Schulleitungen hoffen auf raschen Einbau von Lüftungsanlagen

Nachricht 10. Juli 2021

Städte- und Gemeindebund: Geräte kommen frühestens im Spätherbst

Vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus hat das Land Niedersachsen den Schulträgern 20 Millionen Euro für Luftreinigungsanlagen zugesagt. Doch der Einbau kann sich hinziehen, sagen Städte und Gemeinden.

Hannover (epd). In der Diskussion um den Einbau von Lüftungsanlagen an den Schulen in Niedersachsen hofft der Schulleitungsverband auf möglichst rasche Lösungen. „Wir brauchen diese Anlagen, um einen möglichst sicheren Präsenzunterricht nach den Sommerferien zu ermöglichen“, sagte die Vorsitzende Andrea Kunkel am Donnerstag in Langenhagen bei Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wichtig sei jetzt, eine realistische Zeitstruktur zu entwickeln, wie der Einbau umgesetzt werden könne.

Die rot-schwarze Landesregierung hatte den Schulträgern vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus 20 Millionen Euro für den Einbau von Luftfilteranlagen zur Verfügung gestellt. Das Geld ist vor allem für die Räume der ersten bis sechsten Klassen bestimmt, weil die jüngeren Kinder kaum gegen Corona geimpft seien.

Nach Angaben des Städte- und Gemeindebundes können die ersten Anlagen allerdings frühestens im Spätherbst eingebaut werden. „Das kann sich hinziehen“, sagte Verbandssprecher Thorsten Bullerdiek dem epd. Ein flächendeckender Einbau sei zudem illusorisch. Höchstens ausgewählte Schulen und Klassenräume könnten mit einer Anlage ausgestattet werden: „Da, wo es wirklich notwendig ist, weil man nicht vernünftig lüften kann, werden diese Gelder mit Sicherheit abgerufen.“ Der Verband hatte zuvor gefordert, das Programm auf 50 Millionen Euro aufzustocken.

Laut Bullerdiek hängt der Einbau davon ab, wie schnell entsprechende Handwerksfirmen zu bekommen sind. „Das sind spezialisierte Betriebe, die brauchen ihre Zeit.“ In vielen Fällen müssten die Aufträge auch ausgeschrieben werden. Nicht überall sei der Einbau solcher Anlagen sinnvoll, denn sie müssten langfristig auch gewartet werden. In erster Linie kämen Altbauten infrage. Bullerdiek betonte, das normale Stoßlüften des Klassenzimmers sei aus Expertensicht immer noch das Beste. „Das ist durch Anlagen nicht zu ersetzen, höchstens zu ergänzen.“

Schulleiterin Kunkel sagte, ob Fensterventilatoren oder andere Luftfilteranlagen eingebaut werden, müsse individuell vor Ort entschieden werden. Die Bedingungen seien an den einzelnen Schulen unterschiedlich. „Wenn es Schulen gibt, die Räume haben, die nicht adäquat gelüftet werden können, brauchen wir auf jeden Fall solche Geräte dafür“, unterstrich sie. Aus Sicht des Kultusministeriums können bei einer Förderung von 80 Prozent der Kosten rechnerisch alle 25.000 Klassenzimmer der Jahrgänge 1 bis 6 mit einer Lüftungsanlage ausgestattet werden.

Die Stadt Lüneburg kündigte unterdessen an, ihre Schulen und Kitas jetzt noch einmal zu begehen, um den Bedarf zu prüfen, bis die entsprechende Richtlinie des Landes vorliege. Die Frage sei allerdings, ob überhaupt genügend Geräte auf dem Markt seien, wenn jetzt alle bestellten, sagte Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD). Beim Einbau der Lüftungsanlagen sei in manchen Fällen gleich ein neues Fenster fällig, gab er zu bedenken. Bei Neubauten von Schulen und Kitas würden jedoch von Anfang an feste Lüftungsanlagen installiert.