Paritätischer: Gezielte Unterstützung Armer statt "Prinzip Gießkanne"

Nachricht 17. Oktober 2022

Hannover (epd). Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen, Kerstin Tack, fordert angesichts von Energiekrise und wachsender Armutsgefahr eine gezieltere Unterstützung einkommensschwacher Haushalte. „Kalte Heizungen, der erste Gang zur Tafel, der Verzicht auf Geschenke zum Geburtstag und Kinobesuche - das wird in diesem Winter für viele Menschen, die sich das nie hätten vorstellen können, zur bitteren Realität“, sagte Tack am Sonntag in Hannover. Deshalb bedürfe es statt „dem Prinzip Gießkanne“ einer bedarfsgerechten Ausweitung von Leistungen wie Grundsicherung, Wohngeld und BAföG.

Angesichts einer Inflationsrate von derzeit rund zehn Prozent sei „das zentrale Versprechen der sozialen Marktwirtschaft, durch harte Arbeit zu einem gewissen Wohlstand zu gelangen“, unter Druck geraten, betonte Tack. Knapp 18 Prozent der Menschen in Niedersachsen lebten in Armut, angesichts der Krise drohe ihre Zahl drastisch zuzunehmen. Zudem brächen für Menschen in Armut derzeit wichtige Hilfen weg.

Als Beispiel nannte Tack die Tafeln, die derzeit einen regelrechten Ansturm erlebten, aber angesichts rückläufiger Lebensmittelspenden kaum noch in der Lage seien, dem Bedarf nachzukommen. „Wir begrüßen deshalb, dass Ministerpräsident Weil vor der Wahl den Tafeln Unterstützung zugesichert hat“, sagte Tack. Die voraussichtlich neue Landesregierung aus SPD und Grünen müsse ihren Ankündigungen zügig Taten folgen lassen. Zugleich unterstrich sie: „Für uns ist aber weiterhin klar, dass in Deutschland niemand auf eine Tafel angewiesen sein darf.“

epd lnb dab