Regionalbischof: Verständliche Sprache in schwieriger Zeit finden

Nachricht 10. Juni 2021

Emden (epd). Die Corona-Pandemie hat Pastorinnen und Pastoren nach Ansicht des Emder Regionalbischofs Detlef Klahr vor neue Herausforderungen gestellt. „Es geht darum, eine verständliche Sprache in schwieriger Zeit zu finden“, sagte der leitende Theologe des evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland-Ems im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Sprache in schwieriger Zeit“ lautete am Mittwoch auch das Thema des digitalen Generalkonvents aller lutherischen Pastorinnen und Pastoren im Sprengel, bei dem Landesbischof Ralf Meister und der Geistliche Vizepräsident der Landeskirche, Ralph Charbonnier, inhaltliche Impulse gaben.

Klahr warnte vor voreiligen Deutungen der Pandemie: „Das wäre quatsch.“ Als Kirchenhistoriker wisse er, dass derartige Ausnahmesituationen nur aus der Distanz überzeugend eingeordnet werden könnten. Auch wenn er als Theologe davon überzeugt sei, dass das „Evangelium Gottes Gegenwart auch in der Pandemie zusage“, könne nicht weiterhin so gepredigt werden wie vor der Pandemie. Zigtausende Menschen seien durch oder mit dem Virus gestorben. „Was soll ich einem Kind sagen, dessen Opa durch Corona gestorben ist? Was soll ich einem Mann, einer Frau sagen, der oder die in der Pandemie die Arbeit verloren hat?“ Das gelte es bedenken, betonte der Regionalbischof.

Die Seelsorge sei durch Corona herausfordernder geworden. „Viele Kolleginnen und Kollegen berichten, dass sie häufiger auf der Straße oder beim Bäcker angesprochen werden.“ Daraus entwickelten sich nicht selten tiefgehende seelsorgerliche Gespräche. Auch die Beerdigungen seien „intensiver“ geworden. „Es ist etwas anderes, ob man mit zehn Trauernden am Grab steht oder mit 100 Menschen eine Trauerfeier in der Kirche abhält“, sagte Klahr.

Den Pastorinnen und Pastoren im Sprengel sei es bisher „wunderbar gelungen“, auch in den härtesten Pandemiezeiten das Evangelium zu den Menschen zu bringen, lobte Klahr: „Mal mit dem Megafon vor dem Altenheim oder mit dem Trecker-Gespann über die Dörfer, mal leise und einfühlsam mit kleinen Andachten in Briefumschlägen oder mit freundlichen Gesprächen am Telefon.“

Einen „großen Entwicklungssprung“ hätten Kirche und Gemeinden in der digitalen Kommunikation gemacht, sagte Klahr. Er hoffe, dass vieles von den neuen Wegen, auf denen Menschen in der Corona-Zeit ins Gespräch gekommen sind, auch nach der Pandemie erhalten bleibe.

Zum Sprengel Ostfriesland-Ems zählen 156 Kirchen- und Kapellengemeinden mit 301.000 Gemeindegliedern. Er ist aufgeteilt in die sechs Kirchenkreise Aurich, Emden-Leer, Emsland-Bentheim, Harlingerland, Norden und Rhauderfehn.