Für die katholische Kirche sagt Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ (Bistum Hildesheim): „Das neue Unterrichtsfach ist die konsequente Weiterentwicklung des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts, der seit über zwei Jahrzehnten in Niedersachsen erfolgreich praktiziert wird. Das neue Fach bietet jungen Menschen Orientierung durch das gemeinsame und zugleich vielfältige Zeugnis christlicher Werte. Es zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf, reflektiert sie und macht so konfessionelle Vielfalt zum Thema, aber auch die der anderen Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen. Dabei fördert es die Fähigkeit zu einer differenzierten Wahrnehmung und zur Identitätsbildung – verbunden mit einer dialogorientierten Offenheit gegenüber anderen Glaubensüberzeugungen und Konfessionslosen. Religiöse Bildung ist mehr als reine Wissensvermittlung in Fragen von Religion. Sie ist Einladung zur Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen, zur Reflexion über Lebensentwürfe und zur Entwicklung einer gesprächsfähigen Identität. Sie schafft Raum für Verständigung, für Dialog, für Respekt, für Mitmenschlichkeit.“
Neben den Bischöfen Wilmer und Adomeit nahmen u.a. Bischof Dr. Dominicus Meier OSB (Osnabrück), die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche, Dr. Susanne Bei der Wieden (Leer), die Landesbischöfe Ralf Meister (Hannover) und Dr. Oliver Schuegraf (Schaumburg-Lippe), Weihbischof Wilfried Theising (Vechta), Generalvikar Msgr. Dr. Michael Bredeck (Paderborn) sowie Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer (Braunschweig) an dem Festakt in Hannover teil. Sie haben die Erklärung gemeinsam mit Kultusministerin Julia Willie Hamburg unterschrieben.
Seit rund zweieinhalb Jahren bereiteten Arbeitsgruppen der Kirchen und des Landes die curricularen und organisatorischer Grundlagen für die Einführung des neuen Fachs vor und erarbeiten Fortbildungs- und Konzeptionierungsangebote. Die Kerncurricula für das neue Fach Christliche Religion in der Primarstufe und in der Sekundarstufe I befinden sich aktuell in der öffentlichen Anhörung und sollen im Herbst dieses Jahres fertiggestellt werden. Danach können die Schulen sie erproben und die schuleigenen Curricula erarbeiten. Die Kommission zur Erarbeitung der Rahmenrichtlinien für das Fach an den berufsbildenden Schulen nimmt in diesen Tagen ihre Arbeit auf.
"Der Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen ist etwas Besonderes und Wertvolles. Er steht als einziges Schulfach unter dem Schutz des Grundgesetzes, weil es bei ihm um die Ausübung der positiven Religionsfreiheit geht. Im Religionsunterricht lernen Schülerinnen und Schüler u.a. ihre eigene sowie andere Religionen und Weltanschauungen besser zu verstehen und in den Dialog mit anderen Überzeugungen zu treten. Dazu bietet jetzt auch das neu konzipierte Fach "Christliche Religion" einen zukunftsfähigen Rahmen sowie viele Chancen und Perspektiven,“ sagt Prälat Prof. Dr. Felix Bernard vom katholischen Büro Niedersachsen.
„Als vor ziemlich genau sechs Jahren die ersten Gedanken an einen von den Bistümern und Landeskirchen gemeinsam getragenen Religionsunterricht wie bunte Luftballons aufstiegen, waren wir uns nicht sicher, ob diese Idee an der kirchlichen und schulischen Realität zerplatzen würde. Heute nach unzähligen Beratungen, Verhandlungen, Gutachten, Textentwürfen ist sicher, diese Idee war keine heiße Luft, sondern hat neue innovative Möglichkeiten für dieses Unterrichtsfach aufgezeigt“, sagt Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track als Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. „Es sind mittlerweile viele, die mit uns gemeinsam diesen Religionsunterricht für Schülerinnen und Schüler entwickeln und weiterdenken. Dabei haben wir als Kirchen neu unsere Gemeinsamkeiten bestimmt und gelernt, die Unterschiede als Bereicherung zu begreifen.“
Pressestelle der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen