Krankenkasse: Immer mehr Sprechdefizite bei Kindern wohl wegen Corona

Nachricht 23. September 2022

Hannover (epd). Kinder und Jugendliche haben nach Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) wohl auch wegen der Corona-Pandemie immer mehr Sprechdefizite. Von 2019 auf 2021 stieg die Zahl der betroffenen 6- bis 18-Jährigen um rund neun Prozent, teilte die KKH am Donnerstag in Hannover mit. Bei den 15- bis 18-Jährigen waren es sogar fast 21 Prozent.

Im Zehnjahres-Vergleich liegt das Plus von 2011 auf 2021 den Angaben zufolge bei insgesamt 58 Prozent (Mädchen plus 59,4, Jungen plus 56,7 Prozent). Damit litten acht Prozent der Kinder und Jugendlichen im vergangenen Jahr unter Sprachauffälligkeiten.

Aus Sicht der Krankenkasse hat die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen die Entwicklung sprachlicher Kompetenzen vieler Kinder erschwert. Durch Homeschooling und weniger soziale Kontakte habe vielen der direkte kommunikative Austausch mit Lehrern und vor allem mit Gleichaltrigen beim Lernen, Spielen, Pläne schmieden oder auch Streiten gefehlt.

Durch lange Zeit geschlossene Kitas und Schulen sei zudem manche Sprachstörung unentdeckt geblieben, hieß es weiter. Geschlossene Logopädie-Praxen hätten dazu geführt, dass Therapien unterbrochen und erzielte Fortschritte möglicherweise zunichte gemacht worden seien.

„Aber auch organische Ursachen wie Hörprobleme sowie genetische Veranlagung oder auch übermäßige Nutzung von Smartphone, PC und Fernseher können für Sprachdefizite ursächlich sein“, sagte Vijitha Sanjivkumar vom Kompetenzteam Medizin der KKH. Mit Blick auf Sprachdefizite auch bei kleinen Kindern fügte sie hinzu, aufgrund coronabedingter Hygienevorschriften wie Schutzmasken oder Kontaktbeschränkungen sei der Spracherwerb von heute Zwei- und Dreijährigen über Lautbildung, Ablesen von Lippenbewegungen oder auch Mimik eingeschränkt gewesen.