Wilmer gegen deutschen Alleingang bei Kirchen-Reformen

Nachricht 31. Januar 2022

epd-Gespräch: Martina Schwager

Hildesheim (epd). Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer hat sich im Reformprozess seiner Kirche gegen einen deutschen Alleingang ausgesprochen. „Wir haben einen universalen Anspruch und müssen auf jeden Fall vermeiden, dass es ein Pingpong-Spiel gibt zwischen dem Vatikan und den Katholikinnen und Katholiken in Deutschland. Das wäre fatal“, sagte Wilmer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wie sind keine deutsche, sondern eine internationale Kirche.“ Der Blick über den Tellerrand sei dringend notwendig: „Wir müssen alles tun, um nicht in einem chauvinistischen Provinzalismus zu versinken.“

Notwendig sei ein echter internationaler Diskurs über die Reformvorschläge wie etwa die priesterliche Existenz, die Frage nach Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche oder die Fragen um Sexualität und Partnerschaft, sagte Wilmer. „Das sind aber eben nur Vorschläge, die diskutiert werden müssen.“ In der Vergangenheit hatte der Bischof sich bereits für eine offene Diskussion über die Reformvorschläge ausgesprochen. Auf der dritten Synodalversammlung des Reformprozesses „Synodaler Weg“ diskutieren vom 3. bis 5. Februar in Frankfurt am Main rund 230 Teilnehmer, darunter 70 Bischöfe, die Reformvorschläge aller vier Synodalforen.

Wilmer forderte darüber hinaus eine Erneuerung der Strukturen, so dass Machtmissbrauch verhindert werde. „Der Mensch mit seiner Würde und seinen Rechten muss im Mittelpunkt stehen.“ Verantwortungsträger müssten bereit sein, Macht abzugeben, Kontrolle zuzulassen und Rechenschaft abzulegen über ihre Arbeit wie auch über ihre Fehler. Zur Verhinderung sexualisierter Gewalt müsse ein Rahmen geschaffen werden, der Übergriffe rasch stoppe. Die Betroffenen müssten in den Mittelpunkt gestellt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

Wilmer betonte, er gehe fest davon aus, dass sich die katholische Kirche verändern werde. „Wir brauchen den Wandel.“ Angesichts der unterschiedlichen Positionen über das Tempo und die Art der Veränderungen sei aber auch Geduld gefragt. Das Argument, viele Gläubige hierzulande wendeten sich von der Kirche ab, weil ihnen der Reformprozess zu lange dauere, ließ er nicht gelten. Das sei ein klassisches Gegenargument bei allen Reformen: „Wir brauchen eine Mischung aus Verve und Geduld. Denn letztlich geht es nicht um die Rettung der Kirche, sondern um die Botschaft Gottes für die Welt.“