Kirchen wollen keine 3G-Regel im Gottesdienst

Nachricht 14. Oktober 2021

Vertreter in Bremen und Niedersachsen wollen niemanden ausschließen

Der Theologe Thies Gundlach will die 3G-Regel für Gottesdienste, damit die Kirche nicht die Anstrengungen um eine hohe Impfquote unterläuft. Doch Kirchen in Niedersachen und Bremen haben Bedenken, Menschen aus politischen Gründen auszuschließen.

Hannover, Bremen (epd). Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen wollen weiterhin auch ungeimpfte Menschen in ihre Gottesdienste lassen. Sie wiesen damit am Mittwoch einen Vorstoß des scheidenden theologischen Vizepräsidenten des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, zurück, der sich für die 3G-Regel bei Gottesdienstbesuchen ausgesprochen hatte. Der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Bernd Kuschnerus, sagte, er halte es „für sehr problematisch“ wenn in Gottesdiensten aus rein politischen Gründen die 3G-Regel angewendet werde - auch wenn sie im Grundsatz zu begrüßen sei.

Die Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Kerstin Gäfgen-Track, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Wenn Christus uns die Aufgabe gibt, allen Menschen seine gute Botschaft zu vermitteln, und Menschen nach diesem Zuspruch und dieser Hoffnung suchen, sollten wir keine vermeidbaren Hürden aufbauen.“ Kuschnerus betonte: „Ich meine, alle Menschen, die Trost und Hoffnung suchen, sollten in der Bremischen Evangelischen Kirche Gottesdienste feiern können.“

Die beiden norddeutschen Kirchenvertreter unterstrichen, dass es Menschen gebe, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen ließen oder sich kostenpflichtige Tests nicht leisten könnten. Die Erfahrungen zeigten, dass in den Gottesdiensten die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten würden. Außerdem seien religiöse Veranstaltungen durch die Corona-Verordnung von der verpflichtenden Anwendung der 3G- oder 2G-Regelung ausgenommen. Gleichzeitig würden die Kirche intensiv für die Impfungen werben.

Gundlach hatte im Gespräch mit dem epd gesagt, die Kirchen sollten die gesellschaftlichen Impfbemühungen nicht unterlaufen. „Die Kirche sollte nicht zum Hort von Impfskeptikern werden, weil wir denken, dass ein Gottesdienst in jedem Fall zugänglich sein sollte.“ Diejenigen, die sich aus wenig überzeugenden Gründen nicht impfen ließen, würden sich selbst ausschließen. „Es ist nicht die Kirche, die jemanden ausschließt.“

In der Pandemie werden Kirchengemeinden seitens der Bundes- und Länderregierungen nicht als Pandemietreiber angesehen. Im kulturellen Bereich ist mittlerweile vielerorts das 2G-Modell Vorschrift, wonach nur Genesene und Geimpfte Veranstaltungen besuchen können. In der Gastronomie gilt überwiegend die 3G-Regel, dort dürfen sich auch negativ auf das Coronavirus Getestete in Innenräumen aufhalten.