, S. 167-199
  • Unterrichtsmodelle für die Orientierungsstufe RU 2 Thema Schöpfung, Loccum 1974
  • Hans Walter Wolff, Anthropologie des Alten Testaments, München 4. Aufl. 1984
  • Jörg Zink, Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Biblische Reden, Stuttgart 1983.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/1993

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