Tausende stellen sich in Göttingen erneut Querdenkern entgegen

Nachricht 16. Januar 2024

Nach zwei gescheiterten Märschen im vergangenen Jahr versammelten sich Querdenker und Coronalleugner am Sonnabend erneut in Göttingen. Den 450 Demonstranten stellten sich bis zu 3.000 Menschen entgegen - auch mit Blockaden. Es gab Festnahmen.

Göttingen (epd). Mehrere Tausend Menschen haben am Samstag in Göttingen gegen einen zeitgleichen Aufmarsch von Querdenkern protestiert. An einer Kundgebung des örtlichen Bündnisses gegen Rechts und weiteren Gegendemonstrationen beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 2.500 Menschen. Bündnisvertreter nannten 3.000 Teilnehmer. Bei der Kundgebung und einer anschließenden Demonstration der Querdenker zählte die Polizei rund 450 Personen.

Der von einer Privatperson angemeldete Demonstrationszug der Querdenker wurde im Verlauf des Nachmittags immer wieder durch Sitzblockaden gestoppt und kam dadurch kaum voran. Polizisten drängten oder trugen die Aktivisten zur Seite, es kam zu Rangeleien zwischen Beamten und Gegendemonstranten. Dabei setzten die Polizisten auch Schlagstöcke und Pfefferspray ein.

Im Göttinger Ostviertel setzten Gegendemonstranten entlang der Marschroute der Querdenker Mülltonnen in Brand, die Feuerwehr rückte zu Löscheinsätzen aus. Nach Angaben der Polizei gab es wegen Angriffen auf Einsatzkräfte mehrere vorläufige Festnahmen.

Die Demonstration der Querdenker stand unter dem Motto „Versammlungsfreiheit statt Extremismus“. Im vergangenen Jahr mussten zweimal Demonstrationszüge der Querdenker-Szene wegen deutlicher Gegenproteste abgebrochen werden. Für Sonnabendabend hatten die Organisatoren der Querdenker-Demo zunächst noch zwei Autokorsos durch die Stadt angekündigt, diese wurden aber kurzfristig abgesagt. Zugleich kündigten Redner eine weitere Rückkehr nach Göttingen an.

Bei der Kundgebung des Bündnisses gegen Rechts warnten Redner vor einem Erstarken des Faschismus. Sie verwiesen dabei unter anderem auf ein kürzliches Treffen von Neonazis, AfD-Politikern und Unternehmern in Potsdam, bei dem über massenhafte Abschiebungen von Menschen mit Migrationshintergrund beraten worden sein soll. Querdenker, Verschwörungsideologen und Coronaleugner machten mit Rechtsextremisten häufig gemeinsame Sache, hieß es. „Das Motto Versammlungsfreiheit ist offensichtlich nur Fassade, um vom eigenen verschwörungsideologischen und menschenfeindlichen Gedankengut abzulenken“, sagte Greta Müller vom Aktionsbündnis „Antifaschistische Koordination Göttingen“.

Im Vorfeld der Demos hatte es bereits am Freitagabend erste Zwischenfälle gegeben. Rund 40 dunkel gekleidete Personen „mutmaßlich aus dem linken Spektrum“ hätten in der Innenstadt einen Funkstreifenwagen mit Flaschen- und Steinwürfen attackiert, sagte Polizeisprecherin Jasmin Kaatz. Zudem seien Fensterscheiben der Innenstadtwache sowie eines Geldinstitutes beschädigt worden.