Bischof Meister: Dem Gewissen folgen, nicht der Masse

Nachricht 18. November 2021

Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat anlässlich des Buß- und Bettages dazu aufgerufen, auf das eigene Gewissen und Urteilsvermögen zu vertrauen und, wo nötig, auch gegen den Strom zu schwimmen. „Es kann Angst machen, bei dem zu bleiben, was man als richtig erkannt hat, auch wenn man die Masse gegen sich hat“, sagte Meister am Mittwochabend in seiner Predigt in der hannoverschen Marktkirche. Dem Beispiel Jesu zu folgen bedeute, einen Weg zu gehen, „den man selber gehen muss, nicht nach dem Maßstab anderer.“

Meister entwickelte seine Predigt aus dem seit dem 19. Jahrhundert geläufigen Bild vom breiten und schmalen Weg. Dabei sei der breite Weg der angenehme und ungefährliche, der schmale hingegen steil und nur durch eine schmale Pforte zugänglich. „Die enge Pforte mahnt uns zur Konzentration auf das Wesentliche. Sie ruft uns zur Ehrlichkeit und zur konsequenten Verantwortung für unser Tun“, betonte Meister. Wer den schmalen Weg gehe, stelle eingefahrene Gewohnheiten infrage und öffne den Blick für grundlegendere Lebensfragen.

Zugleich warnte Meister vor falsch verstandenem Pietismus: „Es ist eine Frömmigkeitsform, die eigentlich alternativlos ist. Es gibt nur einen Weg. Und wenn du den nicht gehst, wirst du den Herrn nicht treffen. Schlägst du sein Angebot aus, bist du für immer verloren“.

Der Buß- und Bettag gilt als Tag der Umkehr und Neuorientierung. Der evangelische Feiertag dient auch dem Nachdenken über gesellschaftliche Fehlentwicklungen. 1995 wurde der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen abgeschafft. Die evangelische Kirche bezeichnet die Abschaffung bis heute als Fehlentscheidung.