Käßmann kritisiert Arroganz des Christentums

Nachricht 12. Juli 2021

Berlin, Hannover (epd). Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat eine arrogante Haltung und ein Überlegenheitsgefühl in der Geschichte des Christentums gegenüber anderen Kulturen kritisiert. „Was für eine unfassbare Arroganz zu meinen, Christentum und europäische Kultur seien allen anderen Religionen und Völkern überlegen“, schreibt die frühere hannoversche Landesbischöfin in in ihrer wöchentlichen Kolumne in der „Bild am Sonntag“.

Sie bezog sich auf den Skandal in kirchlichen Internaten in Kanada, in denen indigene Kinder vor allem in den 1970er Jahren misshandelt und gestorben waren. Ende Mai waren in der Provinz British Columbia Hunderte Kinderleichen auf dem Gelände früherer katholischer Internate entdeckt worden.

„Leider ist die Kirchengeschichte voll von solch unfassbaren Beispielen eines abstoßenden Überlegenheitsgefühls. Dadurch wurde nicht christliche Nächstenliebe, sondern unsägliches Leid in alle Welt gebracht“, schreibt die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Die Kirchen Europas seien zu lange mitgegangen mit den Kolonialherren - in Afrika, Nord- und Südamerika und Australien. „Als Christin schockiert es mich, was im Namen meines Glaubens an Gewalt gerechtfertigt wurde“, so Käßmann.