Hochschulpräsident warnt vor Spaltung der Gesellschaft

Nachricht 08. Dezember 2021

Osnabrück (epd). Der Osnabrücker Hochschul-Präsident Andreas Bertram hat in einem offenen Brief zur Corona-Situation vor einer Spaltung der Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte gewarnt. In öffentlichen und privaten Diskussionen um den richtigen Kurs zur Bewältigung der Pandemie werde zunehmend polarisiert, schrieb Bertram in dem am Dienstag veröffentlichten Schreiben. Das verhindere offene Gespräche und setze eine Spirale der Spaltung in Gang. „Dies wird aktuell durch die spontane Idee der Einführung einer Impfpflicht ohne eine substantielle, öffentliche und ergebnisoffene Diskussion zusätzlich angeheizt.“

Die Gesellschaft drohe ihr „soziales Kapital“ aufzuzehren, beklagte Bertram. Sie verliere die Bereitschaft, „in Krisenzeiten und Zeiten starker Veränderungen füreinander einzustehen“. Begründete Zweifel und vielfach vorhandene Ängste und Sorgen würden nicht mehr von den Positionen derer unterschieden, die die Gesellschaft spalten wollten.

Die Politik delegiere die Verantwortung für Lösungen in der Coronakrise an die Wissenschaft, kritisierte der Hochschul-Präsident. Das sei jedoch der falsche Weg. Wissenschaft sollte vielmehr nur die Faktenlage liefern. Auf deren Basis sollten dann nach politischem Diskurs unter Einbeziehung aller Blickwinkel Entscheidungen getroffen werden.

Bertram forderte Initiativen und neue Impulse für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Das geht nach meiner Überzeugung nur durch Gespräche und vor allem durch empathisches Zuhören.“ Nötig seien beziehungsstärkende Diskussionsformate, in denen sich auch Minderheiten mit ihren Meinungen sicher fühlen könnten. Alle stünden in der Verantwortung, dabei aber auch den Spalterinnen und Spaltern der Gesellschaft entschieden entgegenzutreten.