Reformfreudig, bodenständig und selbstkritisch

Nachricht 07. September 2021

Von Martina Schwager (epd)

Er ist einer der führenden Reformer in der katholischen Kirche und kann sich sogar Priesterinnen vorstellen. Zugleich ist er um Kompromisse bemüht und mahnt zu Geduld. Am Sonntag feierte Bischof Franz-Josef Bode sein 30. Bischofsjubiläum.

Osnabrück (epd). Als er am 1. September 1991 geweiht wurde, war Franz-Josef Bode mit 40 Jahren der jüngste katholische Bischof Deutschlands. Vier Jahre später ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Osnabrück. Auch damals war er der jüngste unter den Diözesanbischöfen. Dennoch stand er als Jugendbischof eher selten im Fokus der Öffentlichkeit - zumindest gemessen an dem, was nach Aufdeckung des Missbrauchsskandals 2010 folgen sollte. Der heute 70-Jährige hat sich seitdem als Mahner und Reformer profiliert, der Schuld öffentlich eingesteht, zu Aufklärung drängt und Veränderungen einfordert. Am Sonntag feierte er mit einem Gottesdienst im Osnabrücker Dom sein 30. Weihejubiläum.

Bode geht auf Menschen zu. Er begrüßt jeden mit einem Handschlag, einem kurzen Blickkontakt, einem Lächeln. Für diese Nahbarkeit sind ihm die Gläubigen dankbar. Sie schätzen es, dass er zuhört, wissen will, wie die Basis tickt. Auch und gerade wenn es rumort. Nicht nur die Frauen setzen darauf, dass der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vorangeht - etwa beim Frauenpriestertum oder der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.

In seinem Bistum hat Bode eigene Diskussionsrunden zum Reformprozess „Synodaler Weg“ der Bischofskonferenz initiiert. Jeder konnte dort sagen, was er denkt. Der Unmut über eine „verlogene Sexualmoral“ und das Festhalten an männlich geprägten Machtstrukturen war unüberhörbar. Ebenso der Ärger über die kaum vorankommenden Reformen.

Mit ernster Miene verfolgte der Bischof die Wortbeiträge, äußerte Verständnis - und bat dennoch vorerst um Geduld. „Alleingänge eines Bistums“ seien nicht möglich. Aber er werde weiter Dinge ausprobieren, die „am Rande des Systems“ möglich seien.

Der promovierte Theologe ist ein eher bodenständiger Mensch: Er ist in Paderborn geboren und in der Nähe aufgewachsen, einen Teil seines Studiums hat er ebenfalls dort verbracht. Er ist im dortigen Dom mit 25 Jahren zum Priester und 1991 zum Bischof geweiht worden.

Für bundesweites Aufsehen und Anerkennung sorgte Bode im November 2010 durch seinen Bußgottesdienst anlässlich des damals aufgedeckten Missbrauchsskandals. Er gestand damals als einziger Bischof öffentlich die Schuld der Kirche ein und bat um Vergebung. Das Foto des bäuchlings vor dem Altar liegenden Bode ging durch die Medien - eine Demutsgeste. Später räumte er auch persönliche Fehler im Umgang mit Tätern ein. Er sprach mit Opfern, bereiste betroffene Gemeinden und stellte sich dort auch harscher Kritik. Vor vielen anderen setzte er unabhängige Ansprechpersonen für Opfer ein und präsentierte ein Präventionskonzept.

Im Dezember 2020 kündigte er an, im Rahmen der historischen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in seinem Bistum alle Verantwortlichen zu benennen, „die im Umgang mit Betroffenen und Tätern Fehler begangen und sich schuldig gemacht haben“. Später fügte er hinzu, das gelte auch, wenn es um ihn selbst gehe. Im April 2021 vergab das Bistum den Auftrag zur unabhängigen Aufarbeitung an die Universität Osnabrück.

Von Anfang an war Bode, der mehrfach als Bischof für größere Diözesen und als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz im Gespräch war, ein Treiber des Reformprozesses „Synodaler Weg“. Schon vor dessen Gründung brachte er mit dem Diakonat ein Weiheamt für Frauen in die Diskussion. Er betonte, dass er sich neben zölibatären Priestern auch katholische Geistliche mit Familie vorstellen könne, und sprach sich für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare aus.

Als Vorsitzender der Frauenkommission setzt er sich dafür ein, dass mehr Frauen in Entscheidungspositionen gelangen. Bereits 2002 ernannte er als erster Bischof eine Frau zur Leiterin des Seelsorgeamtes. Mittlerweile leiten Frauen im Bistum Osnabrück auch Pfarrgemeinden. Bei der Weihe von Frauen zu Priesterinnen bremst er jedoch die Erwartungen. Er weiß um die Widerstände in den Reihen der Bischöfe, sieht die Gefahr einer Spaltung der Kirche. Dennoch äußert Bode immerhin die Hoffnung, „dass es zum Ende meiner Amtszeit 2026 Diakoninnen in der katholischen Kirche gibt“.