Manzke: Kirche muss offene Herberge sein und kein fester Club

Nachricht 22. November 2022

Bückeburg (epd). Der evangelische Bischof Karl-Hinrich Manzke hat die Kirche aufgerufen, viel entschlossener als bisher die Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Gruppen außerhalb der eigenen Mauern zu suchen. Nötig sei eine „Netzwerkkirche“, sagte Manzke am Freitagabend in Bückeburg in seinem Bericht vor der Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. So könne die Kirche andere Menschen erreichen als nur „die üblichen Verdächtigen“. Die Angebote der sogenannten „Kerngemeinde“ erreichten nur 2,5 bis 3,5 Prozent der Kirchenmitglieder.

Als Beispiele für Kooperationen nannte Manzke das Handwerk, die Unternehmen, die Landwirtschaft und den Sport, vor allem aber die Schulen. Es gehe darum, Menschen ihren Lebensbezügen neu anzusprechen. Je offener dies geschehe, desto unterschiedlichere Typen, Biografien, Milieus oder Lebenswelten könnten erreicht werden, sagte der Landesbischof laut Redemanuskript. Die Kirche sei dann kein Club oder Verein mit festen Regeln mehr, sondern so etwas wie eine Herberge. Manzke bezog sich dabei auf eine kirchensoziologische Studie aus Berlin.

Die Landeskirche Schaumburg-Lippe habe im Juli 2022 selbst ein solches Projekt initiiert und gemeinsam mit Schulen und Stadthagen und Bückeburg eine schulübergreifende Projektwoche zum Thema Gerechtigkeit mit rund 3.500 Jugendlichen veranstaltet. Die Erfahrungen seien äußerst positiv und zum Teil sogar euphorisch gewesen, bilanzierte Manzke: „In allen Schulen hat die Projektwoche inspirierende und für die Zukunft weiterführende Ideen freigesetzt.“

Das zeitweise negative Bild der Kirche an den Schulen habe sich dadurch nachhaltig verändert. Inzwischen seien die Schulen bereit, aktiv mit der Kirchen zusammenzuarbeiten, und zwar ausdrücklich über den Religionsunterricht hinaus. Das zeige, dass der Prozess der Säkularisierung nicht automatisch zur Entfremdung von Religion und Glaube führen müsse, sondern neue Zugänge eröffne, unterstrich Manzke. „Das setzt aber voraus, dass die Kirchen sich von der fixen Idee verabschieden, sie seien Monopolisten im Bereich der Religion oder wollten in solche Zeiten zurück.“