Kinderschutzbund: Eltern und Kinder sollten jetzt eng zusammenrücken

Nachricht 27. Februar 2022

epd-Gespräch: Julia Pennigsdorf

Hannover (epd). Der Vorsitzende des Kinderschutzbundes Niedersachsen, Johannes Schmidt, hat angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine Eltern und Erzieher aufgefordert, Kinder und Jugendliche sensibel im Blick zu behalten sowie eng und schützend an ihrer Seite zu stehen. „Die Gesellschaft ist erschüttert“, sagte Schmidt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese Erschütterung, das Entsetzen und die Ohnmacht spürten Kinder. Die Botschaft der Erwachsenen müsse daher lauten: „Wir sind da, wir halten zusammen, wir passen auf Euch auf.“

Schmidt sprach sich dafür aus, mit Heranwachsenden offen über den russischen Angriff auf die Ukraine zu reden. „Dieses Thema ist allgegenwärtig, in den Familien in den Schulen, in den Kindergärten“, sagte Schmidt. Es sei daher wichtig, altersgerecht über die Invasion und Aggression zu sprechen. Nur so könne eine Verarbeitung in der Familie stattfinden. „Das Ganze auszusparen, würde Kinder nur noch mehr verstören.“

Der Landesvorsitzende erinnerte daran, dass für die meisten Jugendlichen der Begriff Krieg nicht so weit weg sei, wie die Eltern vielleicht dächten. „Viele haben in den letzten zehn Jahren in Kita und Schule Kinder kennengelernt, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind.“ Unter ihnen seien oft auch ukrainische und russische Kinder.

Verbunden sein müssten die Gespräche über die russische Invasion mit dem stärkenden und schützenden Grundtenor: „Du bist hier sicher. Hier fallen keine Bomben.“ Ein Angstthema wie der Krieg dürfe den Familienalltag nicht dominieren. „Eltern sollten darauf achten, dass Fernsehen, Radio und Nachrichten auch mal ausgeschaltet bleiben.“

Schmidt appellierte an Eltern, ihre Schutzfunktion ihren Kindern gegenüber ganz besonders sorgfältig wahrzunehmen. Wichtig sei es, als Ausgleich zur krisenhaften Grundstimmung eine lebendige und leichte „Gegenwelt“ zu schaffen. „Raus in die Natur, spielen, toben, lachen, malen, basteln - das ist kindliches Lebenselixier“, sagte der Verbandsvorsitzende.

Die Kunst für Eltern und Bezugspersonen bestehe darin, die Weiche rechtzeitig umzustellen: vom Gespräch, das Ängste, Sorgen und Bedrohung ernstnehme, hin zu einer fröhlichen, unbeschwerten Kinderwelt. „Wir nennen das handelnde Lebensbewältigung“, sagte Schmidt. Kinder lernten so Selbstwirksamkeit. „Und das ist für sie in dieser Zeit besonders wichtig.“