Klosterkammer-Chef würdigt Göttinger Zwangsarbeiter-Ausstellung

Nachricht 28. November 2021

Göttingen (epd). Der Präsident der Klosterkammer Hannover, Hans-Christian Biallas, hat die Konzeption der Göttinger Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“ gewürdigt. Die Schau sei „wirklich hervorragend“, sagte Biallas laut einer Mitteilung, die am Donnerstag von den Initiatoren der Ausstellung verbreitet wurde. Einen solchen Lernort habe es in der Stadt noch nicht gegeben. Nachdem die mehrfach aktualisierte Schau zunächst an wechselnden Orten gezeigt wurde, hat sie seit 2015 in der Berufsbildenden Schule II ein festes Domizil.

Biallas und die Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Elke Gryglewski, hatten die Ausstellung zuvor besucht. Gryglewski bezeichnete die Präsentation zur NS-Zwangsarbeit als äußerst gelungen. Über die Stiftung, die von der Klosterkammer Hannover mit insgesamt einer Millionen Euro gefördert wird, erhält die Ausstellung finanzielle Zuwendungen.

Die Ausstellung wurde 2010 von den Geschichtswerkstätten in Duderstadt und Göttingen in Kooperation mit internationalen Projektpartnern erstellt. Studierende der Hochschule Hannover hatten das Design und die multimediale Präsentation erarbeitet. Die Dauerausstellung kann auch online besucht werden. Ein virtueller Rundgang ist in deutscher, polnischer sowie teilweise auch in niederländischer und italienischer Sprache möglich.

Insgesamt mussten während des Zweiten Weltkriegs in Göttingen und Umgebung bis zu 60.000 Menschen Zwangsarbeit leisten. Sie wurden unter anderem in Gaststätten, in der Landwirtschaft, bei der Müllabfuhr, in kirchlichen Einrichtungen sowie in Privathaushalten eingesetzt. In der Göttinger Universitätsklinik waren Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Krankenpflege, in der Wäscherei, als Küchenhilfe und als Reinigungskräfte beschäftigt. Außerdem wurden etwa 50 junge Polinnen und Russinnen als sogenannte Hausschwangere benutzt, an denen die Medizinstudenten vaginale Untersuchungen übten.