Käßmann wünscht sich mehr Zuversicht und weniger "Lamentogesang"

Nachricht 05. August 2021

Hannover/Freiburg (epd). Mit Blick auf historische Krisen wie den Dreißigjährigen Krieg hat die einstige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, die gesellschaftliche Stimmung zu Corona-Zeiten als „Lamentogesang“ und „Gejammer auf hohem Niveau“ bezeichnet. „Wenn wir in die Geschichte unseres Landes, ja der Welt schauen, haben Menschen ganz andere Krisen gemeistert“, schrieb die frühere hannoversche Landesbischöfin in einem Gastbeitrag für die aktuelle Ausgabe der in Freiburg erscheinenden katholischen Wochenzeitschrift „Christ in der Gegenwart“.

Ihre Großmutter habe das im Dreißigjährigen Krieg entstandene Kirchenlied „Befiehl du deine Wege“ in der Küche geschmettert, obwohl sie am Ende des Zweiten Weltkrieges ihren Mann und ihre Heimat verloren habe. Diese von Zuversicht geprägte Haltung wünsche sie sich gerade in der Pandemiezeit: „Christinnen und Christen können zeigen, was es bedeutet, gehalten zu sein: in aller Demut getröstet und verankert im Glauben an Gott.“ Gerade jetzt sei es wichtig, aus „einer Haltung der Verzagtheit“ herauszukommen.

Im Umgang mit der Corona-Krise habe sich gezeigt, wie viel verändert werden könne. Dies gelte auch für andere Herausforderungen: „Wir müssen nicht schockgefroren auf die Klimakrise und ihre Folgen starren, sondern können die Politik drängen, zu handeln, sowie selbst unseren Lebensstil verändern“, betonte Käßmann.

Gegenüber „Corona-Leugnern und selbsternannten Querdenkern“ empfahl die Theologin, auf die Kraft sachlicher Argumente zu vertrauen: „Denn es ist erwiesen: Wird ihr Weltbild leicht erschüttert, kleiner Zweifel gesät, können sie auch wieder gerade denken.“